Das Gran Hotel Manzana Kempinski ist nicht bloß irgendein neues Hotel. Es ist das erste wahre Fünf-Sterne-Hotel auf ganz Kuba. Eine Luxusherberge, die für ein ganzes Land im Umbruch steht – und somit in zweierlei Hinsicht spektakulär ist. Text: Ulrike Klaas

Wenn ich meine bodentiefen Fenster öffne, hole ich das kubanische Leben in meine Hemingway-Suite. Hübsch im Kolonialstil gehalten, umrahmen die Fenster das Geschehen: Die Pferdekutschen klappern über den Asphalt, wunderschöne knallbunte Oldtimer schleichen knatternd vorbei – auf der Suche nach neuen Fahrgästen. Dahinter, im Parque Central, versammeln sich die Einwohner Havannas, um die erste Kühle des Tages aufzufangen und sich auf einen kleinen Schwatz zu treffen. Die Atmosphäre des Parks vibriert vor lauter Lebensfreude.

Havanna rüstet sich für die Touristen

Cha-Cha-Cha-Rhythmen dringen an mein Ohr – mal leiser, mal lauter, je nachdem, wie der Wind sie zu mir trägt. Als wolle die Sonne an dem bunten Treiben teilhaben, versinkt sie farbenfroh und kitschig hinter El Capitolio, dem malerischen Prachtbau mit Kuppel, der sich hinter dem Park erhebt. Noch umhüllt die Kuppel ein Baugerüst – wie so viele der bröckelnden Bauten, die nun flottgemacht werden für den Ansturm der Touristen aus aller Welt.

Schließt man die Fenster, ist diese Welt nur noch gedämmt wahrnehmbar. Denn im Hotel eröffnet sich mir eine Welt, für die Kubaner 14 Monate lang ihren Lohn sparen müssten, um sich eben eine Nacht in meinem Zimmer leisten zu können. Somit ist das Gran Hotel Manzana Kempinski ein neues Wahrzeichen für das sozialistische Land, das sich immer mehr der westlichen Wirtschaft öffnet.

Luxussuite eines Hotels in Erdtönen und Türkis

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Im Erdgeschoss praktischerweise eine Einkaufspassage

Zudem ist es ein Hingucker, ein nicht zu verfehlendes Schmuckstück an einem der zentralen und prominenten Parks Havannas, angrenzend an die Altstadt Habana Vieja – strahlend weiß und frisch renoviert, hebt es sich von den anderen morbiden Bauten ringsherum ab.

Das Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert war schon von jeher ein Symbol der Pracht. Das »Manzana de Gómez«, erbaut im Jahre 1910 von André Gómez-Mena Vila, wurde 1917 als erstes Kaufhaus im europäischen Stil eröffnet. Manzana bedeutet auf Spanisch »Apfel«, wird aber umgangssprachlich auch für »Häuserblock« verwendet. 100 Jahre später ist es erneut ein Bau, den die Einwohner Havanas, auch Habaneros genannt, mit Staunen betrachten. Ein Gebäude, das die Luxushotelkette Kempinski zusammen mit dem staatlichen Tourismusunternehmen Gaviota in eine Luxusherberge verwandelt hat – nebst Einkaufspassage im Erdgeschoss mit Geschäften, die in anderen Hauptstädten wohl kaum Beachtung finden würden.

Gran Hotel in Kolonialstil mit Oldtimern vor der Tür

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So tapsen die Habaneros zaghaft über den glänzenden Marmorboden der Malécon Galeria de Tiendas, vorbei an Edelgeschäften wie Chanel, Gucci und Prada, und schießen Selfies und Fotos von dieser fremden, anderen Konsumwelt. Eine Welt, die ihnen lange verschlossen war, da das kommunistische Kuba sich Jahrzehnte gegen westliche Luxusgüter abgeschottet hat. Doch auch die schöne, neue Welt wird ihnen vermutlich verschlossen bleiben, denn ein Pullover der Edelmarken kann tragischerweise den Lohn eines gesamten kubanischen Lebens verschlingen.

In der Suite dominieren Töne in Grau und Erdtönen

Doch nun zum Gran Hotel Manzana Kempinski. Es ist zweifelsohne eine schöne und großzügige Rückzugsoase, die sich dem Gast hier eröffnet. Elegant in Grau und Erdtönen gehalten, sorgen die brombeerfarbenen Kissen für geschmackvolle Akzente in meiner Junior-Suite. Die Decken sind so hoch, dass ich den Kopf in den Nacken legen muss, um bis ganz hinauf zu schauen. Auch sonst Großzügigkeit, wohin das Auge schweift – von meiner Sitzecke mit Sofa bis hinüber zum Bad. Ein Designerpaar aus Südafrika ist verantwortlich für das vornehme, moderne Interieur, das auch das koloniale Erbe widerspiegelt. Sessel, Lampen und auch die Fensterläden zeugen von einem modern interpretierten Kolonialstil.

Lobby eines Luxushotels mit Lounge

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Die Flure sind ebenso wie die Zimmer gefliest, um den Geruch nach klammer Feuchtigkeit, die Teppiche in warmen Destinationen gerne nach kurzer Zeit ausdünsten, zu vermeiden. An den Wänden der Flure hängt Fotokunst von Claudia Corrales. Die Bilder zeigen das Leben auf Kuba. »Ihr Vater Raúl Corrales Fornos war viele Jahre lang Fidel Castros offizieller Fotograf«, erklärt mir Hoteldirektor Xavier, den ich im Aufzug treffe.

Im fünften Stock angekommen, bin ich auch nach Tagen des Verweilens immer wieder fasziniert: Diese Aussicht! Dieses Panorama! Hier oben auf dem Dach ist der spektakulärste Ort des Hotels. Die beste Zeit, um hier hinauf zu kommen, ist zum Sonnenaufgang, wenn die anderen Hotelgäste noch in ihrem himmlischen Betten schlummern. Dann sind auch das hiesige Restaurant und die Bar noch menschenleer. Das ist nämlich am Abend ganz anders. Ganz klar hat sich der Ort zum Hotspot gemausert.

Rooftoppool mit Blick auf die Stadt.

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Vom Pool aus das Museum für Schöne Künste fest im Blick

So ziehe ich meine Bahnen im großen Infinity Pool, der den Hotelgästen vorbehalten ist. Betrachte linkerhand den Palast des Museums für Schöne Künste, schwimme auf die Kuppel des Capitolios in der Ferne zu und lasse meinen Blick über das Häusermeer schweifen. Auf meinem Weg zur Liege kann ich hinter dem Museum einen Blick auf das Dach von Ernest Hemingways Lieblingsbar »El Floridita« erhaschen.

Stilvoll in leuchtenden Grüntönen gehalten, die sich gekonnt mit farbenfrohen karibischen Elementen mischen, ist die hoteleigene Bar »Constante« im Obergeschoss ein Ort zum hartnäckigen Verweilen. Auch hier steht der »Papa Doble«, der Daiquiri à la Hemingway, mit weniger Zucker und dafür mehr Rum auf der Karte. Erfunden hat ihn der Barkeeper Constantino Ribalaigua Vert, der zeitweise »El Floridita« führte und den Cocktail auf Hemingways Wunsch kreierte. Sein Spitzname? Constante.

Edelbar mit Dunkelgrünen Wänden und goldener Bar.

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Auch das Spa des Hotels ist nach einer kubanischen Größe benannt: Spa Albear by Resense, benannt nach Francisco de Albear, einem kubanischen Ingenieur, der maßgeblich für die Wasserversorgung in Havanna verantwortlich war und fließendes Wasser in die Stadt brachte. Seine Statue steht hinter dem Hotel, vor »El Floridita«. Als ich den Aufzug betrete, um hinunter in meine Suite zu fahren, begegne ich wieder Xavier. »Wie ist es, in Kuba ein solches Hotel zu eröffnen?«, frage ich ihn. »Wie mit einem Ferrari durch den Dschungel zu fahren«, sagt er.

Luxus Spa Bereich in Orientalischem Stil

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Info: Gran Hotel Manzana Kempinski; La Habana, Calle San Rafael, La Habana Vieja, 10100, Havana Tel. +53 786 99100. Die Zimmerpreise starten bei € 350.