Wenn sich am 1. April 2015 der Geburtstag Otto von Bismarcks zum 200. Mal jährt, werden sich die Lobgesänge in Polen vermutlich in Grenzen halten. Denn in den okkupierten polnischen Gebieten hatte der deutsche Reichskanzler eine strenge Politik der Germanisierung verfolgt. Andererseits finden sich in Polen zahlreiche Stätten, die an den »eisernen Kanzler« erinnern.

Bismarcks Schlösser und Türme in Polen – das ist eine lange Geschichte. Eng mit Bismarcks Leben verbunden ist das Schloss und Gut Varzin im heutigen Warcino bei Słupsk (Stolp). Das ehemalige Rittergut hatte er 1867 als preußischer Ministerpräsident gekauft. Auch nach seinem Tod 1898 blieb es im Familienbesitz. Das Schloss beherbergt heute Hörsäle und Büros einer Forstschule. An der Fassade prangt das Relief von Bismarcks Lieblingspferd »Schmetterling«, in seinem ehemaligen Arbeitszimmer steht ein massiver Schreibtisch, an dem der »eiserne Kanzler« einst saß und auf dem Kamin prangt ein Reichsadler. Im weitläufigen Park wurde der Friedhof für Bismarcks Doggen erneuert. Studenten hatten die ehemaligen Grabsteine entdeckt. Wanderwege und Lehrpfade führen durch den Park, das Schloss selbst ist für Besucher nicht zugänglich.

Von Warcino zur Ostseeküste ist es nicht weit. In Stolpmünde, dem heutigen Seebad Ustka, ließ sich Bismarck 1886 eine Sommerresidenz erbauen. Das viergeschossige Backsteingebäude im wilhelminischen Stil wird heute unter dem Namen Villa Red als Hotel genutzt. In direkter Nachbarschaft zum Strand bietet es 17 Gästezimmer sowie eine Dachterrasse mit Meerblick.

Bismarcks Jugend in Westpommern

Bismarck, der in der Altmark geboren wurde, verbrachte einen Teil seiner jungen Jahre auf dem elterlichen Gut in Kniephof, dem heutigen Konarzewo in Zachodniopomorskie (Westpommern). Das zweigeschossige Gutshaus wurde nach 1945 von einer Landwirtschafts-Kooperative genutzt und ist heute nur noch eine Ruine. Anders sieht es im nahe gelegenen Kulice, dem früheren Külz, aus. Das dortige Schloss gehörte Ottos älterem Bruder Bernhard. Es wurde in den 1990er Jahren rekonstruiert und zu einem Tagungszentrum umgebaut. Bis 2013 organisierte die Europäische Akademie Külz-Kulice dort deutsch-polnische Begegnungen und Seminare. Die Universität Szczecin (Stettin) wollte als Besitzerin das barocke Gutsgebäude verkaufen. Da dies nicht gelang, plant sie nun, es nach einer erneuten Renovierung wieder als Bildungszentrum zu nutzen.

Von 240 Bismarcktürmen, die zu Erinnerung an den Reichsgründer errichtet wurden, befanden sich 40 auf dem Gebiet des heutigen Polen. Insgesamt 17 von ihnen blieben erhalten, einige wurden in den vergangenen Jahren erneuert. Ein beliebter Aussichtspunkt ist der 2013 sanierte Bismarckturm in Szczecinek (Neustettin). An Sommer-Wochenenden geöffnet ist auch der Turm im niederschlesischen Zobtenmassiv bei Wrocław (Breslau).

Zu den bekanntesten Bismarcktürmen in Polen gehört der 25 Meter hohe Aussichtsturm auf dem Berg Wielka Sowa (Hohe Eule) im niederschlesischen Eulengebirge. Der 1906 gebaute Turm wurde zum 100. Jubiläum umfangreich saniert und ist in den Sommermonaten täglich geöffnet. Der 1915 fertiggestellte Bismarckturm in Stettin wurde 2001 von privaten Investoren erworben, um ihn zu restaurieren und in ein Restaurant zu verwandeln. Passiert ist seitdem nicht viel. Schon seit einiger Zeit wird der Turm wieder zum Verkauf angeboten.

Informationen über Reisen nach Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt, , Infos zum Hotel Villa Red unter