Der »Rainbow Mountain« in Peru hat sich in kurzer Zeit zu einem beliebten Fotomotiv entwickelt. Doch der Schnappschuss will erst verdient werden, denn der 5.200 Meter hohe Vinicunca ist nur zu Fuß zu erreichen. Mehrere hundert Besucher machen sich dennoch täglich auf den Weg. Und das aus gutem Grund: Die Oberfläche des Bodens wirkt, als sei sie rot, grün, gelb und beige angemalt wie ein bunter Regenbogen. Leserin Carolin Hebenstreit hat die Tour mitgemacht und berichtet von ihrem Erlebnis.

Mit stolzen 4.900 Metern ist er deutlich höher als unser höchster Berg in Deutschland, die Zugspitze, die es auf immerhin 2.962 Meter schafft. Die Wanderung zum Rainbow Mountain in Peru dauert in der Regel zwischen drei und vier Stunden – bei dieser extremen Höhe bedeutet das: sehr dünne Luft. Häufig kommt es zur Höhenkrankheit mit Schlaffheit, Schwindelgefühl oder sogar Erbrechen. Diese Krankheit kann jeden treffen, egal ob Anfänger oder erfahrener Wanderer. Für alle Abenteuerlustigen, denen das Risiko und die Dauer des Treks eine zu große Herausforderung sind, gibt es eine alternative Route zum sogenannten​ Palccoyo Rainbow Mountain​: die Alternative Rainbow Mountain Tour.

Ausblick am Rainbow Mountain

Carolin Hebenstreit

Diese Tour ist der Geheimtipp für alle, die sich den langen Trekking-Pfad zum Rainbow Mountain nicht gewachsen fühlen und sich von der Masse abheben wollen. Viele kennen diese Tour nicht. Kein Wunder, nur sehr wenige Anbietern haben sie im Portfolio. Die Tour hat den Vorteil, das gerade einmal 150 oder sogar weniger Reisende sich täglich auf den Weg machen. Die Wanderung beträgt zwischen 45 Minuten und einer Stunde. Das ist deutlich kürzer als die weit verbreitete drei bis vier Stunden Route, auf der sich täglich bis zu 800 bis 1.000 Teilnehmern tummeln. Nun denkt man sich bestimmt: Wo ist der Haken? Ist die Landschaft und die Aussicht etwa nicht genauso schön wie bei der weit verbreiteten Route? Ich selber bin beide Routen gelaufen und kann sagen: Die Alternative Rainbow Mountain Tour ist sogar sehenswerter. Aber dazu komme ich später.

Das Abenteuer beginnt: Die Wanderung zum Rainbow Mountain

Die Reise startet um fünf Uhr morgens. Dann wird man von einem Guide und einer kleinen Gruppe Mitreisender abgeholt.

Palccoyo-Tour: mit Auto zum Rainbow Mountain

Carolin Hebenstreit

Eines sollte man vorab wissen: Das Wetter am Rainbow Mountain kann sich schlagartig ändern. Es ist auch mit Wetterprognosen nicht wirklich vorhersehbar. Deswegen empfiehlt es sich, sich nach dem Zwiebelprinzip anzuziehen. So ist man für alle Wetterlagen gewappnet. Anbei eine kleine Liste mit Dingen die definitiv nicht im Rucksack fehlen sollten:

● Sonnenbrille
● Sonnencreme
● Snacks (Cookies aus dem Laden für umgerechnet  rund einen Euro)
● Wasser
● wer mag: Coca-Blätter gegen die Höhenkrankheit (aus dem San Pedro Markt für rund einen Euro)
● Kamera und Batterien oder Power Bank
● Wanderstöcke
● Mütze
● Handschuhe
● Schal
● Bequeme Sport- oder Wanderschuhe mit Grip

Erst einmal in einem kleinen Dorf frühstücken

Während der zweieinhalbstündigen Fahrt zu einem kleinen Dorf, wo es Frühstück gibt, passieren wir Felder, auf denen Dorfbewohner die traditionelle Ackerarbeit beginnen, mit Schafen spielende Kinder und sogar ein paar Alpakas. Man muss sagen, die Fahrt ist nicht ohne Herzklappern. Oft geht es an ziemlich steilen Abhängen und Kurven vorbei, aber mit einem professionellen Fahrer ist das kein Problem. Das Frühstück ist mit frischem Brot, Rührei, Käse und frischem Saft relativ einfach gehalten, doch mehr als ausreichend.

Nach weiteren 30 Minuten Fahrt ist es so weit, man erreicht endlich den Startpunkt, wo die Wanderung losgehen kann. Hier ist die Aussicht schon mehr als atemberaubend. Und von der frischen, reinen Luft kann man gar nicht genug bekommen. Aber erst einmal gilt es, dem Guide aufmerksam zuzuhören. Man sollte hier mit Bedacht und entspannt hiken, um nicht Opfer der Höhenkrankheit zu werden. Dann geht es endlich los …

Teilnehmer einer Tour zum Rainbow Mountain

Carolin Hebenstreit

Sogleich kommen die Coca-Blätter zum Einsatz. Sie sind bei der Wanderung in dieser extremen Höhe von hohem Nutzen. Sie werden im Mund zerkaut, lösen ein entspannendes Gefühl aus und beugen der Höhenkrankheit vor. Wer mehr über die traditionsreiche Pflanze erfahren möchte, findet hier mehr Infos. Für die  Einwohner ist es ganz normal, die Coca-Blätter täglich zu kauen. Sie sind sehr sinnvoll in dieser Gegend. Denn auch wenn die Wanderung nicht von langer Dauer ist, spürt man bereits nach einiger Zeit die Höhe in den Lungen und den Beinen.

Oh, wie süß: Begegnungen mit Alpakas

Die Wahrscheinlichkeit, Gruppen von wilden Alpakas über den Weg zu laufen, ist bei dieser Route sehr hoch. Leider sind sie sehr schreckhaft und nicht sonderlich erfreut, wenn man ihnen zu nahekommt. Mit etwas Glück begegnet man auf der Strecke auch Bauern, die ihre Alpakas an der Leine mitführen und man kann ein Bild aus direkter Nähe erhaschen.

Alpaka in den Rainbow Mountains in Peru

Carolin Hebenstreit

Die letzten hundert Meter zur Spitze sind die anstrengendsten, da der Weg hier deutlich steiler ist als die 45 Minuten zuvor. Jedoch wird man mit einer Aussicht entschädigt, die die ganze Anstrengung mehr als wert ist.

Die Beziehung zwischen dem Guide, den Reisenden und dem Berg hat eine wichtige Bedeutung. Aus diesem Grund preist man bei der Ankunft als Erstes die Geister der Berge, die sogenannten Apus, und bittet um Glück und gutes Wetter während des Aufenthaltes. Hierfür gibt es ein spezielles Ritual. Jeder bekommt drei Coca-Blätter in die Hand. Diese werden in Richtung des Apus gehalten, um darauf die Blätter mit Pachamama, wie Mutter Erde hier genannt wird, mit einem Stein und der Erde zu verbinden. So stellt man ein spirituelles Verhältnis zu den Apus her. Zusätzlich erfährt man auch viele weitere interessante Informationen und Anekdoten über das Dorfleben und über den Rainbow Mountain von seinem Guide.

Nach gut anderthalb Stunden auf der Spitze und unzähligen, unglaublich beeindruckenden Fotos und Eindrücken ist es an der Zeit, den Abstieg in Angriff zu nehmen. Unten angekommen, gibt es ein Mittagessen, das aus typischen leckeren peruanischen Gerichten besteht: Arroz con Pollo (bräunlicher Reis mit Hühnchen), Lomo Saltado (gebratene Rinderstreifen) und Quinoa. Das haben wir uns verdient!

Mehr Infos zu der beschriebenen Tour gibt es hier. Und wenn ihr mehr Lust auf Abenteuer in Peru habt, dann schaut doch mal hier vorbei.