Was uns in der Redaktion alle vereint, ist die große Leidenschaft fürs Reisen. Unterwegs läuft aber bei Weitem nicht immer alles glatt. Wir stellen euch im Wechsel unsere größten Reise-Fails vor. Teil 6 kommt von Redakteurin Jasmin. 

Paris ist immer eine Reise wert, sagt man. Die Stadt der Liebe ist so romantisch, sagt man. Paris, die Stadt der Lichter ist magisch! Sagt man. Na ja, wenn man denn hinkommt.

Die Reisechaotin will Freiheit leben

Planung und Organisation sind zwei Wörter, die ich in meinem privaten Bereich als fremdartig wahrnehme. Besonders auf Reisen. Nicht so richtig günstig, sollte man meinen. Und das ist auch so. Und auch wieder nicht. Ich lasse mich gerne treiben. Keine Stadtpläne, Keine Zeittaktungen. Das beschert mir im besten Fall immer wieder tolle Erlebnisse, ich entdecke Orte, an denen ich sonst wahrscheinlich vorbeigelaufen wäre und ich treffe Menschen, die mich wieder ganz woanders hinbringen können.

Planung und Organisation sind aber auch zwei Faktoren, die unerlässlich sind, um zu bestimmten Zeiten vom bekannten A zum (noch) unbekannten B zu gelangen. Ja, wir ahnen es: Hier scheitert mein romantisch unorganisierter Reisetraum an der harten Realität. Ich wäre gerne einer dieser Menschen, die sich schon wochenlang auf die Reise vorbereiten, akribisch Verbindungen abspeichern und immer wieder checken, ob diese noch aktuell sind. Aber egal, wie sehr ich mir das wünsche, die Reisechaotin in mir will Freiheit leben.

Ticket nach Paris, Kalender und Handy.

Illustration: Gemma Portella

Mit dem Zug nach Paris: Immer mit der Ruhe?!

So auch auf einer Reise nach Paris. Meiner ersten Reise nach Paris. Ich war gespannt, freute mich darauf, die Stadt zu entdecken – so gänzlich frei von irgendwelchen Plänen, versteht sich. Die Stadt erkunden, abseits der Touristenpfade. Ganz sicher mal verlaufen, weil mir das ohne Stadtplan eben auch öfter mal auf Reisen passiert. Aber immer mit der Ruhe, dass es am Ende schon gut gehen wird. Und gut werden wird.

Natürlich war ich – bis auf die Zug- und Hotelbuchung – auch gänzlich frei von Reiseplänen. Das Wissen, wann ich wo sein muss, das reicht ja beim Weckerstellen am Abend zuvor. Also schaute ich in die Zugreservierung, überlegte, wann ich am Bahnhof sein müsste, berechnete, wie lange ich für Duschen und Frühstücken benötige und stellte mir dann den Wecker. Zufrieden lächelnd schlief ich ein und träumte von Paris.

Eine Person steht mit einem Koffer am Gleis.

Illustration: Gemma Portella

Am nächsten Tag klappte alles wie am Schnürchen. Die Aufregung trieb mich pünktlich aus dem Bett, frisch geduscht und optimal vorbereitet machte ich mich auf zum Bahnhof und stand eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges vorfreudig am Gleis. Die Abfahrtszeit näherte sich, ich rüstete mich zum Einstieg. Dann endlich: Die Abfahrtszeit war da. Und kein Zug. Kommt vor, dachte ich und wunderte mich, dass er nicht an der Anzeigetafel ausgeschrieben war. »Das ist manchmal so, der kommt gleich«, sagte ich mir. Doch auch zehn Minuten später – immer noch dieselbe Situation. 15 Minuten, ich wurde unruhig. 20 Minuten, ich begann mich zu ärgern. Nicht mal eine Information, typisch!

Der innere Fensterrentner in mir begann sich über Unpünktlichkeit und nicht vorhandenen Service zu echauffieren. Ärgerlich vor mich hin schimpfend zog ich zur Bahnauskunft. Ein wenig gestresst begann ich das Gespräch mit dem Bahnbeamten, der mir sogleich freundlich mitteilte, dass an diesem Tag kein Zug nach Paris um diese Uhrzeit fahren würde. Und tatsächlich. Gemeinsam stellten wir fest, dass mein Zug nach Paris schon weg war. Der fuhr nämlich am Tag vorher.

Und die Moral von der Geschicht‘?

Wer jetzt meint, dass ich nun eine dieser sehr organisierten Reisenden bin – ja, der irrt. Ich bin, wie ich bin. Meine Abneigung gegen Pläne ist immer noch da. Nicht immer geht dabei alles glatt. Aber ich checke das Datum gründlicher. Ach ja. Und Paris? Hingekommen bin ich trotzdem. Es kostete nur etwas mehr. So ist das immer, wenn es an der Organisation hapert. Am Ende geht es schon gut, man zahlt halt nur drauf.