Es ist 21 Uhr. In San Antoni, im Westen Ibizas, versinkt die Sonne gerade postkartenreif und in aller Ruhe  im Meer. Noch heute versammeln sich dort unter anderem Hippies, um dem Naturspektakel beizuwohnen. Im Süden dagegen dröhnt und hämmert es. Boris Beckers Sohn Noah legt gerade Elektrobeats auf – und niemand im Ushuaia Beach Hotel kann seinem Sound entkommen. Text: Jennifer Latuperisa-Andresen

An einem anderen Ort der Baleareninsel Ibiza schwimmt David Guetta, der zurzeit berühmteste und erfolgreichste DJ der Welt, eine Runde in seinem Pool, der die Form eines Kreuzes hat. Ein wenig Extravaganz wird erlaubt sein, schließlich ist er ein Popstar, ein Megaseller, der weltweit die Hallen füllt. Doch David Guetta ruht sich auf diesem Erfolg nicht aus, er schwebt auch nicht über den Dingen – er genießt. Insbesondere in seiner abgeschiedenen Villa auf Ibiza. Hier kommt die Seele zur Ruhe, begleitet von den Geräuschen der Natur.

Es sei denn, der Pariser DJ zieht sich in sein dazugehöriges Studio zurück, oder man hört das Telefon klingeln. Und nicht selten sind irgendwelche Musikgrößen am Apparat, die ihrer nächsten Single gerne den Guetta-Touch verleihen würden und somit den gewissen Hit-Faktor einkaufen möchten. Doch die Zeit, jeden angefragten Auftrag anzunehmen, bleibt David Guetta nicht. Nur die eigenen Songs sowie Kollaborationen von »guten Freunden« schaffen es zurzeit in seinen straffen Terminplan.

David Guetta

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Schließlich ist er in erster Linie DJ und auf Ibiza für die legendären Partynächte bekannt, die den eingängigen Namen »Fuck me, I am famous« tragen. Jeden Donnerstag in der Sommersaison legt er im Pacha auf – der Nightlife-Institution auf Ibiza, Markenzeichen Kirsche. Ein VIP-Tisch kostet dann 6.000 Euro, an denen arabische Prinzen neben indischem Geldadel oder dem Starlet aus den USA hocken. Es sind lange Nächte, denn David Guetta betritt erst gegen vier Uhr morgens die Bühne und unterhält sein Publikum mindestens drei Stunden, bis er am Ende die Arme zum Himmel streckt und jedem Tänzer einen sonnigen Tag wünscht.

Zwischen 17 Uhr und Mitternacht bleibt im Ushuaia kein Auge trocken

Zurück zum durchgestylten Ushuaia Beach Hotel, wo kein Gast den Beats entkommen kann – zumindest nicht zwischen 17 und 24 Uhr in der Sommersaison, wo fast täglich Partys stattfinden. Und wir reden nicht von einer kleinen Clubnacht zwischen krachigen Boxen und ahnungslosen Partygängern, die sich zur frühen Abendstunde zum Tänzchen eingefunden haben. Oh nein.

Wir reden von 3.000 Menschen, die unter freiem Himmel nur ein paar Meter vom Strand entfernt vor einer Riesenbühne eine Megaparty erleben. Schöne junge Menschen, so weit das Auge reicht, sonnenverwöhnte Stimmung, auf Wunsch ein Sprung in den Pool – kein Wunder also, dass das Ushuaia DIE Partylocation ist. 2011 ist der Club umgezogen, praktischerweise in ein Designhotel. Vorteil: Hier hat jeder Verständnis für Langschläfer, man kann vom zimmereigenen Balkon mitfeiern, die Minibar als Getränkeservice nutzen, das Interieur ist poppig bunt, aber durchaus edel, und – sehr wichtig – die Eintrittspreise sind inklusive.

Ushuaia Beach Hotel Ibiza

Ushuaia Beach Hotel

Immerhin bis zu 70 Euro pro Person pro Party, insbesondere wenn Top-DJs wie Luciano, Paul Kalkbrenner oder eben David Guetta auflegen. Der Franzose ist in den Sommermonaten jeden Montag Resident-DJ, und ab und an, so soll es schon vorgekommen sein, bringt er seine berühmten Musikerfreunde mit, wie beispielsweise Usher oder will.i.am der Black Eyed Peas.

David Guetta kennt sie nur vom Hörensagen

Nur ein einziges Mal war Joelle auf einer dieser Partys. »Ganz ehrlich, das ist auch eine Frage des Geldes, und ich genieße die ruhigen Momente der Insel. Und wenn ich Musik und Tanz brauche, dann hier im Las Dalias, wo jeden Freitag gefeiert wird. Mit echten Instrumenten, old school eben.« Joelle, die ihren Haarschmuck aus Stoffblüten, Lederbändchen und Federn auf dem Hippiemarkt in Las Dalias verkauft, lebt den Traum des Hippies auf Ibiza. David Guetta kennt sie nur von Postern und ist sich nicht sicher, ob sie jemals ein Lied von ihm gehört hat, und wenn sie ihn getroffen hätte, dann hätte sie ihn wahrscheinlich nicht erkannt.

»Denn Prominenz bin ich gewohnt«, erklärt sie.

»Ich wohne in San Joan, dort hatte Jade Jagger jahrelang ihr Haus und sehr berühmte Gäste. Bono von U2 und Kate Moss – die finde ich so toll, die wäre mir niemals entgangen.«

Joelle bezeichnet sich selbst als Blumenkind. Im Alter von 19 Jahren hat sie Belgien verlassen und ist nach Ibiza gegangen. »Die Insel hatte einen fantastischen Ruf. Alle schwärmten von ihrer magischen Aura, den atemberaubenden Sonnenuntergängen und der gesellschaftlichen Freiheit. Ich musste hin und wurde nicht enttäuscht.« Heute lebt sie seit 17 Jahren hier – allerdings ein ganz anderes Leben als der »Haute Hippie« (innen = Lebensphilosophie 60er-Jahre, außen = teure Designer-Outfits) Jade Jagger.

Hippie-Markt auf Ibiza

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Die älteste Tochter von Mick Jagger und das Patenkind von Andy Warhol zog damals auf das Eiland, um ihre Kinder dort zu erziehen. Ihre wunderschöne weiß getünchte Finca wurde allerdings letztes Jahr verkauft, weil die Designerin mit ihren Töchtern wieder zurück nach London gehen wollte. Mitgenommen hat sie ihre legendären Jezebel-Partys. Dort hatten Künstler ihren ersten großen Auftritt, da­runter Mark Ronson oder Lily Allen. Und irgendwie hat Jade Jagger der Insel einen modernen, vornehmen Hauch verliehen, und damit wurde sie zum internationalen Vorzeige-Hippie von Ibiza.

Ibiza ist für Hippies immer noch ein feiner Ort zum Leben

»Hippie-Insel. Das ist doch kein Schimpfwort. Das ist ein Lebensgefühl – und ja – die Insel atmet diesen Spirit noch. Das bedeutet ja auch nicht, dass ich den ganzen Tag in einer Kommune hocke, ständig wechselnde Partner habe und dem Drogenkonsum fröne. Ich lebe in einem Häuschen mit meinem Mann, dem ich zwar nicht kirchlich verbunden bin, aber seit Jahren spirituell. Meine Tage verbringe ich neben dem Herstellen der Haar­bänder und dem Verkauf einfach freier als in meiner Heimat üblich.«

Joelles Augen leuchten bei ihren Erzählungen, und ganz nebenbei erwähnt sie die Ecken, die sich für jeden Besucher lohnen. »Ich liebe die Bucht Cala Xarraca – das azurblaue Meer, die goldbraune Küste. Es ist paradiesisch dort. Am Mittag fahre ich gern in die Bar Costa nach Santa Gertrudis. Die Bocadillos Jamón sind hier die besten der Insel. Jeden Besucher führe ich hoch zur Festung, um den Blick auf Ibiza Stadt zu genießen und danach durch die Altstadt zu spazieren. Dort kann man die schönsten Adlib-Kleider, die inseltypischen weißen Kleider, die hier jeder trägt, kaufen.« Der perfekte Ort zum Leben auf der Insel? »Wir Blumenkinder wohnen zum größten Teil im Norden, zurückgezogen, eher ursprünglich. Die meisten Gäste, besonders die Partysuchenden, fahren in den Süden, an die Playa d’en Bossa – die kommen mit uns kaum in Berührung, und es wäre auch nicht der Ort, an dem ich gerne verweilen würde.«

Drei Tage wach an der Playa d’en Bossa

Dort, an der Playa d’en Bossa, liegt das Ushuaia Beach Hotel. Und wer hier tagsüber am Strand verweilt, versteht, was Joelle meint. Denn auch wenn die Lautsprecher verstummen, ist es trotz breitem Strand, gemütlichen Daybeds und erstklassigem Sushi nicht wirklich idyllisch. Denn das Hotel liegt unmittelbar in der Einflugschneise des Flughafens. Ein Sonnenbad findet dementsprechend unter dem Flugzeugbauch statt. Ein Umstand, bei dem Joelle nur den Kopf schütteln kann. Björn, Software-Entwickler aus Frankfurt, stört das jedoch wenig. »Ich buch mich hier drei Tage zum Feiern ein, und danach relaxe ich irgendwo am Strand oder am Pool in einem gediegenen Resort und erhole mich von den Feiereskapaden.«

Für diesen Zweck hat dieselbe Hotelgruppe noch ein Öko-Resort im Landesinneren. Stilvoll schlafen, am Pool relaxen und nur die Grillen zirpen hören – das ist die Philosophie des dortigen Boutique-Designhotels Sa Talaia. An Feldern vorbei und über Schotter führt der Weg in das Hotel, welches abgeschieden und ruhig umgeben von Pinien liegt. Sanfte Ethno-Klänge untermalen das Verweilen auf den Sonnenliegen – eine Atmosphäre die auch Joelle gefallen würde. Doch auch für diejenigen, denen das Gefühl des Basses in der Magengrube fehlt, hat das Hotel noch ein Ass im Ärmel: einen kostenlosen Shuttleservice zum Ushuaia Beach Hotel. Für diejenigen, die auf David Guetta doch nicht verzichten möchten.

Buchung.  Das Ushuaia Beach Hotel ist im Thomas-Cook-Katalog »Spanien und Portugal« und kostet ab € 689 pro Person im Doppelzimmer mit Flug und Transfer für eine Woche. Infos zum Hotel gibt es hier.