Gerade in den kalten Wintermonaten zieht es viele Deutsche ins Warme. Fernreiseziele sind sehr beliebt. Doch dort gibt es auch gefährliche Krankheiten wie Hepatitis, Gelbfieber oder Malaria. Die richtige Impfung bietet Schutz und sollte unbedingt vor Reiseantritt erfolgen. Ein Gespräch mit dem Tropenmediziner und Weltgesundheitsorganisations-Experten Dr. Hinrich Sudeck über die richtige Impfung vor dem Urlaub.

Herr Dr. Sudeck, in einigen Regionen Brasiliens grassiert das Gelbfieber. Zwischen Juli 2017 und Ende Januar 2018 sind 1.080 Gelbfieber-Fälle bekannt geworden. 81 Menschen starben. Wie gefährlich ist Brasilien für Touristen derzeit?

Gelbfieber hat sich in Brasilien schon seit Dezember 2016, vor allem in den Bundesstaaten Sao Paulo, Minas Gerais, aber auch Rio de Janeiro, ausgebreitet und somit auch das städtische Gebiet erreicht. Weitere 15 Bundesstaaten sind betroffen. Das Risiko ist aber in ländlichen Regionen höher als in städtischen Gebieten; die Dynamik des Ausbruchs lässt es geraten erscheinen, die Indikation zur Impfung großzügig zu stellen. Die WHO veröffentlicht dazu regelmäßig ein Update.

Was empfehlen Sie zur Vorbeugung gegen Gelbfieber?

Guter und bewusster Mückenschutz ist grundsätzlich immer wichtig und verhütet auch andere unangenehme Infektionskrankheiten.

Moskito

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Es steht darüber hinaus eine sehr effektive und allgemein gut verträgliche Lebendimpfung gegen Gelbfieber zur Verfügung, die nahezu lebenslänglich schützt. Da diese zwar im seltenen Einzelfall signifikante Nebenwirkungen haben kann, aber dafür auch außerordentlich effektiv ist, kann sich der Reisende nahezu hundertprozentig auf den Schutz verlassen und sollte sie auf jeden Fall rechtzeitig vor jeder Brasilienreise durchführen. Sie wird von zugelassenen Gelbfieberimpfstellen verabreicht, die auch über die Risiken, Nebenwirkungen oder Kontraindikationen kompetent beraten können.

Sowohl die WHO als auch das Auswärtige Amt haben dementsprechend ihre Empfehlungen für Reisende der Situation angepasst: »Die Impfung wird allen Reisenden ab dem vollendeten 9. Lebensmonat, spätestens 10 Tage vor der Einreise nach Brasilien, dringend empfohlen, solange sie nicht sicher wissen, dass sie ausschließlich in die noch gelbfieberfreien Gebiete im Osten reisen. Die Impfung wird auch für den Besuch der Iguaçu-Wasserfälle empfohlen. Bei einer Erstimpfung vor dem 2. Lebensjahr sollte nach 10 Jahren eine einmalige Auffrischimpfung erfolgen.«

Ein Thema auf vielen Reisen in exotische Länder ist immer wieder Malaria. Wie groß ist die Gefahr heute?

Die Gefahr ist abhängig vom Ziel, der Dauer, der Route und dem eigenen Verhalten auf der Reise. Neben einigen wenigen Regionen in Südostasien und Südamerika sind es vor allem die Länder Subsahara-Afrikas, aus denen die meisten Fälle stammen (90%). Nach Deutschland werden von Touristen ungefähr 600 – 800 Fälle importiert, was angesichts der hohen Zahl von Reisenden wenig ist. Da eine Malaria tropica (hervorgerufen durch Plasmodium falciparum) aber innerhalb weniger Tage tödlich verlaufen kann, ist das individuelle Risiko, vor allem derjenigen, die KEINE Prophylaxe in Form von Mückenschutz oder Einnahme von Medikamenten – oder beidem! –  durchführen, hoch.

Impfung vor dem Urlaub: Malariapillen

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In Ihrem Ratgeber informieren Sie über riskante und medizinisch bedenkliche Reiseländer. Welche Länder werden von Reisenden oft unterschätzt?

Problematisch sind vor allem Länder mit schlechter Infrastruktur und rudimentärer medizinischer Versorgung. Dazu zählen die armen Länder in Südostasien, die meisten Länder in Subsahara-Afrika und Nordkorea, die Mongolei, Haiti, Guyana sowie die Krisenstaaten des Maghreb, des Nahen Ostens, aber auch Afghanistan und weitere Länder Zentralasiens. Da die Situation im einzelnen Reiseland für den Reisenden schlecht einschätzbar ist und von vielen individuellen Faktoren abhängt, ist das Einholen von zuverlässigen Informationen vor der Reise besonders wichtig.

Manche Reisende sehen in Sachen Impfung vor dem Urlaub vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Wo können sich Reisende sicher über die Gefahren in ihrem Urlaubsziel informieren?

Erste Hinweise können dem Internet entnommen werden, z. B. über die Seiten des Auswärtigen Amtes, der WHO, CDC, der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin oder über die deutschen tropenmedizinischen Institute. Die Links dazu gibt es bei der DTG. Auch viele Krankenkassen beraten oder nennen Ansprechpartner. Reisemedizinisch ausgebildete Ärzte (Links bei der DTG, die ein Zertifikat »Reisemedizin« vergibt und regelmäßig überprüft und dem Fachverband Reisemedizin) und die Gelbfieberimpfstellen sind ebenfalls kompetente Ansprechpartner. Zusätzlich steht eine Reihe von kommerziellen Anbietern, die in der Regel verlässlich sind, zur Verfügung. Es wird empfohlen, etwa 4-6 Wochen vor der Reise Kontakt aufzunehmen. Man sollte seinen Impfpass »pflegen« und eine Kopie desselben sicher verwahren. Das spart auch Geld bei zukünftigen Reisen.