Im Internet nach sozialen Projekten in Afrika suchen, sich in den Flieger nach Ghana setzen, Land und Leute erkunden, und anschließend loslegen mit der Spendenaktion: Das ist die Geschichte von Torsten Creuztburg, einem Journalisten aus Schleswig-Holstein. Zeit für ein Gespräch. Interview: Frank Störbrauck

Torsten, wie bist du auf das Waisenhaus in Accra gestoßen und warum hast du dich entschlossen, gerade dort zu helfen?

Seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit dem Gedanken, soziale Projekte außerhalb Deutschlands zu unterstützen. Ich habe das aber immer vor mit hergeschoben. Beim Jahreswechsel 2010/2011 habe ich mir dann gesagt, du musst jetzt endlich mal was machen. Nicht immer nur quatschen, sondern auch machen. Also habe ich nach unterstützenswerten Waisenhäusern in Afrika gegoogelt und bin schließlich auf das Waisenhaus in Accra in Ghana gestoßen. Das war mir vom Web-Auftritt her sehr sympathisch, weil es nicht gleich um Spenden ging. Ich habe dann dem Gründer des Waisenhauses, einem Ghananesen namens James, eine E-Mail geschrieben, und ihm meine Hilfe angeboten. Ein Tag später rief er mich an und sagte: »O.k., komm’ runter, guck’ dir das an, ich zeige dir alles und dann entscheidest du, ob und wie du mich unterstützen willst.« Einen Monat später saß ich im Flieger und machte mich auf den Weg nach Ghana.

Und dann hast du vier Wochen dort verbracht?

Genau. Ghanas Hauptstadt Accra ist ungefähr so groß wie Hamburg. James holte mich am Flughafen ab. Wir haben uns gleich vom ersten Moment an gut verstanden. Es hat sich in den folgenden Tagen eine großartige Freundschaft zwischen uns entwickelt.

Hast du dir dann ein Hotel genommen und bist dann täglich zum Waisenhaus gependelt?

Nein, ich habe dort geschlafen. Mir war es wichtig, einen Eindruck davon zu bekommen, wie sie dort ihren Alltag verbringen. Das heißt, ohne fließend Wasser und ohne regelmäßigen Strom. Das war wahrlich kein Luxus.

Aber das Ganze hätte auch in die Hose gehen können, wenn dir Gastgeber und Waisenhaus nicht zugesagt hätten …

… ja, aber so blauäugig und reiseunerfahren bin ich nun auch nicht. Ich war früher anderthalb Jahre als Backpacker in Australien unterwegs. Ich lasse mich gerne auf Situationen ein, ohne Gefahren zu suchen. Ich war mir natürlich bewusst, dass der Aufenthalt eine Veränderung sein wird. Aber mir war von vornherein klar, dass ich – wenn ich erst einmal da bin – keinen Rückzieher machen werde. Das stand nicht zur Debatte.

Hast du denn überhaupt etwas vom Land gesehen?

Absolut. James hat mich vier Wochen lang durchs Land gefahren. Du musst wissen, James ist Bischof und er muss ständig seine im Land verteilten Gemeinden besuchen. Da bot es sich natürlich für mich an, dass ich ihn während meines Aufenthaltes begleite.

Kommen wir einmal auf das Reiseland Ghana zu sprechen. Das ist für viele Europäer unbekannt. Wie war dein erster Eindruck?

Die Menschen sind absolut freundlich und sehr offen. Für mich als weißhäutigen Touristen war es aber auch sehr stressig, weil ich von allen Seiten angeguckt wurde. Die Kinder sprangen mich oft an und rubbelten an mir …

Rubbelten?

Ja, sie wollten meine weiße Hautfarbe abbekommen (er schmunzelt, die Red.). Du kannst touristisch dort einiges erleben. Vom Strandurlaub im Beach Club bis hin zu individuell geführten Touren mit einheimischen Reiseführern. Es gibt in Accra Touristenviertel, die sehen aus wie die bei uns in Europa: saubere Straßen, gepflegte Hotelanlagen und Strände. Allerdings sind das alles Bereiche, für die man zahlen muss; die sind nicht freizugänglich. Entscheidet man sich dafür, etwas von Land und Leuten zu sehen, kannst du ins Landesinnere fahren. Dort werden dir grandiose Landschaften und Dschungel bis zum Abwinken geboten.

Kann man dort auch übernachten oder ist das touristisch noch völlig unerschlossen?

Es gibt eine Menge Hotels und vor allem viele privat geführte Unterkünfte, Bed&Breakfast-Häuser; auch solche, die einen hohen Standard haben.

Kannst du Reisenden empfehlen, sich allein durch Ghana zu bewegen?

Es gibt dort schon ein ausgebautes Busnetz. Allerdings brauchst du viel Zeit und einen guten Orientierungssinn. Dort ist längst nicht alles so gut ausgeschildert wie bei uns, und die Busse sind nicht immer pünktlich. Dafür ist das Reisen sehr günstig. Du musst natürlich aufpassen, dass du nicht übers Ohr gehauen wirst und Touristenpreise zahlst. Es empfiehlt sich daher, dass du dich dort an Reiseagenturen wendest und geführte Ausflüge ins Umland machst.

Zurück zu deiner Spendenaktion. Du hast in Deutschland einen Bus für das Waisenhaus gekauft …

… ja, James hat mich darum gebeten. Die Kinder in dem Waisenhaus müssen täglich 40 Minuten zu Fuß auf einer staubigen Straße in der Innenstadt in die Schule laufen. Organisierte Schulbusse gibt es dort nicht. Ich hatte James versprochen, einen Bus zu organisieren. Im Herbst letzten Jahres habe ich im Internet eine Spendenaktion gestartet. Mit 300 Euro hatte ich gerechnet. Dann aber hatte ich binnen weniger Monate 5.000 Euro zusammen. Davon habe ich einen gebrauchten Mercedes-Sprinter gekauft.

Und wie kommt der Bus nach Ghana?

Ja, das ist nun das nächste Projekt. Eine Verschiffung von Deutschland nach Ghana kostet noch einmal rund 5.000 Euro. Um das Geld zu generieren, habe ich die Aktion »Facebus« ins Leben gerufen.

Was hat es damit auf sich?

Interessenten können über die Website www.facebus.net ein Foto von sich hochladen und einen Beitrag spenden. Ihr Foto wird dann auf den Bus geklebt. Am Ende soll der Bus voll von den Bildern der Spender sein. Das wird alles von einer Firma professionell foliert und aufgeklebt. Die Kinder aus Ghana können dann sehen, wer sie unterstützt hat. Das soll den Leuten in Ghana zeigen, dass sie viele Unterstützer in Europa haben.

Wann ist es so weit?

Ich denke, ich habe das Geld in den nächsten Wochen zusammen. Dann wird der Bus foliert und sich vier Wochen lang auf den Weg nach Ghana machen. Ich werde ihn am Hafen von Accra in Empfang nehmen und ans Waisenhaus übergeben.

Und wenn der Bus in Accra ist, worum kümmert sich Torsten Creutzburg dann?

Das war jetzt ein großes Projekt, was über ein Jahr gedauert hat. Der Erfolg dieses Projekt hat mich sehr motiviert. Das wird nicht das Ende des Engagements in Ghana sein.