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Hoshinoya Tokyo

Hoshinoya Tokyo-Eingang-c-Marie Tysiak
HOSHINOYA Tokyo
1-9-1 Otemachi | Chiyoda | Tokyo, 100-0004
+81-5031348096
https://hoshinoya.com/tokyo/en/
84 Zimmer
€€-€€€

getestet von Marie Tysiak
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1-Exterior - HOSHINOYA Tokyo

Der erste Eindruck

Der erste Blick führt automatisch nach oben, den Kopf weit in den Nacken. Man fühlt sich unweigerlich ganz klein, wenn man in den Hochhausschluchten des Central Business Districts (CBD), im Herzen von Tokyo, vor dem schwarzen Riesen von Haus mit seinen unerwartet verschnörkelten Fenstern steht. Um einen herum eilen Menschen mit Aktentaschen und sehen geschäftig aus. Doch kaum öffnet sich die dunkle Schiebetür und man tritt hinein, vor den langen, hellen Gang - geschmückt mit feierlichen Lampions -, ist man in einer anderen Welt. In einer Welt aus Tradition und purem Luxus. Es ist ganz plötzlich ganz still, und selbst der Aufzug scheint geräuschlos hinaufzugleiten. Menschen im Kimono verbeugen sich tief, es wird eine Tasse frischer Tee gereicht, man schlüpft aus seinen Straßenschuhen und gleitet förmlich über die weichen Tatamimatten, die den Boden belegen.

Das Hoshinoya Tokyo ist das luxuriöseste Ryokan Japans, wie man die traditionellen Gästehäuser des Landes nennt. Und es verkörpert das Land sinnbildlich: Ja, Moderne und Tradition liegen in Japan dicht an dicht und manchmal eben nur eine Schiebetür entfernt. Und wie modern Japan nach außen wirken mag, im Inneren ist das Land tief mit seinen Traditionen verwurzelt. Doch es ist die absolute Liebe zu jedem Detail, die wahr gewordene Perfektion, die bei einer Reise nach Japan so beeindruckt. Und die findet man im Hoshinoya Tokyo überall.
2-Dining space - HOSHINOYA Tokyo

Wer wohnt hier?

Auch wenn sich die Luxusherberge auf 17 Stockwerke mit langen Fluren erstreckt, kommt es einem vor, als wäre es eine wundervolle Kulisse für den eigenen, individuellen Aufenthalt. Doch in den Gemeinschaftsräumen trifft man schließlich auch andere Gäste. Und diese sind vor allem Japaner, die einen gewissen Lebensstil bevorzugen und Wert auf Kultur, Genuss, Luxus und Gemütlichkeit legen – und einfach mal ihrem doch oft sehr stressigen Alltag entfliehen und sich auf das Wesentliche fokussieren möchten. Das sind Paare und Freundesgruppen jeden Alters, aber auch Familien finden in den Familienzimmern genug Platz. Aber keine Sorge, auch das verläuft in Japan alles sehr ruhig und diszipliniert.
1-Experience Tea Ceremony workshop 2 - HOSHINOYA Tokyo

Gut geschlafen?

Die Zimmer im Hoshinoya Tokyo vereinen alles, was zu einem traditionellen Ryokan dazugehört. Das ist zum einen ein extremer Minimalismus und schlichte Architektur auf wenig Fläche. Man könnte auch sagen: ein multifunktionaler Raum, selbst der erstaunlich geräumige Schrank ist gut versteckt und verdient das Label Stauraumwunder. Doch durch die Verwendung von natürlichen Materialien wie Holz, Bambus, Papier und Stroh spürt man sofort eine Gemütlichkeit und Wärme, nicht zuletzt das kuschelweiche, typisch niedrige Futonbett. Und jeder einzelne Gegenstand im Raum vermittelt Hochwertigkeit, Präzision und Schönheit. Nicht nur der Boden ist traditionell gehalten mit Tatami, auch vor den Fenstern geben mit filigranem Shōji-Papier bespannte Schiebetüren nur einen Schlitz der Außenwelt frei. Es herrscht absolute Stille, man kann durch diesen schmalen Spalt nur erahnen, dass sich gleich außerhalb dieser Zen-Oase das mittägliche Geschäftstreiben und vierzig Grad Hochsommer befinden. Zeit und Ort scheinen im Hoshinoya irrelevant.

In dem rechteckigen Raum ist gleich links das Badezimmer in einem großen Glaskasten abgetrennt. Wenn man ungestört in dem tiefen Onsenbecken baden möchte, kann man die Scheibe dank Knopfdruck undurchsichtig werden lassen. Rechts im Zimmer, dort wo die beiden bodentiefen Fenster zusammenkommen, stehen zwei wunderschöne Zaisu Stühle. Die beiden traditionellen beinlosen Sitzgelegenheiten zieren Armlehnen aus geschwungenen Zypressen-Ornamenten, auf dem Tisch davor liegen zwei Uchiwa – fein geschwungene Fächer, verziert mit dem Symbol des Hotels, das eine Kombination aus Yin und Yang und dem Kreis Ensõ – im Zen-Buddhismus das Symbol für Ästhetik und Eleganz. Wie passend für das Hoshinoya Tokyo.
1-Guest Room SAKURA (Twin) - HOSHINOYA Tokyo

Der Wellnessfaktor

Die japanische Badekultur ist ein wichtiger Bestandteil eines Ryokans. Traditionelle Gästehäuser haben ihre eigenen Onsen, ein großes Becken gespeist von heißem Thermalwasser. Gebadet wird nach den Regeln der japanischen Etikette, zuerst sitzend abduschen, Männer und Frauen getrennt. Dann separat ab ins heiße Nass. Im Großstadtdschungel von Tokyo kaum zu glauben, aber auch das Hoshinoya Tokyo verfügt über einen eigenen Onsen, der von der einzigen heißen Quelle Tokyos gespeist wird, 1.500 Meter unter der Erde. Auf dem Dach entspannt man indoor oder unter dem Himmel der Megametropole, weit weg von Lärm und Hektik. Doch damit nicht genug: Ein eigener Spa-Bereich verwöhnt bei maßgeschneiderten Massageanwendungen wie bei allem im Hoshinoya Tokyo nachhaltig und bis ins letzte Detail selbstverständlich und durchdacht.
1-Hot Spring 2 - HOSHINOYA Tokyo

Bauchgefühl

Wer mag, bestellt sich das Frühstück aufs Zimmer oder in den gemütlichen Gemeinschaftsraum, der zu jeder Etage gehört. Serviert wird ein gigantisches Bentō, unzählige voneinander getrennte Fächer offenbaren kleine Speisen, alle lassen neugierig werden. Es sind typisch japanische Frühstücksgerichte wie Miso, Tofu, Reispudding, eingelegte Pflaumen oder Tamagoyaki – Omelett nach japanischer Art. Jeder neue Biss und jeder Happen wird zur angenehmen Überraschung. Der grüne Tee schmeckt herrlich, später kann man bei einer traditionellen Teezeremonie die Zubereitung eines Matcha-Tees eigens lernen.
1-Meal breakfast - HOSHINOYA Tokyo
Auch das Abendessen nimmt man ohne große Gesellschaft zu sich, zumindest wenn man sich für ein privates Dinner entscheidet. Dann speist man in einem schlichten Raum mit elegant gedämpftem Licht im Untergeschoss. Dunkler Stein, keine Fenster, keine Kunst. Keine Ablenkung. Der Fokus liegt auf den Speisen. Mit dem ersten Drink beginnt der erste Gang des Kaiseki, wie man in Japan ein Menü aus vielen kleinen Köstlichkeiten nennt. Der junge japanische Koch Noriyuki Hamada zaubert Gang um Gang eine saisonale Gaumensensation der Nippon Cuisine auf den Tisch – viel Fisch, so wie in Japan üblich. Kunstvoll angerichtet, denn Ästhetik ist schließlich wichtig in der japanischen Küche. Und nach französischer Technik, denn dort hat der Gourmetkoch gelernt. Am meisten beeindrucken seine fünf Köstlichkeiten („five delights“), wo fünf kleine Kunstwerke alle Geschmacksrichtungen von süß, sauer, salzig, bitter hin zu umami bis in die letzte Geschmacksnervenzelle treffend repräsentieren. Dieses Menü bleibt schwer zu beschreiben und ist wie alles im Hoshinoya Tokyo eine Kombination aus Perfektionismus, Luxus und zeitloser Tradition.
1-Chef HAMADA 2 - HOSHINOYA Tokyo

Das besondere Etwas

Das Hoshinoya Tokyo ist ein gesamtes besonderes Etwas. Ein Besuch hier beeindruckt tief, bringt einem Japans Kultur unweigerlich nah und man kann nicht anders, als die Faszination für die kleine Perfektion mit nach Hause zu nehmen. Denn nach dem Besuch in diesem zeitlosen Raum im Herzen Tokyos - hinter der Schiebetür - sieht man die Welt mit anderen Augen. Das klingt pathetisch – aber man muss es selbst erlebt haben. Unzählige Awards bezeugen dies.
2-Dining space 2 - HOSHINOYA Tokyo

3 gute Gründe, dort zu buchen

1. Im Hoshinoya Tokyo kann man den Besuch der Megametropole Tokyos ideal mit einem Einblick in die traditionelle Kultur Japans verbinden. Und findet eine wahre Ruheoase nach einem Tag Sightseeing. Ein ganz besonderes Ryokan im Herzen der größten Stadt der Welt.
2. Es ist die Liebe zum Detail. Von einem gemütlichen Gemeinschaftsraum „Ochanoma“ - auf jeder Etage mit frischem Tee und in dem man kostenfrei Postkarten an seine Liebsten nach Hause senden kann -, hin zu allabendlichen typisch-japanischen Gauklern, die Jonglierkünste präsentieren. Man wird überall mit kleinen Dingen überrascht.
3. Diesen puren Luxus, vollkommen und ohne viel Schnickschnack findet man kein zweites Mal.
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Hoshinoya Tokyo-Kimono-c-Marie Tysiak

Fotocredit: HOSHINOYA Tokyo & Marie Tysiak

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