Reisen. Die Welt erkunden. Eine fixe Idee für viele. Der Belgier Bjorn Troch gehörte ebenfalls zu den Träumern. Doch seine Vorstellung von Reisen war und ist kein pauschaler Urlaubshopser in eine Touristenhochburg. Bjorn entwickelte aus dem Reisen ein Lebenskonzept. Einen Markennamen. Den The Social Traveler. Text: Anja Genz & Jennifer Latuperisa

Am Anfang steht eine Idee. Eine Vision, die sich großartig anhört, die derart von Sonnenuntergängen und abenteuerlichen Erfahrungen mit interessanten Menschen gespickt ist, dass man sie wie einen Schatz hütet, aber eines ganz gewiss sehr selten tut: diese in die Realität umsetzen. Job kündigen, das alte Leben verlassen und sich der Welt hingeben. Vor etwa drei Jahren hat sich Bjorn ein Herz gefasst und eben diese Entscheidung getroffen. Seitdem erobert er die Erde, für sich und seine Community. Denn der Mittdreißiger geht nicht alleine auf Tour. Er wird von seinen 12000 Facebook-Freunden, Twitter-, Google+- und Instagram-Followern begleitet. Und – das ist der Clou an seinem Blog-Modell – diese sind nicht teilnahmslose Karteileichen, sondern interaktive Partner. Die Art und Weise ist flexibel. Entweder, indem sie seinen Weg erleichtern, nützliche Tipps posten oder aber seinen Weg erschweren, indem sie ihn vor Herausforderungen stellen, die er sich dann zur Aufgabe macht.

Angefangen hat es mit einer 900 Kilometer langen Wanderung auf dem Jakobsweg. Eine Erfahrung, die Bjorn heute auf keinen Fall missen möchte. Hat es ihn doch eines gelehrt, nämlich dass man auf dem Weg zum Ziel Begegnungen macht, die nicht nur prägen, sondern auch weiterhin begleiten. Wenn nicht immer im persönlichen hautnahen Kontakt, so doch zumindest virtuell. Und er hat noch etwas gelernt: Menschen sind hilfsbereit. Es ist die Frage, wie man ihnen begegnet. Da hat Bjorn sein eigenes Rezept entwickelt: Er selbst sein. Offen, ehrlich, frei von Vorurteilen und mit einer riesigen Portion Herz. Dann nämlich wird aus der zögerlichen Bekanntschaft eine Freundschaft. Socializing nennt man das auf Englisch. Kontakte knüpfen.

Hilfsbereite Mitmenschen waren bei seiner letzten Herausforderung besonders wichtig. Nicht nur, indem sie den Belgier inmitten Asiens den Weg wiesen, nein, sie mussten auch ihre Muskelkraft einsetzen um ihn fortzubewegen. Die Challenge lautete, mit dem Tandem (!!) von Kuala Lumpur nach Hongkong zu radeln. Eingeplant hat Bjorn dafür großzügig drei Monate. Am Ende wurden es sechs. Sechs erlebnisreiche und für ihn unbeschreibliche Monate. Die Menschen, die mit ihm fuhren, entweder kurze Strecken oder gar ganze Touren, wurden nicht nur Teil seiner Mission, sondern auch Teil seines Lebens. Halfen sie doch zudem bei der Zweitbedeutung, auf die der Name The Social Traveler bereits hinweist. Sozial auf Tour. Das bedeutete, Geld sammeln, um zu helfen, Aufmerksamkeit zu erzeugen, um Missstände aufzuklären. Bjorn hat sich eingesetzt, sich aus der Tür gelehnt, um Schuluniformen zu organisieren oder kleinen Hilfsorganisationen unter die Arme zu greifen.

Was hat sich an Bjorn verändert seit seinen Touren? Ein neues Selbstbewusstsein, ein tieferes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in andere. Und auch in brenzligen Situationen die Ruhe zu bewahren. Beispielsweise auf einer 60 Kilometer langen, von Schlaglöchern gespickten Landstraße in Vietnam entlangzufahren, ohne Licht.

Die nächste Tour für den Belgier und neuen Berlin-Bewohner führt zuerst nach Kanada. Welche Herausforderung ihn da erwartet? Mit einem VW-Bus von Vancouver entlang der Westküste bis zum Panamakanal fahren. Benzin jedoch muss er sich hart verdienen. Womit? Mit Musik. Gitarre spielen am Wegesrand. Die Geschichte hat nur einen Haken: Bjorn beherrscht das Saiteninstrument nicht.

Ach Bjorn, wir hoffen auf eine Menge gutmütige Amerikaner, die auch wahlloses Gezupfe an der Gitarre honorieren. Oder eben die Tatsache, dass Du der erste Social Traveler bist. Denn eines ist sicher: Dir werden andere folgen und nacheifern. Mit Recht.

Wer Bjorn unterstützen, ihm eine Herausforderung stellen oder seiner Route folgen möchte, schaut auf seiner Webseite vorbei: www.thesocialtraveler.net