Schöne Bilder, ernster Hintergrund: In San Francisco ist am Wochenende der »Ocean Cleanup« gestartet. Gesäumt von Kajaks und Segelbooten hat ein Schiff ein 600 Meter langes Konstrukt aus der Bucht gezogen, das Plastik aus dem Pazifik sammeln soll. Text: Verena Wolff

Die Bilder kennt inzwischen jeder: Tote Meerestiere, die den Bauch voller Plastikmüll haben. Vögel, die sich an Plastikteilen strangulieren. Fische, die den Abfall für Nahrung halten. Strände, an denen ganze Plastikhaufen angeschwemmt werden. Unser Müll ist zu einer Bedrohung für die Weltmeere und die Lebewesen darin geworden. Bis zu 150 Millionen Tonnen Plastikabfall sollen im Wasser schwimmen. Dieser Umweltverschmutzung hat ein junger Niederländer schon im zarten Alter von 16 Jahren den Kampf angesagt. Damals ging Boyan Slat in Griechenland zum Tauchen – und sah mehr Müll als Meeresgetier. Die Idee des »Ocean Cleanup« war schnell geboren, auch zahlreiche Investoren fanden sich für das Projekt.

Junger Mann mit Sonnenbrille auf Boot

Pierre Augier/Ocean Ceanup

Schwimmende Müllwagen und das 001

Am vergangenen Samstag hat er nun ein Gerät in der Bucht von San Francisco zu Wasser gelassen, das für Ordnung im Meer sorgen soll. Zumindest mal direkt unter der Wasseroberfläche. Die Enden eines 600 Meter langen Kunststoffrohrs sollen sich um den Plastikabfall legen, der sich im Wasser nicht zersetzt. Der Müll wird mit Netzen, die rund drei Meter tief im Wasser hängen, zusammengetrieben und dann von schwimmenden Müllwagen eingesammelt. Sie bringen ihre gefährlichen Fänge an Land, wo der Müll weiterverarbeitet und recycelt wird. Zunächst will der inzwischen 24 Jahre alte Niederländer sein Gerät vor der Küste Kaliforniens testen.

Pipeline aus Rohren im Meer mit Kränen

Pierre Augier/Ocean Ceanup

Wie ein »U« sieht die Konstruktion aus, die Slat seit einem halben Jahr in Alameda, vis à vis der Golden Gate Bridge, mit seinem Team zusammengebaut und getestet hat. Der junge Niederländer, der seinen Firmensitz erst kürzlich nach Rotterdam verlegt hat, will noch deutlich mehr seiner Anlagen in den Meeren der Welt installieren. Doch dazu muss erstmal das »System 001«, wie die Anlage in Kalifornien heißt, gut laufen. Bald soll der Müllfänger sich einer der großen Müllhalden auf hoher See annehmen: dem »Great Pacific Garbage Patch«, der zwischen Kalifornien und Hawaii liegt. Dieser Müllfleck ist nach Angaben des Unternehmens der größte Strömungswirbel, in dem sich riesige Mengen Plastikmüll fangen.

Großes Vorhaben

Fischen und Meeressäugern kann das Konstrukt nicht gefährlich werden, betont der Entwickler, denn sie können einfach darunter herschwimmen. Zwar gibt es kritische Stimmen, nach denen dieses Projekt im wahrsten Wortsinn nur an der Oberfläche kratze. »Natürlich ist es am wichtigsten, dass weniger Müll in die Meere gerät«, betonte Slat bei der Premiere seines »System 001«. Doch er hat sich mit dem Projekt ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2040 sollen 90 Prozent des Plastikmülls aus den Ozeanen der Welt beseitigt sein.

http://www.theoceancleanup.com