Die französischen Alpen gehören zu den schönsten Flecken der Erde: majestätische Gipfel, malerische Bergseen, pittoreske Täler und geheimnisvolle Schluchten und Höhlen ziehen Besucher in ihren Bann. Die wilde Landschaft steckt voller Abenteuer. Hier ein paar besonders schöne Orte, die man in den französischen Alpen besuchen sollte, aufgeteilt in die einzelnen Regionen.
Chablais
Das Chablais ist eine in Deutschland recht wenig bekannte Region der französischen Alpen. Sie erhebt sich südlich des Genfersees. Gletscher-Abenteuer gibt es hier nicht, dafür aber eine Landschaft, die ihren ganz eigenen Charme entfaltet. International bekannt ist in der Region vor allem das Skigebiet Portes du Soleil, allen voran das Ski-Dorf Châtel. Es liegt im Tal der Abondance und damit im Herzen des riesigen internationalen Skigebiets. Im Tal wird seit alters her auch der berühmte Abondance-Käse hergestellt. Schön auch: Morzine. Es liegt auf halber Strecke zwischen dem Genfersee und dem Mont-Blanc. Dieses authentische Savoyer Bergdorf in wundervoller Lage ist umgeben von mächtigen Felswänden. In idealer Höhe von 1.000 Metern hat sich der Ort seinen ursprünglichen Charme bewahrt.
Besonders verlockend in der Region ist ein Besuch der wunderschönen Bergseen. Da wäre etwa der Lac D’Arvouin. Der einsame See, gelegen hoch über La Chapelle-d’Abondance, lädt zum Picknicken und Baden ein. Die Südseite ist durch eine hohe, weiße Felswand geschützt und eignet sich prima, um im See zu schwimmen. Allerdings sollte man mit dem Gebimmel der Kuhglocken klarkommen. Im Sommer weiden hier nämlich die Kühe auf den saftigen Wiesen.
Haut Giffre
Im Norden der französischen Alpen, zwischen Arve und Chablais, liegt das ruhige Giffre-Tal. Es gilt als eines der unberührtesten und schönsten Landschaften in den französischen Alpen. Auch wenn die Region auf den ersten Blick touristisch recht unerschlossen und unwegsam wirkt: Es gibt ein hervorragendes Netz markierter Wanderwege, über die man zu versteckten Berghütten, traumhaften Bergseen und tollen Aussichtspunkten gelangt.
Der Lac de Flaine ist ein bezaubernd wilder See, gelegen auf rund 1.400 Metern Höhe in einem tiefen Tal zwischen steilen Felswänden. Der Skiort Flaine ist nur einen Katzensprung entfernt. Ein Uferweg führt zu einsamen Plätzen, die sich hervorragend zum Picknicken eignen.
Die Region ist darüber hinaus für ihre spektakulären Schluchten bekannt. Die wohl schönste ist die Le Bout du Monde, was so viel heißt wie Ende der Welt. Und das kann man durchaus wörtlich nehmen. Dabei folgt man dem Fluss Giffre stromaufwärts durch Wald und Wiesen bis zu scheinbar unüberwindlichen Felswänden am Talende. Ein Weg führt zum kleinen Tor zum Bout du Monde hinauf. Von dort bietet sich ein atemberaubender Blick zurück ins Tal. Nachdem man den Bout du Monde erwandert ist, sollte man anschließend einen Abstecher zum Berglokal Chalet du Boret machen. Die winzige Hütte bietet in unglaublicher Kulisse einige herzhafte Leckereien, wie etwa Tartiflette, ein Kartoffelauflaufgericht mit Reblochon-Käse.
Chamnix, Mont Blanc
Chamonix am Fuße des Mont Blanc ist das Mekka schlechthin für alpine Bergsteiger und Bergsportler aller Disziplinen in den französischen Alpen. Der populäre Ort bietet darüber hinaus Zugang zu Highlights wie dem Gletscher Mer de Glace, der leicht mit der Zahnradbahn Montenvers oder den Kabinenseilbahnen der Aiguille du Midi und des Brévent zwischen den beiden höchsten Gipfeln der Region zu erreichen ist. Auf der in 3.842 Metern Höhe gelegenen Terrasse der Aiguille du Midi lockt der »Schritt ins Leere« die höchstgelegene Sehenswürdigkeit Europas, den Besucher zu einer nicht alltäglichen Erfahrung. Unter seinen Füßen tut sich eine Leere von über 1.000 Metern auf, und der Blick reicht über die höchsten Gipfel Westeuropas.
Einer der bekanntesten Gebirgspässe ist der Col du Bonhomme. Er wurde über Jahrhunderte von Reisenden genutzt, die zu Fuß unterwegs waren. Heute ist er Bestandteil dreier Fernwanderwege und ein lohnendes Ziel für alle, die einen Tagesausflug von Les Contamines aus unternehmen wollen.
Aber Achtung: Bis weit in den Sommer liegt hier Schnee, und das Wetter kann die Gegend binnen Minuten in ein raues, unwirtliches Gelände verwandeln.
Les Bauges und Lac D’Annecy
Das Les-Bauges-Massiv im Westen und Süden der französischen Alpen ist die richtige Adresse für alle, die fern ausgelatschter Touristenpfade die Region entdecken wollen. Der Grund: Die Region ist eine der am wenigsten besuchten der französischen Alpen. Skisport wird hier im Winter allenfalls in Form von Langlauf getrieben. Im Sommer verwandelt sich die Region in eine grüne Oase mit leuchtend weißen Kalksteingipfeln und Schluchten – ein Paradies für Naturliebhaber. Auch Weinliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. An den Südhängen des Massivs liegen einige der besten kleinen Savoyer Weingüter.
Mitten durch die Region fließt der Chéran, ein wilder Fluss, der durch spektakuläre Kalkschluchten fließt. Er gilt als einer der schönsten Flüsse zum Baden in freier Natur.
Aber auch die Gipfellandschaft lohnt es zu erkunden. Da wäre der einsame Mont Columbier im Westen oder der Den d’Arclusaz im Süden. Es gibt eine Reihe schöner Berghütten, die bei der Erkundung der Region helfen. Eine Reihe beeindruckender Festungen erinnert an vergangene Zeiten. Zeiten, als die Gegend noch nicht so sehr ein friedliches Idyll war wie heute.
Beaufortain
Käse spielt in Frankreich bekanntlich eine große Rolle. Natürlich auch in den französischen Alpen. Und ganz besonders im Dorf Beaufortain. Es ist die Heimat des berühmten, gleichnamigen Rohmilch-Käses, auch Prince des Gruyères genannt. Beaufortain selbst ist ein überraschend kleines Dorf mit vielen alten Gassen.
Die Berge, die das Dorf umgeben, sind im Vergleich zu anderen Orten in den französischen Alpen eher Hügel. Mit den Sesselliften der Region kann man im Sommer prima die Berggipfel, Seen und malerischen Hütten besuchen.
Östlich des Beaufort-Tals wird die Landschaft schroffer. Hohe Serpentinenstraßen klettern über den Col de Mérailliet oder den Col du Pré bis zum strahlenden Blau der Roselend-Talsperre. Nur eine romanische Kapelle erinnert noch an das Dorf, das seit der Errichtung des großen Staudamms unter Wasser steht. Oberhalb der Talsperre geht die Straße weiter hinauf bis zum Cormet de Roselend, ein legendärer Pass für Radsportler.
Lohnend ist ein Besuch des Naturschutzgebietes La Tourbiére.
Besucher erwartet eine Torfmoorwelt voller Libellen und Mini-Lebewesen zwischen den Bäumen und riesigen Pilzen. Es gibt markierte Wanderwege und einen Vogelbeobachtungsturm. Die Wiese am Fluss gegenüber vom Parkplatz lädt zum Picknicken ein.
Haute Tarentaise
Die Tarentaise besteht aus dem großen Tal, das die Isère oberhalb von Albertville durch die Alpen gräbt. Bekannt ist sie vor allem für die vielen Wintersportorte. Alles in allem ist es hier ziemlich überlaufen. Aber nicht überall: Oberhalb von Bourg-St-Maurice geht es deutlich ruhiger zu. Diese Region ist ein Spot für Naturliebhaber mit Naturschutzgebieten wie den Hauts de Viliaroger, deren Wälder vor allem bekannt für ihre Birkhühner sind und der wesentlich kargeren Grande Sassière. Sie bietet Gänsegeiern, Steinadlern, Steinböcken und Gämsen eine Heimat. Es gibt wunderschön erhaltene Bergdörfer wie etwa Le Monal, das man nur zu Fuß erreichen kann, und Gebirgsseen, die zu den schönsten der Alpen gehören.
Dazu gehört der Lac Noir. Es handelt sich um einen dramatischen, wilden See, benannt nach seinem dunklen Wasser und den schwarzen Felsen drumherum.
Der Weg dorthin führt an rauschenden Wasserfällen und verlassenen Schäferwagen vorbei. Abenteuerlustige klettern über Geröllhänge weiter zum Pass oberhalb des Sees und werden mit einer tollen Aussicht bis nach Italien belohnt. Auf dem Hinweg kommt man außerdem an schönen Stellen zum Zelten vorbei.
Vanoise
Vor fast 60 Jahren wurde der Nationalpark Vanoise gegründet. Eines der Ziele bei der Gründung: die Alpensteinböcke vor dem Aussterben zu retten. Zusammen mit dem angrenzenden Gran Paradiso in Italien bildet er der Park einen der größten Naturschutzgebiete Europas. Das Herz des Parks sind die vielen hohen Berge. Mehr als 100 Gipfel ragen mehr als 3.000 Meter in die Höhe. Während die höchsten Gipfel Bergsteigern und Kletterern vorbehalten sind, haben Wanderer die Möglichkeit, auf vielen Wegen den Park zu entdecken. Mit der Via Alpina sowie den Grandes Randonnées (GR) 5 und 55 führen drei Fernwanderwege durch den Nationalpark. Es warten spektakuläre Gebirgspässe, eine unvergleichliche Tierwelt, Bäder in klaren Gebirgsseen und einsame Hütten.
Eine der Highlights sind die Lacs des Lozières in der Nähe von Termignon. Wobei: In der Nähe ist so eine Sache. Die zwei gläsernen Seen mit phantastischem Blick auf den Glacier du Pelve und den vereisten Dôme de Chasseforêt liegen sehr abgelegen am Fernwanderweg GR5. Dennoch bieten sie sich als schönes Tagesausflugsziel zum Picknicken oder Baden im See an. Tierliebhaber sollten Ausschau nach Murmeltieren halten. Die lieben nämlich die Gegend und halten sich hier zuhauf auf.
Wer mal Lust hat, die kulinarischen Leckereien der Region zu kosten, sollte den Markt in Pragognan besuchen. Jeden Freitag und Dienstag ist die Place de la Marie vollgestopft mit Marktständen, an denen regionale Erzeugnisse angeboten werden, viele davon mit leckeren Kostproben. Klassiker sind frisches Obst und Gemüse, aber auch Käse, Wurst, Oliven und Kekse finden sich im Angebot. Ideal, um sich fürs Picknick einzudecken!
Haute Maurienne
Die Maurienne umfasst das Alpental der Arc und ihre Seitentäler. Eine Reihe perfekt erhaltener Dörfer ziert das Tal, allen voran Bonneval-sur-Arc, eines der schönsten Dörfer Frankreichs.
Besucher erwarten gepflasterte Straßen, dicke Mauern, Schieferdächer, eine Kirche aus dem 16. Jahrhundert – und ganz viel Wintersonne. Hier ist übrigens auch Endstation für alle Autofahrer, auch wenn eine Straße von Bonneval zum Col de l’Iseran führt. Das ist der höchste aller befestigten Alpenpässe, er ist unter Radsportlern legendär.
Die Region ist darüber hinaus berühmt für ihre vielen Kirchen, viele mit Fresken verziert. Unbedingt besuchen sollte man auch das verborgene Avérole-Tal, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. In die urigen, verfallenen Dörfer verirren sich nur selten Besucher, von Wintersport-Tourismus weit und breit keine Spur.
Nervenkitzel dagegen verspricht das Überqueren der Passerelle du Diable, der Teufelsbrücke. Sie führt in einer engen Schlucht über die Arc.
Chartreuse
Die Chartreuse, auch Smaragd der Alpen genannt, ist bis heute ein unberührtes Naturidyll geblieben. Obwohl es mitunter sehr wuselig zugehen kann, die Städte Grenoble im Süden und Chambéry im Norden sorgen dafür, finden Besucher schöne Orte, um abzuschalten oder um die Natur zu entdecken.
Der Grande Cascade de Saint-Meme etwa ist ein imposanter Wasserfall. Besucher können einen kurzen, aber steilen Aufstieg zum Fuße des Wasserfalls nehmen und dort das Naturschauspiel genießen. Die unterirdischen Quellen, die den Wasserfall speisen, befinden sich in einem nahen Höhlensystem. Abenteuerlustige klettern links vom Wasserfall einen Trampelpfad zu einer der Höhlen hinauf.
Auf zum höchsten Gipfel der Chartreuse, dem Chamechaude! Der Gipfel wirkt auf den ersten Blick eher unzugänglich für Wanderer, doch die Straße über den Col de Porte bietet einen ausgezeichneten Startpunkt für eine Besteigung. Der Gipfel ist von hier für jeden halbwegs fitten, vor allem aber schwindelfreien Wanderer machbar. Der Weg verläuft im Zickzack über die westlichen Hänge. Nur die letzten Meter zum Gipfel führen über eine Kletterpassage, die mit Stahlseilen gesichert ist.
Oisans
Oisans besteht aus zwei prachtvollen, aber ziemlich gegensätzlichen Tälern – Romanche und Vénéon – und bildet das nördliche Tor zum Nationalpark Écrins. Wuseliges Zentrum der Region ist das Dorf Bourg d’Oisans. Wer es ruhiger mag, sollte im Sommer Kurs auf die Berge um La Grave nehmen, wo eine Schar malerischer Dörfer, die sich in den letzten Jahrhunderten kaum verändert haben, liegen. Von dort kann man den schönen Oberlauf der Romanche erkunden oder vielleicht sogar das Emparis-Plateau mit seinen herrlichen Seen erkunden.
Etwas oberhalb von Bourg-d’Oisans zweigt das zweite große Tal vom Romanchetal ab. Im Vénéontal gibt es keine Durchfahrtsstraße, es führt direkt ins wilde Herz des Nationalparks Écrins, der mit großen Wasserfällen, aufragenden Felswänden und glitzernden Seen aufwartet, darunter der Lac du Lauvitel – einer der schönsten Badeseen der Alpen. Die Fahrt durch den obersten Talabschnitt, oberhalb von St Christophe bis zum letzten Dorf La Bérarde, ist allein schon ein Abenteuer. Der Weg führt über eine schmale, einspurige Straße am Rande einer Klippe entlang.
Briançonnais
Bekanntester Ort im Briançonnais ist die Stadt Briançon – die höchstgelegene Frankreichs (1.326 Meter). In der zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Stadt gibt es einige sehenswerte militärische Bauten, die zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert errichtet wurden.
Nördlich von Briançon erstreckt sich das Vallée de la Clarée, das einige mit Fug als eines der schönsten Täler der französischen Alpen bezeichnen. Wer Ruhe sucht, sollte den oberen Teil des Tals besuchen. Es locken rauschende Bäche, Wildblumenwiesen, Wasserfälle, urige Bauernhöfe, Gebirgsseen und majestätische Berge.
Tipp: Einer der schönsten Orte ist der Flussabschnitt am zwei Kilometer langen Fußweg am westlichen Ufer von der Pont du Jadis, der zu einer weiteren Fußgängerbrücke führt.
Auf der anderen Seite des Col de Échelle liegt im Norden das nächste Tal, das Vallée Étroite. Aufgrund der Nähe zu Italien findet man auf den Speisekarten der Gasthöfe viele Klassiker der italienischen Küche. Das Tal ist eine ausgezeichnete Ausgangsbasis, um den Mont Thabor zu besteigen. Das sollten auch weniger Geübte machen, denn er ist einer der besten Dreitausender, der für einfache Wanderer begehbar ist.
Queyras
Das Queyras ist eine faszinierende Alpenregion, ungefähr in der Mitte zwischen Genfersee und Mittelmeer an der Grenze zu Italien. Aufgrund der hohen Berge praktisch abgeschnitten, hat sich die Gegend ein Gefühl der Unabhängigkeit bewahrt. Die dramatische Landschaft verleiht diesem geheimnisvollen, nur von wenigen Touristen besuchten Teil der französischen Alpen ein ganz besonderes Flair.
Dank des Überflusses an Holz sind die Einheimischen für ihr Holzhandwerk weit über die Region hinaus bekannt. Noch heute werden hier traditionelle Holzmöbel und Holzspielzeug hergestellt.
Die einst strategische Bedeutung dieser Grenzregion manifestiert sich in den großen Festungen von Château-Queyras und Mont Dauphin, beide exzellente Ausgangspunkte, um den Guil zu erkunden. Der Fluss rauscht auf der langen Reise zwischen den beiden Festungen durch eine Felsschlucht und bietet sich für Rafting-, Kletter- und Via-ferrata-Abenteuer an.
In der wenig besuchten Gegend gibt einige urige Herbergen, in denen man rustikal speisen und übernachten kann. Unbedingt probieren sollte man Oreilles d’Anes (Eselsohren), benannt nach der Form der Spinatblätter, die in Pfannkuchenteig mit Käse überbacken werden.
Buchtipp: WILD GUIDE: Französische Alpen
Diese und viele, viele weitere Tipps zu den schönsten Naturoasen in den französischen Alpen finden sich in dem Buch »WILD GUIDE Französische Alpen« von Helen und Paul Webster, erschienen im Verlag Haffmans/Tolkemitt. In dem Reiseführer werden die besten Geheimtipps für die französischen Alpen präsentiert, von den wenig bekannten Ecken der Ubaye und des Queyras bis zur ikonischen Landschaft des Mont Blanc. Klappenbroschur, 4-farbig, mit vielen Fotos und Illustrationen, 320 Seiten, Preis: 24,95 Euro, ISBN: 978-3-942048-89-7.