Gigantische und unvergessliche Begegnungen mit Meerestieren: Beim Tauchen in Westaustralien erlebt man magische Momente mit den »Big Five« der Ozeane.

Schwimmen mit Walhaien

Nur eine Handvoll Orte gibt es auf unserem Planeten, wo Reisende mit dem größten Fisch der Welt schwimmen können, dem Walhai. Einer dieser Orte ist das Ningaloo Reef, das seit 2011 stolz den Titel Unesco-Weltnaturerbe trägt. Zwischen März und Juli, zur Zeit der Korallenblüte, erleben Besucher vor der westaustralischen Küste eine Unterwasserbegegnung der ganz besonderen Art.

Auch wenn die Größe der Walhaie erst einmal einschüchtert – die riesigen Fische können bis zu 16 Meter lang werden und filtern bis zu 6.000 Liter Meerwasser pro Stunde durch ihre Kiemen – ist es völlig ungefährlich mit den sanften Riesen zu schwimmen. Nur mit Flossen, Maske und Schnorchel ausgerüstet, stehen die zweibeinigen Schwimmer für den Star des Riffs unter Wasser Spalier. Die riesige Schwanzflosse von rechts nach links schwingen zu sehen, während der Walhai im Wasser vorbeizieht, ist ein Anblick, den man so schnell nicht vergisst.

Walhai schwimmt frei im klaren türkisfarbenen Wasser

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Forscher des Schutzprogramms ECOCEAN gehen davon aus, dass sich jedes Jahr etwa 1.300 Walhaie am Riff aufhalten. Identifiziert werden die Individuen anhand ihrer unverwechselbaren Fleckenmuster. Während der Saison liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Teilnehmer einer Bootstour einen Walhai zu sehen bekommen, bei über 90% Prozent. Dies ist auch den sogenannten »Spotter Planes« zu verdanken, Flugzeugen, die den Ausflugsschiffen die Position der Walhaie aus der Luft durchgeben.

Und dennoch ist der Walhai-Tourismus am Ningaloo Reef sehr viel nachhaltiger als an anderen Orten auf der Welt. Es gibt strenge Regeln, wie viele Schwimmer gleichzeitig mit dem Fisch im Wasser sein dürfen und wie viel Abstand sie halten müssen. Touren starten ab Coral Bay und Exmouth und sollten unbedingt im Voraus reserviert werden.

Delfine hautnah

Monkey Mia gehört zu den wenigen Orten der Welt, an denen Begegnungen mit Delfinen so gut wie garantiert sind. Seit über 40 Jahren kommen die wilden Delfine (Große Tümmler), die hier leben und an Menschen gewöhnt sind, bis in das flache Wasser am Strand von Monkey Mia. Besucher können mehrmals täglich einer Fütterung beiwohnen, die von den Forschern vor Ort durchgeführt wird. Während die Gäste knietief im Wasser stehen, schwimmen die Delfine nur wenige Meter vom Ufer entfernt an ihnen vorbei.

Monkey Mia in Westaustralien, ein Spot zum Delfine beobachten

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Die Delfine von Monkey Mia sind jedoch nicht nur eine beliebte Touristenattraktion, sondern vielmehr Gegenstand eines führenden, internationalen Forschungsprojekts, welches das Verständnis für diese faszinierenden Tiere verbessern soll. Besucher und Forscher können die Delfinfamilien jeden Tag direkt vom Strand aus dabei beobachten wie sie jagen, spielen, ihr Territorium verteidigen und ihren Nachwuchs großziehen. Wenn die Delfine beim Jagen die Fische bis ins flache Wasser direkt am Ufer treiben, freuen sich darüber nicht nur die Besucher. Auch die Pelikane vor Ort warten geduldig, lassen die Delfine ihre Arbeit machen und stibitzen dann schnell den ein oder anderen Fisch.

Freiwilliger im Wasser hält Eimer mit Fisch. Delfinfütterung am Strand von Monkey Mia, Westaustralien

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Reisende, die schon immer davon geträumt haben, mit Delfinen zu schwimmen, kommen in Westaustralien ebenfalls auf ihre Kosten. Nur eine kurze Autofahrt südlich von Perth bieten Rockingham Wild Encounters und Bunbury’s Dolphin Discovery Touren an, bei denen Besucher Delfinen in freier Wildbahn im Wasser begegnen. Die Bootstouren finden in den geschützt gelegenen Gewässern des Shoalwater Marine Park (Rockingham) und der Koombana Bay (Bunbury) statt. Sobald der Kapitän eine Gruppe Delfine in »Spiellaune« entdeckt hat, heißt es »Schnell, ab ins Wasser!« Schon zischen die Meeressäuger direkt neben und unter den Schwimmern vorbei und sehen sie neugierig an, so als wollten sie sagen »Was macht ihr denn hier?!« Auf dem Rückweg, noch ganz berauscht vom Erlebnis im Wasser, freuen sich die Teilnehmer dann über die Delfine, die dem Boot hinterherjagen und immer wieder aus dem Wasser springen.

Wale beobachten

Für Fans von Walen ist Westaustralien zwischen Mai und Dezember der »Place to Be«. Im australischen Winter verlässt eine der größten Buckelwal-Populationen der Welt das nahrungsreiche Südpolarmeer und macht sich auf den Weg nach Norden zu den Brutplätzen in den tropischen Gewässern der Kimberley-Region. An vielen Küstenabschnitten Westaustraliens kann man die Wale wunderbar vom Land aus beobachten.

Wal an der Küste von Westaustralien

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Wer den riesigen Meeressäugern näher kommen möchte, der kann an einer »Whale Watching Cruise« teilnehmen. Diese werden je nach Jahreszeit ab Broome, Exmouth, Coral Bay, Denham, Kalbarri, Geraldton, Perth, Busselton, Dunsborough, August, Albany und Esperance angeboten.

Beeindruckend ist schon allein die Größe der Buckelwale, die bis zu 18 Meter lang und zig Tonnen schwer werden. »Humpies«, wie die Westaustralier sie liebevoll nennen, sind für ihr verspieltes Temperament bekannt. Sie nur 30 Meter vom Boot entfernt aus dem Wasser springen zu sehen und sie dabei zu beobachten, wie sie ihre Flossen auf die Wasseroberfläche klatschen lassen, ist ein unvergessliches Schauspiel. Am Ningaloo Reef, wo erwachsene Tiere und Jungtiere zwischen August und Oktober auf ihrem Rückweg in die Antarktis rasten, konnten Besucher im Jahr 2016 erstmals auch mit Buckelwalen schwimmen. Ihnen Auge in Auge im Wasser zu begegnen, ist ein außergewöhnliches Erlebnis!

Buckelwal unter wasser umringt von kleinen schimmernden Fischen

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Dass gerade vor der Küste Westaustraliens Wale wieder so zahlreich sind, ist eine äußerst positive Nachricht. Walfänger hatten bis Mitte des 20. Jahrhunderts beinahe die gesamte Population ausgerottet; fast 95% des Walbestands war verschwunden. Seit die Jagd auf Buckelwale im Jahr 1963 gesetzlich verboten wurde, hat sich der Bestand erholt und jedes Jahr um etwa 10% zugenommen. Inzwischen hat die Population, die heute wieder etwa 30.000 Individuen zählt, fast wieder ihre ursprüngliche Größe erreicht.

Neben Buckelwalen können Besucher in Westaustralien auch Südliche Glattwale, Zwergwale und Blauwale beobachten. Wer Orcas aus nächster Nähe erleben möchte, der kann zwischen Januar und April an einer Bootstour zum Bremer Bay Canyon, einem marinen Hotspot vor der Küste von Albany teilnehmen. Hier wurden an einem Tag schon über 100 Schwertwale gesichtet, die Wahrscheinlichkeit, diese Tiere zu sehen, beträgt so gut wie 100%.

Tauchen in Westaustralien: Mit Mantarochen schnorcheln

Mantarochen sind das ganze Jahr über am Ningaloo Reef anzutreffen, besonders vielen Individuen begegnet man zwischen Mai und September. Der beste Ort, um diese eleganten Fische zu beobachten, ist Coral Bay, ein Schnorchler-Paradies etwa 150 Kilometer südwestlich von Exmouth. Touranbieter bringen Schnorchler zu einer »Putzstation«. Hier erhalten die Mantas eine Art »Spa-Anwendung«. Nur, dass sie nicht von Masseuren behandelt werden, sondern von einer Gruppe Putzerfische. Die können es kaum erwarten, sie von Parasiten, Bakterien und alten Schuppen zu befreien. Mantarochen sind wenig scheu. Mit anmutiger Eleganz gleiten sie durchs Wasser. Ihre Flossen, die eine Spannweite von drei bis fünf Metern erreichen, wirken fast wie Flügel, die sie schwerelos dahin tragen.

Mantarochen vor Westaustralien

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Wenn die Tiere nicht Loopings machen und neugierig um die Schwimmer kreisen, sondern es eilig haben, hat man keine Chance ihr Tempo zu halten. Bis zu 40 km/h beträgt die Reisegeschwindigkeit der Mantas. Als zweibeiniger Schwimmer kommt man sich dagegen ziemlich schwerfällig vor. Und dennoch ist die Begegnung mit ihnen ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst. Vor allem, wenn man, wie am Ningaloo Reef häufig der Fall, von einem halben Dutzend Tieren gleichzeitig umkreist wird. Zwischen Juni und November kommen die Mantarochen auch bis nach Exmouth.

Meeresschildkröten legen ihre Eier

Für Besucher, die am Ningaloo Reef schnorcheln gehen, stehen die Chancen gut, einer Meeresschildkröte zu begegnen. Dies ist ohne Frage ein beeindruckendes Erlebnis, kann jedoch nicht mit einer Begegnung an Land mithalten. Jedes Jahr im australischen Sommer machen sich grüne Meeresschildkröten und Karettschildkröten zur Eiablage auf den Weg ans Ningaloo Reef. Zwischen Dezember und Februar kommen die Weibchen nachts bei Flut an Land. Dann graben sie im Sand ein Loch und legen ihre Eier darin ab. Sechs Wochen später kämpfen sich die frisch geschlüpften Babyschildkröten an die Oberfläche und machen sich hastig auf den Weg Richtung Wasser. Auf geführten nächtlichen Touren folgen Besucher im Schein der Taschenlampe den Spuren der Schildkröten. Sie können sowohl die Eiablage als auch später den Spurt der Kleinen zum Wasser aus nächster Nähe erleben. Ausgangspunkt für die Touren ist das Jurabi Turtle Centre.

Weitere Informationen über Tauchen am Ningaloo Reef in Westaustralien und den australischen Bundesstaat auf der Website von Western Australia.