Der 5.000 Quadratkilometer große grenzüberschreitende Ai-Ais-Richtersveld-Nationalpark bietet mit seiner Vegetation und Landschaft eine Vielzahl an Aktivitäten. Besucher suchen hier eher die einsame Wildnis und klare Sternennächte.
Ganz im äußersten Nordwesten Südafrikas befindet sich das Richtersveld, die einzige Bergwüste des Landes. Es ist einer der letzten Lebensräume des Volkstammes der Nama. Die Nama sind Nachkommen der Khoi-Khoi, die einst weite Landschaften des heutigen Südafrikas bevölkerten. Es ist das einzige Gebiet, in dem die Nama noch ihre transportablen Häuser, die »haru oms« aufbauen. Ursprünglich wurden die an Iglus erinnernden Hütten aus Binsen und Holz gefertigt. Inzwischen dienen aber vor allem Segelplanen und Plastiktüten als Wetterschutz. Im Ai-Ais-Richtersveld-Nationalpark können die Nama ihr Vieh ungehindert von Weideplatz zu Weideplatz führen und somit ihre traditionelle Lebensweise fortführen.
Richtersveld gilt mit über 6.350 Pflanzen, von denen ca. 2.440 endemisch sind, als eines der artenreichsten Gebiete der Welt. Über ein Drittel der 1.600 Pflanzenarten im Park sind Sukkulenten. Besucher können hier unter anderem eine bis zu vier Meter hohe kaktusähnliche Pflanze entdecken, die von den Namas den Namen »Halbmensch« erhalten hat, da ihr schlank aufragender Stamm mit dem Blattschopf an eine menschliche Gestalt erinnert.
Im Spätsommer blüht alles auf
Zwischen Mitte August und September verwandeln kurzfristige Niederschläge die Landschaft in ein Blütenmeer. Unter den ansonsten sehr rauen Bedingungen können nur wenige Tiere überleben. Doch mit etwas Glück entdecken Wanderer Klippspringer, große Kudus, Steinböcke, Bergzebras und Reptilien.
In dieser wilden, ursprünglichen Landschaft gibt es für Besucher eine Vielzahl an Unternehmungen. Neben der einmaligen Flora und Fauna lädt der Orange River nicht nur zum Schwimmen, sondern auch zum River Rafting oder Kanufahren ein. Empfehlenswerte Anbieter sind Orange River Rafting Trails und Aquatrails.
Vogelliebhaber kommen mit über 195 verschiedenen Vogelarten im Ai-Ais-Richtersveld-Nationalpark voll auf ihre Kosten, genauso wie Interessierte an Felsmalereien, die den San zugeordnet werden.
Für Mountainbiker und Geländewagen-Liebhaber bieten sich die spektakulären Bergpässe ebenso wie die Vielzahl an Schotterpisten an. Wanderer können verschiedene Routen einschlagen. Neben geführten Wandertouren, die von den South African National Parks angeboten werden, gibt es unter anderen den Vensterval Trail (4 Tage, 3 Nächte), den Lelieshoek-Oemsberg Trail (3 Tage, 2 Nächte) und den Kodaspiek Trail (2 Tage, 1 Nacht). Ganz umsonst gibt es für alle den einmaligen Sternenhimmel dazu. Es gibt nur wenige Orte auf der ganzen Welt, die einen so ungetrübten, klaren Blick ins Weltall ermöglichen.
Park ist nur für Selbstversorger – Läden sucht man vergeblich
Der schnellste Weg zum Ai-Ais-Richtersveld-Nationalpark ist die Fahrt auf der Nationalstraße N7. Der Parkeingang liegt in Sendelingsdrift nahe der namibischen Grenze. Hier gibt es auch die letzte Möglichkeit, um einzukaufen und zu tanken. Zu beachten ist, dass alle Camps innerhalb des Parks ausschließlich für Selbstversorger sind. Es gibt daher im Ai-Ais-Richtersveld-Nationalpark keinerlei Läden, in denen man Trinkwasser, Lebensmittel oder Benzin kaufen kann. Außerdem ist der Park nur für Fahrzeuge mit Allradantrieb zugängig.
Bei Einbruch der Dunkelheit muss jedes Fahrzeug den Nationalpark entweder verlassen haben, oder in einer der Unterkünfte eingetroffen sein. Nachtfahrten sind aufgrund des unwegsamen Geländes nicht gestattet. Im Park selbst stehen das Sendelingsdrift Restcamp sowie die Tatasberg und Ganakouriep Wilderness Camps zur Verfügung. Gebucht werden sollte vorab, da die Parkverwaltung nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern pro Tag akzeptiert. Campingplätze sind Potjiespram, De Hoop, Richtersberg, Kokerboomkloof, Hakkiesdoring und das Hiking Trails Base Camp.
Das Klima im Ai-Ais-Richtersveld-Nationalpark ist vor allem im Hochsommer extrem heiß. Daher empfiehlt es sich, den Park in den in Südafrika zu dieser Zeit kühleren Monate April bis September zu besuchen.