Westschweden ist ein Paradies für Outdoor-Freunde und Familien mit Kindern, die gerne am Meer, im Wald und an Seen spielen. Dazu kommt mit Göteborg eine Metropole, die so ganz anders ist als Schwedens Hauptstadt Stockholm. Hier geht es ein bisschen entspannter zu. Und diese Ruhe merkt man auch im Umland – bei Hummersafaris, Elchtouren und anderen Abenteuern unter freiem Himmel.

Westschweden: Die Natur ist hier die Attraktion

Die eigentliche Attraktion in Westschweden ist – wie in vielen andern Orten des Landes auch – die Natur: das Westufer der mitunter rauen Ostsee, die Wälder und Seen im Landesinneren. Hier möchte man aus dem Staunen manchmal gar nicht mehr rauskommen.

Klassische Sehenswürdigkeiten dagegen hat vor allem Göteborg zu bieten. Von der Prachtstraße Kungsportavenyn, die von Läden und Cafés gesäumt ist, geht es über das Kunstmuseum (von dessen Treppe man gut Leute gucken kann) durch die engen Gassen des ältesten Stadtteils Haga, in dem es sich über Kopfsteinpflaster ganz herrlich schlendern lässt. Besondere Museen sind das Aeroseum, das in einem alten Flugzeughangar die Geschichte der Luftfahrt erzählt, sowie das Maritime Museum.

Haus um Ufer in Schweden

TTphoto/Shutterstock.com

Sehenswürdigkeiten in Göteborg

Im Hafengebiet von Lilla Bommen, nur wenige Meter vom markanten rot-weißen Hochhaus namens »Lippenstift« entfernt, liegt einer der größten je in Skandinavien erbauten Windjammer vor Anker. Holzgetäfelte Zimmer, der Blick auf den Hafen und die stete Bewegung des Wassers sind auch heute noch omnipräsent, doch das einstige Segelschulschiff aus dem Jahre 1907 verlässt den Gullbergskajen Pier in Göteborg nicht mehr. Seine Mäste sind einfach zu hoch und die Älvsborgsbron-Brücke für eine Durchfahrt zu niedrig. Die Viking ist heute ein Hotel- und Restaurantschiff und beherbergt die Gäste des Hotell Barken Viking.

Bereits im 19. Jahrhundert zog es jene der Badekultur frönenden Gäste in den Göteborger Stadtteil Haga. Hier findet sich bis heute – untergebracht in einem historischen Gebäude – das, für die Öffentlichkeit zugängliche, Jugendstilbad Hagabadet.

Hagabadet in Göteborg

Peter Kvarnström/Göteborg & Co

An heißen Tagen versprechen öffentliche und kostenlose Schwimmbäder wie das Allmänna Badet in Frihamnen oder das Plaskis in Majorna Abkühlung.

In Göteborgs Naturhistorischem Museum zieht ein 16 Meter langer Blauwal die Blicke auf sich. Im Jahre 1865 in der südlich der Stadt gelegenen Aksim-Bucht gestrandet, wurde er vom damaligen Kurator des Göteborger Museums, August Wilhelm Malm, präpariert und der Öffentlichkeit präsentiert. Die Walhalle des Museums gibt einen Einblick in die Evolution der Wale. An wenigen ausgewählten Tagen im Jahr werden die immensen Dimensionen eines der größten Tiere der Welt auf besondere Weise deutlich. Dann nämlich, wenn Museumsbesucher durch das aufgeklappte Maul in den Bauch des Tieres hinabsteigen.

Citytour auf Wasserwegen: Unterwegs mit dem Kajak

Kayakomat lautet das Zauberwort für Wassersportler in Göteborg. Wer in der schwedischen Stadt auf Entdeckungstour gehen möchte, der kann auf eine der zahlreichen Kajak-Verleihstationen zurückgreifen, die in den letzten Jahren geschaffen wurden. Point 65 Sweden, einer der führenden Outdoor-Anbieter für Kajaks in Schweden, setzt auf die Selbstbedienung an gleich vier Orten in Göteborg. Über eine App lässt sich das Kajak auswählen und buchen, eine E-Mail informiert zum Gebrauch und der sicheren Nutzung. Jedes Kajak ist selbstredend mit einer Schwimmweste ausgestattet. Aber: Nicht nur Göteborg ist ein Eldorado für Kanuten, auch der Göteborger Schärengarten sowie die umliegenden Seen sind für eine Entdeckung zu Wasser prädestiniert.

Kajak-Fahrer in Göteborg

Beatrice Tornros

Attraktionen rund um Göteborg: Schloss Gunnebo und Alingsås

Göteborg ist zwar an sich schon eine Reise wert, aber leicht erreichbare Schäreninseln und sehenswerte Nachbarstädte versprechen einen Schweden-Urlaub mit vielseitigen Eindrücken. Am schnellsten – die Fahrt dauert nur 26 Minuten – ist man im Schloss Gunnebo, einem gut erhaltenen Prachtbau aus dem 18. Jahrhundert mit einem noch beeindruckenderen Schlossgarten. Ebenfalls eine knappe halbe Stunde braucht man bis nach Alingsås. Die Kleinstadt ist vor allem für zwei Dinge bekannt: Cafés und Zimtschnecken, was zusammen die immer so beliebte schwedische Kaffeepause »Fika« ausmacht. Mit einer überdurchschnittlichen Cafédichte hat Alingsås sich den Titel Schwedens Fika-Hauptstadt erarbeitet, und es gibt geführte Touren zu den süßesten Lokalen der Stadt.

Wer es stattdessen lieber hip-rustikal mag, ist in Floda gut aufgehoben. In der ehemaligen Industriestadt sind in die stillgelegten Fabriken Restaurants und Geschäfte eingezogen, darunter der kulinarische Treffpunkt »Garveriet« mit nachhaltiger Philosophie. Im Nachbarort Nääs kann die Erkundungstour im Einrichtungsladen »Slöjd & Byggnadsvård« weitergehen sowie im Schloss Nääs, wo sich seit 1898 nicht viel verändert hat.

Ruheinseln vor den Toren Göteborgs

Genauso wie für seine coolen Cafés und angesagten Boutiquen ist Göteborg für seine Nähe zum Meer und zum westschwedischen Archipel bekannt. Züge, Busse und Fähren bringen Besucher in einer Stunde zu belebten Hotspots und entschleunigten Ruheinseln. Pure Schärenidylle findet man auf den Inseln Styrsö und Vrångö, die zum Schwimmen, Picknicken und Wandern über glattgeschliffene Granitfelsen einladen und gemütliche Pensionen haben. Eine Fähre verbindet beide Inseln – perfekte Bedingungen zum Inselhüpfen.

Etwas größer und belebter ist die Insel Hönö, die man ebenfalls in einer Stunde per Bus und Fähre erreicht. Und wer Uferpromenaden mit kleinen Shops, Cafés und Fischrestaurants liebt und gerne Boote beobachtet, ist in Marstrand richtig, denn das charmante Küstenstädtchen ist der Seglertreff schlechthin.

Insel Marstrand in Schweden

Per Pixel/ Westsweden.com

Hier, eine Stunde nördlich von Göteborg, kann man auch mehrere Tage verbringen und dann in Ruhe im Kajak über die Wellen paddeln, auf Robbensafari gehen oder die fast 400 Jahre alte Festung besuchen. Göteborg kann warten. Es liegt zwar gleich um die Ecke, doch in den Schären fühlt man sich Welten vom Stadttrubel entfernt.

Westschweden auf dem neuen Radwanderweg Vänerleden erkunden

Anfang Juni dieses Jahres wurde Schwedens sechster nationaler Radwanderweg eingeweiht: der Vänerleden. Auf 640 Kilometern führt er rund um den namensgebenden Vänersee im Westen des Landes. Die lange Strecke ist in vier Abschnitte unterteilt, die wiederum jeweils aus mehreren Tagesetappen bestehen. So können sich die Radler gut orientieren und eine passende Route für ihr Zeitbudget zusammenstellen. Der Vänerleden folgt mal Radwegen, mal verkehrsarmen Straßen und führt größtenteils über Asphalt und Schotter. Allen Teilstrecken gemeinsam ist die Nähe zum Vänersee, der mit vielen Badestellen aufwartet.

Fahrradfahrer in Schweden

Anna Hållams/imagebank.sweden.se

Beim Radfahren offenbaren sich Naturgebiete am Wasser, charmante Städtchen und viele Sehenswürdigkeiten. Zu den Highlights gehören die Schleusentreppe von Sjötorp, der wanderbare Tafelberg Kinnekulle und das Rörstrand-Museum in der Porzellanstadt Lidköping. Immer wieder kommt man an Gaststätten und fahrradfreundlichen Unterkünften vorbei.

Dass im vergangenen Jahr ein weiterer nationaler Radwanderweg Premiere feierte, ist coronabedingt an den meisten vorbeigegangen. Der Unionsleden misst 350 Kilometer und führt von Karlstad gen Westen und über die norwegische Grenze nach Moss. Etwa ein Viertel der Strecke verläuft durch die seenreiche Region Dalsland. Dort laden das einzige Strohmuseum Skandinaviens, das Paddelparadies Bengtfors, das feine Gasthaus Baldersnäs Herrgård und das Kulturzentrum »Not Quite« zum Absteigen ein.

Wer nicht genug von nachhaltigem, aktivem Urlaub in Westschweden bekommt, der nebenbei auch noch die Gesundheit fördert, kann außerdem den Geopark Platåbergen erkunden: Schwedens erstes Naturgebiet mit dem Gütesiegel »Unesco Global Geopark«. Es umfasst ganze 15 Tafelberge, die sich in der Provinz Västergötland auf einer Fläche von 3.690 Quadratkilometer ausbreiten. Mit ihrer einzigartigen Geologie ergeben sie artenreiche Lebensräume und bieten beste Voraussetzungen für eine reiche Kulturlandschaft.

Zu Besuch in der Algenschule

Die Japaner haben Algen schon lange im Essen. Und auch in Schweden ist man auf den Geschmack gekommen. In Westschweden leben Linnéa Sjögren und Jonas Petterson von Seetang. Das Paar aus Göteborg kündigte 2014 seine Jobs in der Bibliothek, um sich mit der Firma Catxalot dem Schatz aus dem Meer zu widmen. Die vitaminreiche Delikatesse kommt in der Region Bohuslän in vielen Sorten vor. Linneá und Jonas kennen sie alle, vom Zucker- bis zum Knorpeltang, von der Rotalge bis zum Meeressalat. Sie unterscheiden sich in Geschmack, Textur und Nährwert und können sowohl trocken als auch nass gegessen werden.

Experimentierfreudige Gourmets, die die Zutat der Zukunft kennenlernen wollen, buchen Kochkurse und Touren mit den sympathischen Schweden. Dabei erfahren sie die Vorzüge der gesunden Algen und pflücken selbst, in Badesachen und mit Schnorchel. Beim gemeinsamen Kochen teilt das Paar seine besten Rezepte, und im Tångmagasinet wird vor maritimer Kulisse gegessen. Außerdem gibt es im Programm von Catxalot Paddeltouren und das Meeres-Spa, bei dem man eigene Naturkosmetik mit Algen herstellt.

Nääs Fabriker: Steinofenbäckerei und Mikrobrauerei

Dass Brot und Bier verwandte Grundnahrungsmittel sind, erfährt in Westschweden eine nachhaltige Interpretation: Auf dem Gelände der ehemaligen Baumwollspinnerei Nääs Fabriker, die heute unter anderem ein Hotel, ein Restaurant, Café, Beauty Spa und Design-Shops beherbergt, gehen Brot und Malz nicht nur im Namen eine Symbiose ein: Das Prinzip der Steinofenbäckerei und Mikrobrauerei Bröd & Malt ist so simpel wie einleuchtend. Brotreste werden zu Bier verarbeitet, übriggebliebenes Malz kommt in das Brot. Das Resultat dieser kreativen Symbiose wird den Gästen im Hotel und Restaurant serviert, ist für Besucher aber auch im freien Verkauf erhältlich. Gleiches gilt für süßes Gebäck, Cidre und Obstsäfte, die zu den populärsten kulinarischen Klassikern in Nääs Fabriker zählen. Die Location liegt außerhalb von Göteborg am Ufer des Sävelångensees und gilt als attraktives Ausflugsziel der Region. Mehrere bis zu 2,5 Kilometer lange Wanderwege erschließen dem Besucher die Schönheit der westschwedischen Seennatur.

Bier und Brot in der Nääs Fabriker

Nääs Fabriker

Meet the Locals in Westschweden

Wer sich in Westschweden kurzzeitig heimisch fühlen möchte, probiert die Initiative »Meet the Locals« aus. Ob Fika mit Gunilla im Café oder Spaziergang am See mit Anna und ihrem Hund – die Plattform bringt Urlauber und weltoffene Schweden zusammen, die ihre Heimat und Hobbys mit Besuchern teilen möchten. Die Unternehmungen sind günstig bis gratis. Statt um Profit geht es darum, Zeit mit netten Menschen zu verbringen, eine neue Kultur kennenzulernen und etwas über die Welt und ihre Bewohner zu lernen.

Fika in Schweden

Tina Stafrén/imagebank.sweden.se

Ein bisschen Abenteuer verspricht eine Paddeltour mit Camping in den Schären vor Göteborg. Im Stadtteil Hisingen zeigt ein Local Besuchern die Graffiti- und Streetart-Szene mit 20 bis 30 großformatigen (und legalen) Kunstwerken. Der Spaziergang durch diese bunte Welt fasziniert Freunde moderner Kunst in jedem Alter. Manche Locals öffnen sogar ihr Zuhause für eine Übernachtung – eine Gelegenheit, schwedisches Design im täglichen Leben kennenzulernen.

Teilen macht auch beim Autofahren Spaß: Um Ausflugsziele in der Umgebung zu erreichen, kann man über die Plattform »We are together« Mitfahrgelegenheiten finden und sich die Kosten teilen. Ziele wie das nordische Aquarellmuseum in Skärhamn und der Tierpark Nordens Ark in Hunnebostrand sind nur eine kurze Fahrt und einen spontanen Plausch entfernt. Wer eine Mitfahrgelegenheit nimmt, gelangt oft auch nicht einfach von A nach B, sondern über einen lohnenden Abstecher C, den nur Einheimische kennen.

Klima und beste Reisezeit für einen Urlaub in Westschweden

Klima. Die Sommer in Westschweden sind sonnig und in der Regel über 20 Grad warm, sodass es sich auch am Wasser gut aushalten lässt. Fast immer weht ein Lüftchen. Dafür regnet es an der Westküste etwas mehr als an der Ostküste.

Reisezeit: Was man bei der Planung nicht vergessen darf: Im Sommer wird es dank »Midsommar« kaum dunkel, im Winter dagegen kommt die Sonne nur für wenige Stunden über den Horizont. Deshalb unser Tipp: die Nebensaison im Frühjahr und Herbst nutzen, dann ist es gerne klar und trocken – und dem ganz großen Besucheransturm entkommt man so auch.

Übernachtungstipps in Westschweden

Übernachten. Ob im hippen Stadthotel in Göteborg, in einem der niedlichen schwedischen Holzhäuser auf dem Land oder sogar mit Lagerfeuer in einem Tipi-Zelt mitten im Wald – in Westschweden sind den Übernachtungsmöglichkeiten keinerlei Grenzen gesetzt. Wir haben ein paar spezielle Angebote rausgepickt:

Hotel Flora: Ohne Frage eines der stylischsten Hotels in Göteborg – zentral gelegen und mit einem eigenwilligen Design. Jeder Raum hat ein anderes Thema, so gibt es zum Beispiel den »Royal Swedish Room« oder den »Rock Room«.

Everts Sjöbod: Seit Anfang des Jahrtausends führen die beiden Brüder Lars und Per Karlsson das gelbe Holzhaus an der Schärenküste in Grebbestad. Von hier aus bieten sie Austern- und Hummersafaris an und laden ihre Gäste auch zum Übernachten in das urige Haus ein – das übrigens über dem Wasser auf einer Austernbank steht.

In den westschwedischen Schären liegt die karge Insel Hamneskär mit dem 1868 erbauten Leuchtturm Pater Noster und den dazugehörigen historischen Gebäuden. Die ehemalige Wohnung des Leuchtturmwärters ist seit 2020 ein exklusives Boutiquehotel mit neun Zimmern, die im nautischen Stil eingerichtet sind. Im Juni, Juli und August werden die Zimmer einzeln vermietet, während den Rest des Jahres Gruppen willkommen sind. Wer das komplette Schärenfeeling möchte, kann einen bequem hergerichteten Schlafplatz im Freien buchen und auf einem glatt geschliffenen Felsen bei Meeresrauschen einschlummern.

Pater Noster Unterkunft Westschweden

Erik Nissen Johansen/Westsweden.com

Tipps zur Anreise

Mit dem Auto nach Westschweden: Der Landweg aus Deutschland führt über Kopenhagen und Malmö bis nach Göteborg. Von Hamburg aus fährt man knapp acht Stunden. Die Schärenküste rund um Grebbestad und der niedliche Küstenort Fjällbacka sind in weiteren anderthalb Stunden zu erreichen.

Mit dem Flugzeug. Tägliche Nonstop-Flüge nach Göteborg gehen mit Lufthansa ab Frankfurt und München, mit Germanwings ab Hamburg und Düsseldorf sowie mit Easyjet ab Berlin mehrmals in der Woche. Umsteigeverbindungen werden via Amsterdam von KLM und über Kopenhagen oder Stockholm von SAS angeboten.

Mit dem Schiff. Wer mehr Zeit hat, kann auch das Schiff nehmen. Von Kiel aus gibt es eine tägliche Verbindung mit der Stena Line nach Göteborg, die über Nacht geht und 14,5 Stunden dauert.

Mit Englisch kommt man sehr gut durch

Sprache: Da die Schweden ihre Hollywoodfilme seit jeher ohne Synchronisation (sondern nur mit schwedischem Untertitel) schauen, gehören sie im europäischen Vergleich zu denen, die am besten Englisch sprechen. Man wird hier also überall auch ohne großartige schwedische Sprachkenntnisse zurechtkommen.

Trinkgeld. In Schweden ist es beim Trinkgeld ganz einfach: Eine Zehn-Prozent-Regel wie in Deutschland gibt es nicht, ein Aufrunden des Betrags wird aber auch hier gern gesehen.

Weitere Informationen gibt es auf der Website des Tourismusamtes der Region Westschweden.