Der Westen verbindet mit Taiwan in der Regel genau zwei Dinge: Halbleiter und den seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt mit China. Dabei hat der Inselstaat, der sich offiziell »Republic of China« nennt, auch Reisenden einiges zu bieten. Diese sieben Fakten bringen dir das Land näher – und machen Lust auf Urlaub in Taiwan!
1. Ehemals eine Kolonie Japans
Ist von Taiwan die Rede, dann denken die meisten Menschen auch sofort an China. Schließlich macht die mal mehr, mal weniger angespannte Beziehung der beiden Länder seit Jahrzehnten immer wieder Schlagzeilen. Was hingegen nur wenige wissen: Von 1895 bis 1945, also bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, war Taiwan eine Kolonie Japans. Und obwohl diese Zeit für viele Taiwaner verheerend war, ist die japanische Kultur bis heute fest mit der taiwanischen verflochten.

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Am deutlichsten wird das beim Blick auf das kulinarische Angebot. Auf nahezu jedem Nachtmarkt gibt es einen Takoyaki-Stand (traditionell mit Oktopus gefüllte Teigbällchen), und zumindest in den größeren Städten reihen sich zahlreiche Ramen- und Sushiläden in das Straßenbild ein. Und typisch japanische Snacks wie Onigiri und Mochi findet man in der Regel in jedem Supermarkt.
2. Kulinarisches Highlight
Wir bleiben noch kurz beim Essen. Ist auch einfach ein wichtiges Thema in Taiwan. Niemand darf dieses Land besuchen, ohne mindestens einmal in einer Filiale von Din Tai Fung Xiaolongbao probiert zu haben! Die mit Fleisch und Brühe gefüllten Teigtaschen sind Umami pur.

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Tipp! Die Teigtaschen vorher in einen Dip aus Sojasauce, Reisessig und Ingwer tunken. Und, Achtung: Nicht die Zunge verbrennen! Am besten erst ein kleines Loch in den Teig knabbern, damit die heiße Brühe langsam in den Mund laufen kann.
3. Zwei Drittel des Landes sind Bergland
Neben Foodies sind auch Outdoor-Fans in Taiwan genau richtig. Obwohl das Land mit 36.000 Quadratkilometern nur etwa so groß ist wie Baden-Württemberg (oder wie Reiseleiter und Wanderführer Johannes Hsu sagt: »Ein Deutschland entspricht zehn Taiwan«) und mit 23 Millionen Einwohnenden dicht besiedelt, hat der Inselstaat Reisenden landschaftlich wahnsinnig viel zu bieten.
Über zwei Drittel des Landes erstreckt sich bewaldetes Bergland mit 268 Gipfeln über 3.000 Metern! Wobei der höchste Berg Taiwans der Jade-Berg ist – mit 3.952 Metern. Und diese Dreitausender können in Taiwan alle ganz wunderbar bestiegen werden (vorausgesetzt natürlich, man ist fit genug), da alle Wege mindestens alle 500 Meter mit Wegschildern ausgestattet sind, auf den schwierigsten Strecken sogar alle 200 Meter. Übrigens: Das zehnmal so große Deutschland hat keinen einzigen Dreitausender.

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4. To-do-Liste für junge Taiwaner
Da die Berge in Taiwan räumlich so viel Platz einnehmen, spielen sie natürlich auch eine große Rolle in der taiwanesischen Kultur. Uns so gibt es hier eine etwas kurios klingende Regel: Wer sich in dem Inselstaat als erwachsen bezeichnen möchte, muss vorher zumindest einmal den Jade-Berg bestiegen haben. Sonst wird das leider nichts mit Familie und so.
Und damit nicht genug. Auf dem Weg zum Erwachsenwerden müssen noch weitere Hürden genommen werden: Auf der To-do-Liste steht auch eine Radtour, und zwar einmal rund um Taiwan (knapp 1.000 Kilometer). Und einmal quer durch den Sonne-Mond-See schwimmen. Das ist allerdings nur an einem Wochenende im Jahr möglich, und die Wartezeit beträgt zurzeit drei Jahre – ganz easy also.

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5. Ungewöhnliche Glücksbringer
Kurios ist in Taiwan auch, wie viel Liebe in die Dekoration der Busse gesteckt wird. Die Vorhänge an den Fenstern schmücken verspielte Borten und gerne tauchen auch mal LED-Lichter den Sitzbereich abwechselnd in lila, grünes, gelbes und rotes Licht. Am außergewöhnlichsten ist aber das, was sich hinter der Frontscheibe einiger Busse befindet – verschlossene Snacktüten der Marke Kuai Kuai. Fein säuberlich nebeneinander aufgereiht. Als Ausländer stellen sich da Fragen.
Guide Hsu erklärt: »Kuai Kuai« bedeutet übersetzt so viel wie artig, oder gehorsam. Und deswegen glauben einige Menschen in Taiwan, dass zum Beispiel ein Bus nicht liegen bleibt, wenn Kuai-Kuai-Snacks neben dem Fahrer stehen. Auch in einigen Fertigungshallen haben die Tüten einen festen Platz. Direkt auf den Maschinen, um zu verhindern, dass diese den Geist aufgeben. Wichtig ist dabei, dass die Snacks nicht abgelaufen sind – da hatte ein Marketing-Mensch eine wirklich gute Idee.

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6. Ein Tempel, zwei Religionen
Die Taiwaner glauben aber nicht nur an glücksbringende Snacks, sondern auch an Götter. Über 5.000 Tempel gibt es in Taiwan – und einige davon bieten gleich zwei Religionen ein Zuhause. Dem Taoismus, der seinen Ursprung in China hat, und dem Buddhismus mit Wurzeln in Indien.
Der Grund für diese ungewöhnliche Verschmelzung: Während der bereits erwähnten 50-jährigen japanischen Besatzungszeit wurden die Taoisten verfolgt und flüchteten sich in die buddhistischen Tempel, um ihre Gottheiten dort zu verehren. Nach dem Ende der Besatzung blieb diese Praxis weiter bestehen.

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7. Bei Erdbeben – ab in den Wolkenkratzer
Und kein Listicle über Taiwan, ohne das höchste Gebäude des Landes zu erwähnen: Bei seiner Fertigstellung im Jahr 2004 war der Wolkenkratzer Taipei 101 sogar der höchste der Welt. Was man sich gar nicht mehr vorstellen kann. 508 Meter – das beeindruckt heute keinen mehr.
Was aber beeindruckt, ist die Technik, mit der das Gebäude in einem Gebiet, das ständig von Erdbeben und Wirbelstürmen bedroht ist, im Gleichgewicht gehalten wird. Zwischen dem 87. und dem 92. Stockwerk befindet sich eine riesige Kugel, die bei Erschütterungen als ausgleichendes Pendel dient. Ihr Durchmesser: 5,50 Meter. Ihr Gewicht: 660 Tonnen. Gehalten wird sie von 16 dicken Stahlseilen. Und die Konstruktion scheint zu funktionieren – bei einem Erdbeben soll der Taipei 101 das sicherste Gebäude in Taipeh sein. Munkelt man.

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