»Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.« Das wusste schon Dichterfürst Goethe. Vielleicht hatte der gebürtige Hesse dabei Sachsen im Sinn, schließlich hat er selbst in Leipzig studiert. Auch heute noch ist das Bundesland beliebtes Reise- und Urlaubsziel, und das auch abseits des Publikumsmagneten Dresden. Dass der Freistaat als Reiseland bei jedem Wetter eine gute Figur macht, zeigen euch unsere sieben Tipps für den perfekten Urlaub unter freiem Himmel in Sachsen.
Kultur satt: Sachsen für Genießer
Wer Sachsen besucht, kann sich auf eine Menge Kultur gefasst machen. Es warten prächtige Barockschlösser, großes Schauspiel unter freiem Himmel oder zu feinstem Wein veredelte Reben. Kunst, Kultur und Kulinarik im perfekten Dreiklang.

Albrechtsburg in Meißen | Foto: Rose Fotografie
Schnieke Schlösser und märchenhafte Gärten
Vom Meissener Porzellan hat sicher jeder schon einmal gehört, vielleicht hat Oma ja auch den einen oder anderen Teller daheim in der Vitrine. Hergestellt wird das »weiße Gold« bis heute in Meißen. Bei einem Stadtbesuch führt kein Weg am alles in den Schatten stellenden Burgberg vorbei, der gleich drei historische Bauwerke trägt: das strahlend weiße Bischofsschloss, den Meißner Dom in gotischer Bauweise sowie die – bitte nicht vom Namen täuschen lassen – Albrechtsburg, die bereits seit 1471 eigentlich ein Schloss ist.
Dieses mittelalterliche Ensemble ist wirklich aus jeder Ecke der Stadt ein Blickfang, ganz besonders aber vom gegenüberliegenden Elbufer. Denn von hier schmiegt sich auch die restliche Stadtkulisse durchaus pittoresk ins Bild. Wer genug von den Architekturhighlights hat, sollte einen Abstecher in eines der zahlreichen Restaurants rund um den Burgberg machen. Unser Tipp: die passend benannte Schloss-Taverne. Die liegt direkt am Fuß des Berges und bietet eine im besten Sinne urige Atmosphäre mit lokalen Tropfen aus den sächsischen Weinbergen. Bei schönem Wetter in den Innenhof setzen und einfach gutes Essen genießen.

Barockschloss Moritzburg in Sachsen | Foto: Marcel Quietzsch
Doch Sachsen kann nicht nur Mittelalter. Weiter geht es mit dem Barockschloss Moritzburg, das gleich mit seinen vier markanten Rundtürmen ins Auge fällt. »Kommt mir bekannt vor?« Kein Wunder. Das Schloss ist der heimliche Star im Weihnachtsklassiker »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel«. Fans aufgepasst: Vom 17. Juni 2023 bis zum 2. Juli 2023 läuft dort sogar ein Aschenbrödel-Musical. Doch auch so lohnt sich der Ausflug. Historisch Interessierte werden in wechselnden Ausstellungen glücklich und im prächtigen Schlossgarten würde man sich nicht wundern, wenn im nächsten Moment eine Kürbiskutsche um die Ecke biegen würde. Aber bitte keine Schuhe liegenlassen.
Das märchenhafte Gemäuer steht übrigens auf einer künstlichen Insel. Das umliegende Festland bildet den romantischen Schlosspark, der seit 1990 stetig in den barocken Originalzustand versetzt wird. Fast schon Pflicht ist ein Besuch des Fasanenschlösschens, dessen rosarote Fassade alle Blicke auf sich zieht. Im Inneren wartet ein kleiner, aber feiner Festsaal, den Liebespaare von nah und fern gerne für Trauungen in Anspruch nehmen. Rundherum kameratauglich oder neudeutsch instagramable!

Eröffnungsgala Felsenbühne Rathen | Foto: Michael Schmidt
Großes Schauspiel unter freiem Himmel
Doch in Sachsen gibt es natürlich nicht nur schnieke Bauten, sondern auch jede Menge »aktiver« Kultur – und auch die unter freiem Himmel. Stichwort Freilichtbühne. Die Felsenbühne Rathen in der Sächsischen Schweiz etwa ist schon ohne jede Aufführung ein echter Hingucker. Denn hier wurden die Bretter, die die Welt bedeuten, kurzerhand inmitten einer imposanten Naturkulisse aus Wald, Gestein und Himmel zusammengezimmert. Da kann das Globe Theater sich noch einiges abschauen.
2023 steht ein breites Portfolio an Stücken auf dem Spielplan. Eine Aufführung, für die der Hintergrund der Felsenbühne wie geschaffen ist, steht mit der Oper »Der Freischütz« von Carl Maria von Weber an. Denn die Handlung um die Jägersburschen Kaspar und Max sowie dessen Braut Agathe (natürlich stirbt jemand, wie sollte es anders sein?) spielt im nahegelegenen Böhmen im heutigen Tschechien. Für die Freiluftaufführung haben die Landesbühnen Sachsen eine »Pocket-Opera« inszeniert, die statt mit Orchester nur mit einem Klavier auskommt. Die Arien werden wie gehabt geschmettert und reizen die Akustik der Felsenbühne dabei voll aus. Premiere ist am 23. Juni, letzte Aufführung am 3. September.

Schloss Wackerbarth Weinbergswanderung | Foto: Sachsen Tourismus
Bacchische Genüsse
Dass in sächsischen Schlössern nicht nur das Auge genießt, zeigt das Staatsweingut Schloss Wackerbarth, das sich beinahe schon organisch in den Weinberg fügt. Hier – der Name verrät es – versteht man sich auf Weinanbau und -kelterei. Und das schon seit Jahrhunderten. Vom (gelegentlich auch prickelnden) Ergebnis können Besucherinnen und Besucher sich von Mai bis Oktober beim »Weinsommer auf Schloss Wackerbarth« überzeugen. Neben täglich angebotenen Führungen werden an Wochenenden und Feiertagen außerdem geführte Wanderungen durch den Weinberg angeboten. Den Wein selbst probiert man dann bei einem Besuch im Gasthaus mit Außengastronomie.
Glühweinfans (und nicht nur die) aufgepasst: Von November bis Februar verwandelt sich das Staatsweingut zu einem romantisch-winterlichen Weihnachts- und Wintermarkt. Unter dem treffenden Motto »Wein & Licht« stehen die angebotenen Führungen durchs Weingut im Zeichen des Winters und für Sportbegeisterte stehen zwei Eisstockbahnen parat. Da wird einem doch warm in Herz und Magen.

Spitzhaus in Radebeul | Foto: S. Rose
Das Elbtal in der Gegend um Meißen gilt übrigens als das kleinste und nordöstlichste Weinanbaugebiet Deutschlands. Was der Qualität aber keinen Abbruch tut, im Gegenteil. Entlang des Sächsischen Weinwanderwegs locken auf gut 90 Kilometern Strecke zahlreiche Straußenwirtschaften und Weingüter zum Verweilen. Sechs Tage sollte veranschlagen, wer den gesamten Weg bewandern und dessen Genüsse angemessen erkunden will. Im Grunde lohnt aber jede einzelne Etappe. Entlang des Weges liefern außerdem ein Audioguide mit 26 Hörstationen Informationen und Geschichten zum sächsischen Wein.

Hainer See | Foto: Christian Hüller Fotografie
Über Stock und Stein: Sachsen für Abenteurer
Sachsen bietet atemberaubende Landschaften. Klar, die Sächsische Schweiz mit ihren fast schon außerirdischen Felsformationen muss hier natürlich genannt werden. Aber eben auch das malerische Erzgebirge, das Leipziger Neuseenland oder das Dresdner Elbland. Ihr wollt euch diese Naturwunder aber nicht nur aus der Ferne ansehen, sondern euch körperlich an ihnen messen? Dann wissen wir ganz genau, wo es langgeht.
Sachsen auf dem Fahrrad
Wer zum Beispiel seinen treuen Drahtesel mehr als Sport- und/oder Folterwerkzeug und weniger als urbanes Fortbewegungsmittel sieht, sollte sich an den Stoneman Miriquidi wagen. Seit zehn Jahren lockt diese beinahe schon einschüchternde Mountainbiketour Adrenalinsuchende aus aller Welt nach Sachsen und über die Gipfel des Erzgebirges entlang der deutsch-tschechischen Grenze.

Mountainbike-Fans in Sachsen | Foto: Dennis Stratmann
Hier die harten Fakten: 162 Kilometer Strecke, 4.400 Höhenmeter, neun Gipfel, zwei Länder. Wenn man die Strecke an einem Tag bezwingt, gibt es auf Wunsch eine goldene Stoneman-Trophäe zur Erinnerung. Zwei Tage geben Silber, drei Tage Bronze. Na, schon Lust auf die Herausforderung? Im fair bepreisten Starterpaket findet man alles, was es braucht, inklusive Stanzkarte für die verschiedenen Etappenziele und Bio-Müllbeutel – damit man den Trail auch so wunderschön natürlich verlassen kann, wie man ihn vorfindet. Wir finden das sehr gut! Kleiner History-Fun-Fact zum Schluss: Der Name »Miriquidi« stammt aus dem Altsächsischen und ist eine mittelalterliche Bezeichnung für das Erzgebirge. Wieder was gelernt.

Foto: TVE/Tobias Ritz
Das asphaltierte Pendant zu der Bergtour hört auf den Namen Stoneman Miriquidi Road. Hier führt die Strecke entlang des wunderschön grün bewaldeten tschechischen Egergrabens und über den Erzgebirgskamm. Insgesamt alles etwas weniger ruckelig als die Offroad-Variante. Der Stoneman Miriquidi Road ist aber trotzdem nichts für Weicheier, denn die 290 Kilometer Strecke bei 4.900 Höhenmetern verlangen auch geübten Beinen einiges an Muskelschmalz ab. Kühlpacks lieber schon bereitlegen. Ansonsten laufen Anmeldung, Tracking der Etappen und Trophäe hier analog zum Stoneman Miriquidi. Also, ab aufs Velo!

Störmthaler See | Foto: TMGS
Sachsen auf dem Wasser
Oder doch lieber kühles Nass gefällig? Gar kein Problem, das Leipziger Neuseenland hält genau das bereit. Der weitläufige Naturraum südlich von, nun ja, Leipzig ist eine sogenannte Bergbaufolgelandschaft. 19 (Bagger-)Seen zählen zum Neuseenland, Tendenz steigend – denn die Rekultivierung und Renaturierung wird bis heute fortgeführt. Was aber tun, außer nur die schimmernden Wasseroberflächen vom Ufer aus zu beobachten?
Im Kanupark Markkleeberg weiß man Abhilfe: Helm auf, Paddel in die Hand und hinein in den pumpenbetriebenen Wildwasserkanal! Der läuft 270 Meter in der Länge und treibt das Wasser mitsamt voll besetzem Schlauchboot auf insgesamt 5,20 Metern Höhenunterschied unaufhaltsam nach vorne – mit bis zu 14.000 Litern pro Sekunde. Da bleiben weder Auge oder sonst ein Körperteil trocken. Die Pumpen im Kanupark ermöglichen aber noch weitaus mehr: So kann eine künstliche, stehende Welle erzeugt werden – gut 300 Kilometer von der nächsten Küste entfernt.

Kanupark Markleeberg | Foto: Katja Fouad Vollmer
Mehr als Marathon denn als 100-Meter-Sprint gestaltet sich im Vergleich eine Kanutour auf der Elbe. Beim Verleih Kanu Aktiv Tours in Königstein können Kanus oder Schlauchboote gemietet und zwischen Schmilka und Dresden die Elbe nach Lust und Laune rauf und runter gepaddelt werden.
Sachsen zu Fuß
Jetzt aber genug mit diesen ganzen hektischen Sportarten. Am meisten kriegt man von der Landschaft doch immer noch zu Fuß mit, oder? In jedem Fall führt der malerische Malerweg (Alliterationen sind immer richtig, alte Texterweisheit) auf neun Etappen durch die Sächsische Schweiz.

Bildschönes Licht am Malerweg | Foto: TMGS
Seinen Namen erhielt die Route, da er bei Künstlerinnen und Künstlern – zum Beispiel Caspar David Friedrich – damals wie heute sehr beliebt war und ist. Kein Wunder, bekommt man hier doch allerlei wundersame und wunderschöne Felsformationen zu sehen, die sich auch ohne Pinsel und Staffelei ins Gedächtnis einprägen. Das soll natürlich niemanden davon abhalten, sich an den alten Meistern zu messen.
Mit der ganzen Familie: Sachsen für Entdecker
Am schönsten ist der Urlaub doch mit der Familie. Aber vielleicht auch am herausforderndsten. Wo kommt man am besten unter? Wo kann man toll Tiere streicheln? Und was macht man – Schockschwerenot – bei Regen? Keine Panik, in Sachsen sind kleine und große Entdecker in jedem Fall an der richtigen Adresse.
Ein richtiges Familienrefugium ist beispielsweise Eibenstock im sächsischen Vogtland, gleich an der tschechischen Grenze. Das zeigt auch das Siegel als zertifizierter Familienort in Sachsen. Im staatlich anerkannten Erholungsort lockt »Wurzelrudis Erlebniswelt« mit einer Allwetter-Bobbahn, einem 1200 Quadratmeter großen Irrgarten und eine Mountaincart-Strecke, auf der kleine Rennfahrer (natürlich nur nach einer Sicherheitseinweisung) auf einer vorbereiteten Strecke den Berg hinab ins Tal düsen. Apropos Berg: Auf dem kann man im Winter ganz wunderbar auf Ski hinabfahren. Auch eine Skischule ist im Angebot des Erlebnisparks.

Gondwanaland im Leipziger Zoo | Foto: Ready for Boarding
Doch auch Städteurlauber mit kleinem Anhang werden in Sachsen glücklich. Vor allem der Leipziger Zoo ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Mit den sechs Themen-Welten »Asien«, »Gondwanaland«, »Pongoland«, »Afrika«, »Südamerika« und dem »Gründer-Garten« wird es Zoologen jeder Altersgruppe nun wirklich nicht langweilig. Zum Austoben stehen im Zoo verteilt zahlreiche Spielplätze und ein ganz besonderes Highlight ist die abenteuerliche Bootsfahrt auf dem Urwaldfluss im Gondwanaland. Und – bevor große Kindertränen rollen – selbstverständlich gibt es auch einen Streichelzoo, dessen zuckersüße Bewohner nur darauf warten, von Kinderhänden nach allen Regeln der Kunst durchgekrault zu werden.
Im Grunde sind Familien aber überall in Sachsen gut aufgehoben. Durch die Bandbreite von großen Familienhotels oder Ferienparks mit Rundumprogramm (z.B. IFA Schöneck Hotel & Ferienpark oder der Trixi Ferienpark im Zittauer Gebirge), zahlreichen Ferienhäuser auf dem Land und in der Stadt oder – für die größten Naturfreunde – familienfreundlichen Campingplätzen ist für jeden Anspruch etwas im Angebot. Der Urlaub muss nur noch geplant werden.

Wasserrutsche in Trixis Ferienpark | Foto: Philipp Herfort