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Für jeden bedeutet Urlaub etwas anderes. Während manche in der Sonne fläzen, darf es für andere im Urlaub auch gerne aktiv werden. Neue Herausforderungen suchen – ganz unabhängig von körperlichen Einschränkungen –, das geht in Mecklenburg-Vorpommern ganz wunderbar. Barrierefrei segeln mit Kerstin Horn.
Segelspaß für alle – nur Angst vor Wasser sollte man nicht haben. Denn das schwappt, hart am Wind, auch mal ins Boot.
»Machst du mal eben noch die Leine los?«, die Abfahrt vom Steg des inklusiven Segelvereins »Plauer Hai-Live e. V.« ist für Kerstin Horn ein routiniertes Kinderspiel. Nur ihr Kopf lugt aus dem schneeweißen Ein-Personen-Kielboot der Gattung 2.4, das geradeso über der Wasserlinie liegt. Verlassen auf dem Steg zurück bleiben Kerstins Rollstuhl und ihr Labrador Herr Karlsson. Auch der traurigste Hundeblick hilft da nichts – Kerstin liebt ihre Solo-Segeltouren auf dem Plauer See.
»Beim Segeln ist man eins mit dem Wind und den Wellen. Das fasziniert mich«, die Augen der Hamburgerin leuchten, wenn sie von ihrer Leidenschaft erzählt. Alles begann 2005, als Kerstin im Rahmen eines Reha-Aufenthalts in Plau am See das erste Mal in eines der kleinen Boote stieg und über das Wasser glitt. Denn der Segelverein macht es den Patientinnen und Patienten der örtlichen Reha-Klinik möglich, eigenständig eine Runde über den See zu drehen. Jetzt ist Kerstin persönlich die Ansprechpartnerin im Verein für die Segelinteressierten aus der Reha-Klinik.
Und wie genau funktioniert inklusives Segeln? Tatsächlich ist die spezielle Bauweise von Segelbooten perfekt, um auch barrierefrei eigenständig das Boot im Wasser manövrieren zu können. »Besonders die Zwei-und-Vierer-Boote sind einfach wie gemacht für Menschen mit Behinderungen«, klärt Kerstin auf. Denn man steuert die wendigen Wasserflitzer mit drei Seilzügen, die man zum Beispiel nur mit den Händen bedienen kann. Natürlich muss auch der Spezialsteg des Vereins barrierefrei sein. Je nach Form und Schwere der Behinderung muss beim Ein- und Ausstieg unterstützt werden, ansonsten kann man aber einfach frei und ohne Hilfe über den Plauer See gleiten. Hier wartet das Gefühl von purer Freiheit, nur das Blau des Wassers und Himmels, am Ufer die grünen, dichten Wälder. Mecklenburg-Vorpommern ist eine wilde Augenweide.
»Hier draußen auf dem Wasser sind wir alle gleich«, Kerstin fasst ihre Begeisterung fürs Segeln in Worte. Ihr Zwei-und-Vierer scheint das glatte Wasser des Sees förmlich zu zerschneiden – alles dank der Kraft des Windes. Fast denkt man, das flache Boot könnte bei einer Kurve und scharfer Schieflage volllaufen – doch unglaublicherweise gilt der Bootstyp als unsinkbar. Aber nasse Füße kann man schon bekommen. »Manchmal schwappt ein bisschen Wasser rein«, Kerstin lacht. »Das wird aber ganz schnell automatisch wieder in den See zurückgepumpt.«
Herr Karlsson freut sich sichtlich über die Rückkehr von Frauchen Kerstin, als sie wieder am Steg anlegt. Flink bringt Kerstin ihr Handbike am Rollstuhl an. Freundin Angelika ist auch eben mit ihrem E-Bike angekommen. Jetzt radeln sie gemeinsam in den hübschen Ortskern von Plau. Hier reihen sich die historischen Fachwerkhäuser mit ihren bunten Fassaden aneinander – typisch für Mecklenburg-Vorpommern. In einem von ihnen, gleich am Ufer der Elde und der geschichtsträchtigen Hubbrücke, ist das Eiscafé Al Ponte beheimatet. Das Ziel der beiden Frauen.
Man findet schnell einen Platz für die beiden im Außenbereich – denn hier muss man nicht über die paar Stufen, sondern kann es sich barrierefrei auf Höhe des Gehwegs an den Tischen gemütlich machen. Die wenigen Regentropfen stören die beiden Freundinnen nicht. Während Kerstin sich über ihren sommerlichen Früchteteller freut, hat sich Angelika die Spezialität des Hauses bestellt: eine frisch gebackene Bubble-Waffel, gerollt und mit Eiscreme gefüllt. Ein perfekter Urlaubsnachmittag.
Gestärkt machen sich die zwei mit den Rändern auf um den See. Hier und da lugt die Sonne durch die Wolkendecke, das Wasser des Sees glitzert verlockend. Eine leichte Brise weht – einfach perfektes Wetter für sportliche Ausflüge! Der Radweg am Ufer führt sie entlang der Badestellen, Anleger und Spielplätze von Plau bis zum Falk Seehotel an der Seeluster Bucht. Die Freizeitmöglichkeiten um Plau am See sind unerschöpflich.
Im Seehotel angekommen, nehmen Kerstin und Angelika auf der ebenerdigen, großen Terrasse Platz, Blick auf die Abendstimmung über dem See inklusive. Auch hier ist man auf Gäste mit Behinderungen eingestellt, das Manövrieren mit dem Rollstuhl gestaltet sich erstaunlich unkompliziert. Das Hotel strahlt im letzten Sonnenschein des Tages, das Haupthaus mit seinen gelben Ziegeln, dann das Restaurant samt Glasfassade, die einem auch drinnen das Gefühl gibt, dem See und der Natur ganz nah zu sein.
Im Falk Seehotel geht es persönlich zu: Küchenchef und Inhaber Thorsten Falk nimmt eigens die Wünsche der Gäste auf. „»Hallo, zusammen. Was darf es denn gerne sein? Wir haben Dorsch frisch aus der Ostsee oder auch klassisch Scholle.« Das kommt hier alles saisonal und regional gleich aus Mecklenburg-Vorpommern. »Oder vielleicht lieber das Wildgulasch? Das habe ich selbst geschossen«, führt der Gastgeber in sympathischem Norddeutsch fort. Tatsächlich war Thorsten Falk noch einen Tag zuvor auf Pirsch im eigenen Jagdrevier. Kurze Lieferketten bekommen in Mecklenburg-Vorpommern noch mal eine ganz eigene Dimension.
Es wird der Dorsch bei den beiden Freundinnen, einmal mit geschmorten Champignons und Kräutersoße, einmal mit Kartöffelchen und Blumenkohl in Buttersoße. Fisch so nah an der Küste ist immer eine gute Idee. Dazu ein Glas Weißwein – und dieser Urlaubstag in Plau am See ist vollkommen. Mecklenburg-Vorpommern hat die besten Voraussetzungen für einen aktiven Urlaub – für jeden.
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Alle Infos zu barrierefreiem Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern gibt es hier.
