hotel-der-woche-header

25hours Hotel Indre By

25hours Hotel Indre By
Pilestræde 65
1112 Kopenhagen
Dänemark
Tel.
+45 70 77 07 07
indreby@25hours-hotels.com
€€

getestet von Tina Bremer
18

Der erste Eindruck

Ganz schön imposant! Gegenüber der Trinitatis Kirche gelegen, an einer der Haupteinkaufsstraßen, verteilen sich die 243 Zimmer auf vier Gebäude. In den drei historischen Bauten wurde einst Porzellan gebrannt und Papier geschöpft, anschließend rauchten in ihnen die Köpfe: Bis 2017 waren in den hohen Räumen das theologische und rechtswissenschaftliche Institut der Universität untergebracht. Verbunden ist das Quartett durch einen modernen Neubau und einen »Secret Garden«. Die Vergangenheit als Ort des Wissens war Inspiration für das Gestaltungskonzept »Coming of Age«. Ist das Lernen doch ein wichtiger Teil des Heranwachsens. Und so finden sich im ganzen Hotel Anleihen an die Geschichte: Die Schilder, auf denen die Zimmernummern angeschrieben sind, haben die Form eines Radiergummis, über den abgehenden Gängen hängen noch die Buchstaben aus Universitätszeiten, an den Türen zu den Mitarbeiterräumen steht »For scientists only«, vor der Rezeption windet sich der »Tree of Knowledge« bis zur Decke. Die Skulptur der spanischen Künstlerin Alicia Martin besteht aus 3.000 Büchern, die zu einem in sich gedrehten Turm angeordnet sind. Beim Betreten des Hotels reibt man sich allerdings erst einmal die Augen: Huch, bin ich hier wirklich richtig? Zunächst steht der Gast nämlich in der Assembly Bar. Die Rezeption ist bewusst in den hinteren Teil des Hauptgebäudes versetzt, sodass sich auch die Kopenhagener im Hotel willkommen fühlen und keine Barriere aufgebaut wird.

Wer wohnt hier?

So schick, wie der erste Eindruck ist, könnte man meinen, dass Martin Brudnizki, Interiordesign-Whizz-Kid der Stunde, das Hotel für Hipster und alle jene entworfen hat, die – Achtung, Wortspiel! – »too cool for school« sind. Von ersten Eindrücken sollte man sich aber bekanntlich nicht blenden lassen. Das 25hours Hotel Indre By empfängt alle mit offenen Armen bzw. Türen: Trendsetter und Nachteulen, Geschäftsleute und Familien. Angesichts des bunten Designs dürften vor allem die Kleinsten jauchzen. Wer mit Kind reist, könnte zudem in den Genuss eines jener Zimmer kommen, die zum »Secret Garden« hinausgehen. Doch die Buchungskategorie sucht ihr vergeblich. Diese Zimmer kann man nicht reservieren. Das Hotel vergibt sie als kleines Dankeschön für Stammgäste oder eben Familien. Eine Tür führt direkt in den schönen Innenhof, sodass die Kinder an der frischen Luft herumtollen können, ohne dass ihre Eltern sich sorgen müssen.

Gut geschlafen?

Die Zimmer unterteilen sich in die Kategorien »Knowledge« und »Passion« – in welcher man landet, entscheiden die gut gelaunten Damen an der Rezeption. In den Zimmern, in denen der Leidenschaft gefrönt wird, sind Zeichnungen an eine Pinnwand aus Kork geheftet. Man läuft trotzdem keine Gefahr, von Hausaufgaben zu träumen, dafür sorgen die nackten Frauen, die sich auf den Fenstervorhängen räkeln. Erste Liebe und so. War Dänemark 1969 doch auch Pionier bei der Legalisierung von Pornografie. Als Hommage an die freizügige Vorreiterrolle gibt es im Erdgeschoss eine »Library of Love«, die mit erotischer Literatur ausgestattet ist. In den Bücherregalen kann man in Coffee Table Books wie »The Art of Pin-up« oder »Le Petit Voyeur« blättern. Hui!

Wem das zu anrüchig ist, der fragt lieber nach einem Wissenszimmer, das garantiert keine roten Wangen verursacht. Hinter den Kopfteilen der Betten prangt eine Schiefertafel, auf der Notizen von Charles Darwin und Tycho Brahe vermerkt sind. Der Däne Brahe war einer der bedeutendsten Astronomen seiner Zeit, an den Wänden hängen Bilder einer nach ihm benannten Supernova. Schwirrt bei so viel Input der Kopf? Dann ab in die gemütliche Falle. Beim Einschlafen soll das Kuscheltier helfen, das auf jedem Bett hockt. Kein Teddybär, sondern eine Eule – das Tier des Wissens. Wobei wir wieder beim Thema wären. Einziger Kritikpunkt: Inmitten all der liebevollen Details ist das Waschbecken direkt im Zimmer nicht jedermanns Sache.

Der Wellnessfaktor

Saunieren gehört zu Skandinavien wie Smørrebrød oder das O über dem A. Logisch also, dass es auch im 25hours Hotel Indre By eine Sauna gibt. Der Schwitzkasten ist aber nicht wie so oft ins Untergeschoss verbannt, stattdessen befindet er sich auf einer grossen Holzterrasse mit Sicht auf die Nachbarhäuser. Im Sommer kann man auf den Liegestühlen aus Rattan auch Sommersprossen einfangen, im Winter im hübschen Ruheraum - der in sanften Türkis- und Rosatönen gehalten ist - dösen, bis der nächste Saunagang beginnt. Für all jene, die die Füße nicht still halten können, gibt es ein kleines Gym mit Tageslicht.

Bauchgefühl

Hier isst das Auge definitiv mit! Das Hauptrestaurant Neni ist von einer Glaskuppel überdacht, die sich öffnen lässt und in der warmen Jahreszeit den Frühling und Sommer in den Wintergarten bittet. Der Name Neni kommt euch bekannt vor? Gut möglich, kooperieren doch auch andere 25hours-Häuser mit der Restaurantkette, die ostmediterrane Gerichte auftischt. Dass Gründerin Haya Molcho aus Israel stammt, reflektiert auch die lange Wand im Lokal: Künstlerinnen und Künstler aus Tel Aviv haben Szenen der »Weißen Stadt« an ihr verewigt. Den kleinen Hunger zwischendurch oder am Nachmittag stillt das reizende Café Duse. In der Vitrine locken die leckersten Torten und Küchlein, die man auf Samthockern zwischen Palmen bei einem Cappuccino verputzt. Dass der Kaffee ausgezeichnet ist, ist Ehrensache: Das Café ist nach der italienischen Theaterschauspielerin Eleonora Giulia Amalia Duse benannt und auch die Gründerin stammt aus Bella Italia. Schon vor hundert Jahren befand sich am Ort des heutigen Café Duse eine Kaffee- und Teestube. Für flüssige Nahrung geht es eine Etage tiefer in die Boilerman Bar – oder man nimmt gleich nach dem Betreten des Hotels in der Assembly Bar Platz und ordert eine »Supernova«. Der Signature Drink des Hauses erfrischt mit Whisky, Wermut, Hibiskus und Zitrone.

Das besondere Etwas

Im ganzen Hotel kann man über hundert Bilder, Wandteppiche, Neonschilder und Skulpturen von Kunstschaffenden aus aller Welt entdecken. Sie wurden zusammengetragen von der Pariser Art Consulting Agentur Visto Images. Und so unterschiedlich die Werke auch sind, sie alle beschäftigen sich mehr oder weniger subtil mit dem Erwachsenwerden und der Frage, wie sehr – und ob – sich unsere Persönlichkeit im Laufe des Lebens verändert. Vielleicht findet man in 25 Stunden keine Antwort darauf, eine Nacht schläft man in dem Kopenhagener Hotel aber liebend gerne darüber.

3 gute Gründe, dort zu buchen

1. Seien wir ehrlich: Kopenhagen strapaziert das Portemonnaie. Zimmer ab 202 Euro die Nacht sind kein Schnäppchen. Angesichts der Hotelpreise vor Ort besitzt das Hotel aber ein super Preis-Leistungs-Verhältnis.
2. Dieses Hotel macht einfach Spaß! Das fröhliche Design und die »Library of Love« erwähnten wir bereits, im »Vinyl Room« kann man eine musikalische Zeitreise in jene Zeit machen, als Dauerwellen der letzte Schrei waren und Neonfarben das Nonplusultra. Die Mitarbeitenden haben Schallplatten und Kassetten (!) von 70er-, 80er- und 90er-Jahre-Ikonen wie Kim Wilde ausgewählt, deren Musik die Gäste nach Lust und Laune abspielen können. Zumindest so lange, bis sie anfängt zu leiern. Irgendwie tröstlich.
3. Immobilienmakler kennen die drei wichtigsten Verkaufsschlager, die da heißen: Lage, Lage, Lage! Viel mehr brauchen wir dem nicht hinzuzufügen. Das 25hours Hotel Indre By liegt direkt in der Innenstadt, aber dennoch an einem ruhigen Platz, gegenüber einer Kirche.
19

Fotocredit: Stephan Lemke

facebook twitter instagram pinterest website