Im Südwesten Chinas, wo die sich die Huajiang-Schlucht tief ins Land schneidet, thront ein nagelneues architektonisches Wunderwerk: die Huajiang Grand Canyon Bridge. Am 28. September 2025 wurde sie offiziell eröffnet.
Die Huajiang Grand Canyon Bridge ist mit 625 Metern Höhe über dem Tal die höchste Brücke der Welt und zugleich ein technisches Großwunder, das Maßstäbe in Design, Ingenieurskunst und touristischem Erlebnis setzt. Fast drei Kilometer spannt sie sich spektakulär über den Beipanjiang-Fluss. Sie verbindet dabei die Städte Liuzhi und Anlong in der bergigen Provinz Guizhou.
Das gigantische Bauwerk trägt zwei massive Pylone, die 262 respektive 205 Meter hoch sind, und besteht aus 93 Stahlsegmenten mit einem Gesamtgewicht von rund 22.000 Tonnen, was etwa dem Gewicht von drei Eiffeltürmen entspricht. Sie trotzt der rauen Natur, denn steile Hänge, starke Winde, hohe Luftfeuchtigkeit und Erdbeben stellen kein Problem dar. Ein Seilkransystem, das auf dem chinesischen Navigationssatelliten Beidou basiert, ermöglichte eine millimetergenaue Montage. Den letzten Belastungstest bestand die Brücke mit Bravour, als 96 Sattelschlepper, beladen mit mehr als 3.300 Tonnen, gleichzeitig darüber rollten.
Laut chinesischen Medien und Experten steht die Brücke für Chinas technische Pionierarbeit. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua (Website hier) beschreibt sie als »technologisches Wunderwerk, das Handwerk und Innovation vereint«. Die Volkszeitung lobt die Brücke als Symbol für die Verbindung von Fortschritt und kultureller Entwicklung in entlegenen Regionen. Gleichzeitig wird die Bedeutung für den Tourismus betont, da das Bauwerk weit mehr als ein Verkehrsknotenpunkt ist.
Die Bauzeit der Huajiang Grand Canyon Bridge betrug rund drei Jahre.

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Trotz der großen technischen Herausforderungen konnte das Projekt in dieser relativ kurzen Zeitspanne realisiert werden – von der Planung bis zur Fertigstellung. Die Baukosten beliefen sich auf über zwei Milliarden Renminbi, umgerechnet etwa 240 Millionen Euro.
Huajiang Grand Canyon Bridge: Das sollten Touristen wissen
Für Reisende ist die Brücke mehr als ein Verkehrsweg. Mit einem gläsernen Panorama-Aufzug gelangt man in nur einer Minute 207 Meter in die Höhe, um den 796 Meter langen gläsernen Skywalk zu betreten. Dieser vermittelt das Gefühl, in der Luft zu schweben. Adrenalinjunkies können sich beim Bungee-Jumping oder Ziplining ins Tal stürzen, während Ruhesuchende im Café auf der Brückenspitze die Aussicht genießen. Das benachbarte Cliffside-Hotel bietet Übernachtungen mit Sonnenauf- und -untergängen – eine Kombination, die Natur, Nervenkitzel und Luxus verbindet.
Die Huajiang Grand Canyon Bridge ist Teil des Liuzhi-Anlong-Expressways. Sie verkürzt fortan die Fahrtzeit durch dieses bislang schwer zugängliche Gebiet von zwei Stunden auf nur wenige Minuten. Das ist eine enorme Erleichterung für die Region. Doch neben der Funktion als moderne Verkehrsinfrastruktur soll sie auch als neuer Hotspot des Tourismus dienen und die wirtschaftliche Entwicklung Guizhous fördern.
Guizhou in China: ein Geheimtipp
Guizhou selbst ist ein Natur- und Kulturschatz. Die Provinz ist berühmt für schönen Karstlandschaften, Täler und den spektakulären Huangguoshu-Wasserfall, den größten Chinas. Er beeindruckt mit 77,8 Metern Fallhöhe und 101 Metern Breite. Besucher können ihn von verschiedenen Aussichtspunkten bewundern oder durch eine Höhle hinter dem Wasserfall gehen.

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Auch interessant ist der Fanjing-Berg, ein Unesco-Weltnaturerbe und buddhistischer Heiliger Berg mit einzigartigen Felsformationen. Der 2.493 Meter hohe Gipfel, der Teil des Wuling-Gebirges in der Provinz Guizhou ist, ist von Nebelschwaden umhüllt und bietet spektakuläre Aussichten sowie eine reiche Flora und Fauna, zu der auch seltene Goldaffen zählen. Auf dem Berg befinden sich zudem zwei berühmte Tempel auf einer fast 2.400 Meter hohen Felsnadel, die durch eine schmale, drachenförmige Brücke miteinander verbunden sind.
Die Region ist außerdem Heimat von mehr als 18 ethnischen Gruppen, darunter die Miao, Dong und Yao, die mit ihren traditionellen Holzhäusern, bunten Trachten und lebendigen Festen ein kulturelles Erlebnis bieten. Besucher können hier an zahlreichen Festivals teilnehmen und tiefe Einblicke in die Kultur erhalten.