Makellos restaurierte gotische Kreationen und neoklassische Paläste thronen neben Betontürmen aus der kommunistischen Ära und modernen Wolkenkratzern: Warschau überrascht, Warschau entzückt. Wir haben Tipps für eine Reise in die polnische Hauptstadt und verraten, was man sich in der Stadt ansehen sollte.

Erstklassige Unterkunft: das Raffles Europejski Warsaw

Unterkunft. Zunächst eine gute Nachricht: Die Hotels in Warschau sind ziemlich günstig. Ihr bekommt hier schon gute Drei-Sterne-Unterkünfte für 30 Euro pro Nacht. Auch im Luxus-Segment zahlt ihr deutlich weniger als in anderen (westeuropäischen) Metropolen. Unser Hoteltipp für Warschau ist das Fünf-Sterne-Haus Raffles Europejski Warsaw. Es hat seit dem Frühjahr 2018 geöffnet und ist in einem historisch bedeutenden und wunderschönen Haus untergebracht.

Europejski Grill Restaurant im Raffles Europejski Warsaw

Raffles Europejski Warsaw

Das von dem bedeutenden Architekten Enrico Marconi entworfene Haus war Mitte des 19. Jahrhunderts an der Warschauer Prachtstraße Krakowskie Przedmieście entstanden. Es wurde während des Zweiten Weltkriegs stark zerstört und führte danach ein eher tristes Dasein unter dem Dach der staatlichen Hotelgruppe Orbis. Nach der Rückübertragung an die Erben der Vorkriegsbesitzer wurde das Haus zwischen 2013 und 2018 aufwändig saniert. Der Vorkriegscharme des Gebäudes wurde wiederhergestellt, ein moderner SPA- und Wellnessbereich sowie ein kleiner Fitnessraum im Untergeschoss eingefügt.

Das Hotel verfügt über 106 im Art-deco-Stil eingerichtete Zimmer und Suiten und beherbergt außerdem eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen Polens. Im gesamten Haus sind rund 400 Werke polnischer Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts zu sehen. In nur wenigen Fußminuten ist man von hier in der Altstadt. Die Preise für die mindestens 40 Quadratmeter großen Standardzimmer beginnen bei etwa 200 Euro pro Nacht.

Zimmer im Raffles Europejski Warsaw

Raffles Europejski Warsaw

Skybar im 19. Stock des NYX Hotels

Das erste Hotel der Leonardo-Lifestylemarke NYX in Warschau wurde Anfang des Jahres eröffnet. Es entstand in direkter Nachbarschaft des Zentralbahnhofs und des neuen Varso-Towers. Dieser soll mit 310 Metern das höchsten Gebäude Mitteleuropas werden. Das neue Hotel bietet seinen Gästen 331 Zimmer und Appartements im leicht verspielten urbanen Design mit Arbeitsplatz und Stadtpanorama. Elemente der Street Art verbinden sich mit Luxuriösem und Zitaten der wichtigsten Stilrichtungen des 20. Jahrhunderts zu etwas gänzlich Neuem. In den »Chillout-Areas« stehen den Gästen Arcade-Spiele aus der Frühzeit der Videospielära zur Verfügung. Highlight ist die Skybar im 19. Stock mit einer großen Rooftop-Terrasse.

Eine der spektakulärsten Neueröffnungen in Warschau ist für das dritte Quartal 2021 geplant. Dann soll das erste polnische Haus der exklusiven Autograph Collection von Marriott in der Miodowa-Straße unweit des Königsschlosses eröffnen. Das Hotel mit 96 Zimmern, Konferenz- und Spa-Bereich entsteht in zwei miteinander verbundenen Palästen, deren Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.

Gehoben im Polska Rozana, günstig im Manekin speisen

Währung. Polen hat leider nicht den Euro eingeführt. Die Währung in Polen ist der Polnische Zloty. 100 Groschen sind 1 Zloty, was wiederum 0,22 Euro entspricht. Das Bargeldabheben in Polen ist kein Problem. Automaten finden sich in Hülle und Fülle in der Stadt.

Beim Geldwechseln am Automaten oder beim Zahlen mit EC-Karte solltet ihr immer darauf achten, den Kurs in Zloty und nicht den angebotenen Kurs in Euro zu wählen. Denn letzterer ist in der Regel 10-15 Prozent schlechter. Fast alle Banken in Polen berechnen keine Gebühren. Ausnahme sind die Automaten von Euronet.

Reisezeit. Das Klima in Polen ähnelt dem von Deutschland. Mit einem kleinen, aber nicht unbedeutenden Unterschied: Ein bisschen kühler ist es schon. Besonders die Winter können bitterkalt und schneereich werden.

Stadtplatz in Warschau im Winter

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Insofern überrascht es nicht, dass die beste Reisezeit zwischen Mai und September liegt. Dann kann – muss es aber nicht – auch mal richtig heiß werden.

Restaurants. Im Polska Rozana gibt es eine gehobene polnische Küche. Das Ambiente kommt etwas gediegen daher, viele finden es aber einfach nur urgemütlich hier. Für polnische Verhältnisse ist das Restaurant nicht gerade billig, in Paris oder London würdet ihr in einem Restaurant dieser Klasse allerdings deutlich mehr bezahlen. Bei schönem Wetter könnt ihr draußen auf der Terrasse Platz nehmen.

Pierogi angerichtet auf einem dunklen Teller

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Wer günstiger, aber auch gut speisen möchte, sollte mal im Manekin vorbeischauen. Hier gibt’s Crêpes in Hülle und Fülle, in allen möglichen Variationen. Lecker sind auch die polnischen Suppen mit frischem Brot. Das Restaurant ist extrem populär, weshalb ihr abends schon mal eine halbe Stunde in der Schlange steht, um reingelassen zu werden. Besonders junge Leute speisen hier gern.

Must-see: Altstadt und Königliche Łazienki-Park

Sehenswürdigkeiten. Zunächst ein Tipp, wie ihr am besten von A nach B kommt. Die Buslinie 180 führt an vielen Sehenswürdigkeiten Warschaus vorbei. So geht sie u.a. entlang des Königswegs. Wenn ihr also keine Lust habt, die Sehenswürdigkeiten der Stadt vorab zu planen, setzt euch einfach in den Bus und steigt da aus, wo es euch gefällt.

Seitenstraße mit bunten Häusern in der Warschauer Altstadt

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Touristenhighlight Nummer eins ist die Altstadt. Die historisch anmutenden Gebäude um den Marktplatz sehen bildschön aus, sind aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder erbaut worden. Originalgetreu. Hier könnt ihr euch hübsche, bunte Patrizierhäuser ansehen und durch engen Gassen flanieren. Besonders sehenswert ist der Altstadt-Markt, wo man Fotos von der Warschauer Meerjungfrau, dem offiziellen Wahrzeichen der Stadt, machen kann.

Wahrzeichen: Palast der Kultur und Wissenschaft

Ein tolles Fotomotiv gibt der Palast der Kultur und Wissenschaft ab. Er ist das Wahrzeichen Warschaus. Und wird im Volksmund auch gern »Stalins Rache« genannt. Denn bei dem bis 1955 entstandenen Koloss handelt es sich um ein Geschenk aus Moskau. Ein unübersehbares Geschenk sozusagen. Die Aussichtsplattform auf der 30. Etage lohnt, wahrscheinlich noch mehr, wenn die Stadt ihre Pläne beendet hat, die Umgebung des Gebäudes zu verschönern.  Der 237 Meter hohe Wolkenkratzer ist bis heute das höchste Gebäude Polens.

Palast der Kultur und Wissenschaft

Valik Chernetskyi

Schön auch: die Barbakane und die Glocke auf der ul. Kanonia, entlang der Stadtmauer zu spazieren und sich das Königsschloss ansehen! In dem ehemaligen Sitz der polnischen Herrscher sind nicht nur die königlichen Gemächer, sondern auch Gemälde von Rembrandt und von Bernardo Bellotto, bekannt als Canaletto, zu bestaunen.

Ein weiteres Muss ist der rund vier Kilometer südlich der Altstadt gelegene Königliche Łazienki-Park. Das Anwesen ist einfach nur wunderschön. Hier könnt ihr spazieren gehen oder auf einer Parkbank das Geschehen beobachten. In dem Park gibt es Orangerien, ein Amphitheater und einen chinesischen Garten. Wer im Sommer am Wochenende in der Stadt zu Besuch ist, sollte sonntags zwischen 12 und 16 Uhr vorbeischauen. Dann finden am Chopin-Denkmal klassische Konzerte statt. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr euch auch den klassizistischen Palast auf der Insel ansehen. Er beherbergt u.a. eine Gemäldesammlung.

Antikes Palastgebäude im Lazienki Park in Warschau

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Lebenslustiges Warschau

Früher war hier die Warschauer Wodka-Fabrik Koneser zu Hause, heute finden sich neben dem Google Campus hauptsächlich Restaurants, Bars und Designerläden in der wohl hipsten Ecke der Stadt.

Im Kopernikus-Wissenschaftszentrum kommen kleine Nerds à la Big Bang Theory auf ihre Kosten. Es ist ein interaktiver Wallfahrtsort in der Nähe der Weichsel mit Blick auf das Nationalstadion. Toll ist die Show im Planetarium.

Buntes Vergnügen in einer ehemaligen Fabrik verspricht das Neon-Museum. Hier sind alle Werbeschilder versammelt, die in den 60er- und 70er-Jahren Warschau illuminierten. Ein Spaziergang durch die Vergangenheit.

Bunte Neonschilder in Neon-Museum

Zuzanna Adamczyk

Shopping-Wahnsinn in der Mall Złote Tarasy

Lust auf einen Shopping-Exzess? Dann auf zur Mall Złote Tarasy. Zur Orientierung: Der gigantische Einkaufstempel liegt gleich dem Warschauer Hauptbahnhof. Rund 200 Geschäfte und Restaurants sind in der Mall untergebracht, darunter viele namhafte Brands.

Tipp: Möchtet ihr euch (auch) ein paar polnische Leckereien mitbringen, nehmt Kurs aufs Untergeschoss. Dort findet ihr einen großen Carrefour-Supermarkt, der auch einige Produkte (z.B. Senf, Honig, Marmelade, Wodka) aus Polen im Angebot hat.

Ihr findet in Warschau einige interessante Museen, die allemal einen Besuch lohnen. Seid ihr aber nur ein Wochenende in der Stadt, habt also nicht so viel Zeit, empfiehlt es sich, das Museum des Warschauer Aufstandes zu besuchen. Das Haus hat seinen Schwerpunkt in der Darstellung des Kampfes und des Alltags der Menschen während der Warschauer Aufstands 1944. Aber nicht nur das: Auch die Zeit danach im Kommunismus wird beleuchtet. Das Museum ist in einem alten  Straßenbahn-E-Werk untergebracht, ist rund 2.000 Quadratmeter groß und zeigt über 500 Exponate und rund 1.000 Fotos.

Museum des Aufstandes in Polen

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Zu Besuch im Wodka-Museum

Im Sommer 2018 eröffnete ein Museum, das ganz allein dem Wodka gewidmet ist. Es entstand auf dem Gelände der ehemaligen Wodkafabrik Koneser im Stadtteil Praga. In der historischen Destillerie erwartet euch eine interaktive und multimediale Zeitreise durch die über 600-jährige Geschichte des polnischen Wodkas. Dabei geht es nicht nur um die Darstellung der Herstellungsverfahren. Ihr erfahrt auch, welche kulturelle und sogar politische Bedeutung das heilige »Wässerchen« hatte und immer noch hat. Natürlich gibt es für volljährige Besucher auch die Möglichkeit, sich durch verschiedene polnische Wodka-Spezialitäten zu probieren. Im museumseigenen Restaurant werden zudem die passenden Speisen angeboten.

Ökomarkt und Fabrikmuseum in Wola

Ein brandneues Museum findet sich auf dem ehemaligen Werksgelände der Firma »Norblin, Bracia Buch i T. Werner« im Stadtteil Wola. Sie stellte Metallwaren und Haushaltsgeräte her. Zehn denkmalgeschützte Gebäude der Firma wurden aufwändig restauriert und um einen mehrgeschossigen zentralen Bau ergänzt. Von den 66.000 Quadratmeter großen Nutzflächen entfallen etwa zwar zwei Drittel auf Büros. Darüber hinaus bietet die Fabryka Norblina aber Shops, einen Food Court und einen Ökomark. Zwischen all dem befindet sich das offene Museum, das Besucher auf vier Routen dazu einlädt, mehr über die Geschichte der in Polen lange Jahrzehnte sehr bekannten Fabrik zu erfahren. 50 Originalmaschinen blieben erhalten. Sie veranschaulichen die Leistung der damaligen Produktionsstätte. Darunter befindet sich auch eine 50 Tonnen schwere Maschine zur Herstellung von Drähten, Stäben sowie Gegenständen aus Messing und Kupfer. Zu sehen sind zudem rund 400 edle Silberwaren sowie weitere Erzeugnisse der Fabrik.

Souvenirs: Wodka, Tassen und Pralinen – made in Poland

Mitbringsel. Ihr wollt euren Liebsten etwas von eurer Reise nach Warschau mitbringen? Wer sich über eine gute Flasche Wodka freut, sollte beim Chopin-Wodka zugreifen. Der gilt als einer der beste Polens. Den Marken-Wodka bekommt ihr in vielen Supermärkten.

Auch schön: eine Design-Tasse, die an die Kommunisten-Zeit erinnert. Im Reset-Shop findet ihr eine schöne Auswahl.

Wenn die Daheimgebliebenen lieber Süßes mögen, solltet ihr im Słodki… Słony vorbeischauen. Dort gibt es leckere Pralinen und Kekse.

Schokoladen Pralinen in Auslage

Chris Hardy

Leckereien zum Mitnehmen gibt es auch in der hauseigenen Patisserie  des Raffles Europejski Warsaw Hotels. Die ursprüngliche Patisserie Lourse Warszawa war in der ganzen Stadt berühmt. Es war ein Treffpunkt der Warschauer High Society, wo exquisite Köstlichkeiten und Tee serviert wurden. Die heutige Patisserie feiert dieses jahrhundertealte Erbe mit ihrem klassischen Dekor aus weißem Elfenbein und Messing.

Besser nicht …

… verwirrt sein und blöd dreinschauen, wenn man sowohl zur Begrüßung als auch zum Abschied ein »Cześć« entgegenruft.  Das heißt in Polen nämlich sowohl »Hallo« als auch »Tschüss«.

… Witze über polnische (Auto-) Diebe reißen. Kommt in Polen einfach nicht so gut an.

… abfällig über den Katholizismus im Allgemeinen und Ex-Papst Johannes Paul II. im Besonderen reden. Religion spielt in Polen immer noch eine große Rolle, entsprechend empfindlich reagieren viele Menschen.

Kopernikus-Statue im Stadtzentrum von Warschau

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… in den USA heißen Toiletten nicht »toilets«, sondern »rest rooms«. In Polen ist es ähnlich. Man fragt nicht nach den »toilets«, sondern nach dem Raum zum Händewaschen. Zuweilen sind die stillen Örtchen mit Symbolen gekennzeichnet. Allerdings sind die Piktogramme nicht immer eindeutig. Auf manchen Toiletten-Eingangstüren seht ihr einen Kreis und ein Dreieck. Die Toiletten mit dem Kreis- sind für Frauen, die mit dem Dreieck-Symbol für Männer.

Wie komme ich am besten hin …

Anreise. Wer mit dem Flieger anreist, landet meist am Warsaw Chopin Airport. Fast alle Airlines landen hier. Der Flughafen liegt recht nah am Zentrum, sieben Kilometer südwestlich nämlich. Das heißt: Ihr kommt ziemlich schnell ins Stadtzentrum. Am günstigsten und bequemsten geht’s mit dem Zug in die City. Die Station befindet sich um Untergeschoss des Terminals A. Vom Flughafen fahrt ihr rund 20 Minuten in die Innenstadt. Zwei Verkehrsbetriebe bieten Fahrten an: Szybka Kolej Miejska (SKM) und Koleje Mazowieckie. Mit der SKM könnt ihr die Linien 2 und 3 nehmen. Beide führen euch ins Zentrum.

Zugtickets könnt ihr in der Ankunftshalle am Passenger Information Point, an den Automaten am Bahngleis oder im Zug kaufen. Die einfache Fahrt (20 Minuten) kostet derzeit 3,40 Polnische Zloty (rund 80 Cent). Wer während seines Warschau-Aufenthaltes öfters die Verkehrsmittel nutzen will, besorgt sich am besten ein Tagesticket (15 Polnische Zloty) oder ein Drei-Tages-Ticket (36 Polnische Zloty).

Tram fährst durch Stadtteil in Warschau, Polen

Valik Chernetskyi

Ihr könnt aber auch mit dem Zug nach Warschau reisen. Vom Berliner Hbf fährt täglich rund ein Dutzend IC-Züge Richtung Warschau. Die Fahrzeit beträgt rund sechseinhalb Stunden. Tickets sind bei frühzeitiger Buchung ab 29,90 Euro zu haben. Auch das Fernbusunternehmen Flixbus bedient die Strecke von vielen Städten Deutschlands aus. Von Berlin fahren sogar fast stündlich Busse Richtung Warschau.

Informationen. Das Fremdenverkehrsbüro der Stadt Warschau bietet euch auf Deutsche viele Informationen und Tipps für eine Reise nach Warschau.