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Bellevue Palace

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BELLEVUE PALACE
Kochergasse 3–5
3011 Bern
Telefon: +41 (0)31 320 45 45
www.bellevue-palace.ch
€€€
getestet von Jennifer Latuperisa-Andresen
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© stefanocandito.com

Der erste Eindruck

Bei Ankunft kommt mir nur ein Wort in den Sinn: nobel. Sagen wir es so: Obwohl wir eigentlich denken, dass der Gast in jeglichem Outfit willkommen zu heißen ist, würden wir doch raten, vor dem Einchecken noch einmal kurz die Garderobe zu überprüfen. Denn dieses Haus ist seit der Eröffnung 1913 die erste Adresse in Bern und eine Sehenswürdigkeit für sich. Es hat also einen gewissen Anstand verdient. Das Fünf-Sterne-Hotel liegt wunderschön auf einer Felsterrasse, oberhalb des Aare-Ufers mit traumhaftem Blick auf das Berner Alpenpanorama und besticht innen mit einer gekonnten Mischung aus Grandhotel und Stadthaus.

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Wer wohnt hier?

Kurzum: Alles, was Rang und Namen hat. Kommt eine Berühmtheit nach Bern, wird sie genau hier nächtigen. Und vielleicht in ihrer Suite ein Käsefondue genießen, während die Sonne dramatisch vor dem Fenster untergeht. Das soll bei einem Staatsoberhaupt genau so passiert sein. Denn das Fünf-Sterne-Hotel fungiert als offizielles Gästehaus der Schweizer Regierung, ist Schauplatz internationaler Staatsbesuche und Dependance für Bundesräte sowie das diplomatische Corps. Deshalb würde es hier den Rahmen sprengen, alle wichtigen Staatsoberhäupter und die Spitzen aus Politik, Industrie, Kultur und Gesellschaft zu nennen. Wer durch die Gänge flaniert, kann das ein oder andere Foto der ehemaligen Gäste erspähen. Doch etwas Name-Dropping schadet ja niemandem! Deswegen: Kaiser Akihito (damals noch Kronprinz), Jacques Chirac und Nelson Mandela, Sophia Loren, Johnny Cash, Herbert Grönemeyer und Cristiano Ronaldo bilden nur einen Bruchteil der eindrucksvollen Gästeliste ab.
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Gut geschlafen?

Durchaus! Obwohl es einen schon um den Schlaf bringen kann, wenn man kurz darüber nachdenkt, wer in diesem Boxspringbett wohl schon alles genächtigt hat. Aber obwohl die Einrichtung aus Antiquitäten besteht, ist das Bellevue Palace keinesfalls angestaubt. Neueste Technik ist vorhanden und Luxus fühlt sich hier zwar klassisch an, aber eben auch klassisch exzellent.
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Bauchgefühl

Eins steht bereits fest: In einem Schweizer Luxushotel ist es schier unmöglich, schlecht zu speisen. Das Bellevue Palace übertrifft die Stufe vorzüglicher Küche jedoch bei Weitem. Ich empfehle, im Sommer auf der Terrasse des Restaurants »Vue« zu speisen. Nirgends ist die Panoramasicht auf die Aare und das Alpenmassiv mit Eiger, Mönch und Jungfrau eindrucksvoller. Hier fühlen sich auch die Einheimischen kulinarisch bestens aufgehoben. Die mit 16 Gault-Millau-Punkten prämierte Küche – für die der unglaublich sympathische Executive Chef Gregor Zimmermann verantwortlich ist – ist von klassischen französischen Brasserie-Rezepten inspiriert und bietet eine «Cuisine néo-artisanale» mit marktfrischen Zutaten, welche zum Kombinieren und Teilen gedacht ist. Wer Chefkoch Zimmermann trifft, kann ihm vielleicht auch entlocken, welche Speise er schon für welchen Staatsgast zaubern durfte.

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Wer den neuesten Tratsch aus der Politikszene hören will, sollte sich abends in die Bar begeben. Ihr Ruf ist legendär. Seit Jahrzehnten ist sie magischer Anziehungspunkt für Politiker, Diplomaten und Journalisten, Treffpunkt für Reisende und Einheimische. Ach ja, John le Carrés Spionagethriller, »Agent in eigener Sache«, wurde 1981 in diesem Haus gedreht. Sagen wir es so, die Vorstellung ist nicht abwegig, dass sich hier schon der ein oder andere Spion unter die Gäste gemischt hat.
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Das besondere Etwas

Zugegeben, in den Zimmern und den Restaurants, kann man nur schwer Promis beobachten. Oder überhaupt mitbekommen, ob welche im Haus sind. Und wer lungert schon gerne lange in einer Grandhotel-Lobby dieser Preisklasse herum? Deshalb der Tipp: Afternoon Tea. Leckere Petitfours und Friandises mit ausgewählten Tees, Infusionen und Spezialitäten des französischen Gourmet-Teehauses »Mariage Frères«. Dazu Süßes und Salziges auf der Etagere. Das Hotel möchte damit zu einer Gedankenreise nach Versailles inspirieren. Ich verrate dem Servicepersonal einfach nicht, dass ich so nonchalant bin und einfach einen köstlichen Grund brauche, die Augen offen zu halten, wer denn just noch hier nächtigt.
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3 gute Gründe, dort zu buchen

  1. Wer die Stadt, übrigens ein Unesco-Welterbe, zu Fuß erkunden möchte, hat mit diesem Hotel einfach die Pole-Position.
  2. Freundlichkeit ist eine Tugend. Und die wird hier großgeschrieben. Hier trägt das Personal nicht die Nase oben, sondern ein Lächeln auf den Lippen. Fantastisch.
  3. Auch die Kleinigkeiten stimmen. Überall frische Blumen, eine Schweizer Schokolade als Betthupferl, neben dem Bett liegt ein Roman, der ebenfalls im Hotel spielt und natürlich die supergut sortierte Gin-Bar!
Das Hotel ist übrigens Teil der Grand Tour Deluxe durch die Schweiz. Eine super schöne Variante eines Roadtrips durch das wunderbare Land.
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