Du wolltest schon immer mal nach Patagonien zum Trekking? Dann haben wir acht wertvolle Tipps für dich, die du bei deiner Tour beachten solltest.
Text: Norbert Eisele-Hein
Die Klassiker des Trekking in Patagonien, zum Beispiel im argentinischen Los Glaciares und im chilenischen Torres del Paine Nationalpark, sind allesamt technisch einfach. Sie erfordern auf den Hauptrouten keine großartigen Kletterkünste oder gar Fertigkeiten mit Seil und Karabinern. Es geht nicht allzu hoch hinauf und nur selten über die 2.000-Meter-Marke. Somit ist auch die Akklimatisation, also die Anpassung der roten Blutkörperchen an die Höhe, nicht die große Hürde.
Die Touren sind auch kaum grenzwertig exponiert, eine überdurchschnittliche Schwindelfreiheit ist nicht erforderlich. Dennoch gilt es ein paar grundlegende Dinge zu beherzigen, um das Phänomen Patagonien ohne Pleiten und Pannen zu meistern. Hier kommen unsere Tipps:

Trekking in Patagonien I Foto: Norbert Eisele-Hein
1. Fitness
Trekking in Patagonien kann sehr anstrengend sein. Die »Klassiker« wie etwa »Tres Lagos« sind lange Tagestouren mit sechs bis zehn Stunden Wanderzeit im »patagonian flat«-Modus. Das heißt, es geht permanent rauf und runter, somit sammeln sich am Ende über 2.000 Höhenmeter auf der Uhr. Dafür sollte man im Vorfeld ein paar ähnlich lange Touren mit Rucksack gegangen sein und über eine gute allgemeine Fitness verfügen. Laufen, Radfahren, Schwimmen – längere Herz-Kreislaufbelastungen sind besser zur Vorbereitung geeignet als Pumpen in der Muckibude.
2. Schuhwerk
Gut eingelaufene Wanderstiefel mitbringen. Es gibt zwar überall, vor allem in El Chalten, riesige Ausrüstungsläden, auch mit Leihschuhen, aber wer sich bei der ersten Tour schon riesige Blasen läuft, wird die Folgetouren nur bedingt genießen. Auch die eigenen Funktionssocken sollten schon ein paar Waschgänge durchgemacht haben.

Lamas beim Trekking in Patagonien I Foto: Norbert Eisele-Hein
3. Wind
»Escoba de Dios«, der Besen Gottes, wie der Wind von den Einheimischen ehrfurchtsvoll genannt wird, kann Trekkern ordentlich zusetzen. Er kann Regentropfen aus zig Kilometer Entfernung waagerecht herantragen und für völlig durchweichte Kniekehlen sorgen, selbst wenn der Himmel über einem tiefblau erstrahlt. Er kann Sandpartikel, Schnee- und Eiskristalle derart beschleunigen, dass sie wie Nadelstiche ins Gesicht pieksen.
Tipp: Windstopper-Materialen halten den Wind ab und behalten die Atmungsaktivität bei, somit kühlt der Körper nicht aus und der Schweiß kann konzertiert nach außen wandern. Ein Schlauchschal »Buff« schützt das Gesicht und kann zugleich das Baseball-Cap oder den Hut festhalten, die sonst gerne mal wegsegeln. Eine etwas größere Sonnenbrille, die sich um die Wangenknochen wölbt, schützt obendrein. Vor allem Kontaktlinsenträger werden das zu schätzen wissen.
4. Wetter & Bekleidung
Die hohen Windgeschwindigkeiten und die allgemein fragile Wetterzone können das Wetter mehrmals am Tag wechseln lassen. Wer sich nach dem Zwiebelprinzip mit mehreren Schichten guter Funktionskleidung ausstattet, ist immer richtig angezogen.
Funktionsunterwäsche, Funktionshemd oder dünner Pulli, Windstopper-Jacke, atmungsaktive Regenjacke und Regenhose, Buff, Mütze, Cap oder Hut, dünne Handschuhe. Auch leichte, dünne Daunenjacken oder Westen leisten hervorragende Dienste. Wichtig: Sämtliche Kleidungsstücke müssen bequem sein, zehn Stunden gegen eine zu enge Hose ankämpfen, kostet zusätzlich Körner.

Foto: Norbert Eisele-Hein
5. Wanderstöcke
Der Einsatz von Wanderstöcken spart Kraft und schützt bergab vor Meniskusverschleiß. Jeder Einsatz des Stocks nimmt ein paar Kilos von den Beinen. Bei einer zehnstündigen Tour summiert sich die Gewichtsreduktion auf mehrere Tonnen Entlastung.
Nachteil: manche Stöcke pfeifen im Wind wie Anfänger an der Blockflöte.
6. Gewicht sparen
Keine schweren Trinkflaschen aus Thermoglas, keine große Tube Sonnencreme, keine kompletten Nachschlagewerke oder schwere Wälzer wie Tolstois »Krieg und Frieden« mitnehmen. Besser ein paar Seiten aus dem Guidebook kopieren oder abfotografieren. So lassen sich schnell ein paar Kilos sparen.

Foto: Norbert Eisele-Hein
7. Sonnenschutz
Mindestens LSF 50 und noch einen Fettstift für die Lippen mit hohem Lichtschutzfaktor mitnehmen. Tipp: Handrücken und Ohren eincremen nicht vergessen! Auch wenn die Sonne nicht scheint, die Strahlung ist da. Hut oder Cap tragen.
8. Nach der Tour
Dehnen, dehnen und nochmals dehnen. Je kaputter man sich fühlt, desto wichtiger ist diese finale Übung, auch wenn es schmerzt. Ab in die Wiese oder auf den Teppich und alle Muskeln einmal richtig dehnen, das erleichtert.

Foto: Norbert Eisele-Hein