Städtetrip gefällig? Mit Traumlage am Mittelmeer, historischem Charme und einer Prise Boho-Chic mausert sich Palma de Mallorca gerade zu einer der attraktivsten Destinationen Europas.

Text: Bianca Klement 

Lächelnd steht Deborah Piña an der Tür ihrer kleinen Kochschule in El Call, dem jüdischen Viertel in der Altstadt von Palma de Mallorca. Forn de Sa Llotgeta ist eine urige Backstube aus dem 18. Jahrhundert. Die Böden sind aus rustikalem Kalkstein und in Holzregalen reihen sich Olivenöl, Wein und Salz aneinander. Das Gebäude selbst stammt aus dem Mittelalter, der perfekte Ort also, um die traditionelle Küche Mallorcas zu zelebrieren.

Deborah Piña vor ihrer Kochschule in Palma de Mallorca

Deborah Piña vor ihrer Kochschule in Palma de Mallorca I Foto: Bianca Klement

Gekocht wird ausschließlich saisonal mit regionalen Zutaten von Produzenten von der Insel. Wein, Wermut, Oliven, Tomaten, Fisch und Wurst besorgt Deborah gemeinsam mit ihren Gästen auf dem Mercado del Olivar, einem der größten typisch mallorquinischen Märkte Palmas. Von ihrem Kochstudio aus spaziert man in knapp zehn Minuten zu dem traditionellen Markt. Istalles besorgt, wird gekocht, und zwar nicht typisch spanisch, sondern original mallorquinisch.

Ein Einblick in die Seele Palmas

Aber Deborah will ihren Gästen nicht nur gutes Essen nahebringen. Ihr geht es vielmehr darum, Reisenden einen kleinen Einblick in die Seele Palmas zu geben. »Ich glaube, wir können viel von Traditionen lernen. Sie helfen uns, zu verstehen, warum dieser Ort besonders ist. Ich wollte etwas Einzigartiges anbieten, etwas, das typisch für hier ist. Nicht typisch für Sevilla oder Barcelona. Typisch für Mallorca. Hier wird also garantiert keine Paella gekocht«, sagt sie und lacht. »Ich möchte, dass die Menschen die wahre Identität von Mallorca kennenlernen. Ich möchte, dass sie Mallorca hier verstehen, in Palma, dieser wunderschönen antiken Stadt.«

Die Kathedrale von Palma de Mallorca

Die Kathedrale von Palma de Mallorca I Foto: Bianca Klement

Während Deborah auf dem rustikalen Holztisch Appetizer aus lokaler Wurst, Käse und Oliven anrichtet, erzählt sie, wie sie auf die Idee kam, Kochkurse zu geben. Ursprünglich war Deborah Anwältin, arbeitete lange Zeit im Ausland und reiste viel. Als sie zurück auf die Insel kam, ließ sie ihre juristische Karriere hinter sich.

»Ich wollte Reisenden etwas anbieten, wonach ich selbst auf meinen Reisen suche: echte lokale Erlebnisse und authentisches Essen. Und so kam ich auf die Idee, diese Kochkurse anzubieten und mallorquinische Küche zu promoten.«

Auf Deborahs Menü stehen Gerichte wie mallorquinische Coca, eine Art gebackenes Fladenbrot mit Gemüse und Rosinen, Fischeintopf und Gató, Mandelkuchen. Seit mehr als 13 Jahren bietet sie inzwischen ihre kulinarischen Workshops an. Sie ist glücklich mit dem, was sie tut, und wie sich Palma entwickelt hat.

Kochkurs mit mallorquinischen Spezialitäten

Kochkurs mit mallorquinischen Spezialitäten I Foto: Bianca Klement

Wie Mallorquiner ihre Insel neu erfinden

Deborah ist Vertreterin einer neuen Generation Mallorquiner, die die Schönheit ihrer Heimat für sich neu entdeckt haben und sie mit der Welt teilen wollen. Sie wurde auf Mallorca geboren. Ihre Mutter ist Französin, die auf der Insel Urlaub gemacht hat. Familiengeschichten wie diese sind typisch für die Insel.

Viele Einwohner haben multikulturelle Hintergründe. »Es gibt viele gemischte Paare mit Eltern aus Deutschland, Frankreich oder Großbritannien. Aber wir wurden hier geboren und sprechen Mallorquín.« Deborahs Vorfahren mögen nicht alle von der Insel stammen, trotzdem oder gerade deswegen fühlt sie sich hier verwurzelt und pflegt mit Stolz die alten Traditionen und Rezepte Mallorcas.

Nicht nur Deborahs Liebe für Palma wurde bei ihrer Rückkehr auf die Insel neu entfacht. In den vergangenen 13 Jahren hat sich viel getan in der Balearen-Metropole. Palma de Mallorca ist regelrecht erblüht. Lokale Geschäfte wurden gefördert, das öffentliche Verkehrsnetz wurde ausgebaut und es sind zahlreiche neue Cafés, Bars, Restaurants und Hotels entstanden, die sich elegant in das historische Klima der Stadt einfügen.

Streetart in den Straßen von Palma

Streetart in den Straßen von Palma I Foto: Bianca Klement

Mediterrane Urbanität und Beach-Vibes

Wenn morgens die Sonne über Palma aufgeht, sind die Straßen sauber gefegt und auf schmucken Außenterrassen können Urlauber ihr Frühstück mit Meerblick genießen. Kurzum: Palma ist ein echtes Schmuckstück, das die urbanen Vorzüge eines Citytrips mit Mittelmeerflair und Beach-Vibes serviert.

Das Potenzial zur Traummetropole besaß die Stadt schon immer, doch über lange Zeit wurde sie nicht als eigene Destination beachtet. Auf die Frage »Warst du schon mal in Palma?« antworten die meisten Menschen spontan mit einem Ja. Doch beim Nachhaken stellt sich häufig heraus: Palma wirklich gesehen haben die wenigsten.

Architektur in Palma de Mallorca

Foto: Bianca Klement

Palma de Mallorca: Citytrip mit Mittelmeerflair und Beach Vibes

Lange Zeit war Palma für viele lediglich das Einstiegstor zu Mallorca: Hier ist der Flughafen. Hier kommt man an. Aber sobald die Koffer vom Band gerollt sind, geht es direkt weiter nach Cala Ratjada, Alcúdia oder an irgendeine andere Stranddestination auf der Mittelmeerinsel. Klar, wenn es mal regnet, hat der ein oder andere schon mal einen Ausflug nach Palma gemacht oder die berühmte Kathedrale besichtigt. Aber das war es oft auch schon. Dabei verdient die Hauptstadt Mallorcas definitiv Aufmerksamkeit.

Nimmt man sich die Zeit, um Palma zu erkunden, wird sehr schnell offensichtlich: Palma ist so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau europäischer Traumstädte. Angefangen bei der Lage. Die Stadt residiert direkt an der Küste des Mittelmeers. Und während das Meer vorne an die Stadtgrenzen brandet, erwarten einen im Hinterland Oliven- und Orangenhaine und die atemberaubende Landschaft der Serra de Tramuntana.

Ohne große logistische Herausforderungen können Städtereisende vormittags im Meer baden, eine Runde Golf spielen, nachmittags durch Galerien und Boutiquen bummeln und abends in einem erstklassigen Restaurant speisen.

Castell de Bellver: Rundumblick über Palma

Wer wandern will, muss noch nicht einmal die Stadt verlassen. Der Bellver-Park im Südwesten Palmas ist eine riesige Grünanlage aus duftenden Kiefernwäldern rund um das gleichnamige Schloss aus dem 14. Jahrhundert. Die Aussicht vom Castell de Bellver aus bietet einen spektakulären Rundumblick über Palma, den Wald und das Meer.

Der Bellver-Park mit Schloss in Palma de Mallorca

Der Bellver-Park mit Schloss in Palma de Mallorca I Foto: Bianca Klement

In der Innenstadt beglücken zunehmend außergewöhnliche Gourmettempel wie das Restaurant De Tokio a Lima, das kreativ japanische, peruanische und mediterrane Einflüsse miteinander kombiniert.

Oder das exquisite Botànic im Boutiquehotel Can Bordoy in Lonja in der Altstadt. In Mallorcas erstem Plant-Forward-Restaurant ist jede Speise ein kleines Kunstwerk. Allein für das schicke Interieur lohnt es sich, im Botànic einzukehren – schließlich isst das Auge mit.

Essen im Restaurant Botànic im Can Bordoy

Essen im Restaurant Botànic im Can Bordoy I Foto: Bianca Klement

Unterwegs in der Altstadt von Palma de Mallorca

Insgesamt gibt es in der wunderschönen Altstadt Palmas viele Schätze zu entdecken. Hinter den sandsteinfarbenen Fassaden verstecken sich heute kleine Eisdielen, Yogastudios oder Weinbars. Beim Schlendern durch die historischen Gassen lassen sich erstklassig erhaltene Gebäude aus der Gotik, dem Barock und der Renaissance bewundern.

In vielen mondänen Stadtvillen befinden sich Galerien oder elegante Boutiquehotels mit maximal 24 Zimmern. »Wir haben inzwischen 32 Boutiquehotels«, sagt Pedro Homar, Leiter des Fundación Turismo de Palma, mit Stolz.

Pedro ist so etwas wie der Architekt des neuen Palmas. Gemeinsam mit seinem Team arbeitet er seit mehr als zwölf Jahren daran, die Hauptstadt Mallorcas als eigenständige Destination zu etablieren.

»Palma hat auf Mallorca eine einzigartige Position, denn wir haben hier gleich zwei touristische Ziele: Playa de Palma und die Stadt Palma. Das Einzige, was vor zwölf Jahren touristisch interessant war, war Playa de Palma. Also der klassische Strandurlaub«,

erzählt er. Doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet. 

Palma ist ein Ganzjahresziel

Pedro entwickelte mit seinem Team den Plan, Palma als eigene starke Marke zu etablieren. Die Idee war, die Saison über das gesamte Jahr zu strecken. Palma sollte nicht nur eine Sommerdestination sein, sondern ein Ganzjahresziel. Die Mission hatte Erfolg. »Palma ist der einzige Ort auf der Insel, der zwölf Monate lang im Jahr touristisch attraktiv ist«, sagt Pedro.

Zimmer im Can Bordoy in Palma de Mallorca

Zimmer im Boutiquehotel Can Bordoy I Foto: Can Bordoy

Denn während es in den Strandbädern der Insel in den Wintermonaten still ist, lockt Palma das ganze Jahr über mit mildem Klima, individuellen Boutiquen, hochwertigen Restaurants und einem erstklassigen kulturellen Angebot.

Der Wandel, die Etablierung der Stadt als Sehnsuchtsziel, ging nicht über Nacht. Es mussten zahlreiche Änderungen vorgenommen und Gesetze geändert werden, damit beispielsweise die Geschäfte sieben Tage in der Woche geöffnet haben können. Es musste erst geregelt werden, dass Restaurants und Cafés zur Straße hin über Außenterrassen verfügen dürfen.

Die Strategie: Klasse statt Masse

Natürlich gab es auch vor zwölf Jahren das ein oder andere Etablissement mit Außenterrasse, allerdings nicht annähernd so viele wie heute, wo beinahe an jeder Straßenecke ein Café oder Restaurant einlädt. Für seine Vision, Palma zu einem kosmopolitischen, gehobenen Städteziel zu formen, folgt Pedro einer simplen Strategie: Klasse statt Masse. Qualität statt Quantität.

Innenhof im Restaurante Botànic

Innenhof im Restaurante Botànic I Foto: Restaurante Botànic

Der Plan geht auf. Seit Jahren steigt die Zahl der Palma-Reisenden kontinuierlich und ist seit 2012 um mehr als 56 Prozent gewachsen. Langfristig soll das exklusive Touristikkonzept auch auf Playa de Palma ausgeweitet werden. Statt Currywurst- und Dönerbuden soll es mehr Gourmetrestaurants und statt Sangria aus Eimern elegante Cocktailbars und exklusive Beach Clubs geben.

Der gelungene Wandel

In Palma zumindest ist die Transformation gelungen und könnte als Blaupause für die gesamte Insel dienen. Auch Deborah ist stolz auf den Wandel, den die Stadt durchgemacht hat. Für sie ist Palma einzigartig. »Mir gefällt Palma heute besser als noch vor 20 Jahren und ich bin viel zufriedener«, sagt sie und strahlt.

Blick von der Kathedrale auf die Altstadt von Palma de Mallorca

Blick von der Kathedrale auf die Altstadt von Palma de Mallorca I Foto: Bianca Klement

Mehr Infos zu Palma de Mallorca

Kochen in der Altstadt: Der vierstündige Kochkurs bei Deborah Piña ist eine tolle Möglichkeit, eine andere Seite von Palma kennenzulernen. Die Gruppen sind klein, das Essen ist gut und man lernt viel über die Traditionen Palmas. Kostenfaktor: etwa 135 Euro pro Person, inklusive Weinbegleitung. Deborah bietet die Kochabende auch auf Deutsch an.

Nähere Informationen gibt es unter unter dem Link www.deborahsculinaryisland.com.

Das Restaurant Botànic mitten in der Altstadt ist ein Genuss. Sobald man das Restaurant betritt, fühlt man sich wie in einer stylishen Oase: Direkt hinter einem schmiedeeisernen Tor und grünen Palmen betritt man durch die Bar das Restaurant. Samtene Stühle, prächtige Blumenarrangements und an den Wänden rankende Pflanzen vermitteln den Eindruck, gerade einen urbanen Garten Eden betreten zu haben. Das soll auch so sein. Mallorcas erstes »Plant-Forward-Restaurant« macht das Gemüse zum Star und inszeniert das Grünzeug als kleine Kunstwerke. Auf dem Menü stehen saisonale Kreationen. Unbedingt probieren sollte man die Salat-Gemüse-Tacos, die es mit und ohne Fleisch bzw. Fisch gibt. Das Restaurant befindet sich im Hotel Can Bordoy Grand House & Garden, Forn de la Glòria 14, Centre, 07012 Palma.

Essen im Restaurante Botànic

Essen im Restaurante Botànic I Foto: Restaurante Botànic

Mehr Informationen gibt es auf der Webseite des Restaurant Botànic.

Ihr sucht ein Boutiquehotel in Palma? Wir stellen in diesem Artikel unsere liebsten fünf Boutiquehotels in Palma vor.