Sponsored Post

Es läuft rund: Unterwegs auf dem Fernradweg Berlin–Kopenhagen

Deutschlands Fernradwege können bisweilen herausfordernd sein. Der perfekte Weg für Gelegenheits- und Genussradler? Der 680 Kilometer lange Fernradweg Berlin–Kopenhagen, der die ersten 400 Kilometer gemächlich durch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern führt. Franzi und ihre Mutter haben es gewagt, sich auf die Räder geschwungen und auf den Weg gemacht.

Franzi ist eine Wassernixe. Schon immer gewesen. Als Kind musste ich sie irgendwann mit blauen Lippen aus dem Wasser lotsen, sonst wären ihr am Ende noch Fischhäute zwischen den Fingern gewachsen. Auch heute noch, rund 20 Jahre später, kann Franzi dem kühlen Nass einfach nicht widerstehen. Kaum haben wir unsere E-Bikes abgestellt, hechtet sie kopfüber ins Wasser und krault von dannen – einmal quer durch den Döbertstich. Zwischen den brandenburgischen Dörfern Zehdenick und Mildenberg wurde einst Tonerde abgebaut. Die daraus entstandenen Gruben sind heute mit Wasser gefüllt. Natürliche Pools sozusagen, die im Sonnenlicht glitzern wie ein Rohdiamant.  

Annette und Tochter Franzi am Startpunkt in Berlin. Ab dem Brandenburger Tor geht es auf den Fernradweg von Berlin nach Kopenhagen.
Annette und Tochter Franzi am Startpunkt in Berlin. Ab dem Brandenburger Tor geht es auf den Fernradweg von Berlin nach Kopenhagen. Foto: TMV/Tiemann

Einmal im Jahr unternehmen wir als Tochter-Mutter-Gespann eine Fahrradtour. Eine Auszeit zu zweit, wo endlich einmal genug Zeit ist, sich ausführlich über Gott und die Welt und das Leben auszutauschen. Mit ihren 24 Jahren wohnt Franzi mittlerweile weit weg von zu Hause, in Berlin.

Vor Glück am Rad drehen? Los gehts in Berlin!

Dort waren wir auch gestartet. Sieben Tage lang wollen wir auf dem 680 Kilometer langen Fernradweg Berlin–Kopenhagen unterwegs sein. Und zumindest die deutsche Strecke erradeln. Dabei mögen wir es gemächlich. Ich würde uns als Gelegenheits- und Genussradlerinnen bezeichnen. Wir radeln eher aus Gründen der Entschleunigung und des bewussten Zeit-miteinander-Verbringens. Unser Ziel: Warnemünde, wo dann auch die Fähre nach Dänemark abgehen würde, wenn man den kompletten Fernradweg bis Kopenhagen fahren möchte.

Der Start in Berlin am Brandenburger Tor war besonders. Aufregend, an Deutschlands Wahrzeichen schlechthin aufzubrechen. Helm auf, Gepäcktaschen festzurren, und los ging es mitten durch den Morgenverkehr. Und schon bald waren wir Teil des Stroms an jungen Berlinerinnen, die uns mit stylischen Hollandrädern geschäftig überholten, oder an Vätern mit ihren beladenen Cargobikes, die es eilig hatten, ihre Kinder in die Kita zu bringen. Ein urbaner Start, der schnell in die ländliche Idylle führt. Denn der Radweg verbindet zwar die beiden spannenden Metropolen Berlin und Kopenhagen miteinander, aber dazwischen wartet jede Menge Grün und Blau. Meist am Wasser entlangführend, schlängelt er sich durch unberührte Landschaften. Mit jeder Menge Möglichkeiten für Badestopps, sehr zur Freude von Franzi.

Mit strammen Waden von Brandenburg nach Mecklenburg-Vorpommern

Angekommen am Schloss Oranienburg, haben wir längst wieder in unseren Radfahr-Flow gefunden. Die erste Aufregung hat sich gelegt. Die ersten Themen sind bequatscht. Nun herrscht einträchtige Stille, während wir in die Pedale treten und die Landschaft genießen. Die kilometerlangen grünen Alleen, die kleinen Dörfchen mit ihren uralten fotogenen Backsteinkirchen. Die weiten Rapsfelder, die so gelb leuchten, dass man fast eine Sonnenbrille braucht, um den Blick über sie schweifen zu lassen. Der Kopf wird leer, und wir radeln im Hier und Jetzt. Und genau das ist es, warum Franzi und ich unsere alljährlichen Fahrradtouren so lieben: der Kontrast aus stiller Harmonie und sportlicher Betätigung, aber auch die vielen intensiven Gespräche. 

Pause am schönen Schloss Oranienburg.
Pause am schönen Schloss Oranienburg. Foto: TMV/Tiemann

Wie der Ziegeleipark Mildenberg, heute ein Industriemuseum samt Erlebnispark. Nachdem wir die stillgelegten Ringöfen betrachtet haben, picknicken wir gemütlich am Ufer der Havel. Weiter gehts zum Weihnachtsmann. Der hat nämlich im Örtchen Himmelpforte sein Postamt, wo rund ums Jahr Briefe von Kindern mit ihren Wünschen eintreffen. »Davon hast du mir nie was erzählt, als ich klein war«, schmollt Franzi. »Du kommst aus Bayern«, rechtfertige ich mich. »Du hattest das Christkind.« »Aber du könntest jetzt natürlich noch einen Brief einwerfen, wenn du magst?«, füge ich noch schmunzelnd hinzu. Stattdessen kaufen wir uns in der örtlichen Chocolaterie himmlisch schmeckende Pralinen zum Nachtisch. Wunsch auch ohne Brief erfüllt. Franzi ist wieder versöhnt.

Mutter-Tochter-Radtour: Der Weg ist das Ziel.

Manchmal führen uns auch Umwege zum Ziel, denn hätten wir uns nicht hinter dem hübschen Uferstädtchen Waren an der Müritz vor lauter Quatschen verfahren, wären wir nicht in dem mystischen, echten Mecklenburger Märchenwald gelandet. Dass dort so viele Mücken lauern, konnten wir vorher nicht wissen. Schön war es trotzdem. Auf den Schreck ein Fischbrötchen im Fischerhof Damerow, wo wir auf der Flucht vor den Blutsaugern landen und uns erst einmal gemütlich auf einer Bank mit Blick auf den Jabelschen See saftigen geräucherten Saibling im Brötchen schmecken lassen. Und uns immer wieder kaputtlachen, wie wir im Wäldchen wild um uns schlagend die Flucht ergriffen haben.

Auf der Weiterfahrt heißt es aber nun Konzentration und nicht wieder vor lauter Erzählen das Navi überhören. Doch eine Geschichte muss ich schnell noch zum Besten geben: »Hast du eben im Museum des Fischerhofs den ausgestopften Zwei-Meter-Wels mit seinem furchteinflößenden Gebiss gesehen?«, frage ich Franzi. Die schüttelt den Kopf. »Den haben die Müritzfischer hier einmal aus dem Wasser gefischt«, ergänze ich. Franzi guckt entsetzt. »So einem möchte ich beim Baden aber bitte nicht begegnen.«

Berlin-Kopenhagen-Radtour: Der Sprung ins kühle Nass ist ein Muss!

Das hält Franzi allerdings nicht davon ab, bei der nächsten sich bietenden Möglichkeit wieder den Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Im Jabelschen See sowie im Krakower See, an dem wir bis spät am Abend sitzen, der Sonne zuschauen, wie sie sich nach und nach bettet, bevor wir dann über das Kopfsteinpflaster der Altstadt zu unserem Hotel holpern und in einen tiefen Schlaf fallen. Ein Hotel, ein Gasthaus oder eine Pension am Wegesrand zu finden, ist überhaupt kein Problem. Es findet sich stets eine schöne Unterkunft. Und so verfliegen die Kilometer. Die nordische Landschaft mit nach Harz duftenden Nadelwäldern, die sich mit weiten Feldern abwechseln, ist bildschön. Und immer wieder Wasser: Wir radeln an einem »Inselsee«, einem »Pfaffenteich« und einem Fluss namens Nebel vorbei. »Ich liebe das viele Wasser hier!«, freut sich Franzi. Und auch die Ostsee ist nur noch rund 50 Kilometer entfernt.

Doch vorher möchte ich unbedingt noch Halt in Güstrow machen und die gotische Gertrudenkapelle besichtigen. 30 Jahre lang hat der Expressionist Ernst Barlach in Güstrow gelebt, und die wichtigsten Plastiken aus Holz und Gips des großen Bildhauers aus dieser Zeit sind in der hübschen Kapelle ausgestellt.

Meer in Sicht

Das können wir gut verstehen. Überall wurden wir herzlich aufgenommen. »Alle sind so unkompliziert und offen und machen tolle Sachen«, stellt Franzi fest. So auch Anja Bayler, auf deren Manufaktur wir zufällig im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide stoßen. »Manufaktur Löwenzahn« prangte dort in großen Lettern, was Franzi dazu veranlasste, fast eine Vollbremsung zu machen. Es hat sich gelohnt. Die selbst gemachten Sirups, Kräutertees und Fruchtessige sind tolle Mitbringsel. Schade, dass wir aus Platzmangel nur wenig einpacken können. Doch Platz im Magen ist vorhanden. Den ofenwarmen Hefezopf mit köstlicher Wildpflaumenmarmelade lassen wir uns im dazugehörigen verwunschenen Garten schmecken. Gefühlte fünf Kilo schwerer, machen wir uns wieder auf den Weg und stoßen ein paar Kilometer weiter auf das hübsche »Gutshaus Linstow“« Dort lernen wir Thorsten Dietzel und Franziska Hesse kennen, die sympathischen Besitzer, die aus dem Gutshaus ein lässig-schickes Urlaubsparadies mit viel zeitgenössischer Kunst geschaffen haben. Wirklich bedauerlich, dass wir keine Zeit haben, hier die Nacht zu verbringen.

Doch das Meer ruft – unser Endziel! Über Rostock gelangen wir schließlich nach Warnemünde. Wir haben es geschafft. Glücklich spazieren wir über die Westmole. Über uns kreischen die Möwen, und die frische Meeresbrise weht uns um die Nase. »Schau mal dort, die Fähre nach Dänemark!«, ruft Franzi plötzlich aus. Im nächsten Jahr gehen wir an Bord. Dann radeln wir die komplette Strecke von Berlin nach Kopenhagen. Es war einfach zu schön. Aber jetzt wagen wir erst einmal den Sprung in die kühle Ostsee. Wir sind schließlich zum Baden hier.

Das Ziel ist erreicht. Der Leuchtturm von Warnemünde.
Das Ziel ist erreicht. Der Leuchtturm von Warnemünde. Foto: TMV/ Tiemann

Copyright Slider: TMV/ Tiemann & TMV/ Gänsicke

Weitere Informationen über den Berlin-Kopenhagen Fernradweg

Mecklenburg-Vorpommern