Wer gerne Pilze sammelt, sollte seine nächste Reise in das kleine Königreich Bhutan im Himalaya planen. Mit über 400 verschiedenen Pilzarten, geführten Sammeltouren und eigenen Pilzfestivals zelebrieren die Bhutaner ihre Leidenschaft für ihre (Wald-)Bodenschätze. Wir durchstreifen die Pilzvielfalt Bhutans und schlagen die Brücke zu köstlichen Pilzgerichten für zu Hause.

Text: Lisa-Kristin Erdt

Mann sammelt Pilze in Bhutan.

Department of Tourism Bhutan

Auf Pilzsuche im Himalaya

In dem kleinen Land im Himalaya steht der Respekt vor der Natur und allen Lebewesen gegenüber über allem. Um diesem Respekt gerecht zu werden, unterliegt der Tourismus strengen Regeln: Bhutan kann nur mit einheimischen Reiseveranstaltern bereist werden.

Das besondere Klima und die biologische Vielfalt machen das Land zum idealen Lebensraum für eine Vielzahl von Pilzarten: Über 400 verschiedene Sorten sorgen nicht nur für Abwechslung auf dem Teller, sondern auch für einen ganzen Veranstaltungszweig. Es gibt geführte Pilzsammelexpeditionen und sogar ein Pilzfestival in Genekha, bei dem fleißig gesucht, gesammelt und, na ja, »geschwammerlt« wird.

Einige Sorten sind aber auch bei uns erhältlich – aus ihnen lässt sich auch zu Hause ein bhutanisches Nationalgericht zubereiten. Wie – das verraten wir später. Wir begeben uns auf eine Entdeckungsreise durch die Pilzwälder Bhutans und stellen jede Sorte kurz vor.

Kinder schauen auf Pilze in Tasche.

Department of Tourism Bhutan

Tricholoma Matsutake

Infos zur Pilzart: Einer der beliebtesten Wildpilze im »Land des Donnerdrachens« ist der Tricholoma Matsutake – eine sehr begehrte und teure Delikatesse. Er stammt ursprünglich aus Japan und hat einen einzigartigen, süßlichen Duft, der an Zimt erinnert. Da seine Haupterntezeit von Juli bis September ist, hofft jeder, ihn wenigstens einmal vor dem Winter probieren zu können.

Pilz in einer Hand.

Department of Tourism Bhutan

Hierzulande erhältlich: Nein. Da Matsutake seine Frische schnell verliert und nicht kultiviert werden kann, sind lange Transportwege ungünstig. Man muss sich also mit den hier erhältlichen Sorten begnügen – oder auf den nächsten Urlaub in Bhutan warten. Alternativ können bhutanische Gerichte hierzulande auch mit Steinpilzen zubereitet werden. Diese sind zwar nicht ganz so aromatisch, kommen aber mit ihrem nussigen Geschmack dem Aromaprofil des Matsutake-Pilzes sehr nahe.

Verwendung in der Küche: Die Matsutake werden gerne gegrillt, als Suppenzutat oder für Pilzreisgerichte verwendet.

Cordyceps Sinensis

Infos zur Pilzart: Vielleicht sollte man ihn »Curiosis Sinensis« nennen, wenn man sich einmal vor Augen führt, wie er entsteht. Nicht umsonst trägt er den Beinamen »Raupenpilz«: Der schlanke, keulenförmige Pilz ist ein Parasit, der die Raupe einer Schmetterlingsart befällt und aus ihr erwächst. Cordyceps ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der traditionellen bhutanischen Medizin, wo er zur Behandlung verschiedener Krankheiten und zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt wird.

Cordyceps Sinensis

NoonBrew

Er gedeiht nur in sehr hohen Lagen und ist daher wegen seiner mühsamen Ernte, seiner heilenden Wirkung und seiner Seltenheit heiß begehrt. Kein Wunder also, dass der Vitalpilz auch heute noch als Zeichen für Wohlstand gilt und als Geschenk geschätzt wird. In Ostasien wird Cordyceps-Pilz stellenweise noch als Währung eingesetzt.

Hierzulande erhältlich: Jein. Die Pilze können zwar nicht frisch, dafür aber in Teeform, getrocknet, als Pulver oder in Kapseln in Reformhäusern, Bioläden oder online gekauft werden.

Verwendung in der Küche: Cordyceps wird am häufigsten als Tee getrunken. Auch vom Pulver zum Einnehmen verspricht man sich hervorragende medizinische Wirkungen. Dies ist auch der Hauptgrund, warum der Raupenpilz in bhutanischen Suppen und Eintöpfen zu finden ist:  Man nimmt an, dass durch das langsame Kochen des Pilzes seine heilenden Eigenschaften besser zur Geltung kommen und der Körper die Nährstoffe besser aufnehmen kann.

Pfifferlinge, Austern und Shiitake-Pilze

Infos zu den Pilzarten: Na, die drei kennen wir doch! Die goldgelben, trichterförmigen Pfifferlinge gedeihen auch im Land des Glücks und werden in Bhutan wegen ihres intensiven Geschmacks geschätzt, zum Beispiel in gehobenen Restaurants oder zu besonderen Anlässen.

Die Austernpilze mit der charakteristischen Hutform werden oft in verschiedenen Gerichten verwendet, da sie leicht zu züchten sind und eine fleischige Textur haben, die gut zu vegetarischen Gerichten passt.

Austernpilze.

Dennis Scherdt

Shiitake-Pilze haben die volle Umami-Power, was in der bhutanischen Küche ein unschlagbares Argument ist. Sie werden neben einheimischen Sorten kultiviert und auch wegen ihrer medizinischen und kulinarischen Eigenschaften geschätzt.

Shiitake-Pilze in Korb

Yuval Zukerman

Hierzulande erhältlich: Oh ja, und wie! Wenn in Deutschland die Pfifferlingsaison (ca. Juni bis September) beginnt, wird gepfiffert, was das Zeug hält. Auch Austernpilze und Shiitake-Pilze haben durch den Einfluss der asiatischen Küche in den letzten Jahrzehnten an Popularität gewonnen und zieren vor allem die Regale von Bioläden und Wochenmärkten.

Verwendung in der Küche: In Bhutan findet man Austernpilze häufig in schmackhaften Currys und Eintöpfen, während Pfifferlinge in eleganten Saucen zu Gerichten wie z.B. Fisch verarbeitet werden. Shiitake-Pilze verleihen traditionellen Suppen und Brühen eine kräftige Umami-Note und bereichern sowohl Fleisch- als auch Gemüsegerichte.

Tempel in den Bergen.

Vikramjit Kakati auf Pixabay

Hunger auf Bhutan? Rezept für bhutanisches Shamu Datshi (Eintopf mit Pilzen, Gemüse und Käse)

Zu den bekanntesten Gerichten der bhutanischen Küche gehört das Nationalgericht Ema Datshi, ein pikanter Eintopf mit Chili und Käse. Die Variante mit Pilzen, um die es heute gehen soll, heißt Shamu Datshi. Es wird wie Ema Datshi mit Käse und Butter gekocht und meist mit weißem oder dem einheimischen roten Reis serviert. »Shamu« bedeutet Pilze und »Datshi« Käse.

Zutaten:

  • 200 g Austernpilze (Alternativen: Champignons oder Shiitake)
  • 200 g Käse, gerieben (traditionell wird Yak-Käse verwendet, Alternativen sind Weißkäsesorten wie Feta oder würziger Bergkäse)
  • 1 Zwiebel
  • 2 Knoblauchzehen
  • 2-3 grüne Chilis (je nach Schärfetoleranz anpassen)
  • 1 Paprika
  • 200 ml Wasser
  • 2 EL Butter
  • Pflanzenöl
  • Salz
  • Pfeffer
  • Reis (zum Servieren)

Zubereitung:

  1. Austernpilze mit der Hand in kleine Stücke zerteilen. Zwiebel halbieren und in feine Scheiben schneiden, Knoblauch hacken. Chilies und Paprika in feine Streifen schneiden.
  2. Öl in einer großen Pfanne mit Deckel bei mittlerer Hitze erwärmen. Knoblauch und Zwiebel hinzufügen und braten, bis alles duftet. Anschließend Paprika und Chilies hinzufügen und etwa 2 Minuten dünsten. Dann die Pilze dazugeben und braten, bis sie goldbraun und weich sind.
  3. Nach etwa 4 Minuten Wasser und Butter hinzugeben und verrühren. Dann den Käse dazugeben, Deckel aufsetzen und für ca. 8 Minuten köcheln lassen.
  4. Gut umrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. In eine kleine Schüssel füllen und zusammen mit Reis servieren. Guten Appetit!

 

Auf den Geschmack gekommen?

Wer mehr über die Pilze Bhutans erfahren möchte, kann sich bei einer geführten Pilztour auf die Spuren der pilzigen Bodenschätze begeben. Bhutanische Guides und Reiseveranstalter bieten Pilzsammel- oder Erkundungstouren an, bei denen Gäste einen schmackhaften Einblick in das kulinarische Erbe Bhutans bekommen. Zum Abschluss erwartet sie ein Kochkurs mit den frisch gesammelten Köstlichkeiten.

Pilze in Schale mit Wasser.

Department of Toursim Bhutan

Hier findest du mehr Infos zu Bhutans Pilzvielfalt, weitere Infos zu Bhutan im Allgemeinen gibt es hier ebenso.

Viel Spaß beim Pilzesuchen – ob auf dem Markt oder direkt in Bhutan!