Die Atlantikinsel Madeira ist wohl nicht das, was landläufig als touristischer Geheimtipp gilt. Doch auch hier finden sich noch unentdeckte Schätze, die einen Besuch abseits der Hotspots wert sind. Unser Redakteur Konrad hat bei seinem Aufenthalt einige davon ausfindig gemacht. Hier sind seine Geheimtipps für Madeira.
Jardim Tropical Monte Palace
Klar, Madeira ist auf jeden Fall für exotische Gewächse und tropische Früchte bekannt. Wer da so richtig in die Materie einsteigen möchte, sollte den Tropischen Garten auf den Hängen über Funchal aufsuchen. Auf den 70.000 Quadratmetern Fläche tummeln sich Tausende unterschiedliche Pflanzenarten aus aller Welt, die dank des stabilen Klimas das ganze Jahr über nicht nur Botanikexperten erfreuen. Dieser Tipp auf Madeira ist zwar schon bekannt, aber einfach zu schön, um ihn nicht zu erwähnen.
Bei meinem Besuch hat es zwar zeitweise ziemlich geschüttet, das hat meiner Meinung nach das Erlebnis aber noch verbessert. Denn immer wieder war ich vom Blätterdach gut geschützt und der niederprasselnde Regen hat den tropischen Eindruck nur verstärkt. Der einfachste Weg hinauf und herunter ist die Seilbahn, bei schwerem Regen fällt die aber ins Wasser. Dann entweder per pedes oder mit dem Taxi. Wer mag, kann auch mit den berühmten Korbschlitten hinabdüsen!

Der Jardim Tropical Monte Palace auf Madeira I Foto: A_Mikhail/Shutterstock.com
Nossa Senhora do Monte
Hoch oben über Funchal thront die Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte, einer echter Geheimtipp für Madeira. Mit einem Mix aus schwarzem Tuffstein und weißem Putz, der typisch für die Architektur auf Madeira ist, wird sie gerne von Hochzeitspaaren für den schönsten Tag des Lebens gewählt. Und auch die fantastische Aussicht auf die Stadt und das Meer, die ich von den Stufen vor der Kirche genießen kann, trägt ihren Teil dazu bei. Ich bin aber wegen eines ganz besonderen Bewohners des Bauwerks hier.
Nachdem ich die Kirche betreten habe, halte ich mich links und komme zu einer kleinen, vergitterten Seitenkapelle. Am Gitter hängt ein Kranz mit rot-weißen und rot-weiß-grünen Bändchen. Hier ruhen die sterblichen Überreste des letzten Kaisers von Österreich-Ungarn, Karl I. von Habsburg. Nach dem Ersten Weltkrieg ging der abgesetzte Monarch nach Madeira ins Exil und starb in Armut mit 34 Jahren nicht unweit seiner letzten Ruhestätte. Heute können Touristen das Grab besuchen. Neben der Kapelle ist eine Gedenktafel eingelassen, und vor der Kirche wurde dem letzten Kaiser ein Denkmal gesetzt.

Grab des letzten Kaisers von Österreich-Ungarn I Foto: Konrad Bender
Stickereifabrik Bordal
Authentizität ist etwas, das viele Reisende sich während des Urlaubs erhoffen. Keine Attraktionen, die nur für Touristen inszeniert wurden, sondern die echte, ungetrübte Seele der Stadt oder der Region zu erleben, die man bereist. Ein solcher Ort und einer unserer Madeira Tipps ist die historische Stickerei Bordal mitten in der Stadt Funchal. Am Eingang wäre ich fast vorbeigelaufen, hätte ich nicht gewusst, was sich dahinter verbirgt. Nur ein kleiner Schaukasten und eine immer stickende Mitarbeiterin vor der Tür weisen auf die Fabrik hin. Dabei hat das Stickereihandwerk auf der Insel eine lange Tradition und diente auch schon als Inspiration für Chanel und andere Designermarken.
Bei Bordal erlebe ich im Rahmen einer Führung den Weg vom ursprünglichen Entwurf bis zum fertigen und wertigen Produkt. Alles von Hand. Ich erfahre auch, was es mit der Geschichte der Stickerei auf Madeira und der Fabrik hier mitten im Ort auf sich hat – eine der letzten ihrer Art. Durch die unterhaltsame und kundige Führung wird der Besuch auch für alle spannend, die sich bisher gar nicht mit der Materie auseinandergesetzt haben. Und spätestens im Shop fällt es schwer, bei der umfangreichen Auswahl an einzigartigen Souvenirs den Geldbeutel stecken zu lassen.

Die historische Stickerei Bordal mitten in der Stadt Funchal I Fotos: Konrad Bender
Mercado dos Lavradores
In der historischen Markthalle lässt sich die ganze Vielfalt der Natur, die Madeira bereithält, beobachten und genießen. Sie ist ein Muss unter den Tipps von Madeira. In den großen Hallen türmen sich an zig Marktständen kunterbunte Früchte und herrlich frisches Gemüse derart akrobatisch aufeinander, dass ich Sorge habe, der ganze Segen könnte mir jeden Moment entgegenrutschen. Klar, vor allem die Bananen sollte man probieren, denn nur die wenigsten auf der Insel angebauten Bananen werden überhaupt aufs Festland, geschweige denn ins Ausland exportiert.
Doch auch so ist es eine helle Freude, über den Markt zu schlendern. Im Obergeschoss werden verarbeitete Produkte und Spezialitäten angeboten, von Chutneys über Brände bis zu Speiseeis. Und wer einmal sehen will, wie madeirische Großmütter gestandene Männer an die Wand feilschen, der macht einen Abstecher in die Fischhalle. Hier wird Filet mit gigantischen Messern direkt vom fangfrischen Thunfisch gesäbelt und verkauft. Ich weiß nicht, ob ich je wieder Thunfisch aus der Dose essen kann.

Exotische Früchte auf dem Mercado dos Lavradores in Funchal I Foto: Christina Zhang
Restaurant Gazebo
Mag Madeira auch eine kleine Insel im großen Atlantik sein, hat es hier doch eine lebendige und kreative Gastroszene. Teil davon sind Filipe Janeiro und Adrianne Zino, die mit dem Restaurant Gazebo ein geradezu intimes Kulinarikerlebnis mitten in Funchal geschaffen haben. Und ein echter Tipp in Madeira sind!
Durch ein kleines Tor betrete ich den terrassierten Garten und von hier das Restaurant. Im Innenraum fühle ich mich, als wäre ich in ein privates Wohnzimmer gestiefelt – wäre da nicht die offene Küche, in der Filipe und sein Team gerade mit der Pinzette einen Gang für eine gespannte Gruppe von Gästen drapieren. Serviert wird ein Mix aus lokaler Küche und den kulinarischen Erfahrungen, die Filipe auf seinen Stationen in Barcelona, Lissabon, Amsterdam und Christchurch gesammelt hat. Dabei fühle ich mich immer – so klischeebeladen es klingen mag – wie zu Gast bei guten Freunden. Rechtzeitig buchen!

Essen im Restaurant Gazebo I Fotos: Konrad Bender