Während die Wolkenkratzer sich um die Wette gen Himmel strecken, stehe ich auf der Terrasse meines Hotelzimmers im The William mitten in Manhattan. Was für eine große Freude. Draußen essen und der wuseligen Stadt bei Bedarf lauschen. Text: Jennifer Latuperisa-Andresen

Es ist nicht mein erster Aufenthalt in New York. Als Reiseredakteurin gibt man sich ja gerne auch mal total abgebrüht (insbesondere vor Kollegen!) und zählt die Orte auf, die man bereist oder bewohnt hat. Manchmal mit einem gleichgültigen Ton in der Stimme, als sei das alles nichts Besonderes. Ganz nach dem Motto: Für uns Reiseredakteure ist das Alltag. Igitt. So möchte ich nicht werden. Das habe ich mir geschworen. Ich will mich über die kleinen Sachen freuen. Ich möchte es spannend finden, an einen Ort auch wiederkehren zu können und mich auszukennen. Immer neue Ziele zu bereisen, um mir dann eines Tages selbst eine Plakette zu verleihen, kommt nicht infrage. Auch in New York City war ich einige Male. Wobei – das muss ich zugeben – die Stadt mich jetzt erst erobert hat.

Im The William ist man mitten im Geschehen

Weil ich schon das ein oder andere Hotel in New York gesehen habe, können Sie es mir glauben, wenn ich sage, das The William liegt tatsächlich im Herzen der Stadt. Wir wissen ja, wie häufig eine zentrale Lage angepriesen wird und es definitiv nicht stimmt. Hier schon. Es sind fünf Minuten Fußweg bis zu Grand Central Station und drei Minütchen bis zur Fifth Avenue. Hier auf meiner Terrasse des kleinen Boutique-Hotels (33 Zimmer!) bin ich also mitten im Geschehen der pulsierenden Stadt. Wolkenkratzer rahmen meine Aussicht ein. Wahlweise in Beton oder mit glitzernden Fassaden. Aber das ist nicht das einzige Detail, weswegen das Hotel definitiv aus dem Rahmen fällt.

Das Hotel ist bunt. Nicht dezent. Eher knallig. Denn jede Etage wurde mutig in einer eigenen Farbe gestaltet, um dadurch eine außergewöhnliche Atmosphäre zu schaffen. The William ist ein Ort, an dem die Grenzen zwischen Architektur, Interieur und Kunst zu verwischen scheinen. In Nuancen oder Abstufungen werden Räume und Bereiche geschaffen, die je nach Farbton eine ganz bestimmte Stimmung hervorrufen. Welche genau das ist? Schwer zu sagen. Mein Zimmer ist grasgrün. Begleitet von einem Blau. Ich pendele in den Gemütszuständen zwischen Aufregung und Yoga.

Kunst wird in dem Hotel groß geschrieben

Das kann aber auch an dem fantastischen Aufenthalt liegen. An der Stadt, die mich dieses Mal mit offenen Armen empfängt. Die mir Spaß macht. Oder vielleicht ist ja auch das Hotel die Ursache für meine neue Meinung über den Big Apple. Doch die Farbe an den Wänden ist nicht die einzige Form der Kreativität. Der Kunst wurde im Hotel besonders viel Raum gegeben: Die Gemälde von William Engel, die die Flure des gesamten Hotels zieren, sind gestalterischer Rahmen und verschmelzen gleichzeitig mit diesem. Es hat etwas von Mondrian oder Yves Klein. Es ist so, als würde man durch eine Farbpalette spazieren und in Kobaltblau nächtigen, während Himmelblau im Flur wartet. Heißt es nicht, jede Farbe stehe für einen bestimmten Gefühlszustand oder vermag diesen positiv zu beeinflussen?

Infos. The William NYC. 24 E 39th St, New York, NY 10016, Tel. +1 (646) 922 8600. Das Hotel hat keine Minibar, dafür eine Kitchenette. Es eignet sich ideal für einen längeren Aufenthalt. Circa 355 Euro pro Nacht zzgl. Steuern.