Wie eine Fata Morgana taucht das Shangri-La Muscat in der kargen und durchweg steinigen Landschaft auf, erst später rückt das Meer in den Blick. Wer Entspannung ebenso nötig hat wie ein Verdurstender das Wasser, ist in dieser Luxus-Rückzugsoase genau richtig. Text: Ulrike Klaas

Sieben Flugstunden dauert der Weg in die Entspannung. Das Karge wirkt beruhigend auf den Geist. Die Berge reichen dem Wasser die Hand, und der Kontrast zwischen ockerfarbener Felslandschaft und dem Tiefblau des Ozeans ist gewaltig. Es weht ein angenehmer Wind, der die Sonne erträglich macht. Der hübsche schroff e Felsbogen, der sich vor dem Privatstrand der weitläufi gen Luxushotelanlage in Pose wirft, verschluckt die paddelnden Kanufahrer. Träge beobachten die Strandbesucher von ihren Liegen aus die Szenerie. Die Angestellten verteilen Mini-Kühltaschen an die Gäste mit Getränken, wohltuend kalten Tüchern und selbst gemachtem Mango-Eis.

Luxus-Rückzugsoase: Shangri-La Muscat

Ulrike Klaas

Und so fühlt sich auch der gesamte Aufenthalt im Shangri-La Muscat an: wie ein wohltuendes Eis an hitzigen Tagen – erfrischend und besänftigend. Das Shangri-La Muscat besteht aus drei Hotels. Das Al Waha ist ein Familienhotel, das Al Bandar ist etwas gehobener, und das Al Husn ist das Tophaus mit arabisch geprägtem Flair und Privatstrand. Ein luxuriöses Retreat, das einem omanischen Sultanspalast nachempfunden ist. So fühlt sich also ein König. Die Zimmer sind geräumig und extrem komfortabel. Das Bett ist so bequem und gemütlich, dass selbst die Prinzessin auf der Erbse nichts zu meckern hätte, und das Essen ist so köstlich fein und wird in opulentem Ambiente wie ein Traum aus 1.001 Nacht serviert – oder soll ich sagen inszeniert?

So vergehen die Stunden. Denn Zeit rennt, wenn man sich amüsiert. Nicht nur beim Relaxen und Schlemmen, denn die Palette an Freizeitangeboten ist schier unendlich: Hochseefischen, Boottrips an der wundervoll rauen Küste entlang, Schnorchel- und Tauchausfl üge, Touren ins Hinterland und in die Berge und nicht zuletzt: Wellness. Al Husn hat das größte Spa der Region. Chi ist ein Rückzugsort, wo Körper und Seele gleichermaßen runterfahren. Wer Glück hat, bekommt während seines Aufenthalts ein ganz besonderes Erlebnis geboten: das Schlüpfen der Schildkröten.

»Jedes Jahr kommen rund 100 Schildkröten zu uns an den Strand und legen ihre Eier«,

erzählt Turtle Ranger Mohammed, der seit elf Jahren diese Position innehat. 100 bis 130 Eier sind es pro Wurf pro Schildkröte. »Herrschen warme Temperaturen, schlüpfen männliche, ist es kalt, sind es weibliche Schildkröten«, erklärt er weiter. »20 Jahre später kehren sie zurück an den Ort ihrer Geburt und legen dort selbst Eier.« Es ist herzergreifend anzusehen, wenn die faustgroßen Schildkröten in Richtung Meer tapsen – noch etwas unbeholfen, als müsste man sie liebevoll in die richtige Richtung stupsen.

Auf, die Hauptstadt Muscat ruft

Die Gäste, die diesem Schauspiel beiwohnen dürfen, stehen andächtig am Strand. Die Mini-Schildkröten schwimmen in die Weite. Auch als Gast sollte man die heimelige Luxus-Hotelwelt verlassen. Keine Sorge, nur kurz. Ein paar Stunden genügen, um einen Ausflug in die Hauptstadt Muscat zu wagen. Vor allem, wenn man so einen Guide wie Annette hat.

»Bei uns im Land geht es entspannt zu«,

sagt die Endvierzigerin. Sie begleitet Touristen zum Al Jalali Fort, zur sehr modernen Sultan-Qaboos-Grand-Moschee und zum Muttrah Souk – und hat viel zu berichten. Aus einem Land, das zwar in einem Atemzug mit den Emiraten genannt wird, aber dennoch ganz anders ist. Ein Land, dessen letzter Krieg – abgesehen von ein paar Stammesfehden in den Bergen – mehrere Hundert Jahre zurückliegt und wo selbst der Arabische Frühling 2011 der lässigen entspannten Grundstimmung nichts anhaben konnte. Wie das sein kann?

»Die Omanis lieben den Sultan. Er ist ein Menschenfreund, und das ist ein Garant für den Frieden«,

meint Annette. Die Deutsche mit den blonden Locken ist seit 21 Jahren mit einem Omani verheiratet und sagt augenzwinkernd, dass die omanischen Männer die nettesten Araber von allen seien. Ganz ohne Machogehabe. Kaum eines der Gebäude, die auf einer Rundfahrt durch Muscat ins Auge fallen, muss man mit dem Kopf im Nacken betrachten, denn aneinandergereihte Wolkenkratzer wie in den Nachbaremirate Dubai und Abu Dhabi sucht man vergebens. »Der Sultan hat einmal gesagt, er hätte sein Land ebenso wie Dubai an einem Tag verkaufen können«, erzählt Annette weiter. Hat er aber nicht. Zum Glück. Statt Superlative, Mega-Projekte der Zukunft und das Künstliche wie in Dubai steht Muscat für Werte wie Tradition, Kultur und Geschichte.

 Sultan-Qaboos-Grand-Moschee

Ulrike Klaas

Auch wenn die Qaboos-Moschee das wohl prachtvollste Gebäude von Muscat ist, strahlt sie dennoch eindrucksvolle Zurückhaltung aus – ganz im Gegensatz beispielsweise zu dem weißen Prachtbau von Abu Dhabis Moschee. »Die Omanis prahlen nicht mit den Taten des Sultans«, sagt Annette. Ebenso diskret und stilvoll gehe der Sultan mit Bauten wie diesen um. Niemand weiß, wie viel die Moschee gekostet hat, die aus 300.000 Tonnen indischem Sandstein und sage und schreibe 1.122 Glühbirnen sowie acht Tonnen schweren Swarovski-Kronleuchtern besteht.

Kronleuchter in der Sultan-Qaboos-Grand-Moschee

Ulrike Klaas

Ebenso bedacht und stilvoll: das erste Opernhaus der Golfregion, das der Sultan 2011 bauen ließ. Ein Geschenk an sein Volk und sich – ist er doch ein großer Fan der klassischen Musik.

»Wer als Frau eine Panne mitten im Nirgendwo hat, kann versichert sein, dass der erste Omani, der vorbeifährt, anhält und sich kümmert«,

erzählt Annette. Als ihr dies im letzten Jahr passierte, wechselte der vorbeikommende Einheimische nicht nur den Reifen, sondern fuhr mit seinem Wagen hinter ihr her, bis er versichert war, dass sie wohlbehalten zu Hause angekommen war. Geschichten, die der Oman schreibt. Eine Freundlichkeit, die ans Herz geht. Und zum Glück ist das Shangri-La Muscat keine Fata Morgana, sondern eine Oase, die ganz real ist und in der es einem an nichts fehlt.

Anreise. Oman Air bietet die einzigen Nonstop-Flugverbindungen ab Deutschland in den Oman. Täglich geht es von Frankfurt a. M. sowie München nach Muscat.

Adresse. Shangri-La Barr Al Jissah Resort & Spa. PO Box 644, Muscat 100, Sultanate of Oman, Tel. +968 2477 6666. Eine Nacht für zwei Personen im Al Husn im Deluxe Sea View Room ab € 310 inkl. Frühstück. Eine Nacht im Al Bandar ab € 240, im Al Waha ab  € 185, jeweils für zwei Personen inkl. Frühstück.