Floridas Südwestküste am Golf von Mexiko, rund um Fort Myers, ist sonnenverwöhnt, sandverliebt und sehenswert. Ein wundervolles Plätzchen Welt mit lang gestreckten Stränden, gespickt mit kunterbunten Häuschen, schiefen Palmen und Sonnenuntergängen, die einem ein Wow auf die Lippen zaubern. Beste Voraussetzungen, um unsere Reporterin Simone nach Fort Myers in Florida zu schicken und ein Stück Glück zu finden.
In Deutschland laufen die ersten Heizungen bereits auf Hochtouren, während ich am frühen Abend bei angenehmen Temperaturen in Fort Myers in Florida lande. 360 Tage Sonnenschein verspricht mir der 27. Staat der USA. Klingt vielversprechend. Dreimal habe ich den Sunshine State bereits bereist. Das letzte Mal mit Kind und Kegel. Bei diesem Trip lasse ich nun Mickey und Donald links liegen.
Ich sehne mich nach Sonnenuntergängen am Strand und nach Pelikanen, die unter Palmen hocken. Und tatsächlich auch nach einem Burger zum Reinbeißen. Außerdem möchte ich mir ein Bild machen, ob sich der Sunshine State vom verheerenden Hurrikan Ian, der am 28. September 2022 über die Region hinwegfegte, erholt hat. Kleiner Spoiler vorweg: Ja, das hat er! Also auf zum Roadtrip!

Foto: The Beaches of Fort Myers & Sanibel
Das Familienresort Margaritaville Beach Resort
Erster Stopp: das Margaritaville Beach Resort in Fort Myers Beach, eine türkisfarbenes Familienresort. Während ich ohne Kinder unterwegs bin, sind die meisten Gäste genau aus diesem Grund hier. Das Haus ist bunt, zum Verlaufen groß und dennoch luftig und leicht. So wie mein nicht vorhandenes Gepäck. Das kam leider nicht hinterher. Aber was soll’s. Nur nicht die Laune vermiesen lassen, schließlich bin ich im Shoppingparadies USA gelandet.
In den großzügigen Zimmern muss ich also nichts in die Schränke packen. Und so fällt mir der Stil gleich ins Auge. Florida durch und durch. Die Wände zieren Strandmotive, Muscheln und Sonnenuntergänge. Vom Balkon blicke ich auf die Chill-Bar, wo man sich am Abend auf einen Drink trifft. Die ersten Pelikane sind schemenhaft am Himmel zu erkennen, darauf einen Key Lime Martini. Cheers! Mein Zimmertürschild verrät, ich habe jetzt die »License to Chill«.

Foto: Paul McKinnon/Shutterstock.com
Beim Strandspaziergang am nächsten Morgen sind ein paar Nachwehen des Hurrikan erkennbar. Direkt am Strand, wo einst hölzerne Häuser und Hotels standen. Dort, wo allabendlich der Pier Sonnenuntergangsanbeter anzog, klaffen nun Baulücken. Vom Pier sind nur noch die Pfähle im Meer zu sehen, auf denen es sich Pelikane gemütlich gemacht haben.
Überall wird emsig gearbeitet. Aufräum- und Aufbauarbeiten. Die Besucher können dennoch bedenkenlos wiederkommen. Und das sollten sie auch. Schließlich fühlt es sich lediglich so an, als hätte man der Strandschönheit ein Pflaster aufgeklebt. Und die Wunde dadrunter, die heilt ohne Bedenken. Jeder Reisende ist dementsprechend ein Lichtblick. Ein wohltuender.
Ein Must-visit: Die Edison and Ford Winter Estates
Und beim Wort »Lichtblick« sind wir schon beim Thema. Ich bin nämlich auf dem Weg zu den Edison and Ford Winter Estates, eines der Must-visits der Gegend. Besonders beeindruckend ist nicht nur die Garage Henry Fords mit originalen Automobilen, sondern auch das Laboratorium von Thomas Edison (nur als Reminder: streitbarer Erfinder der Glühbirne), das noch genauso aussieht, als wäre Edison gerade hinausgegangen – etwa zum Spaziergang durch den acht Hektar großen botanischen Garten.
Der botanische Garten zieht wirklich jeden Besucher in seinen Pflanzenbann. Über 1.700 Pflanzen gibt es hier zu bestaunen: feuerrote Flamboyantbäume, großblütige Amaryllis, gelbe Sonnenhüte, weiß strahlende Frangipani und bildhübsche Hongkong-Orchideenbäume in prachtvollem Violett. Ein perfekter Ort zum Lustwandeln.

Foto: The Beaches of Fort Myers & Sanibel
Von der Ford’s Garage Fort Myers aufs Boot
Spaziergänge machen hungrig und mein nächster Stopp stillt eine Sehnsucht, die ich seit Betreten des Fliegers habe und die auch noch perfekt zu meinem heutigen Reiseziel passt: Ford’s Garage Fort Myers. Bei der Ankunft erfasst mich ein Wow-Gefühl: Kaum eine Burgerbude, in der man sonst so auf den Geschmack der Automobile der 1920er- Jahre kommt und in der der Traum aller Amerikaner schlechthin so appetitlich auf dem Teller serviert wird. Die Burger kommen hier mit Brandzeichen, an der Decke hängt ein Auto (natürlich ein Ford!) und die Waschbecken auf den Toiletten sind aus Autoreifen gefertigt.
Nach einem sehr autolastigen Tag lohnt es sich, auf ein anderes Gefährt umzusteigen. Eine Bootsfahrt steht an. Ein bisschen behäbig dampft die alte Dame Lady Chadwick über den Golf von Mexiko. Mal links, mal rechts, mal wegweisend in den Bugwellen spielen Delfine. Das tun sie hier sehr häufig, zumindest verraten das die einschlägigen Bewertungsportale. Eine Delfin-Watching-Tour muss also keiner buchen. Der Geheimtipp ist, auf diesem Ausflugsschiff Richtung Cabbage Key die Augen offen zu halten.

Foto: Simone Sever
Doch auch das idyllische Eiland ist ein wahres Erlebnis. In den 1930er- Jahren von Mary Roberts Rinehart, einer US-amerikanischen Agatha Christie, gekauft, liegt es fernab jeglicher Großstadthektik. Eine Stunde Seefahrt entfernt vom Ausgangspunkt McCarthy’s Marina auf Captiva Island. Zwei Stunden Aufenthalt auf Cabbage Key reichen locker, um das Inselchen zu Fuß umrunden, einen Blick vom hölzernen Wasserturm zu riskieren und im Cabbage Key Inn, der ehemaligen Residenz der Autorin, einen Cheeseburger zu genießen, der Musikgeschichte schrieb: Jimmy Buffett, die amerikanische Countrymusiklegende, besang ihn in »Cheeseburger in Paradise«.
Eine weitere Besonderheit hängt devisenstark an Decken und Wänden. Überall One-Dollar-Bills. Was es mit den Dollarnoten auf sich hat? Ein Fischer klebte einmal einen unterschriebenen Dollar an die Wand, damit er beim nächsten Besuch sofort etwas zu trinken bekäme. Diese Idee fand auch bei anderen Fischern Anklang. Heute kleben die Besucher ihre signierten und bemalten Scheine überallhin, wo noch Platz ist. Wenn einmal kein Platz mehr ist und Noten abfallen, dann werden sie eingesammelt und für gute Zwecke gespendet. Jetzt klebt noch meiner an der Wand!

Foto: Fred Mays/Shutterstock.com
Süße Versuchung im Boop’s Ice Cream Parlor & Café
Satt und glücklich geht es zurück nach Captiva Island. Nur wenige Schritte von der Marina entfernt, liegt der Bubble Room, eine Institution für Romantiker und Kuchenliebhaber. Doch mein verspielter Lieblingsplatz mit allerlei überladenem Schnickschnack und Torten so groß wie Medizinbälle ist vorübergehend geschlossen. Die Aufräumarbeiten nach dem Besuch von Hurrikan Ian sind noch nicht abgeschlossen.
Immerhin, das Boop’s Ice Cream Parlor & Café blieb unberührt. Mächtige Kuchen, cremige Kaffeevarianten und diverse Eisvariationen treiben den Zuckerspiegel genauso gut in die Höhe und schaffen neue Energie für einen informativen Besuch im Bailey-Matthews National Shell Museum.
Dass es derart viele Muscheln an den schier endlos scheinenden Stränden gibt, ist mir neu. Dass Menschen mit einem gewissen Ehrgeiz und Eifer die Schalen aus dem Sand fischen nicht. Das lässt sich hier sofort beobachten. Da sind nicht nur die Kinder vorne mit dabei.

Foto: Erin Caher
Im Museum lernt man allerlei über all die Muschelarten, die einem beim ausgedehnten Strandspaziergang mit untergehender Sonne und einem Kaleidoskop der Farben auf Sanibel Island zuhauf zu Füßen liegen: Austern, Schneckenmuscheln, Riesenbandmuscheln, Kammmuscheln. Manche sehen wie Schneckenhäuser aus, andere wie Herzen.
Leider hat der kleine Laden mit dem zungenbrecherischen Namen »She sells Sea shells« am Periwinkle Way wegen Ian auch noch nicht seine Türen wieder geöffnet. Dennoch, der Wiederaufbau ist in vollem Gang, die Sonne scheint genauso schön wie vor Ian, der Verkehr fließt, wenn auch langsam, aber er fließt wieder Richtung Normalität.
Leckereien aus dem Food Truck
Und Neues zieht ein in Lee County. Bunt und leuchtend liegt der Backyard Social Food Truck Park keine zehn Minuten vom Southwest Florida International Airport entfernt und präsentiert sich jung, unterhaltsam und besonders geschmackvoll. Rund um eine ehemalige Lagerhalle, die nun mit Sportsbar, mit chilligen Sofaecken, mit einer Kegelbahn, Kickern und sehenswerten Murals ausgestattet ist, haben sich diverse Foodtrucks positioniert und bieten allerlei Köstliches an. Mein Favorit: Kobe Beef Burger mit einer Extraportion Jalapeños.
Ich bleibe noch ein Weilchen in dieser Ecke. Der Roadtrip wird zum Kurztrip. Warum? Weil es hier so schön ist. Weil die Sonne die Abende in ein Licht taucht, das seit Jahren schon Künstler inspiriert. Und nun auch mich. Falls mich also jemand sucht: Ich sitze wahrscheinlich mit einer Muschel in der linken und einem Burger in der rechten Hand am Strand und genieße 360 Tage bestes Wetter.
Nachmachen? Kein Problem. Kommt! Kommt! Ich warte.
Mehr Infos zu Florida rund um Fort Myers
- Hotel. Margaritaville Beach Resort. Fort Myers Beach, 251 Crescent St, Fort Myers Beach, Florida 33931, Vereinigte Staaten. www.margaritavilleresorts.com/margaritaville-beach-resort-fort-myers-beach, DZ ab € 423 die Nacht
- Edison and Ford Winter Estate. Zu besichtigen sind ein Museum, ein botanischer Garten, ein Labor und die Wohnhäuser von Thomas Edison und Henry Ford. Hier geht es zur Webseite des Edison and Ford Winter Estate.
- Bootstour mit Lady Chadwick. Captiva Cruises bietet Bootstouren auf der Lady Chadwick an – von Dolphin and Wildlife Cruises bis Sunset Cruises. Hier geht es zur Webseite von Captiva Cruises.
- Weitere Infos über die Region Fort Myers – Island, Beaches and Neighborhoods gibt es auf der Webseite des Fremdenverkehrsamtes von Fort Myers.
