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Schon seit Kindertagen träumte Redakteurin Marie davon, einmal in einem Iglu zu schlafen. In den Karpaten in Rumänien wurde ihr Traum wahr. Wie sie die Nacht im Eis erlebt hat? Erfrischend!

Eigentlich war ich immer der Sommerurlaub-Typ: Sonne, Strand und Palmen – mehr braucht es nicht für die perfekte Auszeit. Doch bei einem Husky-Abenteuer im Norden Russlands vor einigen Jahren habe ich gemerkt, wie (ent)spannend ein Urlaub im Schnee sein kann. Seitdem lässt mich die Faszination von extremer Kälte nicht mehr los. Diese einsame stille Natur, komplett in Weiß gehüllt, dazu die klare, frische Luft. Mit dem richtigen Equipment fror ich auch bei minus 30 Grad Celsius plus Fahrtwind nicht. Ein unglaubliches Gefühl! Hier kannst du diese Geschichte nachlesen.

In Russland hat Marie gelernt: Kälte kann man mit ausreichend Equipment besiegen.

Foto: Marie Tysiak

Und so reise ich seither auch gerne in den Schnee, ganz ohne Wintersport zu betreiben. Als ich zu Silvester mit meiner älteren Schwester Anne einen Trip nach Rumänien plante, stieß ich bei meiner Recherche auf ein Eishotel in den Bergen von Transsilvanien. Ich war sofort angefixt von der Idee. Wer hat als Kind nicht schon mal davon geträumt, in einem echten Iglu zu nächtigen? Wobei die modernen Eishotels damit ja häufig wenig gemeinsam haben: Hier finden sich oft Lichtinstallationen, Skulpturen aus Schnee, nicht selten auch eine ganze Bar, ein Restaurant oder gar eine Hochzeitskapelle aus Eis. Aber: Der Kindheitstraum bleibt.

Mit der Seilbahn ab in den Schnee

Und so kommt es, dass wir einige Wochen später in den Karpaten in der Seilbahn sitzen, die uns in wenigen Minuten hinauf zum Bâlea-See im Făgăraș-Gebirge auf gut 2.000 Metern bringt. Während im Tal die Sonne scheint und wir bisher auf der Reise noch keinen Schnee gesehen haben, ändert sich, oben angekommen, die Szenerie schlagartig, als die Seilbahn das flache Bergplateau erreicht. Perfekt zum dramatischen Sonnenuntergang, der die weiße Wunderlandschaft in magische Farben taucht, stapfen wir durch den Schnee auf dem zugefrorenen Bâlea-See Richtung Berghütte. Die drei Iglus des »Hotel of Ice« haben wir gleich nahe der Bergstation schon entdeckt. Noch staunen die vielen Tagesgäste für ein wenig Eintritt über das Werk aus gigantischen Eisblöcken aus dem See, ein viertes Iglu ist bereits in der Mache. Eincheck-Zeit ist erst später am Abend – wenn sich eingekuschelt wird. Um ganz sicher zu gehen, haben wir uns zusätzlich ein Zimmer in der Berghütte gebucht. Als Notlösung, falls es und doch zu kalt wird – und für die heiße Dusche am Morgen.

Blick auf den Balea Lac mit Berghütte in Rumänien im Winter

Foto: Andrei Mike

Und so stehen wir schließlich nach einer deftigen Hüttensause mit Fisch aus dem See und heißer Suppe etwas nervös vor dem Iglu. Die Sonne ist bereits lange verschwunden, doch der Vollmond strahlt so hell, dass unsere in dicke Schneeanzüge eingepackten Körper lange Schatten auf den Schnee werfen. Mit uns wagt ein weiteres Schwesternpaar aus der nahen Umgebung dieses Abenteuer, ein spanisches Pärchen sitzt gerade noch beim Abendessen.

Jedes Jahr aufs Neue mit Liebe zum Detail geschnitzt

»Welcome!«, Mario, einer der 12 Künstler und Ingenieure hinter dem »Hotel of Ice« begrüßt uns freudig. »Seid ihr bereit? «, grinst er uns an. Wir nicken etwas verhalten. »Ihr braucht gar keine Angst haben, das ist total gemütlich! Und diese Schneeanzüge müsst ihr auf jeden Fall ausziehen, das ist viel zu warm. Eine Leggins und Socken reichen vollkommen«, fügt er mit einem Blick auf unsere Outfits hinzu. Wir inspizieren gemeinsam das Eishotel. Der Vorraum ist mit einer eisigen Bar bespickt, an den Wänden blicken große kunstvolle Gesichter aus Schnee auf uns hinab. Von hier gehen die drei Eiszimmer ab. Ein kleiner Tisch mit Stuhl aus Eis und ein großes Bett, das mit weichen Fellen, Schlafsäcken und allerhand Kissen bestückt ist. In die Wände sind verschiedene Lichterketten eingebaut, die durch das klare Eis wie ein Sternenhimmel strahlen. Das Zimmer ist schnell bezogen, wir haben fast alles Gepäck in der Berghütte gelassen. Mario gibt uns noch ein paar letzte Tipps – und dann sind wir auf uns allein gestellt.

Collage aus zwei Fotos im Eishotel in Rumänien

Fotos: Marie Tysiak

Anne und ich gucken uns an. Langsam wird es ernst. So richtig sicher, ob das eine gute Idee war, uns für das Abenteuer Eishotel einzubuchen, sind wir immer noch nicht. Aber toll sieht es aus, dieses Zimmer aus Eis und Schnee! Wir spazieren nochmal eine Runde um den zugefrorenen See und lassen diese wunderschöne Kulisse hier oben auf uns wirken. Im Licht des Mondscheins huscht ein Fuchs an uns vorbei. Ein letzter Stopp auf der Toilette in der Seilbahn-Station und Zähneputzen.

Check-in im Zimmer aus Eis

Wieder zurück in unserem Eiszimmer, ist es nun Zeit, die kuscheligen Schneeanzüge und gefütterten Stiefel abzustreifen. Ich schlüpfe zuerst in den Schlafsack. Meinen Körper habe ich ganz nach dem Zwiebelprinzip eingekleidet, und mir meine Ushanka, diese typisch russischen Fellmützen, von meiner damaligen Huskytour, aufgesetzt. Auch ein Halstuch, das ich bis unter die Nase ziehen kann, wurde uns empfohlen, damit es am Kopf und Gesicht nicht zu kalt wird.

Zimmer im Hotel of Ice in Rumänien

Foto: Marie Tysiak

»Ist eigentlich ein bisschen wie campen«, lache ich. Anne schlüpft dazu. Und so liegen wir unter der glitzernden Eisdecke und müssen ein bisschen lachen. Das ist schon eine verrückte Erfahrung. Und eigentlich viel zu früh zum Schlafen für mich. »Aber lass mal probieren, die Augen zuzumachen«, schlägt Anne vor. Und so drehen wir uns Rücken an Rücken, ziehen die Schlafsäcke über die Schulten und um den dick eingepackten Kopf und wünschen uns eine gute Nacht. Es dauert noch eine Weile Hin- und Hergwälze, bis ich schließlich in den Schlaf finde. Als ich ein paar Stunden später erwache, ist es mitten in der Nacht. Mir ist heiß. Und ich muss auf Toilette. Ich kämpfe noch einen Moment gegen den Drang, doch pelle mich schließlich aus dem Schlafsack und entledige mich erstmal meiner dicken Fleecejacke und dem zweitem Paar Wollsocken. Mario hatte vollkommen recht.

Hinaus in den Mondschein

Ich schlüpfe in meine Stiefel und stapfe so leise es geht zum Ausgang, der mit einer schweren Holztür verschlossen ist. Mit einem Quietschen drücke ich sie auf und trete in die klare Nacht. Der Mond strahlt kreisrund über dem See, darum ein heller Kreis, den ich so nur aus eiskalten Winternächten im Norden kenne. Alles um mich rum scheint durch den weiß reflektierenden Schnee fast taghell. Die Nacht liegt menschenleer und still da. Doch plötzlich bemerke ich das Augenpaar, das mich aus nur wenigen Metern Entfernung anstarrt. Der Fuchs, der schon am Abend herumgestreunt war, blickt mich direkt an. Eine gefühlte Ewigkeit schauen wir uns stumm in die Augen. Nur wir beide, hier oben in den einsamen Bergen in Rumänien unter dem hellen Vollmond. Dann löst er den Blick, wendet sich ab und trabt über den See, ich beobachte ihn, bis er hinter einem der schroffen Gipfel verschwindet. Genau für solche Momente macht man diese Abenteuer. Es sind die kleinen Dinge, die diese Erfahrung besonders machen, denke ich, als ich mich wenig später wieder in den Schlafsack mümmle. Manchmal braucht es nicht mehr als eine wunderschöne Bergwelt und ein Bett aus Eis, um so richtig dem Alltag zu entfliehen.

Marie und ihre Schwester Anne in den Bergen der Karpaten

Foto: Marie Tysiak

Mehr Infos zum »Hotel of Ice«

Am Bâlea-Lac nahe der Stadt Sibiu eröffnet jedes Jahr im Dezember das Eishotel in Transsilvanien. Aus den Blöcken im Eis wird über den Winter hinweg mit viel Liebe zum Detail ein ganzes Hotel aus Eis gebaut, auch eine Bar und Restaurant entstehen im Laufe der Zeit. Jedes Jahr hat das Eishotel ein neues Thema. Meist sind Buchungen bis in den April hinein möglich, bis das Eis schmilzt. Wer nicht ganz sicher ist, bucht sich zusätzlich ein Zimmer in der Berghütte. Doch Redakteurin Marie findet: Das braucht man gar nicht.
Eine Nacht im Eishotel kostet 100 Euro für zwei Personen. Mehr Infos unter: www.hotelofice.ro/de

Anreise: Die Stadt Sibiu (dt. Name Hermannstadt) liegt nur gut 80 Kilometer vom Hotel entfernt und ist mit seiner wunderschönen Altstadt und reichen Historie sehr sehenswert. Um die Weihnachtszeit findet hier auch einer der schönsten Weihnachtsmärkte Rumäniens statt. Der internationale Flughafen der Stadt wird fast täglich von verschiedenen deutschen Flughäfen angeflogen, zum Beispiel aus Dortmund von Wizz Air.

Hier stellen wir dir weitere Eishotels auf der Welt vor.

Dekoration im Eishotel in Rumänien

Foto: Marie Tysiak