Die Felbertauernstraße ist nicht nur der schönste Weg in den Süden. Auto- und Motorradfahrer sowie Camper nutzen seit knapp 55 Jahren diese landschaftlich reizvolle Route über den Alpenhauptkamm, um staufrei nach Osttirol, Kärnten oder an die Adria zu gelangen. Sie ist auch Osttirols Lebensader, führt mitten durch die Region, verzweigt sich in diverse Täler. Dort finden Gäste nicht nur Ursprünglichkeit, sondern auch Komfort. Dabei hat jedes Tal seine ganz spezielle Schönheit.
Man kann so in den Urlaub fahren: Rein ins Auto, rauf auf die Autobahn, so lange wie möglich geradeaus fahren, ankommen. Es geht aber auch so: In Mittersill im Salzburger Land auf die Felbertauernstraße abzweigen. Beidseitig der Fahrbahn zeigen sich bald die ersten der über 3000 Meter hohen Berge des Nationalparks Hohe Tauern. Es geht bergauf, aber nicht steil. Mehr als die Hälfte dreispurig ausgebaut, führt die Straße nach Matrei in Osttirol und lädt dazu ein, im Genusstempo zu fahren. Einfach mal runter vom Gas, vielleicht sogar die Klimaanlage ausmachen und das Fenster auf. Und unbedingt den Blinker setzen. Denn links und rechts von der Felbertauernstraße warten viele Erlebnisse.
Natur wie damals, mit dem Anspruch von heute
Zum Beispiel im Bergsteigerdorf Kals am Großglockner auf 1.325 Meter. Der höchste Berg Österreichs lockte im späten 18. Jahrhundert die ersten Alpinisten an; heute steht der »König Großglockner« immer noch hoch im Kurs. Aber es muss nicht immer der (höchste) Gipfel sein, im Talbereich gibt es rund 250 Kilometer ausgedehnte Spazier- und Wanderwege, die auch von unten ein überwältigendes Panorama auf Schober-, Glockner- und Granatspitzgruppe bieten.
Außer der beeindruckenden Natur im Nationalpark Hohe Tauern, erleben Gäste hier Brauchtum und bäuerliche Kultur. Aber auch den Komfort der Moderne: Das Ortsbild ist von bunten Bauernhäuern und architektonischen Neuerungen geprägt. Und die Kalser Bergführer, die auf mehr als 150 Jahre Alpinkompetenz zurückblicken, haben in ihrem umfangreichen Sommerprogramm auch E-Bike- und Hike-Touren.
Hier dreht sich alles ums kühle Nass
Im ursprünglichen Defereggental dagegen ist die Kraft des Wassers allgegenwärtig. So wie die Felbertauernstraße als Lebensader der Region gilt, kommt hier der Schwarzach eine wichtige Rolle zu. Der ungezähmte Naturfluss entspringt auf 2.480 Meter am Fuße des Schwarzachkees und ist ein Paradies für Fliegenfischer, Kanuten bzw. Kajakfahrer und Erholungssuchende. Familien lassen sich von einer Schatzkarte zu besonderen Orten wie verwunschenen Bergseen, Mühlen, einem Wasserspielplatz und zum Deferegger Heilwasser führen. Letzteres entspringt aus einer jodhaltigen Natriumchlorid-Sole-Heilquelle, ist mehrere hunderttausend Jahre alt und wird aus 1900 Metern Tiefe gepumpt.
Natur pur mit viel Herz
Wir haben nichts und davon das Schönste, heißt es augenzwinkernd im Villgratental. Die alten Holzhäuser mit den steil abfallenden Bergwiesen, die nach wie vor von Hand gesenst werden, versetzen den Urlauber in eine gewisse Alm-Romantik – die allerdings mit dem traditionellen Alltag im bergbäuerlich geprägten Hochtal wenig gemein hat. Die von Seilbahnen unberührten Villgrater Berge, die aus der Vogelperspektive ein Herz bilden und die beiden Bergsteigerdörfer Außervillgraten und Innervillgraten umschließen, sind ein Anziehungspunkt für Wanderer, Bergsteiger und Mountainbiker.
Tipp: Auf dem Herz-Ass-Gebirgspanoramaweg kann man den Herzschlag der Alpen spüren. Wer alle fünf Etappen macht, wird von 50 Gipfeln begleitet, aber auch wer nur sich nur eine vornimmt, wird von der einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft sowie den überwältigenden Panoramablicken über die Ostalpen belohnt.
Alpenfeeling jenseits der Massen
Auch das Virgental mit den beiden Dörfern Virgen und Prägraten am Großvenediger setzt auf Alpengefühl jenseits der Massenabfertigung und zieht Gäste an, die Trubel und Hektik entfliehen wollen. In den liebevoll gepflegten Privatpensionen und Gasthöfen fühlt man sich schnell wie zuhause. Das »hinterste« Tal liegt bei der nachhaltigen Energiegewinnung ganz vorne: es setzt auf selbst erzeugten Ökostrom.
Nicht nur für Wallfahrer zu empfehlen ist die Wallfahrtskirche Maria Schnee im Virgener Ortsteil Obermauern, die zu den schönsten sakralen Bauten in ganz Osttirol zählt. Um 1456 wurde dieses Schmuckstück erbaut und ist heute mitsamt eines uralten Hofensembles sowie eines malerischen Kreuzweges zu bestaunen. Wer genaueres über die Fresken und das spätgotische Bauwerk mit seinen Spitzbogenfenstern erfahren möchte, der sollte sich eine Führung gönnen.
Egal, in welches Tal man von der Felbertauernstraße abbiegt – bis zum nächsten Erlebnis ist es nie weit.
Weitere Informationen über die Felbertauernstraße
Die einfache Fahrt kostet 11 Euro, wer sich vor Beginn der Reise ein ADAC-Vorteilsticket kauft, zahlt hin und zurück 20 Euro. Weil bei der Maut kein Unterschied zwischen Pkw, Wohnmobil, Camping-Bus oder -Gespann gemacht wird, ist die Route besonders für Camper interessant. Übrigens: Die Felbertauernstraße ist von etwaigen Fahrverboten in Tirol nicht betroffen. Es geht für PKWs – ohne zusätzliche Autobahngebühr – über die Ausfahrt Kufstein Süd.
Felbertauernstraße AG, Albin-Egger-Straße 17, A-9900 Lienz, Tel.: +43 (0) 4852/63330, info@felbertauernstrasse.at. Weitere Informationen unter www.felbertauernstrasse.at