Man muss ja nicht gleich mit Schampus anstoßen, doch angemessen wäre das für Skifahrer auf der Suche nach dem Optimum, dem so genannten Champagner-Powder-Schnee: In diesen Skigebieten erwartet Wintersportler der fluffigste Pulverschnee.
Guten Schnee unter den Brettern zu haben, ist ein tolles Gefühl: Hat es über Nacht trockenen, leichten Neuschnee gerieselt, läuft der Ski einfach. Und gibt dem Skifahrer mehr Kontrolle über das Material und damit den Extraschuss Sicherheit, wenn es die Piste hinab geht. Doch soll man diesen Champagner-Powder-Schnee, von dem Skifahrer weltweit schwärmen, näher beschreiben wird es schnell theoretisch, ja wissenschaftlich.
Dann geht es ums Mikroklima der betreffenden Bergregion, um Winde, Niederschläge, Luftfeuchtigkeit. Ski Resorts in Nordamerika beschreiben ihren Schnee nach einer Klassifizierung von »frozen granular«, wenn die Piste vereist ist, bis »wet«, wenn die Saison zu Ende geht und viel Nässe im Spiel ist. Unkomprimierter, leichter pudriger Schnee – »Powder« – mit einem Feuchtigkeitsgehalt von um die 6 statt 15 Prozent oder mehr wird am liebsten gesehen. Vor allem Skigebiet in Kanada, den USA und Japan kommen in den Genuss oft bester Verhältnisse, aber Wintersportfreunde müssen nicht unbedingt in die Ferne schweifen, um begehrten Puderschnee zu finden.
Utah: Alta und Powder Mountain
Während im kalten, schneereichen Februar der Rocky Mountains kalter, nicht verklebender Powder-Snow fast programmiert ist, fällt er in Europa jedoch nur unter bestimmten Bedingungen und meist erst ab einer Höhe von 2500 Metern. Doch es gibt ihn. Hier kommen einige der weltweit besten Skigebiete, auf die man in diesem Sinne anstoßen könnte:
Utah – oder »der beste Schnee der Welt«: Nummernschilder an Autos, die licence plates, sind in den USA so etwas wie fahrende Motto T-Shirts. Im Mormonenstaat behaupten sie, den »Greatest Snow on Earth« zu haben. Insgesamt gibt es in Utah 14 Skiresorts, darunter das älteste, Alta, südlich von Salt Lake City, wo Snowboarder verpönt sind, oder Powder Mountain, das schon gleich im Namen trägt, worum es geht. Dabei handelt es sich um das größte Skigebiet der ganzen USA.
Angeboten wird auch Catskiing, bei dem man mit der Pistenraupe in einsame Tiefschneegebiete gebracht wird – als günstigere Alternative zum elitären Heliskiing. Erfahrene Skifahrer kommen unter anderem in den Skigebieten Park City und Deer Valley auf ihre Kosten, die ebenfalls für trockenen Pulverschnee bekannt sind und einen großen Anteil anspruchsvolleren Pisten durch bewaldete Hänge bieten.
Colorado: Steamboat und Aspen
Colorado – oder wo das »echte Champagne Powder« fällt: Wie wichtig die Vermarktung der Schneequalität ist, zeigt das Skigebiet Steamboat, das sich sogar die Markenrechte am Begriff »Champagne powder« gesichert hat. Die Geschichte geht so: In den 1950er-Jahren habe ein Farmer ein prickelndes Erlebnis gehabt. Beim Skifahren in den Bergen, die heute das Resort beheimaten, habe er sich von dem Pulverschnee so in der Nase gekitzelt gefühlt, dass ihm als Vergleich nur edler Perlwein eingefallen sei. Klar also, dass es »Champagne Powder®«-Schnee nur in Steamboat zu finden gibt.
Geht es um Skifahren und Colorado, darf Aspen, eines der aufgrund der hohen Promidichte berühmtesten Skigebiet der Welt nicht unerwähnt bleiben.
Ein kostenloser Skibus verbindet die Teilgebiete, darunter Buttermilk und Snowmass. Spätestens auf den Pisten steigt die Chance, dem ein oder anderen Hollywood-Star oder Superreichen zu begegnen. Zum Promi-Spotten ist aber auch der Lokalflughafen kein schlechter Ort, wo die Privatjets landen.
Kanada: Banff National Park und Lake Louise Ski Resort
In Wolken von Schnee – »Powder Bashing«in Kanada: Die Rockies erstrecken sich im Norden auch in Kanada. Im Banff National Park werben die Verantwortlichen ebenfalls mit besten Pulverschnee-Verhältnissen. Bekannte Skigebiete sind unter anderem das Sunshine Village Ski Resort (das von sich behauptet »Canada’s best snow« auf sich herab rieseln zu sehen) oder das Lake Louise Ski Resort, das mit seinen 139 Abfahrten besonders weitläufig ist und für jeden Schwierigkeitsgrad etwas bietet. Allein am Mt. Norquay, wo „Powder Bashin“ versprochen wird, gibt es 60 Runs. Mehr Informationen über Kanadas Spitzenskipisten gibt es hier.
Japan: Insel Hokkaido und Niseko
Die Nordinsel – oder Pulverschnee auf Japanisch: Hokkaido ist nicht nur ein mit Schale essbarer Kürbis, sondern unter erfahrenen Skitouristen auch Synonym für Schnee feinster ostasiatischer Qualität. Eigentlich handelt es sich aber um die namensgebende nördlichste japanische Insel Hokkaido, der unter sibirischem Kaltlufteinfluss jährlich an 100 Tagen Schnee beschert werden, so örtliche Resort-Betreiber, die zwar einräumen, die Berge seien nicht so beeindruckend wie die Rockies, dafür aber könne die Schneequalität in Massen garantiert werden.
Manche Resorts freuen sich über jährlich bis zu 18 Meter Schnee. Weil die einfallende sibirische Luft besonders kalt ist, handelt es sich um ebenbürtig trockenen, fluffigen Schnee, der den meisten Ski-Junkies als bestes Champagne Powder durchgeht. Einer der schneereichsten Orte der Welt ist Niseko, nach eigenen Angaben »Asia’s Most awarded Ski Resort«, als familientaugliches Gebiet gilt Sahoro. Perfekt zum Aprè-ski und sonst kaum zu finden: eine dampfende Ramen-Suppe.
Schweiz: Matterhorn und Saas-Fee
Hoch hinauf – perlender Pulverschnee in Europa: Sagen wir es mir einem Allgemeinplatz: Man muss nur hoch genug hinauf, und der Erfolg stellt sich von selbst ein. Vor allem in den höheren Lagen der Alpen finden Wintersportler das begehrte weiße Pulver unter den Brettern. Im Schweizerischen Saas-Fee, aber auch im »Matterhorn ski paradise« bei Zermatt führen die Lifte bis auf fast 4000 Meter, wo der Schnee fast nie nass wird und als Neuschnee für den ganzen Wintersporttag pulvrig bleibt.
Während am markanten Matterhorn das höchstgelegene Skigebiet der Alpen lockt, wirbt die »Freie Ferienrepublik Saas-Fee« mit einer Auszeichnung als schneesicherstem Skigebiet der Schweiz. Und wer dort das Puderglück kulinarisch flankieren möchte – die Vorliebe für Unternehmungen mit Event-Charakter vorausgesetzt –, nutzt die Möglichkeit, den Skitag in der Liftgondel bei einem feinen Käsefondue ausklingen zu lassen.
Italien: Monte Rosa
Ebenfalls auf rund 4000 Metern können Wintersportler in Italiens Tiefschnee-Paradies Monte Rosa knapp hinter der Grenze zum Wallis aktiv werden. An den Hotspot der Freeride-Szene mit Pulverschnee-Garantie führt allerdings kein Lift. Wer dorthin will, muss spendabel sein und einen Hubschrauberflug buchen. Das kleine Dorf Alagna-Valsesia etwas weiter unten gilt als Treffpunkt für Tiefschnee-Freaks aus der ganzen Welt.
Frankreich: Chamonix
Auch am Mont-Blanc-Massiv mit dem Mont Blanc als höchstem Gipfel der Alpen (4810 Meter) schneit es Puder vom Himmel: Die Vallée Blanche in Frankreich unterhalb der bekannten Bergkette ist unter Freeridern eine Legende, die Route führt über rund 20 Kilometer größtenteils durch Tiefschnee, der Höhenunterschied zu Chamonix im Tal beträgt 2800 Meter. Die Abfahrt – die letzten Kilometer führen zwar über präparierte Pisten – gilt als nicht ganz ungefährlich, vor allem Gletscherspalten machen das Risiko aus. Erfahrung im Skibergsteigen ist dringend empfohlen, zum Beispiel durch einen qualifizierten Guide.