Wer New York hört, denkt an Sehenswürdigkeiten wie den Central Park, den Times Square und das Empire Building. Dass man im Bundesstaat New York noch ganz andere Sehenswürdigkeiten besuchen kann, ist vielen Urlaubern gar nicht bewusst. Dabei lohnen sich ein paar Stunden Fahrt ins Hinterland der berühmten Metropole durchaus!

1. Albany

Nicht New York City, sondern Albany ist die älteste Stadt des Bundesstaates New York – und verblüffenderweise auch seine Hauptstadt. Ziemlich große Schuhe, die sich die nur knapp 100.000 Einwohner zählende Stadt da überstreift. Warum man sie trotzdem besuchen sollte? Allein schon wegen seiner futuristisch anmutenden Gouverneur Nelson A. Rockefeller Empire State Plaza, einem beeindruckenden Stück Architekturgeschichte, das zwischen 1965 und 1976 für bescheidene zwei Milliarden US-Dollar errichtet wurde. Besonders auffällig ist hier The Egg, ein Gebäude, das man sowohl als Atommeiler als auch als schiefgelaufene Betonbastelarbeit lesen könnte. Schön ist anders, aber imposant ist das Performing Arts Center, das muss man zugeben.

The Egg in Albany.

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Der Name Rockefeller übrigens, so viel kann ich sagen, wird in diesem Text noch einmal auftauchen. Die Rockefellers sind schließlich bekannte Protagonisten des sogenannten »Gilded Age«, in dem die amerikanische Wirtschaft prosperierte und zahlreiche »Parvenues« sich im Umland von New York City architektonische Denkmäler setzten. Nicht immer geschmackssicher, aber immer gewaltig groß (und teuer!) Zu den Dingen, die man außerdem in Albany gemacht haben sollte, gehört unbedingt auch eine Radtour entlang der landschaftlich wunderbaren Hudson River Trails und ein Spaziergang entlang der vielen Kunstinstallationen im öffentlichen Raum der Stadt, die erst in den letzten Jahren entstanden sind.

Albany ist rund 240 Kilometer von New York City entfernt.

2. Old Westbury Gardens

Was machen »normale« Menschen mit viel Tagesfreizeit und einem grünen Daumen? Sie legen sich möglicherweise einen Gemüsegarten an und freuen sich drüber, wenn sie in der vorstädtischen Kleingartenkolonie am Ende der Saison den Preis für die fetteste Aubergine einheimsen. Fair enough. Was aber macht ein amerikanischer Finanz- und Immobilienhai, um die vorletzte Jahrhundertwende herum, wenn ihm fad ist? So einer wie John Phipps, der außer Tagesfreizeit so gut wie alles hatte und der sich dachte, dass sein im Stile von Charles II erbautes, recht unbescheidenes Anwesen unbedingt auch etwas Grünfläche um sich herum haben sollte.

Eine Statue vor dem Anwesen in Old Westbury.

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Klar, so ein Mann erschafft gleich eine Art „Flora & Fauna“-Best-of von der Größe eines Stadtparks, eine Mischung aus Landschaftsgarten, See und Wald mit einem Lotus-Teich als formidable Kirsche auf dem grünen Kuchen. Man kann das getrost größenwahnsinnig nennen, aber hey. Während des »Gilded Age« war Phipps nur einer von vielen besonders reichen und zum Glück auch noch ein besonders kreativer Mann. Seine »Old Westbury Gardens« im Bundesstaat New York gehören auf einer Fläche von 200 Hektar zu den großartigsten Grünflächen in Amerika. Wem diese fantastische Anlage bekannt vorkommen sollte, hat ein gutes Gedächtnis für Filmbilder. Ältere Streifen wie »North by Northwest« oder »Love Story« fanden hier eindrucksvolle Motive, neueren Datums sind Garten-Szenen aus »Sex and the City« und natürlich aus der Serie »The Gilded Age«.

Die »Old Westbury Gardens« liegen knapp 50 Kilometer von New York entfernt. Sie sind in den Monaten April bis Oktober für Besucher geöffnet, Karten kosten umgerechnet etwa 15 Euro.

3. Oheka Castle

Wer glaubt, dass der Fußballtorhüter Olli Kahn – auch als »der Titan« in den Geschichtsbüchern der internationalen Kickergemeinde verewigt – der einzige Kahn ist, dessen Popularität bis in die USA reichte, irrt. Auf Long Island im Bundestaat New York hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts der deutsche Kaufmann Otto Herrmann Kahn ein Denkmal gesetzt: Oheka-Castle nennt man das der Renaissance nachempfundene Bauwerk.

Warum es so heißt, überlasse ich jetzt mal der Fantasie der Leser, möchte aber eine Hilfestellung geben: Der Bauherr selbst war kein zurückhaltender Mann! Er baute sein Schloss zwischen 1914 und 1919 auf einem Grundstück von 10.000 Quadratmetern und verirrte sich vermutlich selbst hin und wieder in seinen 125 Zimmern. Allerdings war er gar nicht so oft dort, denn genutzt hat er Oheka Castle nur als Sommerhaus.

Blick auf das Oheka Castel im Bundesstaat New York.

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Bei dem Gebäude handelt es sich um das zweitgrößte Herrenhaus, das überhaupt je in den Vereinigten Staaten von Amerika gebaut wurde. Inzwischen dient das prächtige Trumm nach einer Restaurierung in den 80er-Jahren als Premium-Hotel. Besucher können sich von der üppigen Ausstattung des Castles überzeugen, sofern sie die gastronomischen Einrichtungen des Hauses in Anspruch nehmen – oder den 18-Loch-Golfplatz auf dem Anwesen. Außerdem dient der steingewordene Traum von King Kahn als einer der glamourösesten Orte, um glanzvolle Hochzeiten zu feiern. Allerdings sollte man darauf schon ein paar Tage gespart haben. Bei 70.000 Dollar für 125 Gäste geht’s gerade mal los.

Das Oheka Castle ist knapp 60 Kilometer von New York City entfernt.

4. Suffolk County Vanderbilt Museum

Vanderbilt? Auch so ein Name, der einem aus der amerikanischen Geschichte irgendwie bekannt vorkommt, oder? Tatsächlich wurde der einflussreiche Clan von Cornelius Vanderbild gegründet, einem Eisenbahnmogul, der auch in der »Gilded Age«-Serie eine prominente Rolle einnimmt, wenn auch nicht unter seinem Namen.

Für die beeindruckende Mischung aus Herrenhaus, Museum, Planetarium und Park in Centerport – und nichts anderes ist das historische Anwesen – ist allerdings William K. Vanderbilt II verantwortlich, der offenbar ein Faible für exquisite Architektur und den Gartenbau hatte. Auch das Suffolk County Vanderbilt Museum ist ein beliebter, weil prunkvoller Ort im Bundesstaat New York für die Hochzeitsfeiern der oberen Zehntausend. Oder sagen wir besser Tausend.

The Vanderbilt Mansion.

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Das Museum in Centerport liegt ungefähr 80 Kilometer von New York entfernt, es ist jeden Freitag bis Sonntag in der Zeit zwischen 12-16 Uhr für Besucher geöffnet.

5. Untermyer Park & Garden

Ehrgeiz war noch nie Samuel Untermyers Problem. Der amerikanische Rechtsanwalt, Politiker und Kunstsammler beschäftigte 1916 den berühmten Gartenarchitekt William Welles Bosworth, der zuletzt für die Rockefellers gearbeitet hatte. Der Auftrag lautete schlicht, er möge doch möglichst »the finest garden in the world« bauen. Ob ihm das gelungen ist, mögen andere beurteilen.

Der Untermyer Park in Yonkers.

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Ich habe bei meinem zweistündigen Besuch dort nicht mal annähernd die Hälfte des Anwesens besichtigen können. In der Hochzeit des Gartens war er 150 Hektar groß, verfügte über 60 (!) Gewächshäuser und ebenso viele Vollzeit-Gärtner. Inzwischen ist das Gelände nur noch 43 Hektar groß, Untermyer schenkte es nach seinem Tod der Stadt Yonkers. Fun Fact: Da es in den Gärten und Parks mit ihrem herrlichen. Blick auf den Hudson ständig auf und ab geht, eignet sich das Gelände ganz wunderbar auch für Jogger, die sich in ansprechender Umgebung fit halten wollen.

Der Untermyer Park ist nur etwa 35 Kilometer von New York City entfernt.

6. Lyndhurst

Ein Konzert der Sisters of Mercy oder wenigstens von The Cure könnte man sich an diesem Ort gut vorstellen. Das neugotische Landhaus Lyndhurst – auch als Jay Gould Estate bekannt – liegt an einem riesigen Park direkt am Hudson in Tarrytown. Schon von weitem macht es einen leicht zugeknöpften, wenn nicht sogar schaurigen Eindruck. Wenn die Herren der Finsternis nach einem Hauptquartier suchen sollten, würde ich an deren Stelle einen Termin machen.

Blick in die Lyndhurst Mansion.

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Allerdings nicht mit Tourguide Lora, die Besuchern das Fotografieren und eigenes Herumstrolchen im Haus mit strenger Stimme verbietet. Von innen wirkt das Landhaus übrigens gar nicht mehr so horroresk wie von außen. Dessen ungeachtet wurde es auch als Filmkulisse gebucht, gleich mehrfach. Die Titel dieser wohl zurecht vergessenen Werke: »House of Dark Shadows«, »Nights of Dark Shadows« und »The Halloween That Almost Wasn’t«.

Zwischen dem Landhaus Lyndhurst und New York City liegen ungefähr 50 Kilometer.

7. Kykuit

Ich habe noch einen Rockefeller versprochen, also kommt er auch. Ein Besuch in New York State ohne The Rockefeller Estate zu besuchen, wäre ja auch wirklich nicht vollständig. Das Anwesen Kykuit wurde 1913 für den Rockefeller-Patriarchen und Öl-Magnaten John D. in Pocantico Hills erbaut, einem Vorort von Mount Pleasant. Dafür, dass Standard Oil-Besitzer Rockefeller als reichster Mann der Welt galt, wirkt sein Anwesen in seinen Ausmaßen und an der Eingangsfront geradezu bescheiden – nicht aber das Innere des Hauses.

Teure Gemälde aus unterschiedlichen Epochen sind hier zu bewundern, prächtiges Mobiliar genauso wie zahlreiche Oldtimer der Rockefellers in einer riesigen Garage, mit denen die vier Generationen, die in Kykuit lebten, die Strecke nach New York in Angriff nahmen. Dazu die malerischen Gärten mit Blick auf den Hudson und charmant verstreute, moderne Skulpturen. Geschmack hatte er, der alte Rockefeller. Den konnte er sich allerdings auch leisten.

Kykuit, the Rockefeller Estate.

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Kykuit ist etwa 40 Kilometer von New York City entfernt.