Wer nach Brasilien fliegen möchte, für den ist die portugiesische Fluggesellschaft TAP erste Wahl – keine andere Airline fliegt wöchentlich so oft in das südamerikanische Land. Redakteur Frank Störbrauck ist in den Flieger gestiegen und hat getestet, ob auch die Business Class der Airline erste Wahl ist.

Brasilien. Endlich nach Brasilien. Seit Jahren habe ich darauf gewartet, wieder einmal in mein Lieblingsland zu reisen. Sonne, Strand, gut gelaunte Einheimische und Caipirinha. Urlauberherz, was möchtest du mehr? Allerdings konnte ich mich dieses Mal nicht so recht entscheiden, wo es hingehen sollte. In der stressigen Megametropole São Paulo war ich schon viermal. Dieses Mal, São Paulo, brauche ich eine Pause von dir. Rio de Janeiro ist mir mit viel zu vielen Touristen überlaufen. Aber Bahia, dachte ich, das wäre es. Die Region im Nordosten des Landes lockt mit einem ganzjährig warmen Klima, der quirligen Großstadt Salvador und – im Vergleich zu Rio – ziemlich günstigen Preisen.

Altstadt Pelourinho in Salvador

Frank Störbrauck

Doch ein kleines Problem gibt es. Das Hinkommen ist nicht so einfach. Besser gesagt, nicht mehr so einfach. Seitdem die Fluggesellschaft Condor den einzigen Direktflug aus Deutschland nach Salvador gestrichen hat, geht es nicht mehr ohne einen zeitaufwändigeren Umstieg. Bei meiner Suche nach einer Flug-Alternative stelle ich ziemlich schnell fest: Man kommt um eine Airline nicht herum, wenn man von Europa aus so bequem wie möglich nach Brasilien fliegen möchte: TAP Air Portugal.

63 TAP-Flieger pendeln wöchentlich zwischen Portugal und Brasilien

Keine andere Airline pendelt so häufig zwischen Europa und Brasilien; wöchentlich 63 Mal nämlich. Aktuell steuern die Portugiesen vom Drehkreuz in Lissabon und von Porto folgende Städte in Brasilien nonstop an: Belém, Belo Horizonte, Brasília, Fortaleza, Natal, Porto Alegre, Recife, Rio de Janeiro, Salvador und São Paulo. Von Deutschland, Österreich und aus der Schweiz fliegt TAP Air Portugal mehrmals täglich nonstop nach Lissabon oder Porto. Frankfurt, München, Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Köln/Bonn sowie Wien, Genf und Zürich sind die Abflughäfen in den drei Ländern. Viele Maschinen der Airline heben in den späten Abendstunden ab Lissabon Richtung Brasilien ab.

A330 der TAP auf Rollfeld

TAP

Ich entscheide mich für einen Business-Class-Abflug ab Köln/Bonn. Zu meiner Überraschung unterhält die TAP am Flughafen Köln/Bonn einen eigenen Schalter – und überlässt das Check-in nicht den Handlingsfeen von Aviation Handling Services oder den Star-Alliance-Kollegen der Lufthansa. Großes Plus: Das Check-in am Flughafen und der Security-Check sind in Windeseile erledigt. Eine eigene Lounge unterhält die TAP nicht am Köln-Bonner-Airport. Das wäre bei täglich nur zwei Flügen nach Lissabon freilich auch zu viel verlangt. Dafür aber dürfen Business-Class-Passagiere und privilegierte Vielflieger der Star Alliance die Business Lounge der Lufthansa in Terminal 1 nutzen.

Auf dem Flug nach Lissabon bleibt der Nachbarplatz leer

Diese befindet sich in der Mitte des sternförmigen Bereichs C im Terminal 1. Die Lounge ist an diesem späten Dienstagnachmittag stark gefüllt. Vor allem Geschäftsleute, die gleich nach Berlin, München, Hamburg oder Budapest fliegen, bevölkern die Lounge. Das Angebot der Lounge ist in Ordnung; es gibt Wein, Spirituosen, Bier und alle möglichen Soft-Drinks. Wem der Magen knurrt, kann sich einen Salat oder eine Suppe gönnen. Dennoch ist diese Lounge kein Ort zum entspannten Chillen für mich. Abgesehen davon, dass es so voll ist und man kaum einen ungestörten Platz zum Sitzen findet, hat man in der fensterlosen Lounge keinen Blick nach draußen – nicht aufs Terminal und schon gar nicht auf die Lande- und Startbahn.

Terminal 1 des Flughafens Köln-Bonn

Köln Bonn Airport

Um 18:30 Uhr, mit leichter Verspätung, beginnt das Boarding. Wie bei fast allen Fluggesellschaften besteht die Business Class der TAP auf innereuropäischen Flügen aus der gleichen Zwei-plus-zwei-Bestuhlung wie in der Economy Class – mit einem feinen Unterschied: Der Nachbarplatz bleibt leer. Der Embraer E-Jet E190 ist gut gefüllt und ich bin happy, dass ich in der Business Class so viel Platz habe. Der Flug nach Lissabon soll weniger als drei Stunden dauern.

Blick auf Köln-Bonner-Raum aus Flugzeug

Frank Störbrauck

Rund dreißig Minuten nach dem Abheben flitzt die Flugbegleiterin auch schon durch die Gänge und serviert die ersten Drinks. Hunger? Klar doch! Für die Business-Class-Passagiere gibt es einen Teller mit Putenbrust, Rosinen, Linsen, Tomaten und Pilze, garniert mit Pampelmusen- und Orangenstreifen. Wer mag, darf so oft er möchte in den Brotkorb greifen. Und, das darf natürlich bei einer portugiesischen Airline nicht fehlen, zum Nachtisch ein köstlicher Pastéis de Belém. Hmmm …

Essen in der Business Class auf dem Flug von Köln nach Lissabon mit der TAP

Frank Störbrauck

Rund zwei Stunden vor meinem Weiterflug nach Brasilien landet die Maschine in Lissabon. Der Gate-Wechsel ist sensationell schnell erledigt – mehr als fünf Minuten braucht man nicht. Ein echter Pluspunkt. Dennoch begehe ich einen Fehler. Einen sehr ärgerlichen. Statt mich erst einmal gemütlich in der ausgeschilderten TAP-Lounge niederzulassen und dort aufs Boarding zu warten, marschiere ich gleich an der Passkontrolle des Transitbereichs vorbei. Warum auch nicht? Denn an den Gates, von wo aus die Transatlantik-Flüge starten, gibt es sicherlich eine weitere Lounge. Denke ich. Aber nichts da. Keine Lounge hier weit und breit.

Neunzig Minuten später darf ich im Flieger Platz nehmen. Platz 1E. Weiter vorn geht es nicht mehr. In dem A330-Flieger sind die rund zwei Dutzend Business-Class-Sitze in der Konfiguration 1-2-1 angeordnet. Kein Fensterplatz, aber das stört mich ganz und gar nicht. Hauptsache Platz zum Schlafen! Langsam neigt sich das Boarding dem Ende zu. Anscheinend verkaufen sich die Luxussitzplätze gut bei der TAP: Nur noch wenige Plätze in der Business Class sind frei. Ich scheine großes Glück zu haben. Auch der Sitzplatz neben mir bleibt leer. Das Boarding scheint beendet zu sein. Ruhe- und Schlafsuchender, was willst du mehr?

Während ich an meinem Glas Champagner nippe, nehme ich plötzlich leicht hektische Bewegungen zu meiner Rechten wahr. Eine Flugbegleiterin zeigt irgendjemanden den freien Sitz neben mir. Oh, nein, denke ich. Dann geht es ganz schnell. Eine junge Dame grüßt freundlich und macht es sich gemütlich. Aber sie ist nicht allein. Sie reist mit einem Baby. Ob das Baby denn stören würde? Nein, nein, es schläft ja ruhig.

Während der Kapitän mit sonorerer Stimme verkündet, dass die Flugzeit nur neun Stunden und 20 Minuten beträgt, keine Turbulenzen zu erwarten seien und wir auch gleich den Abflug machen werden, durchstöbere ich die Filmauswahl. Mehrere Dutzend Filme werden angeboten. Auf Deutsch leider nicht besonders viele, ein gutes Dutzend sind es nach dem ersten Überfliegen aber schon. Darunter Blockbuster wie »Pacific Rim: Uprising«, »Black Mass« und »Legend of Tarzan«. Das sollte doch ausreichen, denke ich, hätte es aber gut gefunden, wenn man die Filmanzeige per Sprachfilter angezeigt bekommen könnte. Noch während ich mir die Film-Teaser durchlese, wird auch schon die Menükarte ausgehändigt.

Menükarte in der Business Class der TAP auf dem Flug von Lissabon nach Rio de Janeiro

Frank Störbrauck

Steak, Shrimps oder Tortellini-Pasta?

Was darf es denn sein? Zur Auswahl stehen: ein portugiesisches Alentejo Style Pork mit grünem Spargel und Orangensalat. Oder lieber Shrimps mit Süßkartoffelsauce, Mandelmilch, Farofa (geröstetes Maniokmehl) und Reis? Hmmm … eher nicht. Ich entscheide mich für die dritte Variante:  Radicchio-Tortellini-Pasta mit gerösteten Haselnüssen, Pesto und einer »Rocket«-Sauce. So viel sei vorweg verraten: Der Hauptgang schmeckte vorzüglich, daran gibt es nicht zu mäkeln.

Was man sich freilich wünschen würde, ist, dass der Service ein wenig aufmerksamer daherkommt. Wenn man die Speisekarte noch zur Lektüre in den Händen hält, sollte die Flugbegleiterin doch bitte schön einen Moment mit der Bestellaufnahme warten. So viel Zeit sollte doch sein …

Essen in der TAP-Business-Class auf der Langstrecke Lissabon-Rio

Frank Störbrauck

Apropos Zeit: Rund 90 Minuten nach dem Abflug wird das Abendessen bereits abgeräumt. Das geht bei der TAP ziemlich flott. Für meinen Geschmack etwas zu flott, der Service ist an der Grenze zum Gehetztsein. Woran mag es wohl liegen? Möchten die – im Übrigen tadellos freundlichen – Flugbegleiter rasch Pause machen? Oder drücken die Flugbegleiter deshalb so sehr aufs Tempo, weil sie aus Erfahrung wissen, dass das Gros der Business-Class-Passagiere einfach nur schnell Ruhe haben möchte, um zu schlafen? Vermutlich eine Mischung aus beiden …

Ich widme mich derweil dem Entertainment-Programm. Ein guter Film muss jetzt her, bevor ich dir Augen zumache. Der Horrorfilm »A Quiet Plac« von Nachwuchs-Regisseur John Krasinski, der erst im Frühjahr bei uns in den Kinos anlief, klingt vielversprechend. Aber schon nach 30 Minuten ist es um mich geschehen. Mir fallen die Augen zu. Zwei Gläser des vollmundigen Rotweins »Chateau LA PIROUETTE – Médoc 2013« scheinen mir den Rest gegeben zu haben. Was die TAP toll gelöst hat: Mit nur mit einem Schalter bekommt man den Sitz in Windeseile in ein 180-Grad-Bett verwandelt. Schnell das Kissen ausgepackt – gute Nacht!