Alaska ist der mit Abstand größte Bundesstaat der USA. In dem gigantischen Bundesstaat leben aber nur rund 710 000 Menschen – in etwa so viele wie in Frankfurt am Main. Doch obwohl Alaska hier nicht viel anders als der Rest der USA zu sein scheint, beginnt nur wenige Kilometer außerhalb Anchorages die Wildnis. Text: Ralf Johnen
Aufgrund der Abgeschiedenheit und der überwiegend extremen klimatischen Verhältnisse gilt Alaska als »The last Frontier«, was in etwa so viel bedeutet, wie der letzte Außenposten der Zivilisation vor dem großen Nichts. Bei einer Reise gilt es also unbedingt zu beachten, dass in Alaska andere Gesetze gelten als in weiten Teilen der restlichen Welt. Entsprechend gut sollte die Vorbereitung sein. Selbst im Großraum Anchorage muss bei Wanderungen mit wilden Tieren (Grizzlybären, Elche) gerechnet werden.
Die Bewahrung der Natur steht in permanentem Konflikt mit dem Rohstoffreichtum, den mächtige Konzerne zu ihrem Vorteil nutzen möchten. Ex-Präsident Barack Obama hatte sich als Schützer Alaskas profiliert und nebenbei die mit 6.190 Metern höchste Erhebung des Kontinents umbenennen lassen: Der Berg, den wir in der Schule als Mount McKinley kennengelernt haben, heißt nun wieder Denali – so wie ihn die Alaska-Natives seit jeher nennen.
Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten in Alaska
Alaska Railroad: Die Bahn mit Panoramawagen fährt ab Anchorage nach Whittier, Seward oder in das hübsche Touristendorf Talkeetna (in der Nähe des mächtigen Denali). Verschiedene Angebote auf unterschiedlichen Routen.
Rund eine Autostunde südöstlich von Anchorage liegt das Alaska Wildlife Conservation Center. Auf dem riesigen Gelände am Ende des Turnagain-Meeresarms leben neben Bären unter anderem Elche, Bisons, Moschusochsen und Adler. Ursprünglich wurde das AWCC gegründet, um verwaisten oder verletzen Wildtieren eine Heimat zu bieten. Mittlerweile ist das Wildlife Center nach dem Denali Nationalpark die meistbesuchte Besucherattraktion Alaskas.
Denali-Rundflüge: Rust’s Flying Service bietet diverse Touren ab Anchorage an, solange das Wetter es zulässt. Die Denali-Tour kostet 445 $ und dauert drei Stunden.
Exit Glacier Tours: 405 4th Ave, Seward, die recht anspruchsvolle Tour dauert fünf Stunden und kostet 159 $.
Gletscherkreuzfahrt. Phillips Cruises, ab Whittier, die »26 Glaciers Cruise« dauert fünf Stunden und kostet je nach Saison ab 179 $ zzgl. Steuern und Gebühren.
Rafting über einen Gletscherfluss. Im Touristenzentrum Talkeetna beginnt das Boarding für eine besondere Rafting-Tour, die in eiskalten Gewässern einen sich stetig verändernden Blick auf den Denali bietet (Verpflegung selbst mitbringen!).
Alaska von oben entdecken
Mit dem Lake Hood hat Anchorage den größten Wasserflughafen der Welt: rund 200 Starts und Landungen täglich. Von hier – gleich beim Internationalen Flughafen gelegen – geht es zum Flightseeing: etwa zum Denali, den mit 6.192 Meter höchsten Berg Nordamerikas, zur Bärenbeobachtung zum Katmai oder Lake Clark Nationalpark sowie zu den Gletschern in der Umgebung. Viele weitere entlegene Regionen Alaskas, die auf dem Landweg nicht zu erreichen sind, werden mit dem Wasserflugzeug angeflogen.
Alaskas Geschichte erleben
Knapp 20 Prozent der rund 700.000 Einwohner Alaskas stammen von den Ureinwohnern ab, den so genannten Natives. Drei Museen in Anchorage widmen sich ihrer Geschichte. Im Alaska Native Heritage Center bekommen Besucher spannende Einblicke in Handwerk, Kunsthandwerk, Wohnarchitektur, Tänze und Rituale der Natives.
Das Anchorage Museum beschäftigt sich in mehr als 20 Ausstellungen pro Jahr mit Kunst, Geschichte und Kultur des Staates. Das Alaska Museum of Natural History gibt einen Überblick über das Vorkommen von Dinosauriern, Fossilien, Gestein und Zeugnissen aus der Frühgeschichte der Einwohner.
Das längste Schlittenhunderennen der Welt
Wer im März in Alaska Urlaub macht, sollte unbedingt das »The Last Great Race« besuchen. Das Rennen ist das längste Schlittenhunderennen der Welt. Dann machen sich die Schlittenhundeführer, sogenannte Musher, mit mindestens einem Dutzend Hunden von Anchorage aus auf ihren langen Weg durch die eisige Wildnis Alaskas. Nach rund 1.860 Kilometern mit zahlreichen Checkopints erreichen sie das Ziel in Nome. Es geht durch gebirgiges Gelände, dichte Wälder, über zugefrorene Flüsse und weite Tundren.
In Alaska kann man perfekt in die typische Landschaft eintauchen, wenn man eine Wanderung auf einigen der bekanntesten Gletscher unternimmt. Touren führen beispielsweise durch den Mendenhall- oder Matanuska Gletscher, wo blaue Schmelzwasserseen, bizarre Eisformationen und eine super Sicht auf Alaskas Bergkulisse den Aufwand belohnen. Wer in Alaska wandern gehen möchte, sollte diesen Artikel lesen.
Alaska im Winter: Fatbike- und Snowmobiltouren
Anchorage hat die vermutlich höchste Fatbike-Dichte der Welt. Dem Spaß auf den robusten Zweirädern mit den extrabreiten, grobstolligen Reifen sind auch im Winter keine Grenzen gesetzt. 200 Kilometer lang ist das Radwegenetz allein im Stadtgebiet. Verschiedene Anbieter bieten geführte Touren an. Rad und Ausrüstung gibt es leihweise in den Fachgeschäften – etwa in Anchorage Downtown und Girdwood.
Snowmachines, so nennen Alaskaner ihre PS-starken Motorvehikel. Mit einem Snowmobil lässt sich hervorragend die verschneite Wildnis erkunden. Querfeldein über endlose Weiten. Oder auf geräumten Waldwegen. Man erklimmt hohe Berge und Gletscher – alles auf dem Snowmobil.
Unter der Eisdecke zugefrorener Seen verborgen: Forellen, Lachse und viele andere Fischarten. Zum Angelerfolg unerfahrener Fischer tragen erfahrene Guides bei, die die besten Spots kennen, beim Bohren der Löcher helfen und sicherstellen, dass das Erlebnis Eisfischen mit einem Fang erfolgreich abgerundet wird. Die Ausrüstung stellen die Angelführer.
Oberhalb von Girdwood am Mount Alyeska warten Top-Pisten auf Skifahrer. Durchschnittliche Schneefallmenge: 15 Meter. Das Skigebiet liegt etwa 45 Autominuten von Anchorage entfernt und bietet über 70 runs – Tiefschneeabfahrten ebenso wie präparierte Pisten für Genussskifahrer. Das Besondere: Man schwingt direkt aufs Meer zu. Die Talstation liegt nur 100 Meter über dem Meeresspiegel. An der Bergstation können sich Skifahrer u.a. im Restaurant Seven Glacier kulinarisch verwöhnen lassen – Blick aufs Meer und sieben Gletscher inklusive. Ab Mitte Februar scheint die Sonne bereits 14 Stunden, bis Ende April läuft der Skibetrieb. Beste Unterkunft für Skifahrer ist das Alyeska Resort, die Gondel zur Bergstation startet direkt am Hotel.
Übernachtungs- und Restauranttipps in Alaska
Übernachtung. Historic Anchorage Hotel, 330 E Street, Anchorage, 150-250 $. Gut gelegen, trotz des Namens allerdings wenig historisches Flair.
The Hotel Alyeska/Alyeska Resort, 1000 Arlberg Ave., Girdwood, Grand-Hotel in Alaskas einzigem Ski-Resort im Stile der kanadischen Eisenbahnhotels. Gut gelegen für individuelle Ausflüge nach Seward und Whittier. 200-400 $
Essen & Trinken. Seven Glaciers Restaurant. Gehört zum Alyeska Resort, per Gondelbahn erreichbar. Formidabler Blick aus 800 Metern Höhe auf den Fjord, sehr gute Küche.
Simon & Seaforts, 420 L Street, Anchorage, erstes Haus am Platze, gediegenes Ambiente, tolle Küche, herrlicher Blick.
Ausgehen. Williwaw, Ecke 6th Street/F Street, Anchorage. Bernie’s Bungalow, 626 D Street, Anchorage.
Beim Trinkgeld die in den USA üblichen 15 bis 20 Prozent
In Alaska sind wie im Rest der USA mindestens zehn Prozent des Rechnungsbetrages Standard, weil das Personal vom Trinkgeld lebt. Will man nicht als geiziger Europäer auffallen, gibt man eher 15 Prozent. Auch Zimmermädchen und Frühstückskellner freuen sich über kleine Beträge in der Größenordnung von ein bis zwei Dollar pro Tag.
Shopping. Die Einkaufsmöglichkeiten sind begrenzt. Zwar verfügt Anchorage über die 5th Avenue Mall, die vom Branchenprimus Simon geführt wird (mit Filialen von Nordström, Abercrombie & Fitch und Apple-Store), doch zum Einkaufen kommen nur die wenigsten nach Alaska. Typische Mitbringsel sind Lachs in allen Variationen und Outdoor-Kleidung, die in den Geschäften von Downtown Anchorage fast überall angeboten werden.
Essen. Das Besondere sind bekanntlich die regionalen Spezialitäten, die anderswo gar nicht oder zumindest nicht in dieser Qualität zu finden sind. Beispielhaft zu nennen wären Rentier-Burger oder ein Karibu-Steak. Für Feinschmecker ist allein schon die Auswahl an Fisch und Seafood in Alaska eine Reise wert. Wildlachs, Heilbutt, Forelle und unzählige andere Arten sowie Meeresfrüchte sind von wunderbarer Konsistenz.
Jeder Koch hat seine eigene Art der Zubereitung. Köstlich ist ein frisches Heilbutt-Ceviche. Unbedingt probieren sollte man bei einem Besuch die fabelhaften King Crab Legs.
Die Königskrabben, die in der Beringsee und im Golf von Alaska heimisch sind, werden gerne mit einer Buttersoße zubereitet, aber auch King Crab Cakes finden Interessierte auf einigen Speisekarten. Zum Nachtisch gibt es dann Eis mit Salmonberries (Lachbeeren), eine Beerensorte, die an der nordamerikanischen Westküste und im Süden Alaskas wächst.
Schlemmen mit Ausblick in Alaska
In den Stadtvierteln Lower Hillside und Southside in Anchorage lohnt sich das Ausgehen gepaart mit einer internationalen Küche. Mountain View und die angrenzenden Gebiete präsentieren sich als Schmelztiegel der neuen und alten Küche. So einige Restaurants begeistern neben ihrer Küche auch mit tollen Ausblicken: Bei Simon & Seaford sitzt man direkt am Ufer des Cook Inlet. Vom Crow’s Nest im Hotel Captain Cook reicht der Blick auf den Cook Inlet und die gegenüberliegenden Berge – an klaren Tagen bis zum 6.190 Meter hohen Denali. Wer im Seven-Glaciers-Restaurant an der Bergstation des Mount Alyeska den Abend genießt, sitzt inmitten von sieben Gletschern. Man blickt auf die Meerzunge Turnagain Arm – mit etwas Glück können Beluga-Wale beobachtet werden.
Tipp: mindestens zwei Wochen einplanen
Persönlicher Tipp. Einen Trip nach Alaska macht man vermutlich nur ein Mal im Leben. Daher sollte man sich wenigstens zwei Wochen Zeit nehmen und nicht ein Highlight nach dem anderen buchen, da sonst alle Eindrücke in einer Art Reizüberflutung unterzugehen drohen. Mit anderen Worten: So kann man es als sehr erhabenes Gefühl empfinden, die Weite der Landschaft und die Abgeschiedenheit auf sich wirken zu lassen. Vom Preis-Leistungsgefüge scheint die Gletscher-Kreuzfahrt am besten zu sein (s.o.), die darüber hinaus bei gutem Wetter unwirklich schön ist.
Besser nicht …
Der Großraum Anchorage ist ein recht sicheres Reisegebiet. Gleichwohl sollte man die Kraft der Natur nicht unterschätzen: Temperaturstürze und Wintereinbrüche sind jederzeit möglich. Zusätzlich zu einem universalgültigen Verhaltenskodex (keine Wertsachen im Kofferraum lassen etc.) sollte man beachten, dass bei Wanderungen und anderen Aktivitäten Begegnungen mit wilden Tieren (Bären, Elche, Karibus) möglich sind.
Im Falle von Polizeikontrollen ist bedingungslose Kooperation angebracht: bloß nicht zum Handschuhfach greifen (das wird in den USA wegen der lockeren Waffengesetze als Selbstverteidigungsversuch ausgelegt) oder den Beamten mit Ironie begegnen. Amerikanische Polizisten verstehen keinen Spaß.
Condor und Eurowings fliegen mehrmals die Woche nach Alaska
Bis Oktober bieten drei Fluggesellschaften Nonstop- oder Direktflüge nach Anchorage: Condor, Eurowings und Lufthansa fliegen mehrmals wöchentlich nonstop von Frankfurt nach Anchorage. Auf der Nordpolroute dauert der Flug 9,5 Stunden. Ähnlich schnell, jedoch mit Zwischenstopp in Reykjavik/Island, geht es mit Icelandair. Der Flughafen von Anchorage befindet sich in 15 Autominuten Entfernung zur Innenstadt.
Einreise. Deutsche, Österreicher und Schweizer können ohne Visum in die USA einreisen. Voraussetzung ist, dass man nicht länger als 90 Tage dort bleiben und nicht arbeiten möchte. Außerdem müssen Reisende im Besitz eines sechs Monate gültigen, maschinenlesbaren Reisepasses sowie eines Rückflugtickets sein. Von der Visumspflicht muss man sich vorab mit Hilfe des »Visa Waiver Program« befreien lassen.
Hierfür gilt es, sich bis spätestens 72 Stunden vor Abflug für die ESTA (Electronic System für Travel Authorization) anzumelden. Die Registrierung kostet mittlerweile 21 US-Dollar und ist zwei Jahre gültig, doch sie ist für die Immigration Officers nicht verbindlich. Anders als an den großen internationalen Flughäfen sind in Anchorage sind keine ausufernden Wartezeiten zu befürchten, obwohl der Airport noch nicht über die elektronischen Lesemaschinen für Ausweise verfügt, die in anderen US-Städten für entspanntere Verhältnisse sorgen.
Mietwagen. Zum Beispiel über Sunny Cars oder Auto Europe, 14 Tage ab 1.100 Euro inklusive alle Versicherungen, Steuern und Gebühren. Je früher man bucht, umso günstiger wird es.
Sprache. Amtssprache in Alaska ist Englisch, die vielen indigenen Völker – es sind mehr als ein Dutzend – kultivieren darüber hinaus mit viel Stolz ihre eigenen, völlig unterschiedlichen Sprachen.
Gemäßigtes Klima in Anchorage, kontinentales in Fairbanks
Klima und Reisezeit. Das Klima ist in Alaska ebenso extrem, wie die regionalen Unterschiedliche erheblich sind. Der Großraum Anchorage, der sich in etwa auf demselben Breitengrad wie Bergen in Norwegen oder Helsinki in Finnland befindet, verfügt über ein recht gemäßigtes Klima. Auch im Winter wird es hier nur selten minus zehn Grad kalt, im Sommer hingegen verzeichnet Anchorage auch an warmen Tagen nicht viel mehr als 25 Grad.
Im Landesinneren um die zweitgrößte Stadt Fairbanks herrscht dagegen ein streng kontinentales Klima. Hier können Sommertage bis zu 40 Grad heiß werden, während im Winter Temperaturen von bis zu minus 50 Grad möglich sind. Die Nordküste ist ganzjährig kalt, hier taut es auch im Hochsommer selten.
Weil sich Alaska in erheblicher Entfernung zur zivilisierten Welt befindet, ist das Preisniveau grundsätzlich recht hoch. Die Touristensaison ist kurz. Die beste Reisezeit ist der Juni, weil es dann kaum dunkel wird.
Zeitunterschied. Zehn Stunden, auf den äußeren Aleuten elf Stunden.
Reiseliteratur. Der Lonely Planet »Alaska« hat sich als zuverlässiger und informativer Begleiter erwiesen. Er ist leider nur auf Englisch erhältlich.
Weitere Informationen auf den Tourismus-Websiten der Stadt Anchorage und des Bundesstaates Alaska.