Eleganter Komfort mit japanischem Touch trifft auf Wohlfühlatmosphäre und eine unschlagbare Aussicht aus dem zweithöchsten Hochhaus Tokios. Im durchgestylten Andaz Tokyo in den Toranomon Hills hat Autorin Anja Genz ihr Glück gefunden. Text: Anja Genz

Die Prognose einer rosigen Zukunft

Als ich das dünne, fast durchsichtige Zettelchen aus der Holzfigur ziehe, halte ich meine Lebensprognose in den Händen. Mein Horoskop besagt, dass meine Zukunft überaus rosig sein wird. Geradezu exzellent. Für mich sind es nur Schriftzeichen, doch meine Begleitung, die mir das Zettelchen übersetzt, beteuert, wie selten ein »exzellent« sei. Meine Zukunft bestünde demnach aus purem Glück und reichlich Erfolg – ich müsse nur geduldig sein. Zuversichtlich kehre ich von meinem Ausflug vom Atago-Schrein zurück in den Irrsinn der Megametropole.

Der Schrein ist eine kleine Oase direkt in Toranomon Hills, einem der bedeutenden Geschäftsviertel Tokios. Mein Hotel liegt nur wenige Schritte entfernt und wirft mit seiner Höhe von 247 Metern einen Schatten auf den Atago-Schrein und – das muss man den Architekten lassen – ist mit seinem abgeschrägten Dach ein wahrer Hingucker in Tokios nie enden wollender Kulisse aus Wolkenkratzern. Dieses Meisterwerk der Baukunst ist Heimat des kürzlich eröffneten Hotels Andaz Tokyo.

Michael Moran

Was ist anders am Andaz

Andaz, das ist die junge, hippe und durchgestylte Boutique-Hotelmarke von Hyatt. Und selbstverständlich verteilt sich der Komfort der Designermöbel nicht auf die gesamten Etagen, sondern konzentriert sich auf die oberen sechs. Darunter befindet sich das Übliche: Büros und Wohnungen. Wer im Andaz eincheckt, versteht schnell: Hier ist einiges anders. Statt langweiliger Mehrzweckrestaurants locken ein Burgerrestaurant und eine Konditorei im Erdgeschoss. Und – ich nehme es gleich vorweg – hier braucht es kein Horoskop zum Glücklichwerden.

Denn – das wage ich jetzt mal zu behaupten – die süße Patisserie verkauft die leckersten Éclairs außerhalb von Frankreich, und der Nippon-Burger mit Teriyaki-Sauce wird nicht nur im hippen Ambiente serviert, sondern schmeckt so exzellent wie meine Zukunft rosig ist. Wer dann im eigentlichen Hotel oben angekommen ist, sucht vergeblich den üblichen Rezeptionstresen. Den gibt es hier nämlich nicht. Der Gast soll sich wie daheim fühlen.

Das Hotel ist ab sofort das zweite Zuhause

Also checkt ein »Host« den Gast im »Wohnzimmer« des Hotels ein. Gemütlich sitzend auf den schönsten Möbeln, die sich im Hokkaido-Ton auftreiben ließen. Das eigentliche Hotelleben beginnt also erst im 51. Stock. Es herrscht Loungeatmosphäre. Das Andaz-Konzept, den Gast wie einen Freund daheim zu begrüßen, sei in Japan zunächst schwierig gewesen, da dies viel persönlicher ist als in der japanischen Kultur vorgesehen, erklärt mir der General Manager Arnaud de Saint-Exupéry.

Michael Moran

Mein persönliches Glück scheint bereits begonnen zu haben, denke ich, als ich mein Zimmer zum ersten Mal betrete. Das Zimmer ist in einem unaufgeregten klaren Stil aus Materialmixen und Formen gehalten. Das Bett ist niedrig, die vorherrschenden Farben sind Rot und Braun. Die einfache, aber raffinierte Einrichtung lässt mich zur Ruhe kommen. Ob die dezent gestreuten japanischen Stilelemente damit in Verbindung stehen? Im Schlafbereich mit großer Fensterfront wären die traditionellen japanischen Trennwände aus Shoji-Papier zu nennen, die dekorativen Washi-Papierlampen oder die große runde Badewanne – eine Ode an die japanische Badekultur. Auch die Rückseite meiner Zimmerkarte ist typisch japanisch. Der japanische Künstler Toshiya Takahama hat sie gestaltet. Das Motiv verziert zudem die Wand in meinem Zimmer.

Jedes kleinste Detail ist stimmig

Selbstverständlich nicht hinter behäbigen goldenen Rahmen. Es ist eher so, dass die Kunst mit der Gesamtgestaltung verschmilzt. Seien es die ineinander geschwungenen Holzspanobjekte von Charlie Whinney aus rund 80 Jahren alten Eichen, die an die Flugbahnen von Schwalben erinnern, oder die detailverliebten Kunstwerke aus Washi-Papier.

Im Andaz kommt es auf die kleinen Dinge an – auch im 1.350 Quadratmeter großen Spa. Es ist eine puristische Welt der Erholung, und mein erster Stopp zu einer entspannten Seele ist die Kräuterbar. Dort heißt es für mich schnuppern. Die frische Kräuterwelt von Minze bis Rosmarin erobert meine Sinne. Dann werden getrocknete saisonale Früchte meiner Wahl hinzugefügt.  Woraufhin vor meinen Augen der Inhalt kleinen Stoffstempel zubereitet wird, die anschließend wohltuend über meinen Körper wandern.

Kiichi Fukuda

Mit Kräutern geht es am Abend auch in der Küche des Restaurants Tavern weiter. Und schon wieder kommen die prognostizierten Glücksgefühle auf. Das muss am Hummer auf Feldsalat mit Kürbis und schwarzem Trüffel liegen. Ungewöhnlich sind die Kreationen wie das auf Pastinakenpüree servierte Seeigelfilet, das mit einer klassischen Hummerkrebssuppe angerichtet wird, ganz zu schweigen vom himmlisch zart dahinschmelzenden japanischen Miyazaki-Rindfleisch.

Und obwohl ich mein Horoskop nicht überstrapazieren will, versuche ich mein Glück noch bei einem Gläschen Champagner in der Rooftopbar und schwelge in der Zukunft. Die ja, wie ich erfuhr, rosarot und unfassbar toll sein wird. Ähnlich wird es dem Andaz Tokyo in Zukunft gehen. Bei diesem Service, dem einzigartigen Stil und den zahlreichen Köstlichkeiten steht dem Erfolg nichts im Wege. Gute Aussichten eben. Oder soll ich etwa sagen, exzellente?

Andaz Tokyo. Toranomon Hills. 1-23-4, Toranomon, Minato-ku, Tokyo, Japan, 105-0001. www.tokyo.andaz.hyatt.com

Anreise. All Nippon Airways (ANA) fliegt täglich mit dem Dreamliner von Düsseldorf nonstop zum Drehkreuz Tokio-Narita. www.ana.co.jp