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ÀNI Private Resort

ÀNI Private Resort
Autopista Río San Juan, Cabrera Km #3 | Río San Juan, Dominikanische Republik
+1 (718) 887 8178
https://aniprivateresorts.com/ani-dominican-republic/
14 Suiten/ maximal 28 Gäste
€€€

Getestet von Harald Braun
18

Der erste Eindruck

Der englische Pfaffe und Komödienschreiber Edward Young hat einmal behauptet, dass Staunen ein unfreiwillig zum Ausdruck gebrachtes Lob sei. Der Mann hat recht. Es ist keine Seltenheit, dass sie Hotelgäste mit offenem Mund und sprachlos vor dem Holztor stehen sehen, das in den Innenraum des Àni Private Resorts führt. Nichts deutete darauf hin, dass diese sandige, zerfurchte Schotterpiste im Hinterland der Provinz San Juan in der Dominikanischen Republik ausgerechnet zu solch einem Schauplatz führen würde. Nein, Moment, wir meinen: Showbühne!

Das Àni Resort ist schon auf den ersten Blick besonders. Allein seine Größe: Es handelt sich um ein wirklich atemberaubendes, 1,7 Hektar großes Resort. Das entspricht ungefähr der Größe von 17 Fußballfeldern. Das Empfangskomitee besteht aus rund acht bis zehn Mitarbeitern, die entweder das in Asien übliche eisig-feuchte Erfrischungstuch bereithalten oder auf einem Tablett ein Gläschen Champagner anbieten. Champagner – keinen Schaumwein. Auf Verlangen wird auch eine alkoholfreie Erfrischung herangeschafft, während sich die Mitarbeiter mit Namen vorstellen und erklären, womit sie unseren Aufenthalt in den nächsten Tagen zu bereichern gedenken. Dabei wird stets verbindlich gelächelt – persönlich, nicht dienstfertig – und interessiert nachgefragt.

Nach zwei Minuten ist klar: Der Service im Àni Resort ist schon einmal erstklassig. Erste Blicke über den Entreé-Pavillon hinaus erlauben den Blick aufs Meer wie auf eine Leinwand, die von den Umrissen der riesigen Eingangshalle eingerahmt wird. Wow!

Wer wohnt hier?

Das ÀNI Resort ist eine sogenannte Privatresidenz, konzipiert für Gruppen und/ oder Großfamilien. Vorstellbar auch, dass die Chefetagen größerer Unternehmen hier absteigen, um den Börsengang zu feiern oder ihre Jahresboni zu verplempern.

Der Clou im Àni Resort, das eine ganze Halbinsel in der Provinz San Juan für sich beansprucht, ist sein Geschäftsmodell: In der normalen Saison sind fünf Übernachtungen das Buchungsminimum. Mindestens sechs der verfügbaren 14, überwiegend alleinstehenden Villen und Suiten, müssen dabei in Anspruch genommen werden. Obwohl, das ist falsch formuliert: Sie müssen gebucht, nicht unbedingt genutzt werden. Uns wurde berichtet, dass der ein oder andere prominente Sport- oder Filmstar das gesamte Resort auch schon einmal nur für sich und seine Partnerin beansprucht hat. Sechs Zimmer zahlen, nur eins davon bewohnen – wer das in Kauf nimmt, muss schon sehr von den Annehmlichkeiten des Àni überzeugt sein. Auch nach längerem Bohren ist niemand vom überaus professionellen und dabei stets verbindlichen Staff dazu bereit, auch nur einen berühmten Namen zu nennen. Klar, Berühmtheiten gehen an so einem Ort ein und aus. Aber sie tun es in der Hoffnung auf Diskretion. Die wird erfüllt. Nur Henny Frazer, Chief Marketing Officer der Àni-Gruppe, verrät offiziell zumindest einen Namen. Das darf sie, denn Aaron Paul feierte 2019 nicht nur seinen 40. Geburtstag mit Familie und Freunden in der eleganten dominikanischen Anlage, er ließ Fotos der opulenten Sause auch in der People-Presse veröffentlichen. Und falls sich jetzt wer fragt, ob man Aaron Paul kennen sollte, dem sei gesagt: Ja, schon. Er ist schließlich zusammen mit Bryan Cranston der Hauptdarsteller »Jesse Pinkman« in der weltberühmten Netflix-Serie »Breaking Bad«. In Zusammenhang mit seiner Geburtstagsfeier wurden in der amerikanischen Presse noch ein paar andere Namen lanciert, die sich ebenfalls schon im ÀNI Resort schöne Tage gemacht haben sollen: Cardi B, Pitbull, Christina Aguilera, Vin Diesel oder Shakira stehen auf dieser Liste. Namen, die kein Verantwortlicher des ÀNI Resorts bestätigen möchte. Man kann aber davon ausgehen, dass das so ungefähr die Klientel ist, die sich hier zu Hause fühlt.

Zumal der Spaß seinen Preis hat: Ab Mai 2023 kostet eine Nacht für mindestens sechs Zimmer 16 000 Dollar. Geht man davon aus, dass mindestens fünf Tage gebucht werden müssen, sind 80 000 Dollar also die kleinste Zahl, mit der man auf der Rechnung nach Hause fährt. (Oder sich per Hubschraubertransfer zum Flughafen bringen lässt.)

Gut geschlafen?

Acht Suiten mit Meerblick, zwei Bay-View-Häuser, zwei Junior Suiten mit Meerblick und zwei Junior Suiten mit Gartenblick – das macht genau vierzehn überragende Möglichkeiten, jeweils direkt vom Bett seinen Blick durch bodentiefe Fenster schweifen zu lassen. Der Blick fällt auf die malerische Umgebung der La Piscina Natural Bay – mit eigenem Meerzugang versteht sich. Und schon fühlt man sich fast wie Vin Diesel oder Shakira.

Zu berichten, dass die Betten in diesen luxuriösen Räumlichkeiten gemütlich und bequem sind und in keiner der Villen auch nur im Ansatz Platzangst aufkommt, erübrigt sich wohl im Àni Resort. Die im Zwischenraum von Schlafbereich und Bad beinahe mittig den Raum teilende Wanne erinnert zudem daran, dass es mal wieder höchste Zeit für ein ausschweifendes Bad wäre – die entsprechenden Duftöle liegen jedenfalls bereit.

Gestaltet hat das ÀNI Resort die in Puerto Plata lebende Interior Designerin Sarah Garcia. Sie beweist mit gedeckten Farben und außergewöhnlichen Details in den Zimmern und in den beiden zentralen Villen des Resorts, wie gut eine Symbiose aus souveräner Old School-Zurückhaltung und zeitgenössischen Accessoires funktionieren kann. Spielerische Lichtgemälde – dimmbar! – sind zudem ein unerwarteter Bonus in meinem Zimmer, auch als nächtliche Illumination gut einsetzbar.

Der Wellnessfaktor

Der schwarz verblendete Wellness-Bungalow erinnert in seiner Form an die Bauhaus-Architektur der siebziger Jahre und in seiner visuellen Ausstrahlung an etwas, das man in Miami oder Palm Beach erwartet. Oder wie es ein Gast formulierte: »Die Hütte sieht aus, als ob sie eine Sonnenbrille tragen würde.“ Das trifft es ganz gut, hat aber einen schnöden Grund: Liegt man auf der großzügigen Massageliege mit dem Kopf in Richtung Fenster, kann man das Treiben draußen auf dem Meer wunderbar beobachten, während die Masseurinnen des Resorts mit sanfter Akkuratesse Körper und Seele verwöhnen.

Von draußen allerdings ist dank der spiegelnd-mattschwarzen Rundumverglasung nicht einmal ein Umriss dieser Anwendungen zu erahnen. Zudem wird die zuweilen sehr hitzige Sonne auf diese Weise in ihre Schranken verwiesen. Der ganze Wellness-Komplex atmet den Geist gediegenen Komforts, schon schnelle Bewegungen und ein lautes Wort passen nicht zu seiner Aura.

Das Àni Resort versteht sich als All-Inclusive-Veranstaltung, was heißt: Selbst regelmäßige Salbungen des eigenen Leibes im Wellnessbereich sind im Preis schon inbegriffen. Kurzer Anruf bei der entsprechenden Stabsstelle reicht – und bei maximal 14 belegten Zimmern dürfte die Chance groß sein, in keinen Massagestau zu geraten.

In der Wellness-Villa befindet sich on top noch ein solide ausgestatteter Fitnessraum, auf Wunsch sind auch Personal Trainings machbar – ebenso wie Ausfahrten mit dem Mountain Bike oder Spaziergänge in der Umgebung des Resorts. Zuständig für alle Outdoor-Aktivitäten ist Nelson, ein junger Dominikaner mit ansteckendem Lachen und amtlichem Bizeps, der schon seit einigen Jahren für die Àni Company arbeitet. Er steht auch als Tennis- oder Basketball-Partner zur Verfügung, der blau leuchtende Court im Eingangsdrittel des Resorts zeugt davon, dass im Àni-Tempel der Lebensfreude und des Genusses hin und wieder auch daran gedacht wird, die eigene Form zu konservieren. Bei den fantastischen Mahlzeiten – Frühstück, Lunch, Dinner – keine leichte Aufgabe.

Bauchgefühl

Tja. Nicht wundern, wenn das Bauchgefühl »mixed messages« sendet. Wir sind ziemlich sicher, dass kaum einer jemals zuvor in solch einem Phantasialand des guten Geschmacks, diesem Gipfel der Exzellenz, abgestiegen ist. Der Grund: Hier wird man auf solch warmherzige Weise betreut, umkümmert, verwöhnt, und ja: auch ein klein wenig gemästet.

Buchstäblich wäre zum Bauchgefühl natürlich auch noch so einiges zu sagen: Der Umstand, dass uns bereits beim Frühstück jeder Wunsch von den Augen abgelesen wurde – und dass, wenn wir keine Wünsche hatten, kurzfristig unsere Brillen geputzt wurden, damit wir besser sehen konnten, was wir uns möglicherweise noch wünschen könnten. Oder dass beim Lunch und beim Dinner einer der drei Chefköche des Resorts jeweils ein kulinarisches Thema vorbereitet hatte, das er raffiniert zubereitet hatte und unkompliziert erklären konnte.

Das besondere Etwas

Man kann und sollte nicht über das Àni Private Resort sprechen, ohne seinen Gründer und Besitzer zu erwähnen. Tim Reynolds ist ein beeindruckender Mann. Nicht nur, weil er so ein erfolgreicher Geschäftsmann ist, der 1999 Jane Street Capital gründete und aus einer Firma mit 15 Mitarbeitern ein Unternehmen aufbaute, das heute über 1.500 Menschen beschäftigt. Das ist Cleverness.

Auch nicht nur, weil er das im Rollstuhl schaffte, weil er 2000 in einen Autounfall verwickelt wurde und seitdem nicht mehr gehen kann. Das ist Mut und Durchhaltevermögen.

Nein, Tim Reynolds ist vor allem deshalb ein bemerkenswerter Mensch, weil er seinen Plan, erst reich zu werden und später in einem Entwicklungsland Schulen aufzubauen, nachweislich bereits fasste, als er noch nicht einmal die Business School absolviert hatte. Seinen Traum – oder besser: seine Strategie – hat er mit der Gründung der Àni Resorts in der Dominikanischen Republik, in Sri Lanka, Anguilla und Thailand vorangetrieben.

Nicht in erster Linie, um damit (noch mehr) Geld zu verdienen. Tim Reynolds gründete an seinen Resort-Standorten in Asien und der Karibik, aber auch in Pennsylvania jeweils eine Àni Art School. Das ist eine Non-Profit-Organisation, die jungen einheimischen Künstlern ein mehrjähriges Stipendium ermöglicht. Die jungen Künstler verlassen die Schulen mit einem Zertifikat, das sie in die Lage versetzt, in Galerien Fuß zu fassen – und ihre zumeist bitterarmen Familien in Asien oder der Karibik nachhaltig zu unterstützen.

Tim Reynolds - beziehungsweise seine Àni Resorts - finanzieren die Kunstschulen vollständig. Die Schüler selbst können das Geld, das ihre Gemälde auch schon während der Ausbildungszeit einspielen, zu 100 Prozent behalten. Ein Besuch der Art School ist auch in der Dominikanischen Republik ein fester Programmpunkt für jede Gruppe, die sich dort einmietet. »Togetherness« heißt die Formel, die Tim Reynolds beschwört: In all seinen Aktivitäten geht es ihm auch darum, die einheimische Bevölkerung in seine Projekte mit einzubinden. Zudem möchte er auch bei seinen privilegierten Gästen aus aller Welt das Bewusstsein dafür schärfen, unter welchen Umständen die Menschen in unmittelbarer Umgebung der Resorts leben. Fast selbstverständlich also, dass auch ein Großteil der Resort-Crew aus der Region stammt. Togetherness also. Wer auch nur 24 Stunden im Àni verbringt, wird spüren, dass das keine hohle Phrase ist, sondern aus ganzem Herzen gelebt wird.

3 gute Gründe, dort zu buchen

1. Das Erlebnis ist ein Gesamtkunstwerk der gehobenen Dienstleistung. Jeder Wunsch wird den Gästen von den Augen abgelesen, das Ambiente ist geschmackvoll und luxuriös, ohne plumpen Protz auszustrahlen und die Halbinsel, in der das Àni Private Resort eingebettet ist, wirkt auch landschaftlich wunderschön.
2. Wo kann man schon mit einer großen Gruppe von Freunden in die Sommerfrische reisen und trotzdem ausreichend Rückzugsorte finden, wenn man mal ein paar Stunden seine Ruhe haben möchte? Das Resort ist großzügig angelegt, seine Villen geräumig und exquisit. Alles, wirklich alles, ist bereits im Preis inklusive, von den hervorragenden Weinen zu jedem Gang des Dinners bis zu den Wellness-Anwendungen. Es gibt wenig Gründe, das Resort auch nur für kurze Zeit zu verlassen.
3. Einen schöneren, magischeren, grandioseren Infinity-Pool haben wir bisher noch nicht gesehen. Wer auf den ergonomischen Liegen halb im Wasser liegt, dabei einen Cocktail trinkt, ein gutes Buch liest oder eine Zigarre verkostet, die am Vorabend ein professioneller Cigar Roller im Rahmen einer kleinen Show produziert hat, wird sich wünschen, dass dieser Tag nie vorbei geht. Spoiler Alert: Er tut es doch. Damned.
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Fotocredit: ÀNI Private Resort

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