In den weltbekannten Touristenzentrum an der Mittelmosel herrscht in der Saison ein Riesenandrang. Zu Recht, denn Orte wie Cochem, Bernkastel-Kues, Traben-Trarbach bis nach Trier sollte man mit ihrer Landschaft und ihren Kulturgütern erlebt haben. Allerdings ist die Untermosel ebenfalls nicht zu unterschätzen, denn sie bietet genauso viel Spektakuläres und Interessantes und ist dabei familiärer und beschaulicher. Unterwegs an der Untermosel. Text: Dieter Klaas

Es ist Spätsommer an der Untermosel. Genauer im schmucken Weinort Alken unterhalb der hochaufragenden Doppelburg Thurant. Zwei Burgherren, die Erzbischöfe von Köln und Trier belagerten und eroberten sie im 13. Jahrhundert und verjagten die Pfalzgrafen in Heidelberg, so dass ab 1248 jeder von ihnen sozusagen eine Doppelhaushälfte der Burg bekam, die mit allem Nötigen ausgerüstet war. Und das ganze sieht bis heute ziemlich beeindruckend aus, auf steilem Fels über den Weinbergen.

Unterwegs an der Untermosel: Burg Thurant

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Hier starten wir unseren dreitägigen Kurztrip an die Mosel und haben uns bewusst gegen die überlaufene Mittelmosel und für die beschauliche Untermosel entschieden. Von Alken aus begeben wir uns auf eine »Zeitreise« und wandeln auf »Traumpfaden«. So nennt sich der Rundweg auf den Spuren eines alten Weinbergspfades von eben jener mittelalterlichen Burg Thurant zur Wallfahrtskirche Bleidenberg.

Nach dem Schweiß gibt es Riesling

Von der Burg geht es zuerst über den Aussichtsfelsen am weißen Kreuz hinunter nach Alken mit der St. Michaelskirche als Schmuckstück am Wegesrand und dann wieder hinauf zur Dreifaltigkeitskirche auf dem Bleidenberg. Der Kreuzweg zur Wallfahrtskirche ist steil, anstrengend vor allem wenn es warm ist, aber lohnend mit herrlichen Ausblicken auf Alken, die Burg Thurant und die Mosel. Wer diesen »Sieben-Fußfälle-Klettersteig« geschafft hat, der sollte keinesfalls versäumen, am Abend einen Riesling vom »Alkener Bleidenberg« zu genießen. Der müde Wanderer wird sehen, dass dieser herrliche Wein mit seiner außergewöhnlichen mineralischen Note die ganze Atmosphäre, die Gerüche, den »Atem« der steilen Felsen und des warmen Gesteins des Moselschiefers wieder zurückbringt und die Anstrengung der »Weinseligkeit« weicht – wenn das keine gelungene Nachbereitung einer Wanderung ist!

Wein trinken an der Untermosel

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Selbstverständlich kann man, sozusagen außen herum, auch eine einfachere Route auf den Bleidenberg nehmen und den Wein trotzdem trinken. In jedem Falle führt die Zeitreise oben auf dem Bleidenberger Plateau zu einem herrlichen Aussichtspunkt mit Schutzhütte, wo wir nun auch moselabwärts in Richtung Oberfell schauen können.

Weißbier? Nicht hier!

Hier kann der verdutzte Wanderer an heißen Tagen auch schon einmal von halb Verdurstenden nach Weißbier gefragt werden. Aber eine solche Frage ist überhaupt nicht zulässig.: Wäre die Hütte bewirtschaftet, so könnte es ja wohl nur eine Weißweinschorle sein! Übrigens: es gibt ja auch Rucksäcke, aber die muss man eben tragen!

Unser Weg führt nun vorbei an keltischen Ausgrabungen und an Skulpturen, die die Altsteinzeit wieder lebendig machen in Form eines Lagerplatzes neben Waldelefant und Wollnashorn. Dann steigen wir nach Oberfell ab und kehren an der Mosel entlang zurück mit tollen »Bleidenberger« Ausblicken im Gepäck. Und diese spektakulären Ausblicke auf den Fluss in immer anderen Perspektiven gibt es auch auf der anderen Moselseite fast überall, sobald man sich dem Rand des Moselplateaus um Münstermaifeld herum nähert.

Nächste Station: Burgromantik

Am nächsten Tag führt uns unsere zweite Tour aber abseits der Flussromantik. Vom Moselplateau geht es hinunter ins verwunschen anmutende Elzbachtal, wo die Elz in engen Mäandern zur Burg strömt und sie an drei Seiten umschließt. Ein mächtiger Baukörper und viele Bögen, Spitzen, Türmchen, Mauern, Erker, Brücken, das ist sie: die Burg Eltz.

Unterwegs an der Untermosel: Burg Eltz

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Durch ihre versteckte Lage im tiefeingeschnittenen Tal entging sie über all die Jahrhunderte nach 1157 der Zerstörung. Sie ist der Inbegriff einer kompletten mittelalterlichen Burg, die Steinwerdung der Ritterromantik, der Burgfräulein und des Minnesanges. Sie ist die Burg, die sich als Schauplatz von vielen deutschen Märchen anbietet und vor allem: sie ist echt, sie ist historisch und nicht den nostalgischen Träumen eines späten Märchenkönigs, wie Neuschwanstein, entsprungen.

Wer die DM nicht ehrt …

Es gibt (mindestens) zwei Wege zur Burg Eltz: einmal von Moselkern über die Ringelsteiner Mühle und über Wierschem hinunter mit dem schöneren Burgblick. Es mag überraschend wirken, dass es sogar in der deutschen Bundesbank wohl eine Menge echter Romantiker gab, die ein Bild der Burg auf den 500 DM-Schein platzieren ließen. Und dass man die Burg Eltz besichtigen muss, das ist Pflicht, auch wenn dadurch die D-Mark nicht wiederkommt.

Wenn wir auf der Münstermaifelder Moselseite bleiben, dann führt uns der Moselhöhenweg weiter in Richtung Koblenz zur dritten Station unserer Tour: den Weinbergen oberhalb von Winningen.

In Winningen ahnt der Wanderer schon ein wenig von der Geschäftigkeit des nahen Rheintals, der Hektik der großen Stadt Koblenz und der niemals ruhenden Aktivität der Verkehrsachsen an der größten Wasserstraße Europas. Aber es ist eben nur eine Ahnung, denn die sprichwörtliche Besinnlichkeit der Mosel ist auch hier noch zu spüren. Hier erwartet uns ein interessanter Weinlehrpfad, der Einblick in die Bearbeitung der Terrassenlagen der Mosel gibt, die wir ja in ihrer Ursprünglichkeit am Bleidenberg in Alken erlebt haben.

Da, wo die Rebe wächst

Wer dann noch hoch hinaus will, der kann am Flugplatz von Winningen hoch über den Weinbergen einen Rundflug buchen, eventuell auch eine Ballonfahrt, und noch einmal die Landschaften der Untermosel genießen, das Leben am Fluss, im Weinberg und in den zauberhaften Seitentälern nachempfinden.

Flugplatz Winningen

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Auf der ganzen Welt sind die Orte, wo die Rebe gedeiht, wo der Wein wächst etwas Besonderes. Es herrscht eine besondere Atmosphäre. Da ist Leichtigkeit, Lebensfreude, die Bereitschaft hart zu arbeiten und den Segen dieser Arbeit dankbar und stolz anzunehmen, genauso wie wir einen Besuch in diesen Regionen mit Dankbarkeit und Freude erleben sollten.

 

Mehr Infos über die Untermosel gibt es bei der Tourist-Information Sonnige Untermosel, Moselstr. 7, 56332 Alken, Tel.02605 84 72 736