Schon lange träumte ich von einem Besuch der Serengeti. Seit Kindertagen beeindruckten mich die Bilder der Abertausenden Zebras bei der waghalsigen Durchquerung des Mara-Flusses, die perfekten Sonnenuntergänge mit Akazienbaum-Silhouette und die räuberischen und wunderschönen Löwen. Im One Nature Nyaruswiga wurde mein Traum von Afrika wahr. Und wie! Text: Marie Tysiak

So ganz geheuer ist mir die kleine Propeller-Maschine nicht, nur eindünner Boden, zwei große Flügel und ein kleiner Rotor trennen mich von der Erde, die sich 2.000 Meter unter mir dreht. Der 13-Sitzer wirkt so leicht, als könnte der kleinste Windstoß ihn aus seiner Bahnwerfen. Dafür ist die Aussicht aus dem kleinen Bullauge gigantisch.

Tiefe Krater des Ngorongoro-Nationalparks gleiten unter mir vorüber, hin und wieder ebnet sich das Land – Plateaus, vereinzelt bestückt mit einem Massai-Dorf. Von oben sehen die kreisrunden Häuseransammlungen aus wie mystische Kornkreise. Wie es wohl ist, dort unten einsam in der Savanne mit seinen Rinderherden zu leben?

Beim Anflug auf die Serengeti ziehen die Dörfer der Maasai unter einem vorbei.

Marie Tysiak

Aus grünen Tupfern auf gelbem Grund werden langsam Akazienbäume, als die kleine Maschine den Landeanflug auf den winzigen Seronera Airstrip startet. Knappe zwei Stunden dauert der Flug mit der Propeller-Maschine von der staubigen Großstadt Arusha im Nordosten Tansanias in die absolute Einsamkeit des Buschlandes.

Von oben erkennt man die abertausenden Tierspuren, die die Serengeti durchkreuzen.

Marie Tysiak

»Jambo!«

Peter vom One Nature Nyaruswiga begrüßt mich herzlich. Er und das gesamte Team im Resort werden mir in den kommenden Tagen noch sehr ans Herz wachsen. Ein blitzender Safari-Jeep wartet auf mich. Vier Ledersessel, wie ich sie mir in jedem Kino wünschte, alle Seiten offen und freie Sicht in die Ferne. Das weiß ich schon aus meinem Reiseführer: Serengeti heißt nichts anderes als genau das: endloses Land – auf Swahili.

Die Savanne, flächenmäßig so groß wie Belgien, erstreckt sich bis an die Grenze Kenias, ist einer der größten Nationalparks des Kontinents und seit 1981 Unesco-Weltnaturerbe. Nun bin ich hier, habe einen erfrischenden Drink in der Hand, der warme Wind zerzaust die Haare, in der Ferne färbt sich der Himmel rosarot zum nahenden Sonnenuntergang. Und natürlich steht am Horizont eindrucksvoll eine einsame Akazie. Ganz großes Kino. Und dann wird die kurze Fahrt zum Resort bereits zur Safari.

Im One Nature Nyaruswiga diniert es sich unter freiem Sternenhimmel.

One Nature Hotels

Peter ist mein Guide und Fahrer für die nächsten Tage. Piiiiiiieter, wie er ausgesprochen wird, entspricht keinesfalls dem deutschen Klang seines Namens. Hinter dem Steuer hat stattdessen ein Mitte 20-jähriger, kleiner Tansanier Platz genommen, dessen wachsame Augen und blitzende Zähne aus seinem dunklen Gesicht strahlen.

Grinsend zeigt er auf die Herde Giraffen, die in etwas Entfernung in einer perfekten Reihe Kurs auf die einsame Akazie nimmt– ihr Abendessen! Vielleicht ist es der Geier, der mit lautem Geraschel von einem Ast ebendieses Baumes losfliegt, vielleicht das knatternde Motorgeräusch über die holprige Straße – plötzlich rennen alle fünf Giraffen gleichzeitig los. Es wirkt wie in Zeitlupe, als die 20 langen Beine erstaunlich elegant abheben, einen weiten Satz machen und beim Aufprallen eine Menge Staub aufwirbeln. »Passgänger«, erklärt Peter. »Sie laufen immer mit beiden rechten Beinen und dann mit beiden linken.«

Diese Giraffe sucht sich ein schattiges Plätzchen in der Mittagshitze.

Marie Tysiak

Lautes Trommeln

… Zungenschnalzen und Klicklaute sind zu hören, als der Jeep in das Camp einfährt. 30 skandierende und tanzende Köchinnen, Masseure, Guides, Zimmermädchen, Manager und Kellner empfangen uns vor dem Lounge-Zelt. Die gesamte Belegschaft ist gekommen, um uns zu begrüßen. Das One Nature schmiegt sich auf einem weitläufigen Areal an die Nyaruswiga-Hügel, die dem Luxusresort ihren Namen geben. Es passt sich nahtlos seiner Umgebung an, nicht mal ein Zaun trennt es von der Wildnis und Schönheit der Savanne.

Insgesamt 13 Luxuszelte schmiegen sich an die Hügelkette in der Serengeti.

One Nature Hotels

Hier haben sich Pamela Saliba Menzoyan und Hani Saliba ihren ganz persönlichen Traum von Afrika erfüllt. Das  Unternehmerpaar aus Dubai eröffnete 2017 das erste völlig nachhaltige Luxusresort der Gegend in einer ruhigen Ecke des weltbekannten Nationalparks.

Die 13 Luxuszelte, eines davon ein Familienzelt, allesamt mit abgetrenntem Badbereich, sind Glamping in einer neuen Dimension: An Pfeilern aus afrikanischem Eukalyptus errichtet, schlafen Gäste in ägyptischer Baumwolle auf dicksten Matratzen. Eine freistehende Kupferbadewanne bietet genug Platz für zwei, während die private Veranda für Spa-Treatments genutzt werden kann. Alle Einrichtungsgegenstände sind von Pamela und Hani ausgewählt oder wurden nach Maß gefertigt. Dazu die großzügige Lounge, eine Sternwarte, Freiluft-Fitness, Badminton und andere Spiele. Ein gemütliches Restaurant-Zelt serviert Gourmetküche inmitten der Wildnis. Das Camp ist in einem eleganter Kolonialstil in verschiedenen Beige-Tönen gestaltet.

Das One Nature Nyaruswiga Camp ist der Luxus-Camping-Traum schlechthin.

One Nature Hotels

Und das Beeindruckendste?

Im gesamten Refugium gibt es kein Plastik. Das gefilterte Wasser kommt aus einem nahegelegenen Bohrloch, der Strom von einer Solaranlage auf dem Gelände – falls der Sonnenschein nicht ausreicht, hilft ein Generator nach. Selbst die Zahnbürste ist aus Bambus, die Strohhalme aus Papier.

Im Lounge-Zelt des One Nature Nyaruswiga Camps kann man es sich gemütlich machen.

One Nature Hotels

Und trotzdem versprüht jedes Detail pure Eleganz. Die zusätzliche Freiluftdusche an jedem Bad-Zelt, die stilvolle Bar aus Mahagoni-Holz im Lounge-Zelt mit einer erstaunlichen Auswahl an hochwertigen Whiskys, Weinen und Zigarren, der Latte macchiato aus der Victoria-Arduino-Kaffeemaschine, die Böden aus europäischem Eichenholz, die edlen Sofas, der Infinity-Pool und Jacuzzi mit weitem Blick in die Savanne, die historische Landkarte und die imposanten Gemälde der persönlichen Lieblingsfotos von Besitzer und Hobbyfotograf Hani Saliba an den Zeltwänden. Auch setzt sich das junge Ehepaar stark für den Tierschutz ein und unterstützt den Nationalpark beim Kampf gegen die Wilderei, leider ein großes Problem in Tansania. Auch ein Projekt des Frankfurter Zoos zum Schutz der Schwarzen Nashörner unterstützen sie finanziell.

Während der Mittagshitze verziehen sich die Tiere in den Schatten – und die Gäste des One Nature Nyaruswiga Camps in den Pool.

Marie Tysiak

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Wer den unglaublichen Artenreichtum in der Serengeti bestaunen möchte, muss früh aufstehen. Die meisten Tiere lassen sich im Morgengrauen beobachten. Mein Weckservice mit frisch gepresstem Orangensaft, Sandwiches und Kaffee versüßt das Aufstehen aus dem gemütlichen Kissenwirrwarr aus Ziegenwolle ungemein. So sitze ich, pünktlich um halb sechs, auf meiner privaten Veranda. Der Morgen beginnt zu dämmern, und in der Ferne lacht eine Hyäne.

Das Aufstehen aus der gemütlichen Betten des One Nature Nyaruswiga Camps fällt nicht leicht, aber lohnt!

One Nature Hotels

Kurze Zeit später habe ich wieder im gemütlichen Ledersessel des beigen Safari-Jeeps Platz genommen. Alle neun Safari-Jeeps sind eigens für das Resort angefertigt worden und verfügen über Kamerastative, WiFi (!), Steckdosen, Ferngläser und Kühlschrank. Das Resort verleiht auch Objektive und Kameras.

Peter begrüßt mich mit seinem neiderregenden Zahnpasta-Werbe-Grinsen und reicht mir eine Decke – morgens und abends ist es ohne die glühende Sonne am Himmel erstaunlich frisch in der Serengeti! Los geht die Pirschfahrt. Es dauert keine fünf Minuten und unser Weg wird geblockt von einer grasenden Herde Büffel. Mehrere hundert Tiere bilden eine schwarze Wand, langsam geht hinter dem Hügel die Sonne auf. Ein Tier ganz in meiner Nähe hebt unbeeindruckt den Kopf. Die geschwungenen Hörner, die über seinem Kopf zusammenlaufen, erinnern an die französischen Allongeperücken aus dem 17. Jahrhundert.

Die Serengeti ist eine der artenvielfältigsten Savannen.

Marie Tysiak

Die große Tierwanderung

Das ganze Jahr ziehen riesige Herden Zebras, Gnus und andere Antilopen kreisförmig durch die Masai Mara und Serengeti auf der Suche nach frischen Weiden. »Mehrere Millionen Tiere!«, erklärt Peter. Die große Tierwanderung! Unweit des Resorts liegt der reißende Mara-Fluss, den die Tiere auf ihrer Wanderung gleich zweimal überqueren müssen. Auch ich kenne die beeindruckenden Bilder unzähliger Tierdokus, die meinen Kindheitstraum prägten. Ich bitte Peter, in den nächsten Tagen mit mir dorthin zu fahren. Er nickt – Juni und Juli seien perfekt, sagt er.

Ein paar Geier warten geduldig auf ihren Teil der Beute.

Marie Tysiak

Die Büffel sind satt, und langsam setzt sich die gigantische Herde in Bewegung. Der Weg ist frei, die Sonne jetzt vollends aufgegangen. Zwei Stunden und 777 Fotos später bin ich einfach nur baff. Die Serengeti erfüllt jegliches Afrika-Klischee. Noch nie habe ich auf einer Safari in so kurzer Zeit so viele Tiere gesehen.

Eine Löwenfamilie faulenzte unter einem Busch; Zebraherden legten sich wie ein gestreiftes Band auf die weite Savanne; eine kuriose Affenart, die nicht ohne Grund Blue-Balls-Monkeys genannt wird, näherte sich neugierig unserem Jeep. Ein Leopard ist sogar direkt unter unserem Jeep hindurchgeschlüpft. Am Fluss lieferten sich zu alledem vor unseren Augen eine Nilpferd-Dame und eine Löwin ein spannendes Diven-Duell – zunächst jagte die Löwin das Nilpferd. Bis dem Nilpferd plötzlich die Eingabe kam, dass es ja stärker als die Königin der Savanne ist – und kehrtmachte, um stattdessen die Löwin zu jagen.

Eine Elefantenfamilie steuert auf eine Wasserloch in der Serengeti zu.

Marie Tysiak

Peter weiß unglaublich viel über die Savanne und hat zu allem und jedem etwas Spannendes parat, sodass mich sogar die in meinen Augen unsympathischen Geier und hässlichen Hyänen faszinieren. Ein super Fährtenleser ist er obendrein – eine halbe Stunde lang verfolgen wir eine Spur, die uns schließlich zu einer Elefantenfamilie bringt, die unterwegs zu einem nahen Wasserloch ist.

Peter vom One Nature Nyaruswiga erklärt genau, was für Tierspuren er in der Serengeti entdeckt.

Marie Tysiak

Im Reich der Könige der Tiere

Er hat ein schelmisches Grinsen aufgesetzt, als wir eine Ebene erreichen, aus der eine massive Felsformation herausragt. Sie kommen mir erstaunlich bekannt vor – und als hätte er meine Gedanken gelesen, weiß Peter auch hier etwas Interessantes zu erzählen: »König der Löwen spielt übrigens in der Serengeti. Nirgendwo sonst in einer Savanne Afrikas gibt es diese hohen Felsblöcke«, er zeigt dabei auf einen besonders hohen und wild überwucherten Steinhaufen. »Hakuna Matata heißt nichts anderes als ›Hab keine Sorgen‹ in unserer Sprache.« Unweigerlich singen Timon und Pumbaa in meinem Kopf die Titelmusik des Disney-Films.

Peter vom One Nature Nyaruswiga Camp hat immer eine Überraschung parat.

Marie Tysiak

Er biegt ab, und es wird holprig, als wir einen dieser Felsen emporkriechen. Ich halte mich fest, um nicht aus meinem Sitz zu purzeln. In der gesamten Serengeti kommt man nur mit einem Offroad-Fahrzeug umher, bisher konnte der geplante Serengeti-Highway einmal quer durch die Savanne zum Glück (noch …) von Tierschützern gestoppt werden.

Aber dieser steile Weg ist besonders wackelig. Oben angekommen, haut es mich dann doch fast aus meinem Sitz – nicht der Straße oder gigantischen Aussicht geschuldet, sondern dem Team von One Nature, das uns erneut tanzend und singend empfängt – mit einem reichlich gedeckten Frühstückstisch. Inmitten der Savanne. Peters Grinsen breitet sich von Ohr zu Ohr, er öffnet meine Tür und reicht mir die Hand zum Ausstieg. Hut ab, One Nature, Pamela und Hani, vor eurem Traum von Afrika. Danke, dass ich Teil davon sein darf. Er stellt meinen glatt in den Schatten des Akazienbaums.

Singend und tanzend wird Autorin Marie Tysiak vom Team des One Nature Nyariuswiga in der Serengeti zu einem Busch-Frühstück überrascht.

Marie Tysiak

Infos.

Das exklusive Safari-Resort One Nature Nyaruswiga empfängt seit Januar 2017 Gäste in seinen 13 Luxuszelten in der Serengeti. Bei einem Aufenthalt in dem auf absolute Nachhaltigkeit bedachten Resort sind Verpflegung und sämtliche Aktivitäten inbegriffen. Eine Nacht kostet ab € 846 p. P. www.onenaturehotels.com

Pamela und Hani haben im One Nature Nyaruswiga ihren Traum von Afrika wahr gemacht.

Marie Tysiak

Anreise. Turkish Airlines fliegt von allen deutschen Airports via Istanbul nach Kilimanjaro. Vom Arusha Airport bedienen täglich einige nationale Airlines die Serengeti.

Man möchte gar nicht mehr fort aus dem One Nature Nyaruswiga in der Serengeti.

Marie Tysiak

Hier findet ihr auch eine Bilderstrecke über das Hotel  und die Serengeti.