Sponsored Post

Das moderne Heimatmuseum Mönchgut in Göhren

Was für ein Geburtstag! Zum 60. Jubiläum und nach einer umfangreichen Modernisierung öffnet das Heimatmuseum in Göhren wieder seine Pforten. Das Motto: Hier treffen sich Vergangenheit und Zukunft der Heimat in Mönchgut

Die Ursprünge des altehrwürdigen Heimatmuseums liegen im Jahr 1963. Damals gründete die Lehrerin, Kapitänstochter und Ehrenbürgerin Ruth Bahls in Göhren diese Institution – getreu ihrem Ausspruch: »Wer das Glück hat, auf Mönchgut zu leben, muss sich auch dafür engagieren.« In dem alten Bauern- und Fischerhaus trug sie einen Großteil dessen zusammen, was heute den Kernbestand der Ausstellung ausmacht. Ruth Bahls blieb zeit ihres Lebens unverheiratet und bestand auf die Ansprache als »Fräulein Bahls«.

Modern in die Vergangenheit

Schon seit einiger Zeit steht das reetgedeckte Haus unter Denkmalschutz. »Vermutlich würde Fräulein Bahls sich aber dennoch wundern, wenn sie es von innen sehen würde«, vermutet Ellen Melzer. Bereits seit 2005 engagiert sie sich mit Leidenschaft für die vier Museen in Mönchgut. Neben dem Heimatmuseum zählen dazu auch das Rookhus in Göhren, der Mönchguter Museumshof sowie das Museumsschiff Luise. »Alles, was sie von den angestammten Mönchgutern nur bekommen konnte, hat Fräulein Bahls zusammentragen und inventarisieren lassen«, berichtet sie. »Wir können hier überhaupt nur gut fünf Prozent zeigen von allem, was sie im Lauf der Zeit gesammelt hat.«

Auch Anspruch und Zielsetzung des Museums haben sich über die Jahre seines Bestehens gewandelt. Tradition und Geschichte stehen weiter im Mittelpunkt, nun aber in einer zeitgemäßen, modernen Form. Ein lichtdurchfluteter Anbau an dem 1850 errichteten Fachwerkhaus gab diese Richtung bereits vor. Nach der 2023 abgeschlossenen Modernisierung wird nun auch das Obergeschoss in die Ausstellung miteinbezogen. Zur Wiedereröffnung zeigte der gebürtige Stralsunder Fotograf Volkmar Herre Bilder aus Mönchguts urtümlicher Vergangenheit in den 1960er-Jahren. Eindrücklich die abgebildeten Fischer, die so aufs Foto gebannt nicht dem Vergessen anheimfallen.

Die Letzten ihrer Art

Nur noch wenige Fischer führen auf Mönchgut ihr Handwerk hauptberuflich aus. Thomas und Florian Koldevitz sind zwei von ihnen. In aller Frühe, um 3:30 Uhr, laufen sie im Hafen von Gager aus und verdienen auf der Ostsee und dem Bodden ihr täglich Brot. Es ist kein einfaches Leben, doch wenn sie eines Tages den Fischerberuf nicht mehr ausführen (können), dann wird man sich im Heimatmuseum noch an sie erinnern.

Fischer in Gager auf Rügen. I Foto: TMV/Gross
Fischer in Gager auf Rügen. I Foto: TMV/Gross

Mit Hochgeschwindigkeit durch die Geschichte

»Wir wollen das Vergangene und für uns beinahe vergessene Welten greifbar machen«, erklärt Jörn Kleinhardt, seit 2021 Geschäftsführer der Museumsgesellschaft Mönchgut-Granitz, das Ziel des Heimatmuseums. »Nach Möglichkeit weisen wir dabei auch auf die Verbindung zur Gegenwart hin.« Ein absoluter Hingucker im herrlich hellen Heimatmuseum ist der interaktive Zeitstrahl. Auf dem lässt sich die umfangreiche und vielfältige Geschichte von Mönchgut bildlich nachvollziehen.

Angefangen bei der ersten urkundlichen Erwähnung 1252, über die sogenannte Schwedenzeit bis ins 20. Jahrhundert und damit in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und bis zur DDR-Epoche – die Museumsbesucher erhalten wichtige und interessante Informationen in gut verdaubaren Portionen grafisch aufbereitet. Das eindrückliche Exponat entstand in Zusammenarbeit mit dem Historiker Dr. Wolf Karge und verbindet den Altbau des Museums mit dem modernen Anbau von 2017.

Des Fischers alte Kleider

Keine Frage, eines der Highlights des Museums ist die umfangreiche Trachtensammlung, früher Alltagskleidung der Mönchguter. Teilweise bringen es die schlichten schwarzen Kleidungsstücke auf bis zu 7,5 Kilogramm. Ellen Melzer weiß: »Teil der Tracht war auch die sogenannte ›Schüttelbüx‹. Das ist eine wadenlange Hose mit weiten Beinen, darüber ein geknöpfter Leinenbund.« Auch für das ungewöhnlich hohe Gewicht hat die Museologin eine Erklärung. »Das Motto damals dürfte geheißen haben: ›Was bei Kühle hilft, hilft auch bei Wärme.‹«

Trachten ausgestellt im Heimatmuseum Göhren. I Foto: TMV/Gross
Trachten ausgestellt im Heimatmuseum Göhren. I Foto: TMV/Gross

Moderne Produktionsstraßen waren damals Fehlanzeige, stattdessen war kleinteilige, arbeitsintensive Handarbeit angesagt. Der Stoff dafür wurde auf massiven Webstühlen hergestellt, von denen heute noch einer im Museum zu sehen ist. Passt zum Ort, denn die Wollverarbeitung durchs Spinnen und Weben wurde auf Mönchgut über Jahrhunderte betrieben. Auch heute noch sind die Pommerschen Landschafe nicht von den idyllisch-grünen Hügeln der Region wegzudenken. Tatsächlich dienen die flauschigen Vierbeiner im Biosphärenreservat Südost-Rügen nicht nur der Landschaftspflege, sondern erfüllen auch die Rolle als Wolllieferanten. Die beiden Schäfer Christian und Frank Westphal verarbeiten die Biowolle der Tiere in Kooperation mit »Nordwolle Rügen«, einem regionalen Unternehmen, zu stylischer und »grüner« Wollkleidung.

Traditionell geschwungene Tanzbeine

Doch nicht nur das Heimatmuseum setzt sich für den Erhalt der traditionsreichen Kleidung ein. Auch der Mönchguter Trachtenverein stellt die charakteristischen Stücke in den Mittelpunkt seines Schaffens. So präsentieren sich die Vereinsmitglieder zu festlichen Anlässen der Region in voller Montur und führen traditionelle Tänze vor. Ina Stöckmann, ebenfalls Mitarbeiterin im Museum, leitet die Kindertrachtengruppe in Mönchgut und führt schon die Kleinsten an Tradition und Geschichte heran. Hin und wieder nimmt sie aber auch die Rolle als »Frau Lehrerin« im Schulmuseum Middelhagen ein. In dem 1825 erbauten Gebäude führt sie interessierten Gästen, großen wie kleinen, den Schulalltag in früheren Zeiten vor Augen. Auch dieses Museumsprojekt wurde, wenig verwunderlich, 1986 vom umtriebigen »Fräulein Bahls« ins Leben gerufen und gehört zu den Mönchguter Museen.

Ein traditionelles Tänzchen in Ehren, kann niemand verwehren. I Foto: TMV/Gross
Ein traditionelles Tänzchen in Ehren, kann niemand verwehren. I Foto: TMV/Gross

Nach 5.000 Jahren endlich zu Hause

Doch es geht noch weitaus älter: Seit Kurzem können im Heimatmuseum einige der 5.000 Jahre alten Fundstücke aus dem »Herzogsgrab« besichtigt und bewundert werden. Bereits 1920 hatte der Lehrer und Heimatdichter Fritz Worm in einem Hünengrab zwischen Göhren und Alt Reddevitz diesen sensationellen Fund aus der Jungsteinzeit gemacht. Bisher aber wurden in Göhren lediglich Repliken gezeigt, nun hat die Universität Greifswald einige der Originale bereitgestellt.

Ein geschichtsträchtiger Ort

Überhaupt wird im Heimatmuseum eine unerschöpfliche Themenfülle aufgegriffen. Dazu zählen die Entwicklung Göhrens zum beliebten Ostseebad, ebenso wie Details zur Geografie und Geologie der Region. Die wichtigsten Persönlichkeiten des Ortes werden vorgestellt und exemplarisch das Leben von fünf Familien aus dem Ort nachgezeichnet. In der »Döns« erhält man einen liebevoll detaillierten Einblick in eine typische Bauern- und Fischerstube in Mönchgut.

Blick auf Göhren auf Rügen aus der Luft. I Foto: TMV/Gross
Blick auf Göhren auf Rügen aus der Luft. I Foto: TMV/Gross

So wohnte man früher

Nur fünf Fußminuten vom Heimatmuseum liegt das Rauchhaus, op Platt »Rookhus«. Auch in diesem architektonisch wertvollen und vollständig erhaltenen Fischer- und Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert werden spannende Einblicke in die Vergangenheit gewährt. »Am liebsten ist mir aber – neben dem ›Rookhus‹ – unsere Petersburger Hängung«, verrät Ellen Melzer. »Kreuz und quer hängen da zahlreiche Bilder von Malern, alle mit Bezug zu Mönchgut. Zum Beispiel Elisabeth Büchsel, Tom Beyer oder Hans Porwoll.«

Rookhus in Göhren. I Foto: TMV/Gross
Rookhus in Göhren. I Foto: TMV/Gross

Das Konzept geht auf

Die Modernisierung schlägt sich auch in den Besucherzahlen nieder. Geschäftsführer Jörn Kleinhardt findet das natürlich sehr gut: »Die Besucherzahlen sind Anlass zur Freude und Zeichen dafür, dass das Konzept aufgeht. Wie es auch meine Kollegin Ellen Melzer formuliert: ›Wer das Heimatmuseum besucht, weiß anschließend: Das ist Mönchgut. Das ist die Geschichte unserer Heimat.‹«

Jörn Kleinhardt ist glücklich über die gelungene Wiedereröffnung des Heimatmuseums Göhren. I Foto: TMV/Gross
Jörn Kleinhardt ist glücklich über die gelungene Wiedereröffnung des Heimatmuseums Göhren. I Foto: TMV/Gross

Copyright Slider: TMV/Gänsicke & TMV/Tiemann 

Weitere Informationen

Mehr Infos zu Menschen und Mecklenburg-Vorpommern gibt es hier.

Weitere Informationen zu Göhren auf Rügen.

Mecklenburg-Vorpommern