Ob gekocht, gemalt, getöpfert, geschnitzt, gebacken, gewebt… wer Kunsthandwerk liebt, ist im Elsass am richtigen Ort. Egal ob traditionelle Stoffe oder innovative Kochkunst – ein kleiner Überblick über elsässische Handwerkskunst und ihre Meister.

Elsässische Glaskunst und Haute Cuisine

Wer sich für elsässische Glaskunst interessiert, kommt um einen Namen nicht herum: René Lalique. Der französische Glaskünstler zählt zu den wichtigsten Vertretern seiner Zunft im 20. Jahrhundert und ließ 1921 eine Manufaktur im Nordelsass errichten, im beschaulichen Wingen-sur-Moder. Heute findet sich dort ein Museum, das Werke aus der mittlerweile fast 100-jährigen Geschichte des Hauses Lalique ausstellt.

Von Schmuck über Parfümflakons und Kronleuchtern bis zum berühmtesten Werk aus Laliques Kollektion: die Vase Bacchante, die mit nackten Frauengestalten, Priesterinnen des römischen Gottes Bacchus, verziert ist. Ein Werk, das Laliques Stil perfekt zusammenfasst – Frauenfiguren, Flora und Fauna sind stets wiederkehrende Elemente, typisch für die Ästhetik des Art déco.

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Wer ganz in das Universum Laliques eintauchen will, gönnt sich einen Aufenthalt in der Villa René Lalique. Das Hotel-Restaurant bietet seinen Gästen sechs luxuriöse Suiten mit Dekoelementen aus der Kollektion Lalique Home. Für kulinarische Hochgenüsse sorgt Spitzenkoch Jean-Georges Klein, der internationale Haute Cuisine mit regionaler Kochkunst zu vereinen versteht. Der Guide Michelin zeichnete die Villa René Lalique im Januar 2016, nur wenige Monate nach der Eröffnung, mit zwei Sternen aus.

Traditionsreiche Holzkunst

Nicht nur Glas und Kristall, auch Holz wird zur Grundlage für Kreativität und künstlerisches Schaffen. Ende des 19. Jahrhunderts begann der Bœrscher Kunstmaler Charles Spindler, sich den Intarsien zu widmen. Das Besondere: Als Motive wählte er Landschaften und Lebensszenen aus seiner Heimat, dem Elsass. Zudem platzierte er die Intarsien nicht wie üblich nur auf Möbeln, sondern schuf eigenständige Kunstwerke.

Heute führt Spindlers Enkel Jean Charles die Tradition fort und kreiert einzigartige Holzobjekte, oft mit floralen und abstrakten Motiven. Zu sehen gibt es viele davon in dessen Atelier in der Maison Spindler, am Fuße des Mont Sainte Odile in der Nähe von Obernai gelegen. Neben den Arbeitsräumen, in denen hochwertiges Holz verschiedenster Farben und Strukturen zu finden ist, erwartet die Besucher dort auch ein Museum mit den schönsten Werken von Charles Spindler und seinem Sohn Paul. Viele Möbelstücke, Skulpturen und Holztafeln wurden bei internationalen Ausstellungen gezeigt und haben die Künstler weltweit berühmt gemacht.

Zu Besuch im »Lebkuchenpalast«

Schmeckt nicht nur zu Weihnachten: Pain d’épices, Lebkuchen, gehört zu den Highlights der elsässischen Pâtisserie. Das als Honigkuchen bereits in der Antike bekannte Backwerk findet sein elsässisches Epizentrum in Gertwiller, südlich von Obernai. Hier steht der Palais du Pain d’Epices des Konditorhauses Fortwenger, in dem man auf 800 Quadratmetern die Geheimnisse der Lebkuchenherstellung entdecken kann, sowie das Musée du Pain d’Epices et des Douceurs d’Autrefois – Museum des Lebkuchens und der Süßigkeiten von damals – der Firma Lips mit einer spannenden Ausstellung rund um das beliebte Süß. Wer in Straßburg ist, schaut bei Mireille Oster vorbei: wunderschön dekoriert, bietet ihr Geschäft eine großzügige Auswahl feinster Lebkuchen.

 

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Typisch elsässisches Karomuster

Ein schöner Teller mit Lebkuchen steht am besten auf einer hübschen karierten Tischdecke. Wer aber glaubt, Karomuster sei nur typisch für Schottland, liegt falsch: Auch der »Kelsch«, ein traditionell im Elsass gefertigter Stoff, ist mit den kleinen Rauten verziert. Aus Leinen oder Hanf gefertigt, wurde er früher in erster Linie für Bettwäsche verwendet, heute dagegen für die verschiedensten Heimtextilien.

Bereits im Mittelalter wurde er in den Klöstern der Vogesen handgefertigt – oft dauerte das Spinnen, Weben und Färben bis zu einem Jahr. In Muttersholtz findet sich das Atelier von Michael Gander, einer der wenigen Hersteller, die auch heute noch den hochwertigen karierten Stoff produzieren. Wer mehr über Geschichte und Fertigung lernen will, besucht das Museum des Stoffdrucks in Mulhouse. Drucktechniken aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Vorführungen vor Ort mit alten Druckmaschinen, Führungen für Kinder und Erwachsene: das Museum bietet einen spannenden Einblick in Kunstgewerbe, industrielle Entwicklungen, Mode und lokale Geschichte.

 

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