Wer eine Städtereise unternimmt, kann sich spezielle Städtepässe besorgen. Damit gibt es oft freien Eintritt oder zumindest Rabatte in Museen, bei Führungen und anderen Sehenswürdigkeiten. Klingt gut, aber lohnt sich der Kauf tatsächlich?

Susanne und Peter wollen sich in diesem Sommer vier Tage lang Berlin gönnen. Brandenburger Tor, Friedrichstraße, Unter den Linden, Museumsinsel, Berliner Dom – die Liste der Sehenswürdigkeiten, die sie sich in dieser Zeit ansehen wollen, ist lang. Als sie im Hotel einmal durchrechnen, was sie der Spaß kosten wird, muss das Paar aus Sindelfingen erst einmal schlucken. Das Tagesticket der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) kostet sie sieben Euro und die Stadtrundfahrt mit dem Hop-on-Hop-off-Bus 22 Euro. Hinzu kommen: das Kombiticket für die Museen der Museumsinsel 18 Euro und der Eintritt in den Berliner Dom noch mal sieben Euro. Ganz schnell sind sie da an einem Tag bei fünfzig Euro. Ohne einen Happen gegessen oder einen Schluck getrunken zu haben.

Postkarten Berlin

Markus Spiske

Eine Möglichkeit, Geld zu sparen, wäre für Susanne und Peter, sich die Berlin Welcome Card zu besorgen. Sie wird von der stadteigenen Berlin Tourismus & Kongress GmbH herausgegeben. Die günstigste Variante ist für 20 Euro zu haben. Sie gilt dann 48 Stunden lang. Damit kann man kostenlos im Stadtgebiet AB die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und man erhält Rabatte bei vielen Sehenswürdigkeiten. Susanne und Peter haben also die Chance, einiges zu erleben und zu sparen!

Und genau darum geht es: Man muss auch Zeit und Lust haben, sich alles anzusehen. Wer schon vorher weiß, dass er lieber shoppen gehen oder im Café abhängen wird, sollte sich dagegen die Anschaffung gut überlegen. Denn genau darin liegt die Crux bei den Städtepässen. Ihre Herausgeber verkaufen keine Erlebnisse, sondern die Möglichkeit, etwas zu erleben. Es liegt somit an einem selbst, was man daraus macht.

Wert der Städtepässe kritisch hinterfragen

Das Verbraucherforum mydealz hat 168 Pässe für 33 verschiedene Städte in Europa untersucht. Dabei finden sich enorme Preis-Unterschiede. In Belfast beispielsweise muss man für den einen Tag gültigen »Belfast Visitor Pass« sechs britische Pfund (umgerechnet 6,78 Euro) bezahlen, in Madrid dagegen für die sieben Tage gültige »Madrid iVenture Card« 255 Euro. Das ist ein enormer Unterschied. Allerdings sind die Preise oft nur schwer miteinander zu vergleichen. Der Leistungskatalog schwankt enorm.

junger tourist in venedig

Joshua Earle

Die Frage, wie sinnvoll der Kauf von Städtepässen ist, lässt sich so subjektiv mit dem eigenen »Entdeckertrieb« und objektiv mit der Zahl an Sehenswürdigkeiten und der Summe der – wenigstens rechnerisch möglichen – Rabatte beantworten. Beide Faktoren zusammen bilden den Wert eines Städtepasses. Was in der Theorie einfach klingt, erweist sich in der Praxis allerdings als eher schwierig. Wer den tatsächlichen Wert eines Städtepasses ermitteln will, muss recherchieren und sollte die Informationen der Herausgeber kritisch hinterfragen.

Fazit: Wer sich Städtepässe besorgen will, sollte sich genau ansehen, welche Leistungen sie bieten und wie viel man davon besuchen möchte. Benötigt man die angebotenen Rabatte, die den Kartenpass-Preis rechtfertigen oder nicht?