Ob romantisch oder einfach – wir stellen einige der faszinierendsten und schönsten Zugrouten in Tschechien vor. Zugreisen, bei denen mal nicht das schnelle Ankommen im Vordergrund steht, sondern die entspannte Entdeckung unseres schönen Nachbarlandes. 

Bahnfahren ist hierzulande in aller Munde – dem Riesenerfolg des 9-Euro-Tickets sei Dank. Wie wäre es damit, die Reise nach Tschechien preisgünstig zu toppen? Einiges spricht dafür: Zum einen hat unser Nachbarland eines der dichtesten Eisenbahnnetze Europas, man kommt kinderleicht von A nach B. Das Bahnnetz wird von der Tschechischen Bahn “České dráhy” (ČD) betrieben, aber auch private Anbieter decken viele Bahnstrecken ab. Zum anderen gibt es Ermäßigungen und Sonderangebote, wie etwa das Sommergruppenticket für das ganze Land für ca. 28 Euro oder für eine ausgewählte Region für ca. 10 Euro. Die Tickets gelten für zwei Erwachsene und bis zu drei Kindern. Hier einige schöne Routen, um Tschechien mit dem Zug zu entdecken.

Kinder im Zug in Tschechien

Petr Polak (c) CzechTourism

Knödelexpress und Fanta-Gebäude: Das ist ja mal typisch Tschechien

Prag ist ein Muss für alle Tschechien-Reisenden. Aufgrund der Lage ist die Stadt ein idealer Ausgangspunkt für weitere Reisen durch die Republik. Nach Prag reist man am besten – etwa von Berlin aus – mit dem sogenannten Knödelexpress – also mit einer Verbindung mit dem tschechischen Speisewagen. Nicht wenige Reisende freuen sich jedes Mal wie ein kleines Kind auf den Speisewagen, ist er doch so typisch Tschechien. Der populäre Service von JLV ist auch in manchen anderen Zügen durch Tschechien unterwegs.

In Prag sollte man auf keinen Fall eine Kaffeepause in dem sogenannten Fanta-Gebäude verpassen. Das ist der historische Teil des Hauptbahnhofes. In dem Fanta-Café genießt man vor allen Dingen die wunderschöne Atmosphäre mit exzellentem Kuchen – eine Reise zurück in die Vergangenheit, die vor allem Bahnhofs-Nostalgiker begeistern dürfte.

Elbsandsteingebirge und Mittelböhmen: Entspannt durch Tschechiens Landschaften tuckern

Der Elberadweg ist seit Jahren der beliebteste Fernradweg in Deutschland. Er startet im tschechischen Riesengebirge, wo die Elbe entspringt. Wer aber nicht die ganze Strecke in die Pedale treten will, ist mit den tschechischen Zügen gut beraten. So ist zum Beispiel die Fahrt entlang der Elbe an dem grenzüberschreitenden Park Böhmisch-Sächsische Schweiz mit den Felsen des Elbsandsteingebirges eine Augenweide. Auf der Strecke gibt es nicht nur wunderschöne Natur, sondern auch viele königliche Städte. Zu nennen wären hier vor allem in der Elbtalebene in Mittelböhmen Städte wie Kolín, Poděbrady, Nymburk oder Mělník.

Das eigene Fahrrad kann mitgenommen werden (am besten im Voraus Fahrradplätze reservieren). Wer sich lieber eins ausleihen möchte, kann dies bei ČD Bike Service der Tschechischen Bahn tun. Weitere Bahn-Rad-Wege sind der Moldauweg mit den vielen Burgen und Schlössern oder der Egerweg an den Unesco-Kurstädten Marienbad-Franzensbad-Karlsbad vorbei. Neben Zug und Fahrrad können die Landschaften auch aus einem Kanu, Raft oder Floss entdeckt werden.

Paddeler auf dem Sazava-Fluss in Tschechien

Jan Hocek (c) CzechTourism

Viadukte im Flusstal der Sázava bestaunen 

So angesagt Zugreisen heute auch sind, so betagt sind vielerorts die Bahnen und Strecken. Dabei macht das Alter der Züge den besonderen Kick aus, wenn Passagiere an Bord von historischen Bahnen aus dem 19. Jahrhundert durch Tschechiens Landschaften bummeln. Ein paar Beispiele gefällig, um Tschechien auf romantische Art und Weise mit dem Zug zu entdecken?

Schmalspurbahn in Osoblaha

Karel Kita www.karelkita.photography

Eine Zugfahrt mit dem Posázaví-Pazifik (Posázavský pacifik) in Mittelböhmen etwa ist beeindruckend, mit einer Prise Nostalgie und Romantik wird sie in den schicken Sitzwagen aus den 60er Jahren aufgepeppt.

Die Eisenbahnstrecke vom Prager Hauptbahnhof ist besonders reizvoll, führt sie schließlich durch mehrere Tunnels und über Viadukte durch das Flusstal der Sázava wie der bemerkenswerte fast 42 Meter hohe Žampacher Viadukt (Žampašský viadukt).

Steil, steiler, Tanvald-Kořenov1

In Nordböhmen findet sich die steilste Eisenbahnstrecke Tschechiens. 235 Meter geht es mit der Zahnradlokomotive den Berg mit einer maximalen Steigung von bis zu 58 Prozent hinauf. Der sieben Kilometer lange Abschnitt, Tanvald-Kořenov heißt er, wurde 1992 vom tschechischen Kultusministerium sogar zum Kulturdenkmal ernannt. Vom denkmalgeschützten Bahnhof in Kořenov (701 ü. M.) fährt die Zahnradbahn in einem hufeisenförmigen Bogen über den Fluss Jizera. Dort überquert sie auch die Grenze zwischen Isergebirge und Riesengebirge und erreicht wenig später ihr Ziel, den Bahnhof Harrachov.

In Mähren führt eine außergewöhnliche Strecke durch das Altvatergebirge. Auch hier geht es in luftige Höhe. In Ramzová passiert man den 764 Meter hohen Gebirgssattel: Bis heute liegt hier der höchstgelegene Bahnhof im Altvargebirge. Den schönsten Streckenabschnitt haben Fahrgäste allerdings auf dem weiteren Abschnitt hinab zum Bahnhof Lipová-lázně. Das starke Gefälle lösten die Bauherren durch mehrere elegante Bögen. Sie erinnern stark an die berühmte Bergbahn am Österreichischen Semmering.

Tschechien mit dem Zug: Eingrooven mit Inspirationen von Jaroslav Rudiš

Wer sich vorher ein bisschen einlesen möchte: Auch der tschechische Autor Jaroslav Rudiš schwärmt in seinen Büchern vom Bahnnetz seines Landes. Die einzelnen Städte werden in seinen Werken vorgestellt. Nach seinem ersten deutschen Roman »Winterbergs letzte Reise« (2019) folgte 2021 das zweite deutsche Buch »Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen«, eine Ode an das Reisen mit dem Zug, dessen Netz das ganze Europa verbindet wie die gemeinsame jahrtausendlange Geschichte.

Mehr Tipps und Informationen über das Fahren mit dem Zug in Tschechien auf der Seite der Tschechischen Zentrale für Tourismus.