Inmitten der alpinen Bergwelt, am bildschönen Genfersee, gibt das Fairmont Le Montreux Palace nicht nur optisch den Ton an. Im aufsehenerregenden Hotelpalast der Belle Époque hat seit 1967 Musik ein Zuhause. Denn seit dem ersten und inzwischen jährlich stattfindenden Montreux Jazz Festival lesen sich die Gästenamen des Schweizer Fünf-Sterne-Hauses wie eine Playlist. reisen EXCLUSIV-Autorin Simone Sever hat sich musikalisch inspirieren lassen.
»Summer In The City«
Der US-amerikanische Erfolgsproduzent Quincy Jones ist nicht nur Sponsor des Montreux Jazz Festivals und somit immer wieder Gast – die Suite 711 ist auch ihm gewidmet.
Nur mal angenommen, ich säße auf einer italienischen Motoryacht aus Mahagoniholz, hätte ein Glas Champagner in der Hand und würde mich wie ein mondäner Star fühlen, der gerade über den Genfersee schippert. Um genauer zu sein – vor der Szenerie des Montreux Jazzfestivals. Das türkisfarbene Wasser wirkt unwirklich, fast karibisch. Palmen säumen die Uferpromenade. Mediterranes Feeling kommt auf mit Blick auf die französischen Alpen im größten See der Schweiz. Und so wie ich auf diesem Motorbootklassiker namens Riva verweile, so könnte man mich vom Ufer Montreux‘ für eine Musikgröße halten. Es wäre nicht unwahrscheinlich.
»Ain’t No Mountain High Enough«
Marvin Gaye hat den Song am 7. Juli 1980 live während des Festivals im Montreux Casino aufgenommen.
Auch die Wahl meines Hotels legt die Vermutung nahe, ich könne Teil des Jazzfestivals sein. Schließlich habe ich mich im größten Fünf-Sterne-Hotel der Schweizer Riviera einquartiert. Das Fairmont Le Montreux Palace ist legendär. Aus so vielen Gründen. Einer ist die zeitlose, elegante Schönheit des Hauses. Beispielsweise schenkt die marmorne Halle Weite und den Blick auf eine Freitreppe, die mindestens so opulent im Raum steht wie die der Titanic. Die weiten hellen Korridore führen vorbei an Kassettendoppeltüren, das Zimmer ist eine klassische Schönheit mit atemberaubendem Ausblick auf den Genfersee. Ich wurde gleich mit zwei Balkonen beschenkt. Ebenso mit frischem Obst, Pralinés und einem musikalischen Begrüßungsgeschenk, einem Noten-Domino. Ich nehme draußen unter der sonnengelben Markise Platz und genieße mein Glück, hier sein zu dürfen. Welch‘ eine Aussicht!
»Streetlife«
Die Pioniere des Jazz-Funk der Siebziger Jahre – The Crusaders – waren mehrfach zu Gast auf dem Jazzfestival. Die Soullegende Randy Crawford nahm am 18. Juli 2003 live mit den Crusaders diesen Hit auf.
Beste Wahl für Musikfans und deshalb immer »the place to be«, um das rege Treiben des Jazzfestivals aufzusaugen, ist das Montreux Jazz Café. Das Menü trifft auch jede Note der Geschmacksskala: Bouillabaisse, Beef Tatar, Risotto, Caesar Salad, Kaviar … Dennoch sollte, wer an den Stars interessiert ist, die Augen besser hinaus auf die Straße richten, denn insbesondere während des Montreux Jazz Festivals ist es durchaus möglich, dass musikalische Megastars vorbeispazieren. Vorzugsweise mit Hund. So wie John Mclaughlin oder der französische Künstler Woodkid – ebenfalls in Begleitung seines Vierbeiners Omega.
Nur mal wieder angenommen, Elton John – der übrigens 2019 unter anderem »Rocket Man« und »I’m Still Standing« hier performte, würde neben mir stehen. Ich würde ihn nicht erkennen. Schließlich würde ich ja mit dieser Ehre nicht rechnen. Wobei – würde Elton eine seiner auffälligen Brillen tragen… Auffällig sind übrigens auch die Getränkeuntersetzer des Montreux Jazz Cafés. Sie sind ein ganz wunderbares Music Takeaway und können per Spotify App gescannt werden. Dann geben sie die Playlists des Montreux Jazz Festivals preis. Musik steckt also auch im kleinsten Detail.
»A Kind of Magic«
Die Hotelsuite 721 ist dem Leadsänger von Queen, Freddie Mercury, gewidmet. Das Queen-Album »Jazz« ist eine Anspielung auf das Montreux Jazz Festival.
Den Kopf hinter der musikalischen Reise Montreux‘ kennen hingegen die wenigsten. Claude Nobs ist der Begründer des jährlich stattfindenden Musikfestivals. Der 2013 verstorbene Nobs hat sich zu Lebzeiten in Haut-de-Caux auf 1.200 Metern Höhe sein eigenes Musikmuseum erbaut. Es ist Teil seines Lebenswerkes und gleichzeitig eine Zeitreise durch die Musikgeschichte. In seinen Chalets Le Picotin und Le Grillon waren die Festivalprotagonisten alle zu Gast. Freddie Mercury, Prince, Jamiroquai, David Bowie und die Kanadierin Shania Twain, die hier oben sogar ihr eigenes Chalet bewohnt.
Zeichnungen von Keith Haring zieren die Wände des Chalets. Danksagungen von Quincy Jones sind dort ebenso zu finden wie Gitarren der Blueslegende B.B. King. Jedes Hard Rock Cafe der Welt zusammengenommen, sieht neben diesen Devotionalien sämtlicher Berühmtheiten aus wie ein Merch-Shop. Bei Nobs waren die Künstler und Künstlerinnen nicht nur zu Gast. Sie waren auch Freunde. Die Verbindung war tiefer. Und das spürt man in diesem ganz persönlichen Museum, zu dem die Öffentlichkeit normalerweise keinen Zutritt hat.
Doch auch hier macht sich die gute Hotelwahl bezahlt. »The Grandest of Music Legends Experience« vom Fairmont Le Montreux Palace erlaubt mir den Zutritt. Es ist eine Ehre. Insbesondere, wenn man zusätzlich noch den Anekdoten des Thierry Amsallem lauschen darf. Er ist der Hausherr und ehemaliger Weggefährte von Claude Nobs. Beim Spaziergang durch das musikalische Universum klebe ich an seinen Lippen.
»Smoke On The Water«
In diesem Lied von Deep Purple wird Claude Nobs als Funky Claude namentlich erwähnt. Nobs half 1971 bei der Evakuierung des brennenden Casinos von Montreux. Als der Rauch über den See waberte, schrieb die Band den Song und erschuf damit ein musikalisches Denkmal.
Und wer einmal drin ist im Thema, sieht die Referenzen auf Claude Nobs plötzlich überall. Ziemlich offensichtlich ist da der Name der Hotelbar: Funky Claude. Bei der »The Grandest of Music Legends Experience« darf man sich auch dem Hochprozentigen widmen. Oder fancy ausgedrückt: der Mixology – der hohen Kunst der Cocktails und Long Drinks. Natürlich spielt auch hier Musik eine tragende Rolle. Die Cocktails sind eine Hommage an die Künstler des Montreux Jazz Festivals. Passend zum Namen der Bar bestelle ich mir einen »Smoke On The Water«. Nur mal angenommen, ich säße hier in einem pompösen Abendkleid. Man könnte mich für eine Sängerin halten, die nach ihrem Konzert noch einen Drink nimmt. Könnte man tatsächlich.
Auch wenn die schwedischen Poplegenden von ABBA und auch der britische Rockmusiker John Miles niemals während des wundervollen Montreux Jazz Festivals aufgespielt haben, die Songs »Thank You For The Music« und »Music Was My First Love« spielen zumindest am Ende meiner Playlist.
Infos. Fairmont Le Montreux Palace. Av. Claude-Nobs 2, 1820 Montreux, Eine Nacht im Deluxe Lake View Room kostet € 430, inkl. Frühstück.
»The Grandest of Music Legends Experience« enthalten 3 Nächte z.B. in einer Panoramasuite oder der Quincy Jones Suite mit dem exklusiven Besuch des Claude Nobs Chalets, einer Freddie Mercury Guided Tour, einer Private Cocktail Masterclass in der Funky Claude’s Bar, Zugang zum Spa – ab € 6.750 (Panoramasuite) oder € 9.824 (Quincy Jones Suite). Dieses Arrangement ist jedoch nicht während des Montreux Jazz Festivals buchbar.