Die Reisekataloge und Online-Angebote der Veranstalter leben oft in einer eigenen (Sprach-) Welt. Da wird mitunter geschönt, dass sich die Strandkörbe biegen. Wir verraten, was es mit den Reiseangebots-Floskeln auf sich hat.

Direktflug, die Anreise

»Direkt« klingt doch gut, oder? Wer möchte schon indirekt zum Urlaubsort fliegen? Aber Moment mal: indirekt fliegen? Gibt es doch gar nicht. Was könnte also das Pendant zum Direktflug sein? Richtig, der Nonstopflug. Dann fliegst du nämlich direkt von A nach B. Bei einem Direktflug muss das nicht so sein. Dann kann es nämlich durchaus vorkommen, dass sich ein oder gar mehrere Zwischenstopps in deine wertvolle Anreisezeit hineinmogeln. Nicht so schön, nicht wahr?

Rollfeld des Flughafens auf Gran Canaria

Yeray Sánchez

Neueröffnung, die Atmosphäre

Der allererste Gast zu sein, der in einem brandneu eröffneten Hotelzimmer nächtigt, das hat was. Schließlich glänzt und glitzert alles ganz neu. Wenn aber das Hotel gerade erst eröffnet hat, kann das auch bedeuten: Handwerker, die durch die Lobby und am Pool umherlatschen und letzte Bohrarbeiten erledigen. Möglich auch, dass Wände gestrichen werden und ein strenger Farbgeruch durch das Resort weht. Und wer ganz großes Pech hat, kann bestimmte Bereiche wie Pool, Wellnessarea oder Fitness-Center noch nicht nutzen, weil auch hier noch Handwerker den letzten Schliff erledigen müssen.

Verkehrsgünstig, die Lage

Die »verkehrsgünstige Lage« gehört zweifelsohne in die Topliste der Reiseangebots-Floskeln. Zunächst einmal: Wer will schon gerne in der Walachei übernachten? Eigentlich niemand. Es sei denn, es steht einem der Sinn nach totaler Abgeschiedenheit. Die meisten Urlauber möchten zwar durchaus ihre Ruhe, aber ewig am Urlaubsort unterwegs sein, um von A nach B zu kommen, das möchte niemand gern. Da klingt »verkehrsgünstig« doch verheißend. Ein Irrtum. Oft ist damit gemeint, dass der Blick vom Balkon nicht auf das seichte Meer, sondern geradewegs auf die benachbarte Schnellstraße oder Autobahn führt.

Familienfreundlich oder familiär, die Atmosphäre

Unterkünfte, die sich »familiär« bezeichnen, sind besonders beliebt bei Jugendlichen und jung gebliebenen Gästen. Partyfreudige Fußballmannschaften und Kegelclubs geben sich hier gern die Klinke in die Hand. Auch der eine oder andere Junggesellenabschied wird hier gern gefeiert. Wird die Unterkunft dagegen als »familienfreundlich« beschrieben, darf man sich auf viele, viele Kinder freuen – am Frühstückstisch, Pool und Strand inklusive. Wer es also ruhiger möchte, sollte um solche Hotels einen Bogen machen.

Reiseangebots-Floskeln: familienfreundliches Hotel

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Mediterraner Stil, das Hotelzimmer

Wer in den Süden fliegt, möchte natürlich gern etwas vom mediterranen Charme der Region einatmen. Aber ob das auch für die Zimmereinrichtung gilt? Denn wird das Hotelzimmer im »mediterranen Stil« angepriesen, sollten bei allen, die Wert auf eine komfortable Unterkunft legen, die Ohren klingeln. Denn das heißt nichts anderes als, dass das Zimmer recht einfach und nüchtern eingerichtet ist. Luxus ist anders.

Meerseite, das Zimmer

Zum Sonnenuntergang vom Zimmerbalkon einen Blick aufs Meer werfen? Das hat was. Viele Reisende lassen sich daher von der Formulierung locken, das Zimmer sei »zur Meerseite« ausgerichtet. Keine Frage, immer noch besser als zum Innenhof, wo möglicherweise die Düfte aus der Küche den Balkon umgarnen. Aber ein freier Blick aufs offene Meer ist damit nicht zwingend gemeint. Wer Pech hat, hat noch andere Gebäude vor der Nase und erhascht allenfalls von weitem einen blauen schimmernden Punkt.

Reiseangebots-Floskeln: Blick aufs Meer

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In der Nähe, der Strand

Hui, morgens aus dem Bett aufgestanden, Badelatschen angezogen, raus aus dem Bungalow und schnell vorm Frühstück ins Meer gesprungen. Das wollen viele – und lassen sich von der Formulierung, der Strand sei »in der Nähe« becircen. Aber Pustekuchen. Oft ist das nur eine Chiffre dafür, dass sich irgendwo in der Nähe der Unterkunft ein Strand befindet. Ein paar Kilometer entfernt – gut möglich. Wer also fußläufig in Windeseile am Strand sein will, sollte auf die Formulierung »direkt am Meer« achten.

Schön naturbelassen, der Strand

Hach, wie idyllisch. »Naturbelassen«. Wer will da schon mäkeln? Besonders für geplagte Großstadtgeister gibt es doch nichts Schöneres als Natur pur im Urlaubsort. Wer ganz viel Glück hat, findet das auch tatsächlich vor. Zu den Schattenseiten dieser Beschreibung gehört aber auch: Meeresmüll wie Plastiktüten, Autoreifen und Algen werden nicht entfernt und gehören stattdessen zur Strandausstattung. Von fehlenden Annehmlichkeiten wie Toiletten, Liegestühle und Umkleidekabinen ganz zu schweigen.

Reiseangebots-Floskeln: Naturstrand

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Unaufdringlich, der Service

Entspannt am Pool liegen, ein gutes Buch lesen, nebenbei einen Cocktail schlürfen und dabei von Animateuren in Ruhe gelassen werden, die wie Rumpelstilzchen um den Pool herumturnen. Ja, wenn das Personal unaufdringlich ist und einen in Ruhe lässt, dann hat das durchaus seine Vorteile. Aber, auch bei der Formulierung »unaufdringlicher Service« liegt der Hase im Pfeffer begraben. Denn dies kann durchaus bedeuten, dass das Hotel zu wenig Personal einsetzt und es beim Frühstück zu langen Wartezeiten kommt, ehe der Kaffee eingeschenkt wird.