Tourism Tasmania

Kunst – mal provokant, mal bildschön

Tassie nennen die Australier liebevoll ihre exotische Insel im Süden. Doch wer hätte hier, am Ende der Welt, eine Art provokantes Guggenheim vermutet? Ein Einblick in Tasmaniens Kultur- und Kunstszene.



Seit 2011 überrascht Tasmanien mit einem kontrovers diskutierten Museum: das Mona, was schlicht für Museum of Old and New Art steht. Doch schlicht ist eine der größten privaten Kunstsammlungen der Welt in keinem Fall ‒ und der Fokus liegt eindeutig auf dem »New Art«.

New Art als eine Mischung aus Sex, Provokation, Klamauk und Spiel. Der tasmanische Kunstsammler und exzentrischer Multimillionär David Walsh nannte sein Museum einst »ein Disneyland für Erwachsene«.

Als ein architektonischer Gegenentwurf zum Guggenheim Museum in New York ist das fensterlose Museum in die Klippen der Halbinsel Berriedale bei Hobart gebaut und führt vom dunklen Untergeschoss unterirdisch bis an die Oberfläche. Gezeigt werden 400 Werke aus Walshs privater Sammlung, die die Abgründe unserer modernen Gesellschaft aufzeigen.

So wird auf der untersten Etage Kunst zum Thema Sakrileg präsentiert, zum Beispiel eine Reihe großer Röntgenaufnahmen von Mäusen, die den Leidensweg Jesu nachstellen. Eine Halle weiter wird es noch kurioser: Eine Sammlung roter Lippenstiftabdrücke, die zunächst an Kussmünder erinnern, entpuppt sich in Wahrheit als »Anus-Küsse«. Auf der zweiten Etage geht es provokant weiter mit einer Wand, auf der fein säuberlich aufgereiht 150 Gipsabdrücke von Vaginas hängen

MONA - Die Lage – Rob Burnett

Aber nicht alle Werke sind so provokant. Neben wenigen Artefakten aus der Antike beschäftigen sich auch viele Kunstwerke mit der digitalen Welt. Der Bit.Fall des deutschen Künstlers Julius Popp lässt Wörter, die just in Google eingetippt werden, als Wasserfall regnen.  

Haben wir zu viel moderne Kunst versprochen? Man sollte mindestens einige Stunden für den Besuch einplanen und am besten anschließend zur Weinverkostung auf das museumseigenen Weingut Moorilla weiterschlendern, um das Gesehene zu diskutieren und auf sich wirken zu lassen! 

Skulptur im Museumsgarten – Tourism Tasmania & Kathryn Leahy

Kunstliebhaber – hier entlang

Das ist aber noch nicht alles, was Hobart, Tasmaniens Hauptstadt, für Kulturliebhaber zu bieten hat. Auf dem Salamanca Market werden jeden Samstagvormittag Kulinarik und Handwerkliches angeboten. In dem Viertel locken tags wie nachts Galerien, Cafés und Bars Freidenker und andere an. 

Fast das ganze Jahr über ist Tasmanien Gastgeber toller Festivals. Den Auftakt macht das Ten Days on the Island Festival, das an ungeraden Jahren zu über 250 Theaterproduktionen, Performances, Tanz- und Musik-, Literatur- und Film-Events auf die Insel einlädt. Alle Künstler stammen von Inseln oder aus Australien.

Und dann gibt es noch das Mona Foma (kurz: Mofo), ein Festival aus Zusammenarbeit des Salamanca Arts Centre, dem von der US-amerikanischen Punk-Band Violent Femmes bekannten Bass-Gitarristen Brian Ritchie und Mona-Gründer David Walsh.

Im Sommer werden im Januar – Achtung, Südhalbkugel! ‒ Musik und Kunst in der Stadt geboten. Bei der Winter-Edition im Juni wird beim Dark Mofo mit Kulinarik, Kunst, Film, Musik und Licht die Dunkelheit rund um den kürzesten Tag des Jahres zelebriert. 



Nach allen Regeln der Kunst – Galerien

Dank der kreativen Energie des Mona und den zahlreichen Festivals, bei denen die Kunst Jahr für Jahr in all ihren Formen gefeiert wird, ist die kreative Szene Tasmaniens lebhaft und vielseitig. Außerdem hat das Land eine ausgezeichnete Talentschmiede: Für viele talentierte Nachwuchskünstler ist das Tasmanian College of the Arts ein guter Grund, nach Hobart zu kommen. Viele davon bleiben für immer – wegen der atemberaubenden Natur und der künstlerischen Energie, die das Mona ausstrahlt und die Atmosphäre der Stadt prägt. Und für Besucher? Gibt es eine riesige Auswahl an Galerien zu entdecken, die die künstlerische Ader des Landes zelebrieren.

Die neu renovierte Tasmanian Museum and Art Gallery am Hafen von Hobart ist eine Art künstlerisches Naturkundemuseum. Fossilien, historische Artefakte und bildende Kunst erzählen die Geschichte des Landes und bringen dem Zuschauer die kulturelle Identität Tasmaniens auf eindrucksvolle Weise nahe.

Salamanca Arts Centre – Tourism Tasmania & Nicole Robson

Und auch sonst tummeln sich in Hobart einige absolut sehenswerte Galerien, die die Werke von bekannten tasmanischen und australischen Künstlern ausstellen. Die Despard Gallery, die Colville Gallery und die Handmark Gallery sind alle auf zeitgenössische Kunst ausgerichtet.

Die regelmäßig wechselnden Ausstellungen haben eines gemeinsam: Es sind allesamt ausgewählte Werke tasmanischer und australischer Künstler in Form von Gemälden, Fotografien und Skulpturen. Alle drei Galerien befinden sich recht nah beieinander in Salamanca Place, sodass man bei einem Besuch gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann.

Ein bisschen weiter entfernt im Norden Hobarts befindet sich die Bett Gallery, deren Kollektion zeitgenössischer Kunst ebenfalls absolut sehenswert ist. Das Contemporary Art Tasmania im Norden der Stadt stellt die Werke tasmanischer Avantgardisten sowie experimentelle Kunst verschiedenster Gastkünstler aus.

Etwas weiter entfernt in Launceston, im Design Tasmania, Centre for Design and Craft, kommen Möbeldesign-Fans auf ihre Kosten: Hier stellen die besten Möbeldesigner des Landes ihre Werke aus, die größtenteils aus kostbaren Holzarten wie Huon-Kiefer, Schwarzholz und Sassafras hergestellt werden.

Handmark Gallery Evandale – Tourism Tasmania & Rob Burnett