Bier, Blasmusik und Fachwerk unter Palmen – wo sich deutsche Auswanderer in den vergangenen Jahrhunderten niederließen, da prägten sie die neue Heimat mit Handwerkskunst und Traditionsbewusstsein.

Blumenau, Brasilien – Oktoberfest mal anders

In Blumenau in der südbrasilianischen Provinz Santa Catarina ließen sich 1850 deutsche Auswanderer unter der Leitung des Apothekers Hermann Blumenau nieder. Sie ist bekannt für ihr alljährliches Oktoberfest im Parque Vila Germânica, einem Gebäudekomplex mit typischen Fachwerkhäusern. Weitere traditionelle Gebäude, wie beispielsweise das Haus Moellmann, das dem Rathaus von Michelstadt im Odenwald nachempfunden ist, zeugen vom handwerklichen Können der Ortsgründer. Blumenau bietet ein für Brasilien untypisches Angebot an deutscher Kultur und Gastronomie, unter anderem einen Biergarten am Flussufer des Itajai-Açu, der mit hausgebrautem Bier lockt. Somit ist Blumenau die perfekte Mischung aus deutscher Geselligkeit und brasilianischer Leichtigkeit.

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New Braunfels, USA – da geht’s um die Wurst

Amerikanische Orte, wo sich deutsche Auswanderer niederließen, gibt es viele. Hamburg, Stuttgart, Hanover, Frankfort und Berlin sind dabei nur einige der Städte, die es nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in den USA gibt. Ganz speziell ist aber New Braunfels: Mitten in Texas liegt dieses kleine Stück Deutschland mit Biergärten und traditionellen Gebäuden.

Die Stadt wurde 1845 von Carl Prinz zu Solms-Braunfels – genannt »Texas-Carl« – sowie einer Gruppe deutscher Auswanderer, vornehmlich Farmer und Handwerker, gegründet. Da die Flüsse Comal und Guadulupe durch die Stadt fließen, wird Wasser-Spaß dort großgeschrieben. Neben der »Schlitterbahn«, dem ersten Wasserpark der USA mit Rutschen und Wildwasserbahnen, wird auch River-Tubing betrieben. Dabei lässt man sich auf Reifen über den Fluss treiben. Jeden Herbst wird in New Braunfels ein großes Fest gefeiert, bei dem sich alles um die Wurst dreht.

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Pozuzo, Peru – Wiener Schnitzel im Regenwald

Pozuzo versteht sich als einzige deutsch-österreichische Kolonie der Welt. Der Ort liegt im unwegsamen Urwald im Zentrum Perus und ist ein Traum für Naturliebhaber. Im Jahr 1859 erreichte eine erste Gruppe österreichischer und deutscher Auswanderer – unter der Leitung des österreichischen Priesters Joseph Egg und des deutschen Adligen Freiherr Schütz von Holzhausen – die Region.

Heute erinnern zahlreiche Hotels und Restaurants mit deutschen Namen und traditionellem Wiener Schnitzel auf der Speisekarte an die Gründungsgeschichte des Ortes. Ende Juli wird jedes Jahr ein großes Dorffest veranstaltet, um die Ankunft der ersten Einwanderer zu feiern.

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Swakopmund, Namibia – Deutsche Auswanderer mitten in der Wüste

Swakopmund ist ein Seebad im Westen Namibias am Atlantik. Es wurde 1892 als wichtigster Hafen der Kolonie Deutsch-Südwestafrika gegründet. Auch wenn die Bevölkerung nur noch selten Deutsch spricht, lässt sich der deutsche Einfluss noch deutlich an den Gebäuden und in den Straßen der Stadt erkennen. Sehenswerte Bauten sind zum Beispiel das alte Gefängnis, das Wörmannhaus, und der zu einem Luxus-Hotel umfunktionierte alte Bahnhof von 1901. Die Stadt liegt umrahmt von einer kargen Wüste und tollen Sanddünen, was einen aufregenden Kontrast zum Stadtbild darstellt.

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Frutillar, Chile – Gartenzäune weit ab von Deutschland

Frutillar ist am Seeufer des Lago Llanquihue gelegen, dem zweitgrößten See Chiles, mit Ausblick auf den Volcán Osorno. Das Ortsbild Frutillars, das im Jahr 1856 von deutschen Einwanderern gegründet wurde, ist geprägt von kleinen Häusern mit Holzdächern und gepflegten Gartenzäunen.

Das Städtchen ist Ausgangspunkt für Ausflüge rund um den See, zum Vulkan, oder zum Wandern in der waldreichen patagonischen Landschaft. Ende Januar/Anfang Februar finden hier die »Semanas Musicales de Frutillar« – die Musikwochen – statt.

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La Cumbrecita, Argentinien – deutsches Alpendorf in Südamerika

Versteckt in einem dichten Kiefernwald, schmiegt sich das kleine argentinische Dorf an die Berghänge des Calamuchita-Tals in der Provinz Córdoba in Argentinien. Kleine Bäche fließen durch den komplett verkehrsberuhigten Ort, Gasthäuser bieten typisch deutschen Kaffee und Kuchen an. Helmut Cabjolski erstand für sich und seine Familie im Jahr 1934 etwa 500 Hektar Land. Die Gebrüder Behrend ließen Pflanzen und Baumaterialien mit Eseln ankarren. Auch heute noch erinnert das Ortsbild an deutsche Auswanderer – unter anderem die Alpendörfer aus dem 15. Jahrhundert. Besucher finden dort Ruhe und Entspannung. Wer es zwischendurch einmal krachen lassen möchte: In der Nähe liegt der Ort Villa General Belgrano, der für sein ausschweifendes Bierfest bekannt ist.

Holzhütte in La Cumbrecita, Argentinien

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