Bordeaux-Weine sind bei Weinkennern aus der ganzen Welt beliebt. Der neueste Trend: Die Besinnung auf Tradition und Ursprünglichkeit. Wir verraten, was es damit auf sich hat – und welche Weingüter man besuchen sollte.

Bevor es in die Weinregionen rund um Bordeaux geht, sollte man sich der Stadt selbst widmen – natürlich mit einem Fokus auf Wein, denn Bordeaux trägt die Auszeichnung »Great Wine Capital of the World«. Die inmitten des Stadtzentrums gelegene »École du Vin de Bordeaux« bietet einen sehr guten Einstieg in die Bordelaiser Weinwelt. Zahlreiche Workshops und Verkostungen werden hier angeboten, in denen Einsteiger wie auch fortgeschrittene Weinkenner viel über die Weine von Bordeaux lernen können.

Man kann aber natürlich auch zu Fuß auf den Spuren des Weins in der Stadt Bordeaux gehen. Mit über QR-Codes abrufbaren Audiodateien sowie guten Adressen, um Wein zu verkosten oder zu kaufen, schlägt eine Faltkarte eine Brücke zwischen der Stadt und dem Wein, die unter dem Begriff Bordeaux untrennbar miteinander verbunden sind.

Wer das Weinerlebnis weiter vertiefen möchte, sollte unbedingt einen Besuch in der »La Cité du Vin« unternehmen. Die Geschichte des Weins kann man hier multisensorisch in 20 verschiedenen Bereichen auf 3.000 Quadratmetern erkunden. Um den Tag danach genussvoll ausklingen zu lassen, bietet sich ein Glas auf der Terrasse der Bar à Vin de Bordeaux an: Die Bordeaux-Weinbar bietet eine großartige Auswahl an Bordeaux-Weinen zu attraktiven Preisen.

Bar a vin in Bordeaux

Guillaume Bonnaud CIVB

Bordeaux-Weine: Tropfen für jedermann

Wein wurde schon immer getrunken, bei den Römern sogar zu jeder Zeit. Sklaven bekamen Wein, und für Soldaten gab es immer reichlich Ration. Doch beschrieb man ihn eher mit »zerstreut die nagenden Sorgen« oder »bringt törichte Eigensucht«. Definitiv glich der Wein eher einem Gesöff als einem Genusstropfen.

Kein Wunder: Zusätzlich zu der durch den natürlichen Gärungsprozess entstehenden Essignote, erhielt der Wein durch das Dichten der Amphore mit Öl einen entsprechenden Beigeschmack. Um die Säure zu mildern, mischten die Römer Kalk bei. Üblich war es auch, den »edlen Tropfen« mit lauter (in unseren Augen unpassenden) Mittelchen zu verfeinern. Unter anderem mit Aschenlauge, Flöhkraut, Salz, Schwefel, Gips, Pinien- und Pistazienharz. Um den Wein süßlicher zu gestalten, fügten die Winzer Römer Honig und Rosenblütenblätter zu.

Person hält blaue Weintrauben in der Hand

Maja Petric

Bitterer Beigeschmack: Adé, Tannine!

Genug über die altertümlichen Sitten. Was genau übernehmen die Winzer heutzutage, um den perfekten Tropfen zu bekommen? Um Kalk und Öl im Wein wird heute ein großer Bogen gemacht. Auch der Tanningehalt der Weine wird reduziert. Zwar haben hochwertige Weine häufig einen sehr hohen Tanningehalt, Tannine sorgen aber für einen bitteren Beigeschmack und sind Grund für das pelzige Gefühl auf der Zunge.

Was lange gärt …

Ebenso markant wie die Geschmeidigkeit ist auch das fruchtige Aroma der Bordeaux-Weine. Um einen möglichst unverfälschten Geschmack des Weins zu erhalten, wird der Winzer-Wein in vielen Familienbetrieben nicht mehr in neuen Holzfässern, sondern in Terracotta-Amphoren gereift. Was lange gärt, wird endlich gut, also ab damit in die Erde! Schon die Römer-Winzer haben die Amphoren im kalten Boden reifen lassen. Darüber hinaus werden Zement- oder Stahltanks für den Ausbau verwendet. Das soll sicherstellen, dass der Geschmack des Rebenbodens im Wein zu schmecken ist und die Fruchtnoten nicht durch Sauerstoff oder Holznoten verfälscht werden. Besonders beliebt ist diese Methode bei Weißweinen, weil die meist einen fruchtigen Eigenschmack von Birne, Stachelbeere und Co. haben. Wozu da noch ein Holzaroma?

Amphoren zur Weinlagerung in Garten.

S. Kuelcue/Shutterstock.com

Bordeaux-Weine: Zahlen und Fakten

Das Anbaugebiet Bordeaux verkauft jährlich 138 Millionen Flaschen Wein in über 170 Länder. Davon sind fast neunzig Prozent Rotweine. Auf den 112 Tausend Hektar Fläche der Weinberge arbeiten rund 6100 Winzer. Die am meisten verbreitete Rebsorte ist Merlot.

Mann erntet die Trauben von den Reben.

Vins de Bordeaux

Was schmeckt wie? Kleines Rebsorten-Einmalvier

Cabernet Sauvignon – von diesem Wein hat man bestimmt schon mal gehört. Es ist schließlich aus der bekanntesten Rebsorte Bordeauxs und weltweit beliebt. Der tiefrote Wein begeistert mit einer besonders fruchtigen Note der Johannisbeere. Aromen wie Vanille, Lakritz und Minze zeichnen den begehrten Tropfen ebenso aus wie die kräftigen Tannine.

Merlot – besonders beliebt für moderne Rotweine und dadurch die am meisten angebauten Rebe. Die fruchtigen Aromen von süßen Feigen und Pflaumen machen den Merlot zu einem sehr beliebten Wein, der zu jedem Anlass getrunken wird. Weiche Tannine bringen Noten von Brombeeren und Heidelbeeren ein.

Frauenhand mit Weinglas, dass gerade mit Rotwein gefüllt wird.

Vins de Bordeaux

Cabernet Franc – Himbeer-Vanille-Noten, klingt das nicht lecker? Die kleinen Trauben des Cabernet Franc sind nur mäßig gefärbt, haben dafür aber einen umso süßeren Geschmack. Durch den geringen Tannin und Säuregehalt ist der Wein weich und fruchtig. Noten von schwarzer Johannisbeere, Erdbeeren und Veilchen runden den Wein der alten Rebsorte ab.

Malbec – herber und vielleicht sogar winterlicher ist der Wein der Rebsorte Malbec. Der schwarz-lilafarbene Wein überrascht mit seltenen Aromen wie Lebkuchen, Blaubeere und Wacholder. Besonders im Alter entwickelt er seine volle Intensivität. Durch die hohe Tannin-Dichte ist der Malbec samtig vollmundig.

Rotweinkorken aus Bordeaux

Jean-Luc Benazet

Bordeaux-Weine aus den Château Pontet Canet und Château Pey Bonhomme les Tours

»Alte Gewohnheiten hinter sich lassen und neu beginnen, um wieder mit der Natur in Kontakt zu treten«. Die Umstellung auf eine ursprüngliche Weinherstellung ist mit viel Geduld und brennender Leidenschaft verbunden. Alfred Tesseron und Jean-Michel Comme haben das Risiko gewagt und setzten auf organische und biodynamische Methoden. Dank Durchhaltevermögen und Herzblut haben sie mittlerweile unvergleichbar gesunde und widerstandsfähige Reben. Sie trotzen Wind und Wetter, Hitzewellen und Trockenphasen. Dieses innere Gleichgewicht und die Kraft schmeckt man in jedem Schluck!

»Give back to the Earth. Its vitality«. Es ist das größte Weinanbaugebiet Bordeauxs. Auf mehr als dreißig Hektar Land baut die Familie Hubert seit sechs Generationen die Rebsorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Malbec an. Die Weine der Huberts sind vor allem eins: ursprünglich. Denn jede Änderung der Technologie lehnt die Familie ab. Ein Wein ohne Tricks, ohne Zusatz. Ein Wein, der mit viel Liebe zur Tradition und der Herstellung an Einzigartigkeit gewinnt. Sanft, elegant und vielschichtig, das sind die Weine des Château Pey Bonhomme les Tours.

Bordeaux-Weine aus den Château Fombrauge und Château Les Carmes Haut Brion

Historisch und innovativ. Der Mix von edlen historischen Elementen und fortschrittlich technischen Abläufen macht das Weingut einzigartig. Hier werden die riesigen Rebflächen mit Drohnen überwacht, um den perfekten Reifezustand abzupassen. Nach der Ernte reifen die Trauben in historisch antiken Amphoren. Die exquisiten Weine können bei diversen Weinverköstigungen, Schulungen und Führungen probiert werden. Wer danach am liebsten direkt ins Bett fallen möchte, der ist in den herrschaftlichen Suiten des Château Fombrauges gut aufgehoben. In solch französisch- historischem Charme fühlt man sich fast ein bisschen wie Marie Antoinette.

Weinglas mit Rotwein vor Reben und Wasser

Kym Ellis/Unsplash.com

Das Château Les Carmes Haut Brion: ein Weingut wie aus dem Bilderbuch. Sattgrüne Reben, ein gelbes Schlößchen und ein Fluss der das Gut durchquert. Das Gebiet ist seit dem 16. Jahrhundert ein Zufluchtsort der Ruhe und ein Gartens der Fülle. Über Generationen schon bietet der nahrhafte Boden perfekte Anbaubedingungen für gesunde Reben und prächtige Früchte. Die ausgiebige Führung durch die üppigen Hügel des Guts beginnt mit traditioneller Weinherstellung und endet im »New Cellar«, gebaut im Jahr 2004 und geplant von den berühmten Architekten Luc Arsene Henry und dem Designer Philippe Starck.

Wandern und schlemmen

Auch Naturliebhaber kommen in der Region nicht zu kurz: Viele Weingüter laden dazu ein, die Flora und Fauna zu entdecken, die ihre Weinberge umgibt bzw. bewohnt. So führt zum Beispiel in der Appellation Entre-Deux-Mers ein fünf Kilometer langer Spaziergang durch die zwölf Ökosysteme der Weinberge der Caves de Rauzan. Entlang des Weges finden sich spannende Informationen zur Biodiversität, sowie zur heimischen Pflanzen- und Tierwelt. Südlich der Garonne im Château de Chantegrive in der AOC Graves lernt man die zahlreichen Insekten und Vögel kennen und wie man sie idealerweise beobachtet.

Neben wunderbaren Restaurants gibt es in der Region viele weitere Genuss-Möglichkeiten. Foodies finden jede Menge Kochkurse, darunter auch auf Château Roquefort. Hier kochen Hobbyköche gemeinsam mit dem Küchenchef Olivier Straelhi mit saisonalen und lokalen Zutaten. Eine regionale Küche, die von Bordeaux-Weinen begleitet wird: Austern und frische Weißweine, Entrecôte und moderne Rotweine, Salat und fruchtige Rosés etwa.

Besucher im Chateau Roquefort

Chateau Roquefort

Genussvoll eintauchen kann man aber auch, wenn man sich Richtung Atlantik bewegt und in einer Austernhütte im Bassin d’Arcachon Weißweine aus Bordeaux verkostet.

Übernachten im Château

Um das Bordeaux-Erlebnis zu steigern, empfiehlt sich eine Übernachtung in einem Schloss. Viele Schlösser der Region bieten die Möglichkeit dazu: Im Château de Bonhoste kann man zum Beispiel in echten Holzfässern des komfortabel übernachten und erstklassige Crémants kennenlernen. Oder wie wäre es mit einem ungewöhnlichen Übernachtungsort in einem Familienweingut? Das gastfreundliche Château La Mothe du Barry hat dafür alte Betontanks in moderne, komfortable Zimmer umgewandelt. Das Château Léognan bietet hingegen die Möglichkeit, seinen Park mit hundertjährigen Bäumen an Bord einer Pferdekutsche zu erkunden und direkt auf dem Gelände in hübsch gestalteten Gästezimmern zu übernachten.