Kaum etwas macht so glücklich wie ein paar Tage abseits vom Trubel in der Natur. Ich kann mir kein schöneres Ziel dafür vorstellen als Neuseeland, wo sich einsame und wunderschöne Wanderwege in alle Winkel des Landes verlaufen. Heute verrate ich euch meine anspruchsvollste Wanderung dort. Teil drei: Mount Hikurangi.
Nachdem ich Euch im ersten Teil meinen Geheimtipp und im zweiten Teil meinen Klassiker für Wanderungen in Neuseeland verraten habe, erzähle ich euch heute von meiner spektakulärsten und auch anstrengendsten Wanderung dort.
Der östlichste Punkt Neuseelands liegt am East Cape der Nordinsel. Die Berge sind rau, die wellenumspülten Küstenabschnitte übersäht mit Treibholz. Nur wenige Menschen, hauptsächlich maorischer Abstammung, leben hier.
Das Umkehren hat sich gelohnt
Ich war schon auf dem Weg nach Gisborne, als ich bei einem Stopp an der Tankstelle den heißen Tipp bekam: die Besteigung des Mount Hikurangi. Luke, den ich an der Tankstelle traf, wohnte unweit des Startpunkts der Wanderung und hatte mich schnell überzeugt.
Denn: Auf dem Gipfel des 1.754-Meter-Berges, der für die Maoris heilig ist, sieht man den Sonnenaufgang als erster Mensch für diesen Tag – weil unweit östlich bereits die Datumsgrenze liegt. Er erklärte mir den Weg zum kleinen Parkplatz, von wo die Wanderung startet. Weitere Infos, die ich bekam: Kurz vorm Gipfel steht eine Hütte. Dort kann man nächtigen, um dann in aller Herrgottsfrühe – zeitig für den Sonnenaufgang – auf dem Gipfel zu sein.
Und so fuhr ich wieder zurück zum Kap, bog ins Inland ein und holperte über Schotterstraßen und baufällig wirkende Brücken das düstere Tapuaeroa Valley entlang. Es war meine erste mehrtägige Wandertour – und völlig ungeplant.
Das Auto ließ ich wie angewiesen an der Pakihiroa Station am Ende der Straße stehen. Bis zur kleinen Wanderhütte mit ein paar Hochbetten und einem Kamin benötigte ich keine vier Stunden.
Das Klettern wird belohnt
Der Weg ist einfach, die Landschaft traumhaft. Dichte Wälder überziehen die Hügel, die in steinerne Gipfel münden. Ab und an traf ich eine Herde Schafe. Und oben in der Hütte dann überraschenderweise auf zwei andere Wanderer, die mich auf meiner nächtlichen Tour (drei Stunden pro Weg) auf den Gipfel begleiteten. Zum Glück …
Denn mit dieser ersten Gipfelbesteigung hatte ich meine Latte gleich ziemlich hochgelegt. Zwar misst der Mount Hikurangi nicht mal 2.000 Meter, doch ist auch seine Spitze ein undankbarer Brocken aus blankem Stein.
Diesen im Dämmerlicht zu bezwingen, war ein großes Abenteuer. Umso glücklicher war ich, dass ich gerade zeitig für den Sonnenaufgang dort oben hoch über dem Wolkenungestüm ankam. Dieser Trip wird für mich immer unvergessen bleiben – der Abenteuerfaktor, die lieben Begleiter, die wilde und traumhafte Natur dort oben. Mount Hikurangi ist einfach ein Erlebnis.
Infos.
Zwei-Tages-Wanderung ab Pakihiroa Station, bis zur Hütte drei bis vier Stunden (erfahrene Wanderer deutlich weniger), Gipfelbesteigung zwei bis drei Stunden. Vor Beginn sollte unbedingt auf Wetterwarnungen geachtet werden, die Hütte kann reserviert werden. Besonderer Tipp: Zum Neujahr feiern die Maoris an der Totemstätte unterhalb des Gipfels ihr Neujahrsfest mit traditionellen Tänzen und Feierlichkeiten. Besucher können dem Spektakel beiwohnen.
Alle Infos rund um die Wanderung findet hier.
Wenn ihr neugierig geworden seid, dann lest doch meine Reportage über diese Wanderung!
Ich habe viele weitere Wanderungen in Neuseeland gemacht und darüber geschrieben. Hier findet ihr mehr zum Gillespie Path, einem echten Geheimtipp auf der Südinsel. Ein Muss für jeden Neuseeland-Besuch ist außerdem das Tongariro Alpine Crossing!
Und habt ihr eigentlich schonmal von der »Bridge to Nowhere« auf der Nordinsel gehört?