Ein Hotel, das sich selbst eine Kulisse erschaffen hat, nämlich die eines mallorquinischen Dorfes, war mir erst suspekt. Doch zwischen den neuen Gemäuern des Park Hyatt Mallorca, die alt wirken sollen, steckt reichlich Seele. Man muss sich nur darauf einlassen! Text: Jennifer Latuperisa-Andresen

Es ist Mitte Januar auf Mallorca. Eine ruhige Zeit. Nein, Moment, fast eine tote Zeit auf der Insel. Wer außerhalb von Palma verweilt, wird eins lernen: Die meisten Bettenburgen (hässliche Pauschal-Touristen-Hotels) haben geschlossen, und auch viele der Restaurants machen sich für die neue Saison hübsch und haben deswegen Betriebsferien. Es ist kaum was los auf den Straßen, auch die Wanderwege sind menschenleer, und Touristen prägen nicht, wie sonst immer, die Szenerie zwischen Meer und Gebirge. So einsam ist es auch im Park Hyatt Mallorca.

Das Hotel ist gerade einmal ein halbes Jahr alt, als wir herzlich empfangen werden, nachdem wir uns den Weg durch das dunkle Nichts gebahnt hatten. Denn das Luxushotel liegt außerhalb der touristischen Reichweite im weniger erschlossenen Nordosten der Insel. Und da sprechen wir für den Sommer. Und nicht für den eh verlassenen Januar. Deshalb waren wir die Einzigen weit und breit, die überhaupt auf der Straße Richtung Canyamel unterwegs waren, um schließlich im Scheinwerferlicht das Hotel zu entdecken.

Hotel? Eher ein Dorf!

Hotel ist eine niedliche Umschreibung für den Komplex, der die Ausmaße eines mallorquinischen Dorfs hat. Ein künstlich erschaffenes Dorf wohlgemerkt, das allerdings sehr realistisch aussieht. Und ja, der erste Gedanke ist: Das kann ja nicht schön sein. Das ist nicht authentisch! Das ist weit weg von einem natürlichen Charme! Und siehe da – wer nicht gleich versucht, sein Vorurteil zu bestätigen, wird feststellen: Es ist charmant, dieses Dorf.

Park Hyatt Mallorca

Park Hyatt Mallorca

Die Häuser rund um den Dorfplatz sind selbst in der Farbgebung sehr ähnlich zum Original inklusive der typischen Fensterläden. Und auch das Dorfleben findet statt. Es gibt eine Bücherei, eine eigene Bäckerei und drei Restaurants. Natürlich Pools und ein Spa. Insgesamt – und das mag erstaunen, insbesondere wenn man sich umschaut – hat es nur 142 Zimmer und 160 Suiten. Das klingt viel, in Anbetracht des Areals ist es aber verschwindend gering. Der Grund dafür: Die Zimmer sind sehr großzügig.

Sehr zu empfehlen: das Alpha-Quarz-Sandbett

Allein das sorgt ja schon für ein Urlaubs-Wohlgefühl. Aber die Zimmer sind auch geschmackvoll schlicht. Kein aufgezwungener mallorquinischer Finca-Stil, sondern authentisch und gleichzeitig modern. So genießen wir den Sonnenaufgang bei einem Kaffee aus der zimmereigenen Maschine, und falls im TV ein spannender Film läuft, kann dieser auch während des Zähneputzens durch den Fernseher im Badezimmerspiegel weiterverfolgt werden. Braucht man nicht. Ist aber trotzdem »nice to have«.

Zimmer im Park Hyatt Mallorca

Park Hyatt Mallorca

Eine Oase innerhalb des Dorfs ist das Serenitas Spa. Schon beim Betreten des stilvollen Spas rückt der Alltagsstress in die Ferne. Das klingt nach Klischee. Ist aber die Wahrheit. Eine richtige Oase im Park Hyatt Mallorca. Wir waren damit beschäftigt, das richtige Öl für die Anwendung zu finden, den perfekten Tee für die momentane Stimmung zu erriechen und uns die Möglichkeiten zum Relaxen anzuschauen. Gut für die Muskulatur ist das Alpha-Quarz-Sandbett, wunderbar für die Atemwege ist die Himalaya-Salz-Sauna, und ein prickelndes Erlebnis ist der Vitalpool.

Wir bekommen eine Massage für Paare, die in einer Suite stattfindet, bei der wir einen phänomenalen Ausblick auf das Tal von Canyamel haben. Fast zu schade, die Augen zu schließen und die Massage auf sich wirken zu lassen. Doch Moment. Fast ist es zu schade, dass die Zeit der Anwendung wirklich vorbeigeht. Stundenlang hätte wir dort liegen können. Nein, halt, tagelang!

Hervorragende Küche: Steak-Tatar und Thunfisch-Tataki

Doch dann hätten wir die exzellente Tapas-Küche von David Garcia verpasst. Er ist Baske und hat sich bereits einen Michelin-Stern erkocht. Wir verstehen warum, als wir das Steak-Tartar kosten und vom Thunfisch-Tataki naschen. Auch toll ist die glasierte Rinderbacke mit Orangen aus Soller. Denn auch auf die Unterstützung der lokalen Produzenten wird Wert gelegt.

Chefkoch Manuel Pereira im Park Hyatt Mallorca

Park Hyatt Mallorca

Ach ja, nachdem man gut gespeist und getrunken hat (die Tapas Bar hat eine Whisky Library!), kann man durch das Dorf in sein Zimmer wanken. Allerdings meist bergauf. Praktisch, sind so schon ein paar Kalorien runter. Zumindest für eine ganz kurze Zeit. Denn der sogenannte Avocado-Traum wartet beim Frühstück auf den Verzehr. Und der hat eines mit dem Hotel gemeinsam – er macht süchtig.

Was hören wir da? Kulinarisch geht es weiter steil bergauf für das Park Hyatt Mallorca. Das neue Restaurant Voro, seit März 2019 geöffnet, heimst nach neun Monaten seinen ersten Stern ein. Koch Álvaro Salazar und seine »Freigeistige« Küche, wie er sein Konzept nennt, haben die Gäste und auch den Guide Michelin überzeugt. Kostprobe gefällig? Zum Auftakt eine Entenbrühe, die von einem Baiser aus Maismehl umhüllt und mit chinesischen Gewürzen verfeinert ist, gefolgt von einer gebratenen Wildfang-Brasse mit Gazpachuelo and zum Abschluss eine Brioche mit Nussbutter und Galanga. Da muss man dann schon das ein oder andere Mal mehr bergauf gehen.

 

Park Hyatt Mallorca.  Urbanización Atalaya de Canyamel, Vial A, 12, Canyamel,  Spanien, 07589. Preis Doppelzimmer pro Nacht inkl. Frühstück ab 500 Euro. www.mallorca.park.hyatt.com